Takedown

Autor: John Jackson Miller
Erscheinungsjahr: 2015
Seitenzahl: 360
Band: 21

Zeitraum: 11/2385

 

Inhalt

 

Es ist die Zeit, in der der Typhon-Pakt und die Khitomer-Vertragspartner immer noch im Clinch miteinander liegen. Da kommen acht der Staaten – vier von jeder Seite – in die Gunst einer Einladung zu Friedensverhandlungen auf einer entlegenen Raumstation. Während die Romulaner, Klingonen, Ferengi etc. in der Regel eher unbeliebte Offizielle zu dieser Veranstaltung schicken, von der sich eigentlich niemand wirklich etwas verspricht, schickt die Föderation ihr als nächstes liegendes Schiff zum Versammlungsort – und das ist diesmal die Titan unter dem Kommando von Admiral Riker.

 

Zu dumm nur: Die ganze Einladung entpuppt sich rasch als falscher Vorwand, und sie werden alle von ihren Gastgebern, den Cytherianern, manipuliert, in deren Folge sie zu Marionetten werden, um deren Pläne umzusetzen.

 

Als Riker wieder an Bord der Titan ist, offenbart er ein ausgesprochen sonderbares Verhalten. Er zieht sich auf das Holodeck zurück und teilt der Besatzung mit, dass er erfahren habe, dass es eine Art Supercomputervirus namens Takedown gäbe, der über Funkkontakt jeglicher Art übertragen werden könne – und dass er wisse, an welchen Kommunikationsknotenpunkten dieser Virus in die Systeme der Föderation eingeschleust werden könnte. Kurz darauf kontaktiert Riker die Aventine. Anschließend wechselt er auf das experimentelle Hochgeschwindigkeitsschiff über und übernimmt auf einmal die Kontrolle über sämtliche Schiffsfunktionen. Als die Crew der Aventine dies bemerkt, hat sich Riker schon auf dem Holodeck verschanzt.

 

Unter absoluter Funkstille beginnt Riker einen unklaren Zerstörungsfeldzug auf beiden Seiten der Föderationsgrenzen. Unter seiner Kontrolle macht sich das Slipstreamschiff an die Eliminierung von mehreren Zielen – immer unter Schonung der Leben der Besatzungen. Auch auf anderen Khitomer- und Pakt-Schiffen geschehen ähnliche Dinge, wobei wir in erster Linie einen romulani-schen Diplomaten begleiten dürfen, der sich im Zusammenhang mit diesen Ereignissen auf einen fürchterlichen Ego-Trip begibt – aber trotzdem die Tötung anderer vermeidet.

 

Es scheint, als könne nur die U.S.S. Enterprise unter Jean-Luc Picard den Amok laufenden Admiral aufhalten. Als die Enterprise es schließlich vollbringt, Captain Picard und Commander La Forge auf die Aventine zu beamen, finden sie heraus, das Riker tatsächlich nicht mehr Herr seiner Sinne ist. Sein Gehirn ist mit dem Schiffscomputer gekoppelt… 

 

 

Kritik

 

Ich will mich nicht allzu lang fassen: Selten habe ich etwas so Schlechtes gelesen!

 

Nicht nur, dass die Grundidee einer mentalen Kaperung von Crewmitgliedern durch fremde Wesen, die in der Folge das Schiff übernehmen, bereits gefühlt in Dutzenden Star Trek-Folgen zu besichtigen war. Beispielsweise hatten wir in der TNG-Episode Die Reise ins Ungewisse den ebenfalls veränderten Barclay, der vom Holodeck aus relativ leichtes Spiel hatte, die Enterprise zu übernehmen. Ich könnte auch noch Moriarty in Das Schiff in der Flasche anführen. Nein, in dieser Geschichte passt wirklich nichts zusammen. Es ist ein allzu eilig zusammengeflicktes Stück Scheitern.

 

Zunächst etwas zum Grundsetting: Das Teaming-up der Protagonisten-Raumschiffe mit ihren jeweiligen Crews wirkt hier ganz und gar erzwungen und unglaubwürdig. Es wird zu keiner Zeit klar, wieso der gehirngewaschene Riker unbedingt die (an und für sich auch sehr leistungsfähige) Titan verlassen und auf die Aventine übersetzen muss. Ebenso wenig leuchtet ein, warum es gerade die Enterprise sein muss, die dann Jagd auf den irrlichternden Admiral macht. Natürlich: Damit man dieses grandiose Werk als TNG-Roman ausgeben kann.

