Phänomen Data - Wo endet die Maschine, wo beginnt der Mensch?

 

Mit der Figur des Androiden Data betrat The Next Generation seinerzeit Neuland: Ein künstlicher Mann wurde zum Protagonisten einer Science-Fiction-Serie. Im Laufe von 176 Episoden beantwortete TNG viele Fragen zu Data, warf aber auch neue auf. Nicht wenige davon wurden bereits in einem frühen Stadium der Serie thematisiert: Wie begreifen wir hochentwickelte künstliche Intelligenz? Was unterscheidet sie überhaupt noch vom Menschen? Und warum haben wir sie erschaffen?

 

Der Android betritt die Bühne

 

„Commander Data, was sind Sie?“„Ein Android.“„Was ist das?“„Websters Wörterbuch, 24. Jahrhundert, 15. Auflage, beschreibt einen Androiden als eine Maschine, die dem Menschen äußerst ähnlich ist.“ (William Riker und Data in TNG 2x09)

 

Mit diesen Worten drückte Data zu Beginn von TNG sein Verständnis darüber aus, was er ist. Das Wort ‚Android‘ stammt aus dem Griechischen und setzt sich zusammen aus ‚Andro‘ (Mann) und ‚id‘ (ähnlich). Der Duden definiert den Androiden als eine „Maschine, die in ihrer äußeren Erscheinung und in ihrem Bewegungsverhalten einem Menschen ähnelt (Kunstmensch)“. Ein idealer Android ist demzufolge ein künstlich geschaffenes Wesen, das sich vom Menschen nicht mehr ohne weiteres unterscheiden lässt. Maschine und Mensch verschmelzen.

 

Die Idee eines solch künstlichen Mannes geht ursprünglich nicht auf Star Trek-Erschaffer Gene Roddenberry zurück. Vielmehr wurzelt sie tief in der modernen Menschheitsgeschichte und hat sich im Laufe der Zeit in verschiedenen Erscheinungsformen gezeigt und weiterentwickelt. Bereits Mary W. Shellys Frankenstein aus dem Jahr 1818 konfrontierte uns mit der Erschaffung von künstlichem Leben. Der talentierte Wissenschaftler Victor Frankenstein vereint Teile verschiedener menschlicher Leichen und belebt sie. Es entsteht allerdings eine monströse und von der Gesellschaft wie auch von Frankenstein selbst verstoßene Kreatur, die letzten Endes durch die Ablehnung und Feindseligkeit, die sie erfährt, selbst gewalttätig wird und mordet. Dieses an und für sich bemitleidenswerte Wesen verwandelt sich demnach in ein Abbild von Hass und Vorurteil, wird zu einem Spiegel des Menschen selbst. Frankenstein trug den Untertitel Der moderne Prometheus, was ein deutlicher Hinweis auf den menschlichen Wunsch ist, selbst Leben zu schaffen und Gott spielen zu können. So ging es in dem Buch denn auch weniger um wissenschaftliche Authentizität, sondern darum, was einen Menschen zum Menschen macht, worin die Integrität einer menschlichen Persönlichkeit besteht und welche Rechte ein Individuum besitzt.

 

Dies sind die zentralen Fragen, die 169 Jahre später Gene Roddenberry mit der Kreierung der Figur des Data verfolgen wollte. Es geht darum, über den Weg der Verfremdung durch eine künstliche, hochintelligente Lebensform die fundamentalen Fragen der menschlichen Natur, Identität und Würde zu klären. Doch anders als Frankenstein oder zahlreiche andere Bücher und Filme, die künstliche Menschen als Monstren und Bedrohung für die Menschheit inszenieren, verfolgte Star Trek stets eine positive Utopie: Künstliches Leben wird, jedenfalls anhand des Hauptcharakters Data, als Chance und Verheißung dargestellt – und es wird in die Reihen der Menschen aus Fleisch und Blut integriert anstatt abgestoßen. Dennoch spielen der soziale Kontext und die gesellschaftlichen Wertvorstellungen, unter denen Data lebt und sich entwickeln kann, eine zentrale Rolle.

