Storyelemente und Völker in Voyager

 

Gibt es so etwas wie wiederkehrende Handlungs- oder Storyelemente in Voyager? Vornehmlich ist die Serie ganz klar dominiert durch Einzelepisoden, ab und zu ergänzt durch bombastische Zweiteiler, aber natürlich bestehen gewisse Stränge von Setting- und Charakterkontinuität, die sich anhand bestimmter Spezies und Figuren festmachen lassen, denen Captain Janeway und Co. im Laufe ihrer Zeit im Delta-Quadranten begegnen. Hierzu soll im Folgenden eine kleine Übersicht und Einordnung der wichtigsten dieser Arcs geboten werden. Bei dieser Gelegenheit sollen auch die wichtigsten Völker in Voyager kompakt vorgestellt werden.

 

Kazon/Seska-Episoden

 

Die Kazon sind ein clan- und nomadenartig organisiertes Volk, das einst von den Trabe versklavt wurde, sich dann gegen sie erhob und ihre Unterdrücker in die Flucht schlug. Auf diese Weise gelangten die Kazon ziemlich schlagartig in den Besitz fortschrittlicher Technologie und mächtiger Waffensysteme und kontrollieren seither einen vergleichsweise großen, aber schlecht entwickelten Raumbereich im näheren und ferneren Umfeld von Ocampa. Aufgrund ihrer wilden, aggressiven, territorialen und vergleichsweise primitiven Kultur sind sie nur teilweise in der Lage, ihre technologischen Möglichkeiten zur längerfristigen Verbesserung ihrer Lebensgrundlagen zu nutzen. Vielmehr sind die Kazon darauf angewiesen, Rohstoffe, Nahrung, Medizin und Militärgerät von anderen Völkern zu stehlen; selbst Wasser ist bei manchen Gruppierungen ein rares Gut. Nach dem Sieg über die Trabe sind die Kazon wieder in einzelne Sekten zerfallen, die offen miteinander um Macht und Einfluss rivalisieren.

 

Als mit der Voyager ein für Kazon-Verhältnisse extrem fortschrittliches Raumschiff durch den Fürsorger in ihr Einflussgebiet geholt wird, dauert es nicht lange, bis die Kazon ein ausgemachtes Interesse an der Sternenflotten-Technologie entwickeln. Komponenten wie Replikatoren und Transportertechnologie gedenken die einzelnen Sekten im Kampf gegeneinander als Waffe einzusetzen, von den effektiven Defensivsystemen der Sternenflotte ganz zu schweigen. An und für sich wären die Kazon trotz ihrer Überzahl nur schwerlich in der Lage, der Voyager ernsthaft gefährlich zu werden. Dies ändert sich erst, als im ersten Jahr nach der Strandung im Delta-Quadranten mit Seska ein Crewmitglied der Voyager zu Maje Jal Culluh von den Kazon-Nistrim überläuft. Seska hat dies zunächst nicht vorgehabt, sondern beabsichtigte, den Nistrim für eine sichere Passage durch den Kazon-Raum und eine vorübergehende Waffenallianz hinter Captain Janeways Rücken Technologie von der Voyager weiterzugeben. Als Seska – ihrerseits in Wahrheit eine cardassianische Geheimagentin, die sich als Maquis unter Chakotays Besatzung mischte – bei ihren geheimen Aktivitäten entlarvt wird, sieht sie sich gezwungen, das Schiff überstürzt zu verlassen. Unter den patriarchalen Kazon ist die Verräterin gezwungen, sich Maje Culluh anzudienen. Um ihr Überleben zu sichern und Macht zu erlangen, unterstützt sie nun Culluhs Vorhaben, die Voyager zu erobern und als Machtinstrument für die Nistrim zu vereinnahmen. Culluh schwebt dabei der größenwahnsinnige Plan vor, mithilfe des Sternenflotten-Schiffes eine Dominanz der Nistrim unter den Kazon-Sekten herbeizuführen und weitere Völker zu unterwerfen. Durch Seskas weitreichende Kenntnisse (auch in Bezug auf Chakotays Schwächen, der mal ihr Geliebter war) gelingt es ihr zum Ende des zweiten Jahres tatsächlich, die Voyager in eine Falle zu locken und in den Besitz von Culluh zu bringen, wenn auch nur kurz.