 

Doch nicht nur hier scheitert der Autor kläglich, eine logische, stringente Geschichte zu erzählen. Er bedient sich einiger Kniffe, die so etwas wie Storyabkürzungen oder besonders dramatische Verdichtungen sein sollen, aber am Ende alles ins Lächerliche ziehen. Riker übernimmt beispielsweise mit ein paar Codes mal eben die alleinige Kontrolle über die Aventine. Schon komisch, dass dieses nette, kleine Detail nie zuvor irgendwo erwähnt oder genutzt wurde. Weshalb sollte es bitte derart einfach sein, ein fortschrittliches militärisches Schiff zu kapern? Hat die Sternenflotte ihre Intelligenz an der nächsten Garderobe abgegeben?

 

Die Charaktere verhalten sich über die gesamte Geschichte hinweg auffallend strunzdumm. Das fängt bereits damit an, dass niemand Rikers merkwürdiges Verhalten ernsthaft hinterfragt. Erst, als es schon zu spät ist, wird versucht, etwas gegen ihn zu unternehmen. Hinzu kommt dann noch, dass an Bord der Aventine und der Enterprise keine wirkliche Teamleistung erkennbar ist. Im Mittelpunkt stehen nur die absoluten Köpfe (Dax, Picard, Riker). Die bunten Crews hingegen verkommen zu Statisten und Stichwortgebern. Das ist gegenüber den vielen anderen Romanen, die sich teilweise große Mühe gegeben haben, die Mannschaften zu beleuchten und einzubinden, ein massiver Rückschritt.

 

Immerhin stimmt der Titel: Ja, es findet eine Jagd statt, sowohl innerhalb der Schiffe als auch quer durch ein paar Weltraumsektoren. Das war es dann aber auch schon. Wirkliche Spannung kommt zu keiner Zeit auf. Das liegt aber auch daran, dass der Autor die von ihm etablierte Ausgangssituation überhaupt nicht mehr richtig weiter verfolgt. So erfährt man zu Beginn, dass insgesamt acht Botschafter von der geistigen Übernahme betroffen sind. Doch das Buch beschränkt sich lediglich auf Riker und den romulanischen Vertreter. Die anderen tauchen nach dem Anfang überhaupt nicht mehr auf, sodass man nicht weiß, was mit ihnen passiert und was für ein Chaos sie potenziell verursachen. Dieses Buch erzählt höchstens ein kleines Kuchstück der Geschichte, die es selbst aufmacht.

 

Nachteilig ist ferner die Erzählperspektive. Miller hat die Kapitel teilweise mit einem personalen Erzähler angelegt, teilweise mit einem allwissenden. Da kommt es manchmal zu Überschneidungen auch innerhalb der Kapitel, was mich persönlich arg verwirrt hat. Entweder man entscheidet sich für das eine oder für das andere, aber nicht beides wild gemischt.

 

Das Ende kann man nur als lieblos und abgehackt bezeichnen. Nach mehreren hundert Seiten rasanter Jagd kommt innerhalb kurzer Zeit eine für meinen Geschmack viel zu harmonische Auflösung im Stil von Deus ex machina. Der Autor hatte entweder großen Zeitdruck oder einfach keine Lust mehr. Man bleibt fragend zurück, was denn diese Hetz-Jagd am Ende gewesen soll? Nichts anderes als ein grässliches Machwerk!

 

 

Fazit

 

Die Geschichte ist eine nahezu vollendete Katastrophe. Sie ist schlampig und überhastet, entbehrt Logik und Erklärungen, lässt zu keiner Zeit wirkliche Spannung aufkommen, und die Figuren handeln gänzlich dumm. Das Setting wirkt erzwungen, viele Fragen bleiben offen. Takedown ist für mich eine Hülle ohne Inhalt und weitgehend frei von Sinn.

 

Ach ja: Seit wann kann ein Admiral per Code die Kontrolle über ein Schiff an sich reißen? Eigentlich ist die folgende Bewertung immer noch zu nett...

 

2/10 Punkten.

10-2022