 

Das Gute in der Maschine

 

Anders als der Cyborg, der in der Verkörperung des bösartigen Borg-Kollektivs später Einzug in die Serie fand (TNG 2x16; 3x26; 4x01), beschritt der Android den entgegengesetzten Weg. Bei ihm handelte es sich um ein künstlich geschaffenes, positronisches Wesen, das die Annäherung an den Menschen aktiv anstrebte. Data war ein Prototyp dieses Prinzips, Vorreiter einer neuen Zeit. Sein Aussehen war im weitesten Sinne menschenähnlich, er interagierte auf eine menschenähnliche Weise mit seinem Umfeld und war mit einem entwicklungsfähigen Bewusstsein ausgestattet. Er wusste, wer er ist, was ihn ausmachte und war in der Lage, über sich selbst zu reflektieren. Die Fähigkeiten des Androiden zeigten sich jenseits seiner physischen Attribute (Stärke, Verarbeitungstempo) in seiner exorbitanten kognitiven Leistungsfähigkeit – bei einem IQ-Test hätte er wohl jeden Menschen haushoch geschlagen –, die Defizite wiederum im emotionalen Bereich, der ihm während der sieben TNG-Staffeln nur äußerst schwer zugänglich blieb. Viele Jahre lang musste er ohne Empfindungen leben; Konzepte wie Freude, Trauer, Humor oder Intuition waren ihm fremd. Für Roddenberry war es äußerst entscheidend, der Maschine ein menschenartiges Aussehen zu verleihen, weil dies in seinen Augen eine Voraussetzung dafür war, Data als sich entwickelnde Persönlichkeit anzunehmen – sowohl in universe als auch auf Seiten des Publikums. Zugleich ermöglichte die exotische Erscheinung (weiße Haut, gelbe Augen, strenge Frisur, kühle Sprache, spezielle Mimik und schief gehaltener Kopf, die auf Verarbeitungsprozesse hinweisen), seine Andersartigkeit in Szene zu setzen.

 

Der stärkste Ausdruck von Datas Androidsein war sein durch die Serie hinweg zum Ausdruck gebrachtes Bestreben, ja seine Sehnsucht, Gefühle entwickeln und wie ein Mensch empfinden zu wollen. Daher bestand ein wesentlicher Kern von Datas Identität darin, dass er menschliche Verhaltensweisen beobachtete, studierte und imitierte. Paradoxerweise ahmte er bestimmte Mimiken und Gestiken von Zeit zu Zeit derart perfekt nach, dass der Zuschauer sich unweigerlich die Frage stellen musste, ob der Android tief in seinem Innern nicht doch zu bestimmten Gefühlsregungen fähig war. Diese Irritation wollten Roddenberry und spätere Produzenten ganz bewusst verursachen, um den Zweifel am vermeintlichen Gegensatz Mensch/Maschine zu mehren und alte Grenzziehungen ad absurdum zu führen. Dazu passt auch, dass Data durch seine ethischen Subroutinen von Zeit zu Zeit humanistischer und (vermeintlich) gewissenhafter agierte als seine Kameraden bei der Sternenflotte. Ein Beispiel dafür ist die TNG-Episode 6x09, in der Data sich weigerte, einen Befehl auszuführen, weil dadurch unschuldige Lebewesen in Gefahr gebracht worden wären. Erneut mit einer Art ethischem Fail Safe-Programm konfrontiert wurden wir im Film Der Aufstand, wo Data die Ba’ku instinktiv schützte. Dieser eingebaute ethisch-moralische Kompass ließ Data als nahezu unkorrumpierbar erscheinen, da rechtschaffenes Verhalten seiner Grundprogrammierung entsprach.

 

Die Maschine als Charakterisierung des Menschen

 

