2002-2005: Aller Anfang ist schwer

 

Man mag es kaum glauben, aber Star Trek Companion begann als Rollenspiel. Es war Herbst 2002, als die ursprüngliche Seite das Licht der Welt erblickte. Auf ihr tummelte sich ein ziemlich bunt zusammengewürfelter Haufen von Leuten. Wie es eben so ist, waren die Einen dabei mehr, die Anderen weniger aktiv. In eher unregelmäßigen Abständen postete man (nicht immer konsistente) Fortsetzungskapitel in zwei Raumschiffgruppen eines rustikalen Forums. Vermutlich war es mehr Spielerei als aufrichtiges Hobby, während man auf gedankliche Reisen durch das Star Trek-Universum ging (damals war das Internet noch keine Selbstverständlichkeit wie heute). Immerhin entstanden mehrere Geschichten im Umfeld einer großen Sternenbasis mit in sich stark heterogener Qualität.

 

Rückwärtig betrachtet, lag es wohl in der Natur der Sache, dass die Storybögen nicht immer aufgingen, weil jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer persönliche Ideen einbrachte, oft ohne Abstimmung und somit gelegentlich zum Leidwesen anderer Beteiligter. Trotzdem hatten die Schreiberlinge einstweilen ihren Spaß; da ergaben sich sogar Freund- und Liebschaften. Der Lauf der Dinge brachte es jedoch binnen eines Jahres mit sich, dass Motivation und Zeitreserven eines Teils der Mitglieder beträchtlich zurückgingen. Die Zahl der aktiven User im Forum sank nach und nach auf einen kleinen Kern. Irgendwie war es nicht mehr dasselbe wie früher. Und auch ich war in Gedanken schon anderswo, wie ich zugeben muss.

 

Das Schreiben hatte mich gepackt. Bald schon kristallisierte sich bei mir der Wunsch heraus, einen eigenen Roman zu verfassen. Zwar dauerte das Rollenspiel noch eine Weile fort, aber parallel begann ich bereits mit meinen Schreibarbeiten, die eher nach dem Drauf-los-Prinzip funktionierten. Zum damaligen Zeitpunkt begeisterte ich mich vor allem für Deep Space Nine, und so ist es wohl nicht überraschend, dass mein erstes Buch etwas mit dieser Serie zu tun hat. Als Spirit of Time Anfang 2004 fertig wurde, kam die ganze Entwicklung der Seite in eine neue Phase. Es war der eigentliche Startpunkt für das literarische STC.

 

Spirit of Time war eine verzweifelte Liebesgeschichte in den Wirren des Dominion-Kriegs, durch und durch schwerer Stoff und nicht ohne tragischen Ausgang. Wenige Monate später spielte ich mit dem Gedanken, dem Konzept dieses Stand-alone-Romans etwas entgegenzusetzen: eine Miniserie, in der es mehr Kurzweiligkeit, Optimismus und Humor geben sollte. Die Tempest-Reihe ist die Erzählung von einer bunten Sternenflotten-Crew, die nach dem Dominion-Krieg für Recht und Ordnung kämpft. Sie entstand hauptsächlich in den Jahren 2004 und 2005 und beansprucht in meinen hobbyschriftstellerischen Analen einen wichtigen Platz, gerade was das Austesten neuer Möglichkeiten anbelangt. Nebenbei versüßte mir die Tempest-Odyssey die Zeit zum Abitur und war eine dankbare Abwechslung vom Schulalltag.

 

 

2005-2007: Wer suchet, der findet

 

Nach diesen zwei erfolgreichen Startprojekten wuchs bei mir die Zuversicht, mich an Komplizierteres und mehrere Projekte gleichzeitig heranwagen zu können. Im Rückblick musste mich der Übermut gepackt haben. Pünktlich zu meinem Studienbeginn hob ich das ursprüngliche Innisfree aus der Taufe. Da strandet eine Sternenflotten-Mannschaft auf einem fremden, entlegenen Planeten, und es beginnt eine Reise voller Wunder und Selbstfindung. So weit, so cool die Idee. Ein gutes Jahr schritt die Reihe voran - vier der sechs geplanten Bücher wurden fertig -, doch die Überkomplexität und der wenig durchdachte Storybogen holten sie früher oder später erbarmungslos ein. Das Projekt kam Ende 2006 zum Erliegen, schier unlösbar wie der gordische Knoten.

 

Leichter hatte es da die Idee von Hidden Frontier. Im Medias-Res-Stil gehalten, thematisierte die Geschichte das erste Kolonisationsprojekt der blutjungen Föderation und war gleichsam ein Sequel zu Enterprise. Drei Novellen wurden mit Elan geschrieben, doch als ich im Frühjahr 2007 ein neues Feld entdeckte, das sich ohnehin mit Enterprise beschäftigte, machte das Hidden Frontier so ziemlich auf einen Schlag obsolet. Sie sehen: Manche Ideen klingen zunächst gut, doch dann platzen sie wie die berühmte Seifenblase. So ist das nun einmal, aber für die Gesamtentwicklung von STC war es auf jeden Fall zuträglich.

