I.K.S. Gorkon: Honor Bound

Autor: Keith R.A. DeCandido
Erscheinungsjahr: 2003
Seitenzahl: 290
Band: 2

Zeitraum: 10/2376

 

Inhalt

 

Wir erinnern uns: Die I.K.S. Gorkon unter Captain Klag begegnete auf der Welt San-Tarah einem den Klingonen nicht unähnlichen Kriegervolk. Klag beschloss, San-Tarah eine faire Chance zu geben, seine Unabhängigkeit zu verteidigen. So verzichtete er auf eine Annexionsschlacht und einigte sich mit besagter Spezies auf die Veranstaltung eines Wettbewerbs, der über die künftige Zugehörigkeit des Planeten entscheiden sollte. Im Zuge dieses Wettstreits setzten sich die ‚Kinder von San-Tarah‘ knapp gegen die Klingonen durch. Captain Klag erklärte sich infolgedessen bereit, den Planeten in Ruhe zu lassen.

 

Doch nun macht der machthungrige General Talak, Klags Vorgesetzter, dem Gorkon-Captain einen Strich durch die Rechnung: Er kommandiert eine Unterstützungsflotte und will mit dieser San-Tarah mit einem harten Militärschlag gewaltsam ins Reich eingliedern, ohne Klags Deal zu berücksichtigen. Klags verhasster Bruder Torrek steht hierbei an Talaks Seite. Dieses ruchlose Verhalten beschmutzt ohne Frage Klags Ehre sowie das Wort, das er den Bewohnern von San-Tarah gab.

 

Infolgedessen fällt der Kommandant der Gorkon eine folgenschwere Entscheidung: Er schlägt sich auf die Seite des Volkes von San-Tarah, das ihm imponiert und als gleichberechtigt akzeptiert. Klag ist klar, dass er, indem er den Freiheitskampf der ‚Kinder von San-Tarah‘ unterstützt, entweder als Held oder Verräter in die Geschichte des Klingonenimperiums eingehen wird.

 

Da Talak über eine ganze Schiffsflotte befehligt, sind aber noch andere Verbündete nötig, und so bedient sich Klag aller Asse im Ärmel, über die er verfügt. Er kontaktiert die Mitglieder des Ordens des Bat’leth, in den Klag kurz vor seinem Aufbruch in den Kavrot-Sektor eingeführt worden ist. Einige werden folgen, andere nicht oder ihn sogar an Talak veraten...

 

 

Kritik

 

Honor Bound schließt unmittelbar an das Ende von A Good Day to Die an. Dort wurde das Fundament für eine Auseinandersetzung gelegt, die in Band zwei nun vollends eskaliert und in eine große Schlacht mündet. Dies liest sich sehr packend und frisch. Einerseits weil Honor Bound relativ kurz ist, anderseits weil er sehr abwechslungsreich ist, mit vielen Schauplätzen aufwartet und die Charakterisierung der Klingonen als Salz in der Suppe fungiert. Das Buch übertrifft das erste damit bei weitem an Spannung.

 

Wenn man es genau bedenkt, wird hier das Szenario des neunten ST-Kinofilms Der Aufstand durch die klingonische Linse durchexerziert. Auch hier entscheidet er Captain eines einzigen Schiffes, dass das Vorgehen eines Vorgesetzten gegen die kleine Bevölkerung eines Planeten nicht richtig sei und verbündet sich mit den Einheimischen. Klags Motive sind selbst für uns 'ehrlose' Menschen nachvollziehbar.

 

Die Klimas des Ganzen ist sicherlich der Zweikampf zwischen Klag und Talak, bei dem ersterer am Schauplatz des letzten Wettbewerbs besiegt. Wer von einem vorhersehbaren Ende ausging, wird eines Besseren belehrt. Kurz darauf trifft Kazler Martok ein und begegnet den San-Tarah. Diese aber ersuchten plötzlich um Mitgliedschaft im Reich, weil ihnen die Heldenhaftigkeit der klingonischen Natur – die sich durchgesetzt hat – imponiert. In gewisser Weise hat Klag die Prüfung der San-Tarah gemeistert und sich würdig erwiesen, sie ins Reich aufzunehmen (wobei klar ist, dass sie einen besonderen Status haben werden).

 

Wie man es von einem Klingonen-Roman unter Actionbedingungen erwarten kann, stellen sich die Klingonen von der Gorkon dem Kampf anstatt sich vor dem Feind zu verstecken, was zu blutgetränkten Schlachtfeldern führt. Der Roman ist dabei nicht gerade zimperlich, doch DeCandido muss auch einlösen, wenn er eine Klingonen-Reihe verspricht.

 

Die Charaktere haben insgesamt eine ungewöhnliche Tiefe. Im Zentrum steht einerseits die Führungscrew der Gorkon und speziell Captain Klag, der im Orbit ein Gefecht gegen seinen eigenen Bruder führt wie auch gegen einen General, der sich an Klag rächen will. Unten auf dem Planeten konzentriert sich die Geschichte auf Gruppenführerin Wol, die nicht nur mit einem Verräter in ihrer Kampfgruppe zu kämpfen hat, sondern auf dem Schlachtfeld unverhofft mit ihrer Vergangenheit konfrontiert wird. Auch die weiteren Charaktere wie Doktor B’Oraq und Chefingenieurin Kurak haben wichtige Rollen und ihre Geschichten während der tobenden Schlacht werden je nach Schauplatzwechseln regelmäßig über den ganzen Roman hinweg fortgeführt.

 

Einer der wenigen Punkte, die mir wirklich negativ aufgefallen sind, ist, dass das San-Tarah-Volk im vorliegenden Buch etwas zu sehr in den Hintergrund gerät. Ein wenig reißt so das Band des Lesers zu dieser durchaus markanten Spezies ab, und sicher wäre es möglich gewesen, sie stärker ins Geschehen einzubinden.

 

Zudem ist es so, dass das spezielle Szenario, das hier durchgespielt wird, den klingonischen Way of Life ziemlich positiv daher kommen lässt und auch ein Stück weit idealisiert. Darüber könnte man leicht vergessen, dass die ganze Situation rund um die San-Tarah eigentlich eine Ausnahmesituation darstellt. Klag war von ihnen angetan und bot ihnen eine ganz besondere Übereinkunft an, und dann musste er seinem Wort die Treue halten. Doch viele 'normale' Völker werden vermutlich weit weniger pfleglich behandelt und einfach unterworfen, so nach dem Motto 'Friss oder stirb'. So finde ich, dass der erste Gorkon-Doppelband die Tendenz hat, eine aggressive, expansionistische und territoriale Macht - was die Klingonen auch im 24. Jahrhundert noch sind - zu romantisieren...

 

 

Fazit

 

Eine folgenschwere Entscheidung, bei der die klingonische Ehre im Mittelpunkt steht, ausgedehnte Schlachten und anfassbare Figuren. Das erste Gorkon-Abenteuer hat unter Beweis gestellt, dass eine Klingonenserie funktionieren kann. Lob gebührt KRAD. Dies ist Star Trek: Der Aufstand aus Sicht eines ritterlichen Kriegers.

 

7/10 Punkten.

12-2021