Eine der zentralen Fragen, die TNG aufwarf, betrifft die Motivation des Menschen, künstliches Leben in die Welt zu setzen. Warum tut er dies? Welche Absicht steht dahinter? 1997 veröffentlichte Richard Barbrook einen Essay namens Der heilige Cyborg, demzufolge es im Wesentlichen vier Menschheitsträume sind, auf die die Beschäftigung mit künstlicher Intelligenz und künstlichem Leben zurückgeht: „Babies zu machen ohne Sex zu haben; der Herr über Sklaven zu sein; Unsterblichkeit zu erlangen; ja sich sogar in reinen Geist zu verwandeln“. Einige dieser Aspekte wurden von TNG stark thematisiert und stellten bei der Entstehung der Drehbücher einen Ausgangspunkt dar. So wurde in der wegweisenden Episode Wem gehört Data? (2x09) bereits in der zweiten Staffel der Serie ein Szenario diskutiert, in dem Data massenhaft dupliziert und der Sternenflotte eine ganze Armee von Androiden zur Verfügung stehen könnte, denen jedoch die Rechte des Individuums vorenthalten bleiben. Captain Jean-Luc Picard wendete diese drohende Gefahr in der Rolle von Datas Verteidiger vor Gericht ab, indem er der Sternenflotten-Justiz glaubhaft vor Augen führte, dass sein androider Kollege und Freund längst die gängigen Kriterien einer intelligenten, ihrer selbst bewussten Lebensform erfüllte. Daher würde die Föderation in eine neue Form der technologisch fortgeschrittenen Sklaventreiberei zurückfallen, würde sie massenhaft Datas vom Fließband laufen lassen und diese zu einer Art Arbeitsklasse machen. Data erhielt folglich die vollständigen Rechte einer Person explizit zugesprochen und durfte fortan über sein Schicksal bestimmen. Die Androidenarmee blieb – noch – ein schwüler Albtraum, ehe die Föderation Jahrzehnte später in PICARD in dunklere Gefilde eintreten würde.

 

Der Gedanke der Unsterblichkeit ist ebenfalls einer, der beispielsweise für Datas ‚Vater‘, den eremitenhaften Dr. Noonien Soong, eine Rolle spielte (TNG 4x03; 6x16). Für Soong war allerdings noch wichtiger, dass er mit Data ein selbst für ihn als Erschaffer wundersames Wesen in die Welt setzte, das in seinem nie enden wollenden Streben, menschlich zu sein, schier unendliche Potenziale für Verbesserungen und Selbstkritik bereithält – was auch die menschliche Natur betont, wie sie Star Trek propagiert (Jean-Luc Picard in VIII: Der Erste Kontakt: „Wir arbeiten, um uns selbst zu verbessern – und den Rest der Menschheit“).

 

„Ich bin interessiert an dem, was zwischen dem Augenblick passiert ist, als ich nicht mehr war als eine Anhäufung von Teilen in Dr. Soongs Laboratorium, und dem nächsten Augenblick, als ich lebendig wurde. Was war es, das mir das Leben geschenkt hat? […] Heißt das, diese Frage kann nicht beantwortet werden?“ – „Nein. Ich wollte damit sagen, dass wir das ganze Leben lang um eine Antwort kämpfen. Aber dieser Kampf ist äußerst wichtig. Er hilft uns, unseren Platz im Universum zu bestimmen.“ (Data und Beverly Crusher in TNG 6x09)

 

Der Spiegel-Androide: Lore als Uncanny Valley

 

Mit Lore wurde schon zu Zeiten der ersten TNG-Staffel (Episode 1x13) ein weiterer Android eingeführt, der wie Data vom menschlichen Erfinder Soong auf dem Planeten Omicron Theta erschaffen worden war. Lore war so gut wie baugleich mit Data, verfügte jedoch über ein Emotionsprogramm in seiner Architektur, das ihn weit menschlicher wirken ließ. Wie Datas ‚Bruder‘ nach seiner Reaktivierung einräumt, war er aufgrund seiner enormen Menschenähnlichkeit vielen Kolonisten auf Omicron Theta unheimlich, sodass diese Soong baten, ihn zu deaktivieren und einen weniger ‚perfekten‘ Androiden zu kreieren. Dieser zweite Android war dann Data. Es stellte sich heraus, dass der Lore-Android in Verbindung mit seinem Emotionsprogramm einen Charakter ausgeformt hatte, der zynisch, bösartig und auf Machtmehrung aus war und dem – anders als Data – ethisches Verhalten nichts bedeutete.

 

„All die Jahre hat mich etwas geplagt: Was ist falsch gelaufen? Bei all Deiner Komplexität, Lore, Deinen Nuancen, schien Deine Grundemotion mir vergleichsweise einfach zu sein. Aber die Emotion verkehrte sich, verkümmerte. Sie wurde vom Ehrgeiz überlagert.“ (Noonien Soong in TNG 4x03)

 

So erfuhr Data, dass der hoch manipulative Lore in voller Absicht eine kristalline Entität nach Omicron Theta gelockt hatte, wo diese Kreatur sämtliche Kolonisten ermordete. Lore tauchte auch in späteren Episoden der Serie wieder auf (TNG 4x03; 6x26; 7x01; 7x10). Dabei zeigte sich, dass er – im Gegensatz zu Data – nicht anstrebte, menschlicher zu werden, sondern organische Lebensformen als minderwertig erachtete, ja sich ihrer entledigen wollte.