 

Die Erfahrungen mit den Kazon sind für die Voyager in ihren ersten Jahren prägend und werden – neben den Kontakten mit den Vidiianern – zu bleibenden Erinnerungen, was es bedeutet, in einem anarchisch strukturierten Teil des Alls vollständig auf sich allein gestellt zu sein. Aufgrund dieser permanenten Bedrohungslage muss sich Janeway – auch aus ihrer eigenen Mannschaft heraus – die Frage gefallen lassen, ob es richtig ist, hundertprozentig zu den eigenen Prinzipien zu stehen, wenn die Föderation so weit entfernt und das eigene Überleben derart existenziell gefährdet ist. Gemeint ist insbesondere die Nichteinmischungsdirektive der Sternenflotte, an der sie zunächst eisern festhält und derzufolge eine Weitergabe von Sternenflotten-Technologie eine unrechtmäßige und unberechenbare Beeinflussung anderer Kulturen sowie des regionalen Mächtegleichgewichts bedeutet. Zudem stellt sich mit Fortgang der Kazon-Bedrohung die Frage, ob es nicht sinnvoll ist, zum eigenen Schutz ein zeitweiliges Bündnis mit bestimmten Partnern aufzubauen, was wiederum bedeutet, einen Austausch von vorab definierten Gütern zum gegenseitigen Nutzen zu organisieren. Beide Erfahrungen werden Janeway und ihre Crew machen, nicht immer unbedingt mit gutem Ausgang. Erst das endgültige Verlassen des Kazon-Raums wird der Voyager eine erste, echte Erleichterung bringen. Doch neue, teilweise weit gefährlichere Spezies erwarten sie dafür auf ihren kommenden Reiseetappen…

 

Wichtige Episoden:

    • 1x01/1x02 Der Fürsorger
    • 1x11 Der Verrat
    • 2x02 Der Namenlose
    • 2x11 Das Signal
    • 2x14 Allianzen
    • 2x20 Der Verräter
    • 2x26/3x01 Der Kampf ums Dasein

 

Der Heimkehr-Bogen

 

In der Serie finden sich immer wieder Episoden, in denen es um die Möglichkeit geht, aufgrund von technologischen Apparaturen (man nehme etwa den Raumtrajektor der Sikarianer) oder Raumphänomenen (Wurmlöcher und ähnliches mehr) in die Heimat zurückzukehren beziehungsweise zumindest einen temporären oder dauerhaften Kontakt in die Föderation aufzubauen. Diese Folgen, die ich lose unter dem Begriff ‚Heimkehr-Bogen‘ fassen würde, stehen oftmals auch symbolisch für den Fortschritt der beschwerlichen Voyager-Reise durch den Delta-Quadranten. Gibt es anfangs nämlich keinerlei Kommunikation mit der Sternenflotte und geht diese zunächst davon aus, dass die Voyager in den Badlands zerstört worden sei, ergibt sich ab Staffel vier ein zunächst sporadischer, dann zunehmend regulärer Gesprächskanal zur Erde (wiederum durch eine Kombination technologischer und stellarer Phänomene).

 

Gepaart mit solchen Etappenzielen auf dem Weg zur Rückkehr sind sehr persönliche Geschichten. Einerseits erfahren die Besatzungsmitglieder, wie das Leben in der Heimat weitergegangen ist, nachdem die Voyager als vermisst gemeldet und nach und nach alle Hoffnung auf ihre Rückkehr aufgegeben wurden. Für Captain Janeway bedeutet es beispielsweise, zu hören, dass ihr Verlobter inzwischen mit einer anderen Frau zusammenlebt und die Tür in ihr altes Leben damit zugeschlagen zu sein scheint. Chakotay und B’Elanna Torres wiederum müssen begreifen, dass in der Zeit ihrer Strandung auf der anderen Seite der Galaxis eine gewaltige Macht aus dem Gamma-Quadranten (Dominion genannt) zusammen mit den Cardassianern sämtliche Maquis-Kolonien und damit die meisten ihrer Freunde und Verbündeten ausgelöscht hat.

 

Andererseits stellen sich, je näher man der Heimat kommt, einige Figuren die Frage, wie ihr Leben nach einer Rückkehr in den Alpha-Quadranten beschaffen sein, was sie anders oder besser machen könnten. Man nehme hier beispielsweise Tom Paris, der stets ein sehr schwieriges Verhältnis zu seinem autoritätsgebietenden Vater Owen – seines Zeichens ranghoher Sternenflotten-Admiral – hatte. Durch seine Läuterung an Bord der Voyager ist Tom gefestigt genug, um seinem Vater anders gegenüberzutreten, aber natürlich bleiben eine Menge Fragen, wie die eigene Zukunft aussehen könnte, wenn man eines Tages zuhause anlangen sollte. Seven of Nine wiederum wurde als Kind von den Borg assimiliert, hat damit den größten Teil ihres Lebens als Drohne des kybernetischen Kollektivs verbracht und erst aufgrund ihrer Befreiung durch Janeway ihre Individualität zurückerlangt. Die Aussicht, eines Tages ihre frühere Heimatwelt wieder zu erreichen, wo Milliarden Personen anstatt der einhundertfünfzig Crewmitglieder der Voyager leben, ist nicht nur ein Anlass für Freude, sondern produziert auch Unsicherheit und Zweifel. 

