The Struggle Within

Autor: William Leisner
Erscheinungsjahr: 2011
Seitenzahl: ~85 (eBook)
Band: 10

Zeitraum: 12/2382

 

Vorbemerkung

 

Die Typhon Pact-Reihe sollte ursprünglich sechs Romane umfassen, wobei immer ein Buch eine der sechs Gründungsspezies der Anti-Föderation vorstellen sollte. Am Ende sind lediglich vier Druckwerke erschienen, und manchmal werden in einem Buch mehrere Völker behandelt. Als kleine Ergänzung ist The Struggle Within ein reines E-Book und hat auch längst nicht den Umfang eines normalen Romans. Hier werden, angelehnt an die bisherige TNG-Handlung, die Kinshaya beleuchtet, eine aggressive und religiöse Rasse, die in den vergangenen Romanen durchs Rost gefallen ist.

 

 

Inhalt

 

The Struggle Within, gedacht als (mittlerweile Star Trek-unübliches) Kompaktwerk, fackelt nicht lange und katapultiert uns direkt ins Geschehen. Die Novelle knüpft an die TNG-Episode Endars Sohn an, die sich darum drehte, dass der menschliche Junge Jeremiah Rossa 2357 vom talarianischen Captain Endar adoptiert und auf Talar als Jono großgezogen wurde. Als die wahren menschlichen Eltern zehn Jahre später von Jeremiah – den sie bislang für tot hielten –erfahren, versuchen sie, ihn zu sich zurückzuholen. Dies provoziert beinahe einen Konflikt zwischen der Föderation und den sehr konservativ denkenden Talarianern. Schließlich, um den Frieden zu bewahren, wurde Jono an die Talarianer zurückgegeben.

 

Nun, 2382, kehrt Endar, mittlerweile ranghoher Botschafter der Talarianischen Republik, zusammen mit Jono auf die Enterprise zurück. Captain Picard hat den Auftrag, Verhandlungen mit der Talarianischen Republik zu eröffnen, um sie – infolge der massiven Blockbildung, die durch die Gründung des Typhon-Paktes ausgelöst wurde – in die Khitomer-Verträge der Föderationsalliierten zu holen. Nach dem kürzlichen Austritt Andorias aus der Föderation, der durch die Intervention der Tholianer provoziert wurde, erscheinen neue Bündnispartner für die Planetenallianz wichtiger denn je. Und auch die Talarianer scheinen, bedroht durch die Tzenkethi und andere Mächte, grundsätzliches Interesse an einem festen Verteidigungsabkommen zu haben.


Trotz des mittlerweile entspannten Verhältnisses, das zwischen Picard und Endar herrscht, zeigt sich schnell, dass die allgemeine Ausgangslage auf Talar nicht optimal für eine stärkere Assoziierung mit der Föderation ist: Auf dem ganzen Planet bricht ein Aufstand der Frauen aus, die im tradierten Gemeinwesen der Talarianer unterdrückt und ausgebeutet sind. Da als strikte Bedingung für einen Beitritt in das Khitomer-Bündnis der innergesellschaftliche Frieden gilt, bietet Picard an, als Mediator aufzutreten. Jono, der nach kurzer Zeit den durch eine Lebensmittelvergiftung geschwächten Endar als Botschafter vertreten muss, lehnt allerdings jedwede Einmischung in interne talarianische Angelegenheiten ab. Picard muss zusehen, wie der bürgerkriegsähnliche Konflikt eskaliert – und sich etwas Kluges einfallen lassen, will er für die Föderation doch noch einen entscheidenden Bündnispartner gewinnen.