 

Alles in allem war der Zeitraum 2005 bis 2007 eine Zwischen- und Suchphase. Unter dem Eindruck einiger privater Tiefschläge folgten überambitionierte Projekte, die einem zwar ein gewisses Refugium boten, doch letztlich einfach zu viel Ballast mit sich herumschleppten (übrigens auch sprachlich). Trotzdem würde ich meinen, dass gerade hier enorm viel Kreativität am Werke war. Doch manchmal klafft zwischen der bloßen Inspiration und der Umsetzung eben doch eine erhebliche Lücke. Das hatte ich erst noch zu lernen. Das Weniger-ist-mehr-Prinzip hatte ich zu dieser Zeit noch nicht verinnerlicht, aber ich begann allmählich zu erahnen, was es mit dem geflügelten Wort vom gesunden Minimalismus auf sich hat.

 

Im Herbst 2006 wurde übrigens noch Freedom - Shadows of Force fertig. Es ist mein bis dato einziges erfolgreiches Jointventureprojekt mit einem anderen Autor (Jörn Podehl) und eine Geschichte, die sich - aufbauend auf den Ereignissen in Nemesis - mit der Zukunft des Romulanischen Sternenimperiums beschäftigt. Dabei wird so ziemlich alles zusammenkratzt, was es an Informationen in den Serien und Filmen gibt. Darüber hinaus erschienen auch einige Non-Sci-Fi-Romane. Ich begann also langsam, auch über die Star Trek-Grenzen hinaus nach inspirierendem Stoff zu suchen.

 

 

2007-2010: Relaunch-Zeit

 

Ein wirklich großer Schritt nach vorn ergab sich Anfang 2007 mit dem Einfall, die eher unrühmlich eingestellte fünfte Serie Enterprise fortzusetzen. Durch die Vorarbeiten an Hidden Frontier waren mir viele Ideen durch den Kopf gegangen, sinnvoll an den Canon anzuknüpfen. Trotz all dieser Musenküsse gab es indes keine Garantie, dass das Season-5-Projekt tatsächlich fruchten würde. Und tatsächlich wurde es ein sehr langwieriges, planungsintensives und mühsames Unterfangen, das sich über mehr als zwei Jahre erstreckte. An seinem Ende standen dreizehn große, zusammenhängende Romanepisoden. Es wurde das wohl lohnenswerteste Projekt, an das ich mich bislang begeben habe.

Mit der Geschichte des Romulanischen Kriegs konnte ich Jahre später perfekt an die Season 5 anschließen und einen weiteren ausgedehnten Storybogen bis hin zur Gründung der Föderation in Form von zehn zusätzlichen Romanepisoden erzählen. So umfasst meine literarische Erweiterung des Enterprise-Kosmos heute an die 25 Romane.

 

Die große Motivation, die ich aus diesem Projekt schöpfen konnte, ist, dass es immer einen sehr konkreten Vergleichsmaßstab gibt und man mehr oder minder kontrollieren kann, wie authentisch die eigene (Weiter-)Erzählung ist. Darüber hinaus macht es wirklich Spaß, in all dem Serienmaterial zu recherchieren und neue ausbaufähige und/oder erklärungsbedürftige Stellen zu entdecken - Kerben, in die ich dann mit Vorliebe schlage. Gleichzeitig rücke ich Enterprise aber auch in eine Richtung, wie ich sie mir selbst vorstelle. Die Synthese aus Kreativität und Canontreue macht, glaube ich, den besonderen Reiz dieser Arbeit aus.

 

Das erfolgreiche Enterprise-Unterfangen hat mich dazu motiviert, es auch mit einem Sequel für The Next Generation zu probieren, das ja seit Nemesis etwas in den Argen liegt. Wenn auch längst nicht so umfangreich wie meine fünfte Enterprise-Staffel, wurden seit 2009 mehrere Romane fertig. Besonders stolz bin ich auf den Debützweiteiler Day of Confession, der die (in der Serie leider nie wirklich realisierte) Liebesbeziehung von Jean-Luc Picard und Beverly Crusher ins Zentrum rückt und für die beiden im wahrsten Wortsinn neue Horizonte erkennbar werden lässt.

 

Außerdem habe mich einem Innisfree-Relaunch angenommen - wobei 'Relaunch' mit Vorsicht zu genießen ist, denn es handelt sich im Prinzip um eine ganz neue Geschichte, die jedoch die Mysterien- und Wunderlastigkeit des Vorgängers übernimmt. Eine weitere kleine Aktivität widmete sich einem Projekt namens Glowing Heart, das sich speziell um meinen weiblichen Lieblingscharakter Kira Nerys dreht. Hier geht es insbesondere um große Gefühle und Erinnerungen an frühere Tage.