 

Für alle an Bord der Voyager gilt, dass insbesondere die Episoden des Heimkehr-Bogens sie zunehmend als Zwischenweltler markieren: Auf der einen Seite sehnen sich alle nach der Rückkehr in die Heimat, die den ständigen Fixpunkt ihrer Irrfahrt ausmacht, auf der anderen Seite stellt man mit Fortgang der Odyssee immer mehr fest, dass man in Wahrheit möglicherweise längst sein Zuhause und neues Leben an Bord der Voyager gefunden hat. Dieses Spannungsverhältnis auszuhalten ist nicht einfach und gehört eindeutig zu dem Besseren, was die Serie zu bieten hat. Es ist bezeichnend, dass der in der Ferne isoliert dahinziehenden Besatzung auf der Erde ein wichtiger Verbündeter zuwächst, der selbst ein Außenseiter ist: der aus TNG bekannte neurotische Ingenieur Reginald Barclay, welcher sein Herz an eine Besatzung zu ketten beginnt, die er überhaupt nicht kennt.

 

Wichtige Episoden:

    • 1x01/02 Der Fürsorger
    • 1x07 Das Nadelöhr
    • 1x10 Das oberste Gesetz
    • 2x10 Suspiria
    • 4x14 Flaschenpost
    • 4x15 Jäger
    • 4x26 In Furcht und Hoffnung
    • 6x10 Das Pfadfinder-Projekt

 

Vidiianer-Episoden

 

Die Vidiianische Solidarität stellt zusammen mit den Kazon die zwei großen wiederkehrenden Bedrohungen dar, denen sich die Crew der Voyager in ihren ersten Jahren ausgesetzt sieht. Zwar erhalten die Vidiianer in der Serie nicht die gleiche Betonung wie das wilde Sektenvolk, sind jedoch in ihrer Präsentation furchteinflößender. Einst waren sie nämlich ein hoch entwickeltes, kulturell gebildetes und friedliebendes Volk, ehe sie von einer heimtückischen und unheilbaren Krankheit – Fresszelle genannt – befallen wurden. Um ihr eigenes Überleben zu sichern, gaben die Vidiianer Stück für Stück ihre moralischen Grundsätze auf – und verwandelten sich in etwas, das nur als Organ- und Körperjäger bezeichnet werden kann. Mithilfe der Körperteile anderer Spezies können sie ihr eigenes Leben verlängern und erhalten möglicherweise neue Bausteine, wie sie sich gegen die grausame Erkrankung immunisieren könnten. Die von ihnen benutzten, weit entwickelten Handwaffen sind nicht darauf ausgelegt, das Ziel zu töten, sondern es ‚abzuernten‘. Die Zielperson wird betäubt, anschließend werden integrierte Sensoren genutzt, um das Organsystem zu analysieren. Nützliche Körperteile können mit einem ebenfalls integrierten Transporter sofort aus dem Körper gebeamt werden.

 

Die Vidiianer sind ein dramatisches Beispiel dafür, wie dünn die zivilisatorische Tünche einer vermeintlich hoch entwickelten Kultur ist und was mit dieser passieren kann, wenn sie in eine Situation gerät, in der ihre gesamte Existenz nur noch von einer Seuche bestimmt wird. In gewisser Weise stellen sie damit eine extremere Variation der in TNG und dann in DS9 übernommenen Cardassianer dar, die ihrerseits ihre friedliche Kultur opferten und zu einer brutalen Militärgesellschaft wurden, als Umwelt- und Hungersnöte ihre Welt an den Rand des Abgrunds drängten. Einigen der vidiianischen Figuren, denen die Besatzung der Voyager im Laufe der Zeit begegnet, ist anzumerken, dass sie Bedauern und sogar einen gewissen Selbstekel über die negative Verwandlung ihrer Kultur sowie ihre Ausbeutung anderer Völker verspüren. Insofern steht hinter dem Horror über die zombiehaften Wesen und den von ihnen praktizierten Organhandel eine tiefe Tragik. Persönlich hätte ich mir gewünscht, dass die Vidiianer noch stärker ausgeleuchtet und ihnen der Vorzug vor den Kazon gegeben worden wäre.

 

Wichtige Episoden:

    • 1x05 Transplantationen
    • 1x14 Von Angesicht zu Angesicht
    • 2x19 Lebensanzeichen
    • 2x21 Die Verdoppelung

 

Borg/Seven of Nine-Episoden

 

Die Borg, die Geißel der Galaxis, angetreten, ganze Völker im Universum ihres freien Willens zu berauben und sich einzuverleiben. Ihre Konzeption war dereinst in TNG (Zeitsprung mit Q, In den Händen der Borg/Angriffsziel Erde) ein Paukenschlag und raubte vielen Zuschauern den Atem. Das Borg-Kollektiv ist eine erschreckend mächtige Zivilisation künstlich verbesserter Humanoide, die eine Symbiose aus Organik und Technik eingehen und mithilfe kybernetischer Implantate sowohl ihre technologischen als auch körperlichen Fähigkeiten bemerkenswert erweitern.