In der Zwischenzeit hat Jasminder Choudhury vom Sternenflotten-Geheimdienst einen Spezialauftrag bekommen. Auf der Heimatwelt der Kinshaya gewinnt gegenwärtig eine oppositionelle religiöse Bewegung, die Gewalt und Bevormundung beim Thema Glauben strikt ablehnt, an Einfluss. Der SIA will am liebsten, dass Choudhury vor Ort ein wenig subtile Hilfestellung gibt, um die politische Gemengelage zum Kippen zu bringen und die gegenwärtig herrschende dogmatisch-fundamentalistische Diktatur zu stürzen. Die Hoffnung ist, dass eine neue Regierung auf der Kinshaya-Heimatwelt die innere Tektonik im Typhon-Pakt verschiebt, sodass die offen föderationsfeindlichen Völker bald in der Minderzahl sind und diplomatische Friedensbemühungen fruchten können.  

 

 

Kritik

 

The Struggle Within krankt grundsätzlich an einem ähnlichen Problem wie nahezu alle der vorangegangenen Bücher der Typhon Pact-Reihe: Es nimmt sich einfach zu viel vor. Einerseits spielt es auf Talar und beleuchtet entscheidende gesellschaftliche Umwälzungen in Endars Heimat (die vermutlich auch titelgebend sind), andererseits begleitet die Geschichte Jasminder Choudhury auf ihre Undercovermission zu den Kinshaya, wo sie einen Regierungswechsel herbeiführen soll. Ungeachtet der Tatsache, dass am Ende obendrein noch die Tzenkethi in der Sache mit drin hängen: Diese Fronten wären selbst für einen 400-Seiten-Wälzer tendenziell viel Stoff. Dass ein geradezu witzhaft kleines E-Book daran scheitern muss, ist klar.

 

Ein paar Worte zum inhaltlichen Werdegang des Talarianer-Handlungsbogens: Während ich die Verhandlungen, die stark von der Angst dieser patriarchialischen Gesellschaft vor einschneidenden Veränderungen aufgrund einer Mitgliedschaft im Khitomer-Bündnis geprägt sind, noch einigermaßen gut dargestellt finde, hat der Frauenaufstand auf mich gar nicht gewirkt. Dass sich zuguterletzt herausstellt, dass diese Unruhen von den Tzenkethi gesteuert sind, erstickt jedes interessante Potenzial.

 

Der Kinshaya-Plot wird zwar ein kleinwenig origineller, da weniger konfrontativ aufgelöst, allerdings trieft er nur so über vor Pathos, was das Lesevergnügen arg schmälert. Außerdem gibt es viele Darstellungselemente zum Typhon-Pakt, die nicht recht ins Bild von dieser Anti-Föderation passen wollen. Zum Beispiel erfahren wir, dass es unter den Pakt-Staaten eine Art von Personenfreizügigkeitsabkommen gibt, durch das Choudhury überhaupt erst als Romulanerin verkleidet in den Kinshaya-Raum eindringen kann. Ich finde es ehrlich gesagt schwer vorstellbar, dass sich gerade die vielfach xenophoben und auch einander belauernden Pakt-Nationen zu so etwas bereiterklärt haben, zumal es ja auch ihre allgemeine Sicherheitslage nicht gerade verbessert.

 

Obwohl die grundsätzliche Problem- und Themenlage keineswegs uninteressant ist und mit den Talarianern und Kinshaya zwei namhafte Spezies im Fokus stehen, kommt der eigentliche Spannungsbogen, kaum hat die Erzählung überhaupt begonnen, rasch unter die Räder. Manches wird durch den Zeitraffer gejagt, manch anderes mit zu simpel wirkenden Lösungen (hyper)beschleunigt, sodass The Struggle Within am Ende vor allem durch sein miniatomisiertes Format viel zu kurz springt. Das gilt auch und gerade für die Figuren, denen kaum Entfaltungsspielraum gewährt wird. Das Geplänkel zwischen Choudhury und Worf ist kaum der Rede wert. Wofür also das alles?

 

 

Fazit

 

Schade eigentlich, auf der anderen Seite hatten wir in letzter Zeit aber auch schon zu viele ähnlich gemachte Bücher rund um den Typhon-Pakt. Da hätte man sich Nummer fünf, zumal noch ein eilig reingequetsches E-Book, im Prinzip sparen können.

 

3/10 Punkten.

5-2012