The Left Hand of Destiny #2

Autoren: J.G. Hertzler & Jeffrey Lang
Erscheinungsjahr: 2003
Seitenzahl: 350
Band: Post-DS9

Zeitraum: 1/2376

 

Inhalt

 

Auf Qo’noS ist die denkbar größte Katastrophe eingetreten: Kurz vor seiner offiziellen Machtübernahme wurde Martok übel mitgespielt. Ein Klingone namens Morjod hat einen gewalttätigen Umsturz initiiert und sich selbst zum Imperator ausgerufen. Wo im ersten Teil der Geschichte noch das verzweifelte Bemühen im Vordergrund stand, dem drohenden Tod und ständig neu auftauchenden Gefahren zu entgehen, konsolidieren Martok und seine treuen Mitstreiter ihre Situation zu Beginn des zweiten Buches.

 

An Bord der Rotarran kommt er mit Kahless, Worf, Alexander und Ezri Dax zusammen, wo sie ihre Geschichten austauschen. Wir tauchen ab in Flashbacks eines jungen Martoks sowie in die Vergangenheit von Morjods Mutter. Diese Erzählungen bilden die fehlenden Puzzleteile zu den Ereignissen aus dem ersten Roman. Es entpuppt sich, dass Morjods Mutter – eine Frau namens Gothmara – eine Wissenschaftlerin war und schon seit geraumer Zeit versuchte, die Macht im Klingonischen Reich an sich zu reißen (wieder einmal hängt dies mit Rachemotiven zusammen). So stellt sich heraus, dass Gothmara bereits Jahre zuvor an der Erschaffung von Kahless‘ Klon als treibende Kraft hinter den Kulissen tätig war in der Hoffnung, dass Kahless‘ Wiederauferstehung einen Bürgerkrieg auslösen könnte (ein großartiger Link zur entsprechenden TNG-Episode!).

 

Nachdem Martok nun klar sieht, kann er mit seiner Kerntruppe zurückverfolgen, dass der Planet Boreth das Zentrum allen Unheils zu sein scheint. Sowohl Kahless als auch Gothmaras  Hur’q-Klonen entstammen diesem Ort, und die Klingonin scheint auf irgendeinen Weg Einfluss auf die dortigen Kleriker zu haben, um ungestört ihre Experimente durchführen zu können. Auf verschiedenen Schiffen und unterschiedlichen Kursen machen sich Martok und seine Getreuen auf den Weg. Dax und Worf helfen dem Kanzler bei der Zurückerlangung seiner Macht, indem sie das legendäre Schwert des Kahless für ihn wiedersuchen.

 

Doch der dramatische Höhepunkt des Existenzkampfes um die Seele des Klingonischen Reichs erwartet Martok auf Boreth. Dort nimmt eine letzte große Schlacht ihren Lauf, die in die Geschichtsbücher eingehen wird...

 

 

Kritik

 

Ich muss sagen, nach dem ersten, eher leicht überdurchschnittlichen Teil war ich überrascht, wie stark sich die Geschichte gesteigert hat und wie enorm die Atmosphäre im zweiten Buch verdichtet wird. Tatsächlich hat die Auflösung von The Left Hand of Destiny einen ausgesprochen ominösen Anstrich erhalten, in der nicht nur politische Machenschaften und Intrigen eine wichtige Rolle spielen (wie wir sie aus so manchen TNG- und DS9-Folgen bereits kennen), sondern auch der Mystizismus der klingonischen Kultur, die dadurch einmal mehr an Reichhaltigkeit und Tiefe gewinnt. So zeigt sich, dass an Martoks Visionen aus dem ersten Teil mehr dran ist als anfangs vielleicht vermutet, und auch seine neue Mitstreiter verfügen über geradewegs übernatürliche Eigenschaften. Insofern ist der Roman um ein gewisses Star Wars-Feeling angereichert, das aber wunderbar mit dem bestehenden ST-Universum in Einklang gebracht wird.

 

Die ‚Rebellion‘, angeführt von Martok, teilt sich auf mit verschiedenen Missionen, um sich schließlich am Ziel der Reise zu treffen und die entscheidende Schlacht gegen das Böse in einer Hoth-artigen Eiswüste zu schlagen. Die Geschichte von Buch zwei erscheint insoweit prädestiniert für die große Leinwand, wobei der Brutalitätsfaktor erneut nicht zu unterschätzen ist. Es passt aber zu einer entfesselten klingonischen Story, bei der es buchstäblich um Alles oder Nichts, Schatten und Licht geht. Ein Kritikpunkt ist in diesem Zusammenhang aber anzuführen: Das letzte Drittel bietet einen Kampf auf Boreth, der ein wenig zu erwartungsgemäß abläuft und sich rasch abnutzt. Immerhin gibt es jedoch einen wichtigen Wendepunkt, der das Finale dieser Heldensaga einläutet.

 

Während im ersten Roman die Charaktere häufig lange Zeit allein mit ihren Reflexionen waren und sich diese Gedanken zumeist um den Kampf und die unmittelbare Bedrohung gedreht haben, ist es im zweiten Teil der Duologie wohltuend, die Charaktere zusammen und zusammenwirkend zu erleben. Vor allem die Dialoge von Martok, Darok und Lady Sirella sind spitz, pointiert und unterhaltsam, doch auch das Trio Worf-Alexander-Ezri funktioniert wunderbar. Die Charaktere sind alles in allem exzellent getroffen. Das könnte vielen, die mit den Klingonen vielleicht nicht so viel anfangen können, beim Einstieg in die Geschichte helfen. Wo ich soeben von Sirella sprach: Ihr heroisches Opfer beweist, wie glühend sie ihren Mann Martok verteidigt und liebt. Ihre kratzbürstige, widerspenstige Oberfläche, wie wir sie in DS9 (Episode Klingonische Tradition) kennenlernten, sagt nur wenig darüber aus, wer sie wirklich im Kern ihres Herzens ist.

 

Etwas eigenartig erscheint mir, dass das Schwert des Kahless am Ende der gleichnamigen DS9-Episode laut diesem Roman nicht im Gamma-Quadranten, sondern in einem abgelegenen Sektor des Klingonischen Reichs im All treibend zurückgelassen wurde. Aus dem Ablauf der Folge hätte ich geschlussfolgert, dass es irgendwann auf dem Rückweg zur Raumstation ins All gebeamt wurde. Jedoch genau darüber nachgedacht, könnten Jadzia und Worf den Dahar-Meister Kor damals auch mit dem Runabout direkt nach Kronos zurückgebracht haben. Dass das Schwert im klingonischen Raum treibt, ist also nicht unvorstellbar, erscheint einem beim Lesen des Romans aber im ersten Moment etwas seltsam.

 

 

Fazit

 

Glorreiche, Kämpfe, große Heldentaten und mitreißende Visionen. Nicht nur für Fans der klingonischen Kultur ein absolutes Muss. Selten habe ich erlebt, dass sich ein Fortsetzungsbuch so erheblich gegenüber dem ersten Teil steigert wie hier. Martoks Schlacht um Qo’noS ist in jeder Hinsicht episch und atmet die Atmosphäre eines echten Kinofilms.

 

8/10 Punkten.

3-2012