 

Sämtliche Borg-Drohnen sind durch ein fortschrittliches Subraum-Kommunikationsnetzwerk miteinander verbunden und bilden zusammen ein kollektives Bewusstsein aus. Dies ist gleichzeitig die Grundstruktur ihrer Organisation, sodass Individualität bei ihnen ein bedeutungsloses Konzept darstellt und bekämpft wird. Anzunehmen, Borg-Drohnen würden aus freien Stücken miteinander Informationen austauschen, entspricht jedoch nicht der Wirklichkeit. Vielmehr zwingt ein aggressives Hive-Bewusstsein die einzelnen Glieder des Kollektivs zur Gefügigkeit. Um andere Völker assimilieren zu können, verwenden die Borg höchst anpassungsfähige Nanosonden, welche in den Blutkreislauf des Opfers injiziert werden, um dessen DNS neu zu strukturieren und eine Ankoppelung an das Hive-Bewusstsein zu gewährleisten. Nach diesem ersten Schritt, durch den eine Drohne bereits geschaffen wurde, wird der neue Borg einem Bioextraktionsprozess unterzogen, um ihn mit technischen Hilfsmitteln auszustatten, durch die er seine künftigen Aufgaben passgenau erfüllen soll. Bemerkenswert ist, dass die Borg nur Zielobjekte assimilieren, die aus ihrer Sicht das Kollektiv bereichern können. Ist jedoch eine Person erst einmal assimiliert worden, so gibt es nur in wenigen Fällen und unter günstigen Umständen einen Ausweg über eine De-Assimilation.

 

In TNG tauchten die Borg lediglich selten auf. Ihre Inszenierungen wurden – nicht zuletzt aus Budgetgründen – sorgsam dosiert, sodass eine Aura des Mysteriösen die hybriden Wesen umwehte. Diese Linie gibt Voyager in seiner zweiten Serienhälfte dezidiert auf. Zunächst zaghafter, dann aber mit ganzer Wucht steuert das versprengte Sternenflotten-Schiff mitten in den Hoheitsraum der Borg hinein. Spätestens ab dem fünften Jahr gibt es einen ganzen Haufen Begegnungen, und angesichts der kompromisslosen und expansiven Haltung des Kollektivs sind diese natürlich kaum friedlicher Natur.
Im Zuge der zahlreichen Borg-Zwischenfälle und -krisen erfahren wir gerade in Voyager eine Menge Neues über Identität, Hintergründe und Funktionsweise der Borg-Gemeinschaft, über verborgene Eigenheiten und sogar Schwachstellen. Wir stellen aber auch fest, dass die Borg sich in ihrem grenzenlosen Machtanspruch überheben können, wie ihr Konflikt mit Spezies 8472 – einer hoch entwickelten telepathischen Rasse aus einem fluiden Raum – eindrucksvoll belegt. Dass die Borg zum exponierten Dauerbrenner der fortgeschrittenen Voyager-Heimfahrt werden, kommt nicht von irgendwoher: Immerhin ist mit Seven of Nine der große Neuzugang des Casts selbst jahrzehntelang in der Gewalt der Borg gewesen.

 

Besonders interessant sind deshalb gerade jene Episoden, die die übergeordnete Borg-Bedrohung mit der Figur von Seven verknüpfen, genauer gesagt mit den Hintergründen ihrer Assimilierung und ihrer De-Assimilierung an Bord der Voyager, aber auch ihrer allmählichen Menschwerdung. Die Macher waren so klug, Parallelen zum stilbildenden Kinofilm Der Erste Kontakt zu ziehen und damit nicht nur das neue, gruselige Erscheinungsbild der Borg zu übernehmen, sondern auch die Figur der Borg-Königin (wenn auch teilweise schauspielerisch anders besetzt). So ergibt sich teilweise ein schillerndes Panorama über die Komplexität des Hive-Bewusstseins und damit der Herrschaft im Kollektiv, aber auch über die Bedrohungslage. Allerdings tendiert Voyager zunehmend dahin, die Borg als kybernetische Diktatur unter der Knute einer größenwahnsinnigen Herrscherin darzustellen, was die Darstellung aus TNG empfindlich konterkariert. Abgesehen davon sorgen die Begegnungen mit den größten Widersachern der Föderation für enorm spannungs- und actiongeladene Momente, etwa wenn Captain Janeway eine wackelige Allianz mit den Borg gegen Spezies 8472 eingehen möchte oder wenn sie die überlegene Transwarp-Technologie des Kollektivs als Beuteobjekt ausfindig macht, um schneller in die Heimat zurückzukommen. Komisch, wenn es um die Borg geht, scheinen Sternenflotten-Grundsätze nicht mehr zu gelten…