 

Die Frage, wie es sein kann, dass zwei an und für sich weitgehend baugleiche Androiden derart unterschiedliche Persönlichkeiten ausbilden konnten, blieb unbeantwortet. Vielleicht war dies Teil des großen Wunders, das wir mit positronischen Lebensformen bestaunen durften. Für die Zuschauer konnte es als starkes Indiz dafür gewertet werden, dass auch ein Android ein einzigartiges, hochempfindungsfähiges Lebewesen mit einer unverwechselbaren Identität ist. Eben diese Erkenntnis beförderte Picard in der Episode Wem gehört Data?, als er zu beweisen suchte, dass Data einen individuellen Charakter besitzt. Es ist nicht ohne Ironie, dass Datas dunkler ‚Zwilling‘ deutlich menschenähnlicher, aber deshalb eben nicht menschlicher war (jedenfalls nicht im normativ guten und wünschenswerten Sinne). Man kann es als Metapher sehen, dass der unvollkommene Data, der sich nach Emotionen und wahrer Menschlichkeit sehnte, ein perfekterer ‚Mensch‘ war als der andere Android, welcher über Gefühle und Humor verfügte, also hinsichtlich seiner Annäherung an den Menschen vermeintlich schon am Ziel angelangt war. Lore besaß nichts von jenem humanistisch-strebsamen Kern, der Data ausgezeichnet hatte; er war gierig, durchtrieben und überheblich. Die Figur des Data sandte somit eine starke Botschaft aus, dass diejenigen, die den Weg als Ziel sehen, unsere eigentlichen Vorbilder sein sollten.

 

Datas Reise Richtung Menschwerdung

 

Die sieben TNG-Staffeln und die darauf folgenden vier Kinofilme können auch als eine Begleitung Datas gesehen werden, menschlicher zu werden, Gefühle zu begreifen und nachempfinden zu können. So lernten wir seine vielfältigen Hobbys kennen: Der angenehme synthetische Zeitgenosse spielte Oboe, Flöte und Violine (TNG 3x02; 4x25; 5x04; 7x10), beglückte seine Freunde mit einstudierten Gesangseinlagen (X: Nemesis), malte Ölbilder (TNG 6x16; 6x17) und schrieb Gedichte, u.a. für seine Katze Spot (TNG 6x05; 6x08). Unvergessen sind auch Datas schauspielerisch-theatralische Selbsterprobungen, die Picard immer stärker persönlich unterstützte (TNG 2x03; 2x04; 3x10; 7x23); sogar dem Träumen wandte er sich zu (TNG 6x16; 7x06). Allem voran aber bemühte er sich darum, Freundschaften aufzubauen und zu pflegen. Man denke hier insbesondere an sein Verhältnis zu Geordi La Forge, das herzliche Verbundenheit atmete. Mit dem Chefingenieur konnte Data nahezu alles teilen: Er konnte komplexe wissenschaftliche Herausforderungen bestehen, ihn jederzeit um Rat fragen oder auch einfach gemeinsam mit ihm Spaß haben. Ein herausragendes Erlebnis stellte dabei ein Holodeckabenteuer dar, in dem sie sich als Sherlock Holmes (Data) und Dr. Watson (La Forge) ausgaben und gegen das durchtriebene Mastermind Dr. Moriarty antraten (TNG 2x03; 6x12). War La Forge der brüderliche Freund, so lehnte sich die Beziehung zu Jean-Luc Picard an die von Vater und Sohn an. Picard ermutigte Data, das Wesen des Menschseins weiter zu erforschen, in die Tiefenschichten all seiner Facetten und Widersprüche einzutauchen. Beide teilten sie beispielsweise die Begeisterung für alte irdische Literatur (v.a. Shakespeare). Darüber hinaus wird in einer Episode wie Datas Tag (TNG 4x11) auch auf andere für ihn wichtige Personen auf der Enterprise eingegangen, darunter Keiko und Miles O’Brien, Beverly Crusher oder Worf. Sogar auf Gesten romantischer Zuneigung und Liebesbeziehungen ließ Data sich ein (TNG 3x02; 4x06; 4x25). Überdies sahen wir, wie Data Gegenstände mit einem persönlichen Wert besetzte. So hielt er ein holografisches Abbild der verstorbenen Tasha Yar in Ehren, mit der er seine ersten sexuellen Erfahrungen machte (TNG 1x03; 1x23; 2x09). Und vergessen wir nicht zuletzt, dass Data sogar versuchte, sich ‚fortzupflanzen‘, indem er mit Lal ein Wesen nach seinem Abbild erschuf, dem leider aufgrund technischer Unzulänglichkeiten kein langes Leben vergönnt war (TNG 3x16). Darüber hinausgehend wurde er zu einem Fürsprecher künstlichen Lebens, als er beispielsweise Verantwortung für die zu Intelligenz und Selbstbewusstsein gelangten Exocomps übernahm, so wie Picard es einst für ihn tat (TNG 6x09).

