Q&A

Autor: Keith R.A. DeCandido
Erscheinungsjahr: 2007
Seitenzahl: 295
Band: 3

Zeitraum: 4/2380

 

Inhalt

 

Jean-Luc Picard erwartet das Kriegsgericht – und zwar wegen Insubordination. Aufgrund eines Bauchgefühls widersetzte er sich den Anordnungen von Admiral Janeway und ging – abermals – gegen die Borg in eigener Sache vor. Nun, da die Gefahr fürs Erste gebannt scheint und die juristischen Mühlen im Oberkommando noch mahlen, wird die Enterprise vorerst mit einer vermeintlich simplen Mission beschäftigt, die zudem genug Abstand zwischen Janeway und Picard bringen soll.

 

Picards Auftrag lautet, das entlegene Gorsach-System zu kartographieren und womöglich intelligentem Leben nachspüren – eine Sternenflotten-Bilderbuchmission wie schon lange nicht mehr. Wäre da nicht ein Rätsel um Gorsach IX, wonach der Planet geradewegs künstlichen Ursprungs zu sein scheint – und der intergalaktische Störenfried Q, der unversehens wieder auftaucht.

 

Und als zu alledem ganze Planeten in der Galaxis verschwinden und sich das Universum geradewegs aufzulösen beginnt, erkennt Picard, dass er es sich nicht leisten kann, den ebenso ungebetenen wie regelmäßigen Besucher zu ignorieren. Zumal nicht, weil Q zu wissen scheint, dass Gorsach IX der Ausgangspunkt für die beispiellosen Verwerfungen im Raumgefüge ist.

 

Für den Captain und seine teils neue, noch nicht eingespielte Mannschaft beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Noch ahnen sie nicht, dass Gorsach IX die letzte Stufe im vermeintlichen Prozess des Q-Kontinuums gegen die Menschheit darstellt – und eine ultimative Erklärung bereit hält, wer Q wirklich ist, wofür er steht und was ihn in den vergangenen zwei Dekaden ein ums andere Mal auf die Enterprise führte…

 

 

Kritik

 

Die Platzierung von Q&A zwischen zwei Borg-Romanen lässt erahnen, dass es sich eigentlich um eine Interimsgeschichte handelt. Die zudem starke Beschäftigung mit den Charakteren bestätigt dies. Hier scheint Autor KRAD, fast schon ein wenig unfreiwillig, in die Bresche des Vorgängerromans Resistance zu springen, welcher mit schlechter Persönlichkeitsentwicklung (und dem Verheizen zweier Newcomer-Protagonisten) eine Menge Nachholarbeit erforderlich machte. Dem entgegen steht ein A-Plot, welcher sich anschickt, die Q-Besuche seit der Farpoint-Mission zu ganzheitlicher Perspektive zu führen und einen Schlussstrich darunter zu ziehen. All das klingt im Prinzip nicht schlecht, besteht scheinbar mit Q&A die Möglichkeit, jene konzeptlose Nichtigkeit von Resistance gleichsam auszubügeln.

 

Doch anders als im Falle von J.M. Dillards Debütroman ist es diesmal weniger der inhaltliche Aspekt denn die konkrete Umsetzung, unter der der Leser zu leiden hat. Denn Q&A kommt ziemlich uninspiriert daher: Es beginnt - im Gefolge einer sich wie Kaugummi ziehenden Einleitung - als gewöhnliche Q-Episode, in der so manches Element brühwarm aufgekocht wird (Gags, Qs Verbannung) und wenig überrascht. Das Wortspiel im Titel verweist jedoch über das Übliche hinaus. Obwohl das A nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Q gegeben wird, bekommt der Leser doch am Ende des Buches eine Rechtfertigung für Qs Verhalten in den letzten zwanzig Jahren geliefert - und ist irgendwie seltsam enttäuscht. Es ist sicherlich auch die etwas blutleere Erklärung, die KRAD das Gotteswesen abgeben lässt, aber darüber hinaus fragt man sich natürlich, ob es eines übergeordneten, höheren Grundes bedarf, der über sein alljährliches Erscheinen Auskunft gibt.

 

War es nämlich nicht gerade die selbstherrliche Note und die eigenartige Nähe zu Picard und seiner Crew - ja womöglich ein Hauch von Neid -, die Q verspürte? Das Bedürfnis, nicht perfekt zu sein, nicht göttlich, sondern menschlich und makelbehaftet und damit trotzdem oder gerade deshalb leben zu können? War das nicht seine Schwäche für die Menschheit im Allgemeinen und Picard im Speziellen gewesen? Das alles erfährt nun eine krasse Revidierung, denn laut KRADs Interpretation der Dinge waren auch Q und seinesgleichen Getriebene im Angesicht einer Herausforderung, wo es um die Rettung des Universums (und einer den Q überlegenen, noch höheren Spezies ging), und der in TNG ideell geführte Prozess gegen die Menschheit verkommt zu einem Mittel zum Zweck, zu einer Farce.