 

Wichtige Episoden:

    • 3x26/4x01 Skorpion
    • 4x06 Der schwarze Vogel
    • 5x02 Die Drohne
    • 5x07 Das Vinculum
    • 5x15/16 Das ungewisse Dunkel
    • 6x02 Überlebensinstinkt
    • 6x16 Kollektiv
    • 6x26/7x01 Unimatrix Zero
    • 7x25/26 Endspiel

 

Hirogen-Episoden

 

Ersetzen die Borg ab dem vierten Reisejahr der Voyager die Kazon als Hauptgegner, so treten die Hirogen an die Stelle der Vidiianer. Das Volk der durchschnittlich über zwei Meter großen Hirogen hat sich aufgrund seiner nomadischen Lebensweise im Laufe von Jahrtausenden im Delta-Quadranten extrem weitläufig verstreut und ist in weitgehend unabhängigen Gruppen bzw. Clanen organisiert. Als Spezies, deren einziger relevanter Lebensinhalt die Jagd zu sein scheint, sind die Hirogen extrem aggressiv und vergleichsweise weit entwickelt. Sie legen es darauf an, Beute zu identifizieren und anzugreifen, deren Bezwingung und Inbesitznahme Ruhm und Ehre verspricht.

 

Anders als andere auf Kampf und Eroberung ausgerichtete Kulturen wie die Klingonen kennen die Hirogen im Umgang mit ihren Gegnern (die oft mit Beute gleichgesetzt wird) keinerlei Ehrprinzipien. Das bedeutet, dass sie ihre Beute als reine Objekte betrachten, unabhängig davon, ob die Zielpersonen intelligent sind oder mächtiger als sie selbst. Aufgrund der Tatsache, dass sie die meisten anderen Humanoiden nicht als gleichwertig ansehen, ist es schwer, mit den Hirogen in einen Dialog zu treten, da sie es vermeiden, mit ihrer Beute zu sprechen, oft arrogant auf sie herabschauen und sie zu einer Art Ware degradieren, die einen bestimmten Zweck zu erfüllen hat. Damit geht übrigens einher, dass Hirogen-Krieger ihre Trophäen an Bord ihrer Schiffe ausstellen, die insofern nicht nur Wohnort, Kampf- und Jagdeinheiten, sondern auch Statussymbole – Ausweise ihrer Tüchtigkeit als Jäger – darstellen. Biologische Trophäen, die erlegt wurden, werden speziell präpariert und ausgestellt.

 

Da die unterschiedlichen Hirogen-Rudel in losem Kontakt zueinander stehen, kann es vorkommen, dass sich die verschiedenen Jägerverbände von Zeit zu Zeit vereinigen, wenn besonders schwierige Beute gejagt bzw. bezwungen werden soll oder auch um Bedrohungen gemeinsam abzuwenden. Zu diesem Zweck nutzten sie über lange Zeit ein antikes, extrem leistungsfähiges Relaisnetzwerk, welches weite Teile des südlichen Delta- und oberen Beta-Quadranten durchzieht. Mutmaßlich stammt das Netzwerk nicht von ihnen, sondern wurde vor sehr langer Zeit von einem anderen hoch entwickelten Volk (das wahrscheinlich ausgestorben ist und eventuell von ihnen gejagt wurde) in Besitz genommen.

 

Wie auch im Fall der Kazon und der Vidiianer sind die Hirogen eine Variation des Motivs, wie Freiwild gejagt zu werden. Hirogen-Rudel können überall lauern, sich gegen die Voyager verbünden und aus dem Hinterhalt angreifen. Einmal gelingt es ihnen sogar, die Voyager einzunehmen und die Crew für ein perfides, brutales Trainingsprogramm zu missbrauchen.

 

Wichtige Episoden:

    • 4x14 Flaschenpost
    • 4x15 Jäger
    • 4x16 Die Beute
    • 4x18/19 Das Tötungsspiel
    • 6x15 Tsunkatse
    • 7x09/10 Fleisch und Blut

 

Q-Episoden

 

Dreimal macht die Voyager Erfahrungen mit dem omnipotenten Q-Kontinuum, allem voran ihrem prominentesten und wohl eigensinnigsten Vertreter. Das Kontinuum ist ein extradimensionaler Lebensraum, den der menschliche Verstand nicht zu begreifen im Stande ist. Für die Q, die es sich herausnehmen, andere Völker nach ihren Qualitäten zu beurteilen, haben Zeit und Raum keine Bedeutung, weswegen sie sich ohne Verzögerung von jedem beliebigen Ort (und jeder beliebigen Zeit) des Universums zu einem anderen transportieren können.