 

 

 

2011-2012: The Final Frontier gets a little darker

 

Im Sommer 2011 ist STC, vielleicht ohne dass ich es anfangs bemerkte, in eine neue Phase eingetreten. Mit Abyss habe ich mich einer Miniserie angenommen, die zeitlich zwischen den Eugenischen Kriegen und dem Ausbruch des Dritten Weltkriegs spielt. Diese kritischste Phase der menschlichen Geschichte, über die der Canon kaum Informationen bietet, wird ausführlich beleuchtet, und wo es geht, webe ich natürlich Figuren und Fakten aus den Star Trek-Serien und -Filmen ein.

Das Ganze ist als eine Art Endzeit-Thriller konzipiert, mit einer extrem düsteren Atmosphäre und dunklen Träumen. Die Menschheit steht am Abgrund, und obwohl die Vulkanier noch lange nicht in den Wäldern Montanas gelandet sind, gibt es bereits so etwas wie einen ersten Kontakt mit einer außerirdischen Lebensform. Ich finde es erfrischend, mal etwas Neues zu probieren. Abyss ist nicht nur Dystopie, sondern auch ein faszinierendes Was-wäre-wenn und ein scharfer Kontrast zur strahlenden Zukunft Star Treks.

 

 

2013-2018: Von der Kunst, aus der Not eine Tugend zu machen

 

Seitdem ich ins Berufsleben eingetreten bin, habe ich gemerkt, dass meine einstmals noch so üppige Freizeit immer knapper wurde. Ich kann an dieser Tatsache nichts ändern, und so folgten im Sommer und Herbst 2014 ein paar schmerzhafte Entscheidungen: Bestimmte Projekte konnten nicht mehr weiterverfolgt werden. Ich machte eine ehrliche Bestandsaufnahme und fragte mich, welche Romane und Buchreihen mir wirklich wichtig sind. Obwohl es niemandem mehr Leid tut, nicht alle Geschichten zu Ende erzählen zu können, habe ich trotzdem den Eindruck, dass die vorzeitig eingestellten Reihen nicht über alle Maßen darunter leiden.

 

Die Limitierung der zur Verfügung stehenden Schreibzeit hatte auch ihr Gutes. So habe ich damit begonnen, neue Schreibformate und Darstellungsformen auszuprobieren mit dem Ziel, kompaktere Werke zu verfassen. Da 600-Seiten-Wälzer nicht mehr wirklich an der Tagesordnung sind, suche ich für bestimmte Projekte nach Mitteln und Wegen, authentische Geschichten zu erzählen, ohne dass ich Gefahr laufe, ein womöglich ausuferndes, Aberhunderte Seiten langes Buch niemals abschließen zu können. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Power Politics-Reihe, die auf ziemlich stringente Weise von politischen Macht- und Ränkespielen zwischen den Großmächten erzählt, wie sie gerade in TNG und DS9 gezeigt oder angedeutet werden. Besagte Reihe ist im Laufe der Zeit immer weiter angewachsen und füllt verschiedene geschichtliche Lücken im ST-Kosmos aus. Auch Voyager konnte ich im Rahmen eines überschaubaren, aber dicht erzählten Projekts einen, wie ich hoffe, würdigen und charakterlastigen Epilog zur Serie geben, der nach Endspiel ansetzt.

 

 

2019 und die Zukunft: "truly sailing into the unknown"

 

Im Herbst 2018 habe ich nach einigem Innehalten beschlossen, die Arbeiten an neuen Star Trek-Romanen auf absehbare Zeit einzustellen. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Ich habe vieles erreicht und blicke voller Zufriedenheit auf die hobbyschriftstellerischen Jahre zurück, aber natürlich sind nicht alle Projekte über die Ziellinie gekommen.

Wenn ich etwas aus dieser ausgedehnten (Selbst-)Erfahrung mitgenommen habe, dann dass das Schreiben eine zweiseitige Angelegenheit ist: Die Kreativität, das Finden neuer, spannender Ideen, kann einen ungeheuer anspornen und beflügeln, aber es gibt gerade bei großen Schreibprojekten früher oder später einen Punkt, wo man auch ein hohes Maß an Selbstdisziplin bemühen muss, um das Begonnene auch wirklich bis zum Ende durchzuziehen. Ich denke, diese Fähigkeit zum langen Atem ist eine Eigenschaft, die ebenso wichtig ist wie ein vor Ideen sprudelnder Kopf.

Was die Zukunft bringt, steht im wahrsten Wortsinn in den Sternen. Die STC-Seite bleibt natürlich uneingeschränkt online und alle fertiggestellten Bücher abrufbar - und es heißt ja bekanntlich: Sag niemals nie. Irgendwie bezweifle ich, dass die Abenteuer schon an ein Ende gelangt sind. ;-) Live long and prosper!