 

Data übersprang also die reine Maschinenebene bei weitem. Dennoch stellten wir im Laufe der Serie immer wieder fest, dass er eben doch kein Mensch war. Datas Perspektive war insoweit auch ein wenig die eines hochfunktionalen Autisten, der die Welt anders wahrnimmt als die meisten anderen (sogenannten ‚normalen‘) Menschen; der in bestimmten Situationen Probleme hatte, einen Zugang zu den Befindlichkeiten und (Gefühls-)Zuständen seiner ‚Mitmenschen‘ zu erhalten. Zugleich war er kognitiv brillant, stets wissbegierig und neugierig, gänzlich vorurteilsfrei, und natürlich war er mit übermenschlichen physischen Leistungswerten beschlagen. So gesehen war Data eine Art ‚Rain Man‘ in eigener Sache, um an den grandiosen Film mit Dustin Hoffman zu erinnern. Doch stellt sich die Frage: War Data tatsächlich ‚unzulänglich‘ oder nicht eher ein Wesen eigener Prägung? Trotz all seiner emsigen Bemühungen, emotionsmotivierte Handlungen nachzuvollziehen, glaubte er schließlich, in seiner Entwicklung als künstliche Lebensform einen „toten Punkt“ erreicht zu haben, wie er gegenüber seinem Freund La Forge in Treffen der Generationen einräumte. Daher entschied er, sich einen experimentellen Emotionschip einbauen zu lassen, den er (dem zu diesem Zeitpunkt bereits in Gewahrsam genommenen und abgeschalteten) Lore entnommen hatte. Dank dieses ‚System-Upgrades‘ erreichte Data auf seiner Entwicklungsskala in Richtung Menschsein fortan eine neue Stufe, kam jedoch selbst mit dem Gefühlschip immer noch nicht an die menschliche Natur heran – das jedenfalls war seine Wahrnehmung, nicht unbedingt die seiner Kameraden. Im TNG-Leinwandfinale Nemesis schien er seinen Emotionschip – die genauen Gründe erfahren wir nicht – wieder permanent abgeschaltet zu haben. Am Ende des Films opferte sich Data, um Picard und die Enterprise zu retten. Es ist nicht ohne Tragik, dass in seinem Tod vielleicht der größte Beweis für seine Menschlichkeit und Empfindsamkeit liegt. Data wusste nicht nur, für wen er sein Leben einzutauschen bereit war, sondern sah auch die Beendigung seiner Existenz als Teil des eigenen Strebens an.

 

Ist Data am Ende nun mehr Mensch oder mehr Maschine? Die Frage wird sich vermutlich nie ganz beantworten lassen. Doch vielleicht sollte sie das auch gar nicht. Picard machte früh in TNG deutlich, dass er Data als ein Wesen ‚sui generis‘ sieht, als eine eigene Spezies für sich. Diese Ein-Mann-Spezies lotete die Grenzbereiche zwischen Mensch und Maschine tagtäglich neu aus, brachte beides auf eine neue Weise zusammen und erweiterte somit den Kosmos des Lebens und der Möglichkeiten enorm. Data erforschte an der Seite seiner Freunde und Kollegen nicht nur die Sterne, nein, er war zugleich ein Erforscher der menschlichen Natur. Wenn das nicht der Star Trek-Geist in Reinkultur ist, dann vermutlich nichts.

 

Hinweis: Sämtliches in diesem Artikel verwendetes Bildmaterial entstammt www.trekcore.com (öffentlich verfügbare Screencaps)

 

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