 

Die erste Begegnung mit den Q hat die Voyager in ihrem zweiten Reisejahr, als einer der Abkömmlinge dieser allmächtigen Spezies den Wunsch hat, nach ewigem Leben zu sterben. Janeway erklärt sich bereit, an Bord ihres Schiffes eine Art von Verhandlung über die Todessehnsucht des entsprechenden Q abzuhalten. Jener aus TNG bekannte Q – Picards liebster Schurke – tritt dabei als Repräsentant des Kontinuums auf, obgleich er in dieser Episode ein ganz persönliches Interesse an Janeway und ihrem Schiff entwickelt. Im weiteren Verlauf wird Janeway in nicht mehr und nicht weniger als einen Q-Bürgerkrieg hineingezogen werden und Qs verzogenem Sohn (man höre und staune, die Q können sich nun fortpflanzen!) eine Lektion in Sachen Anstand und Disziplin verpassen. Qs erkennbare romantische Zuneigung wird von Janeway nie erwidert werden – vielleicht eine Ursache, weshalb Q es unterlässt, die Voyager einfach nachhause zu schnipsen. Nun ja, die Wege des Allmächtigen sind unergründlich…

 

Wichtige Episoden:

    • 2x18 Todessehnsucht
    • 3x11 Die „Q“-Krise
    • 7x19 Q2

 

Abenteuer auf dem Holodeck

 

Seitdem Captain Jean-Luc Picard auf dem Holodeck in die Rolle des fiktiven Ermittlers Dixon Hill schlüpfte, sind Abenteuer im lebensechten 3D-Umgebungssimulator Teil des Grundinventars von Star Trek-Serien des 24. Jahrhunderts. Bezeichnenderweise sind solche Geschichten häufig dadurch geprägt, dass der Computer von externer Quelle manipuliert wurde oder Amok läuft, die Sicherheitsprotokolle durch irgendwelche Gründe außer Kraft gesetzt werden und sich die auf dem Holodeck Eingeschlossenen somit in einer gefährlichen Situation wiederfinden. Voyager ist mit solchen holografischen Quests angefüllt wie keine andere Franchise-Inkarnation. Im Chez Sandrine entspannt Tom Paris und bringt der Doktor Seven of Nine Lektionen über Menschlichkeit bei; in der Rekonstruktion eines alten Herrenhauses erlebt Kathryn Janeway romantische Abenteuer; Harry Kim spielt in seiner Freizeit die Beowulf-Sage nach; zusammen mit Tom Paris durchlebt er in Schwarz-Weiß trashige Captain Proton-Abenteuer (hier stellt Voyager als Science-Fiction-Serie modernen Typs bewusst einen Bezug zur Anfangsphase der Sci-Fi im TV her); Tuvok simuliert im Rebellion Alpha-Szenario die Möglichkeit einer Maquis-Revolte an Bord; in Phasen der Orientierungslosigkeit und des Zweifels ob des Kurses der Voyager sucht Captain Janeway Rat bei Leonardo da Vinci, in dessen urigen Atelier sie eine Werkbank bekleidet; später findet sie auch Gefallen am Wirt der irischen Kleinstadt aus dem 19. Jahrhundert namens Fair Haven; Naomi Wildman spielt auf dem Holodeck das Programm Flotters Abenteuer; und schließlich sperren die Hirogen die Voyager-Besatzung in ein Kriegsszenario aus dem Zweiten Weltkrieg, um dort die Jagd zu üben.

 

Die Liste ließe sich noch deutlich erweitern. Mehr noch als auf der Enterprise-D in TNG scheint die Welt der Holografie an Bord der Voyager ein ausgeprägtes Eigenleben zu haben, und denken wir an den Holodoc, der seine ersten Schritte in Richtung Persönlichkeitswerdung aufgrund seines noch fehlenden mobilen Emitters erst einmal nur auf dem Holodeck erproben kann, ist der Umgebungssimulator nicht einfach nur ein Ort für Erholung und Abenteuer, sondern buchstäblich ein Reich der Selbstfindung, an dessen Ende ein revolutionsträchtiges Werk wie Photonen brauchen Freiheit steht.           