 

Das ist, würde ich sagen, das wirklich Enttäuschende: eine Entmystifizierung des Q-Faktors, an den sich bedauerlicherweise eine Sinnentleerung anschließt. Nach der Lösung des alles und jeden betreffenden Rätsels ist es nun unwahrscheinlich, dass Q noch einmal auftaucht. Wenn Picard Q fragt: "It's finally over?" und dieser darauf antwortet "Yes, mon capitain." (7), dann muss ich stutzen. Denn in der Serie hieß es noch, dieser Prozess gehe nie zu Ende, und auch Qs eigene Querulanzen und Neugier schwemmten ihn immer wieder an Bord. Ist es möglich, ein derart abgeklärtes Ende für die große Q-Story aus der Taufe zu ziehen?

 

Es gibt noch mehr Probleme: Die lange Einleitung und das insgesamt nicht einmal dreihundert Seiten fassende Buch lassen der Geschichte alles andere als viel Entfaltungsfreiraum. Dadurch wird es aber gleichsam fragwürdig, weshalb gerade Gorsach IX die große und letzte Herausforderung des Kontinuums an die Menschheit ausmachen soll. Anstatt das Q-Thema auf eine höhere Ebene zu hieven, wird es im Zuge eines finalen Paukenschlags - der übrigens viel mit All Good Things... gemein hat - vom TNG-Stamm abgesägt. Ob das der Tenor ist, den die Second Decade mit sich führen sollte? Gerade in Anbetracht der sich abzeichnenden Schwierigkeiten, ein neues Stammthema zu besetzen, sollte das zum Nachdenken anregen.

 

Kommen wir schließlich zum Komplex der Charaktere. Da lautet die gute Nachricht: Es tut sich endlich was. Die Schlechte hingegen: Es sind Trippelschritte und Feintuning, was bei der Auslegung von Q&A wohl auch nicht anders möglich war. Aber immerhin gibt es endlich sinnvolle Dialoge, die sich alten wie neuen Helden annehmen und Einblicke in ihren mentalen Kosmos geben. So sucht Geordi den neuen Counselor, eine Vulkanierin namens T'Lana, auf, um den Verlust Datas verarbeiten zu können; der (nach Resistance schon wieder) neue Sicherheitschef Leybenzon ist eine kantige Persönlichkeit und repräsentiert einen Teil der 'neuen' Sternenflotte nach dem Dominion-Krieg; erfreulich sind auch die häufigen Wortwechsel zwischen Picard und Beverly, womit bewiesen scheint, dass sie doch mehr miteinander können als sich im Spannungsfeld der eigenen Chemie zu bewegen. Kurzweilig, aber nicht von schlechten Eltern sind ebenfalls die Konfrontationen Picards und Worfs mit T'Lana. Alles in allem bleiben aber selbst hier die hohen Erwartungen an die Second Decade, die ich ursprünglich hatte, auf der Strecke.

 

 

Fazit

 

Was ist der bleibende Wert von Q&A? Soweit man hier nun wirklich von 'Wert' sprechen kann: Eindeutig die Beendigung eines großen Themenbogens. Da nur John De Lancie auf der Leinwand alterte, jedoch nicht Q in Romanform, ist es fraglich, wieso die Begegnungen mit ihm mit derartiger Hartnäckigkeit zu einem Ende gebracht werden. - Ein Ende zudem, das vieles in der Serie Gesehene mit Füßen tritt und kaum sonderlich einfallsreich ist. Ein wenig geglückter erscheint diesmal der B-Plot um die Protagonisten, wo es kleinen, aber zweifellos richtigen Schritts eine gute Entwicklung nimmt. Das reicht jedoch keineswegs aus, um die gravierenden Nachteile des Buches zu kompensieren. Für einen KRAD-Roman ist er allemal enttäuschend. Zur Verteidigung des ansonsten mit so viel Lob überhäuften Autors gehört es aber auch, anzuführen, dass die Vorgaben ja nicht unbedingt prickelten.

 

So oder so: Die Konzept- und Perspektivlosigkeit spukt nach wie vor, gleich einem ruhelosen Geist, durch die verzweifelt düsteren Fluren der Next Generation. Die Second Deacade enttäuscht auf ganzer Linie.

 

4/10 Punkten.

12-2007