 

Wichtige Episoden:

    • 1x06 Der mysteriöse Nebel
    • 2x03 Das Holo-Syndrom
    • 2x06 Die Raumverzerrung
    • 1x12 Helden und Dämonen
    • 3x22 Das wirkliche Leben
    • 3x25 Rebellion Alpha
    • 4x18/19 Das Tötungsspiel
    • 4x23 Der Zeitzeuge
    • 5x05 Es war einmal
    • 5x08 Inhumane Praktiken
    • 5x12 Chaoticas Braut
    • 5x22 Liebe inmitten der Sterne
    • 6x04 Dame, Doktor, As, Spion
    • 7x09/10 Fleisch und Blut
    • 7x18 Menschliche Fehler

 

Zeitreise-Episoden

 

Seit der originalen Serie um Kirk, Spock und Doktor McCoy stehen Zeitreise-Geschichten auf dem Star Trek-Pflichtprogramm. Voyager hat von derlei Episoden, in denen die Zeitlinie tangiert und von Janeway und Co. wieder hergestellt werden muss, eine ganze Phalanx zu bieten. In der Regel geht es also darum, den ursprünglichen temporalen Verlauf zu bewahren. Die Moral von der Geschichte ist häufig, dass ein Herumspielen an den vermeintlichen Gesetzen der Temporalmechanik zum eigenen Vorteil am Ende nur ins Chaos mündet. Die Zeit ist tückisch; sie hat ihre Launen. Besonders gut symbolisiert dies der skrupellose Krenim-Wissenschaftler Annorax in Ein Jahr Hölle. Annorax hat eine Zeitwaffe entwickelt, mit der er bestrebt ist, das Krenim-Imperium stärker und größer zu machen. Doch je öfter er das Vernichtungsinstrument einsetzt, desto mehr entzieht sich das Ergebnis seinen Wünschen – es scheint keine klaren Gesetzmäßigkeiten zu geben. Nicht nur lässt Annorax durch den Einsatz seiner Waffe das Krenim-Imperium zu einem bedeutungslosen Gebilde verkümmern; auch löscht er bei einem frühen Versuch eine Kolonie aus, auf der sich seine Frau befindet. Annorax versucht seine Fehlschläge mit neuen und wieder neuen Abschüssen seiner Zeitwaffe zu korrigieren, doch mit jedem weiteren Einsatz entfernt er sich von seinem Ziel, abgesehen von den verheerenden Konsequenzen für andere Welten und Zivilisationen.

 

Dies ist vielleicht das beste Beispiel in Voyager, wie verhängnisvoll Eingriffe in die Zeitlinie ausfallen können. Man sollte besser die Finger davon lassen und sich nicht anschicken, Gott zu spielen. Die Geschichte ist auf jeden Fall sehr schnell verändert, wenn temporale ‚Kontaminationen‘ stattfinden – das dürfen wir anhand unserer eigenen Entwicklung auf der Erde in Vor dem Ende der Zukunft feststellen, nachdem ein Zeitschiff in High Sierras in Kalifornien abstürzt.

 

Wichtige Episoden:

    • 1x04 Subraumspalten
    • 2x05 Der Zeitstrom
    • 3x08/09 Vor dem Ende der Zukunft
    • 3x21 Temporale Sprünge
    • 4x08/09 Ein Jahr Hölle
    • 5x06 Temporale Paradoxie
    • 5x24 Zeitschiff Relativity
    • 6x23 Voller Wut
    • 7x11 Zersplittert
    • 7x25/26 Endspiel

 

Episoden rund um Menschwerdung und Emanzipation

 

In guter Trek-Tradition präsentiert uns Voyager in seinem Figurenaufgebot Charaktere, die erst einen langen Weg in Richtung Individualität beschreiten, die sich selbst finden und austesten müssen. In der Serie gilt dies zunächst allem voran für den künstlich geschaffenen Holodoktor, der zu Beginn der Serie nicht mehr als ein nützliches Werkzeug für medizinische Notfälle ist und sich peu à peu über die einzelnen Staffeln hinweg zu einer vollwertigen Persönlichkeit entwickelt, welche von ihren Kameraden ernst genommen und – trotz oder gerade wegen ihrer Marotten – geschätzt wird. Aufgrund der Sondersituation eines in Der Fürsorger verlorenen medizinischen Stabes und der Strandung im entlegenen Delta-Quadranten ist es dem MHN vergönnt, dauerhaft aktiviert zu sein und Freiheiten für sich in Anspruch zu nehmen, von denen seine Artgenossen im Alpha-Quadranten nur träumen können. Auf diese Weise kann er, bestärkt von Janeway, in den ersten Voyager-Jahren zunächst sich selbst und seine Potenziale als eigenständige Person erkunden. Ab Staffel vier übernimmt er dann zusammen mit dem Captain die Rolle eines Mentors und Förderers von Seven of Nine. Die Ex-Borg wurde in Kindheitstagen vom Kollektiv assimiliert und hat entsprechend enormen Aufholbedarf mit Blick auf ihre volle Menschwerdung.

 

Die Episoden in dieser Kategorie bieten deutliche Analogien zu dem, was in TNG der Android Data über die einzelnen Staffeln hinweg an Erfahrungen macht, die ihn immer mehr zu einem eigenständigen Charakter reifen lassen. In Voyager sind sie aber durch das ungleiche Tandem Doktor/Seven oftmals auch ziemlich komisch. Neben diesem Strang findet der Doktor zum Ende der Serie sein Schaffensreich immer mehr in einem Wirken für die Liberalisierung der Föderationsgesetze und mehr Freiheitsrechte für holografische Lebensformen…und natürlich in seinen unvergesslichen Gesangsdarbietungen.

 

Wichtige Episoden:

    • 1x12 Helden und Dämonen
    • 2x03 Das Holo-Syndrom
    • 2x19 Lebensanzeichen
    • 3x18 Charakterelemente
    • 3x22 Das wirkliche Leben
    • 5x22 Liebe inmitten der Sterne
    • 6x04 Dame, Doktor, As, Spion
    • 6x13 Der Virtuose
    • 7x09/10 Fleisch und Blut
    • 7x18 Menschliche Fehler
    • 7x20 Die Veröffentlichung

 

Episoden rund um Charakterkulturen

 

Mit B’Elanna Torres haben wir in Voyager eine Figur, die ein ambivalentes Verhältnis zu ihrer klingonischen Mutter sowie zur Kultur und Lebensweise der Klingonen hat. So wie TNG und DS9 die klingonische Kultur nach und nach erforscht und ausgebaut haben, fügt Voyager diesem inzwischen komplexen Bild weitere Facetten hinzu, wenn auch in geringerem Maße. Man denke insbesondere an mythologisch aufgeladene Themen wie die Barke der Toten oder die Legende der Kuvah‘Magh. Einzig mag es den Zuschauer dann und wann ein wenig verwundern, weshalb gerade ein Schiff, das eigentlich Zigtausende Lichtjahre vom Klingonischen Reich entfernt ist, doch so viele Berührungspunkte mit ihm hat.

 

Ähnlich wie Torres hat auch Chakotay die eine oder andere charakterzentrierte Episode im Serienportfolio, in der sein indianisches Erbe, seine Einstellung dazu sowie die nicht immer einfache Beziehung zu seinem Vater Kolopak behandelt werden. Immer wieder offeriert Chakotay anderen Figuren Hilfestellung durch die halb archaischen, halb technischen Beschwörungs- und Kontemplationsapparaturen seines Stammes, etwa wenn es darum geht, Janeway einen tierischen Berater zur Seite zu stellen oder über einen tranceähnlichen Zustand Kontakt mit einem fremden Volk herzustellen. Ebenfalls in Abständen thematisiert wird die kulturelle Herkunft von Sicherheitschef Tuvok, dessen vulkanische Seele im wahrsten Sinne des Wortes ein tiefes, voller Widersprüche steckendes Gewässer ist.

 

Wichtige Episoden:

    • 2x09 Tattoo
    • 5x13 Schwere
    • 6x03 Die Barke der Toten
    • 7x14 Die Prophezeiung

 

Episoden um Crewkonflikte und andere Crewmitglieder

 

Im Laufe der Serie gibt es immer wieder Anlässe, in die heterogene Besatzung der Voyager hineinzuhorchen. So entstehen gerade zu Anfang der Reise Situationen, in denen Kontroversen über Janeways prinzipientreuen Kurs entstehen, der mit der Gefahr einhergeht, dass das Schiff sich die Möglichkeit versagt, zum eigenen Schutz strategische Bündnisse in der neuen Stellarregion zu schließen. Nicht nur Chakotay wäscht Janeway hier den Kopf, sondern auch andere Crewmitglieder wie etwa Hogan. Eine weitere Thematik, die sich durch die Serie zieht und vor allem im ersten Viertel präsent ist, betrifft die Integration der Maquis in die Crew. So gibt es mit einer Reihe von widerborstigen Personen ohne Akademie- bzw. Offizierserfahrung anfänglich Schwierigkeiten; Sternenflotte und die einstigen Rebellen müssen ein Stück weit aufeinander zugehen. Darüber hinaus werden immer mal wieder andere Besatzungsmitglieder in Voyager vorgestellt, die teilweise mit Ecken und Kanten daherkommen (hier denke ich u.a. an Lon Suder, die Delaney-Schwestern oder die drei eigenbrötlerischen Crewmen Harren, Telfer und Tal).

 

Wichtige Episoden:

    • 1x03 Die Parallaxe
    • 1x16 Erfahrungswerte
    • 2x14 Allianzen
    • 2x16 Gewalt
    • 3x16 Pon Farr
    • 5x09 Dreißig Tage
    • 6x18 Asche zu Asche
    • 6x20 Der gute Hirte

 

Hinweis: Sämtliches in diesem Artikel verwendetes Bildmaterial entstammt www.trekcore.com (öffentlich verfügbare Screencaps)

 

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