Enemy of my Enemy

Autorin: Christie Golden
Erscheinungsjahr: 2004
Seitenzahl: 290
Band: 8.4

Zeitraum: 6/2378

 

Inhalt

 

Loran II hat sich in einen Kessel verwandelt: Der Außentrupp der Voyager wurde von feindseligen Lebensformen attackiert. Nicht nur scheinen der Erste Offizier Ellis und Chakotays Schwester Sekaya die Opfer dieses Überfalls geworden zu sein - obendrein gibt es keinen Hinweis mehr auf die rückgeführten Kolonisten. Chakotay und seinen Leuten bleibt nur noch, sich auf die Voyager zu retten und dann weiter zu sehen.

 

Zurück an Bord, fällt dem Arzt Jarem Kaz auf, dass Chakotay Verhaltensanomalien zeigt. Auf der Oberfläche scheint er ein Anderer geworden zu sein: Medochecks werden kategorisch von ihm abgelehnt, und dann gibt er zu aller Verwirrung noch die Order aus, die Voyager werde zur Erde zurückkehren - ohne das Rätsel um die Kolonisten zu lüften.

 

Für Kaz ist es damit an der Zeit, sich einen Verbündeten zu suchen. Den findet er in Sicherheitschef Harry Kim. Gemeinsam stellen beide Männer Ermittlungen an, und bald drängt sich ihnen eine unschöne Theorie auf: Chakotays Identität ist nur eine Hülle, dahinter ist ein Wechselbalg. Und offenbar befindet er sich auf der Suche nach etwas, das er zum (Über-)Leben dringend benötigt: die DNS von Chakotays indianischem Volk.

 

Indes hat Admiral Janeway die Leinen gelöst und ist zu einer diplomatischen Mission aufgebrochen. Mit von der Partie sind Tom Paris und Tuvok, mit denen sie das ausstiegswillige Volk der Kerovi umzustimmen gedenkt, doch in der Föderation zu verbleiben. Da meldet sich auf codierter Frequenz Doktor Kaz von der Voyager bei ihnen. Janeway, die dem Braten um Chakotay von vorneherein nicht traut, entlässt Tom, um ihrer alten Crew zur Hilfe zu kommen - und den etwaigen Formwandler zu stellen, um seine Absichten ans Licht zu ziehen...

 

 

Kritik

 

Enemy of my Enemy knüpft direkt an Old Wounds an und setzt die Geschichte um Loran II fort. Es ist deswegen zwingend erforderlich, den ersten Teil vorher gelesen zu haben, bevor sich der hungrige Leser an 'Sky Spirit Teil II' macht.

 

In meiner Kritik zum ersten Teil habe mich sehr positiv über die Charakterstory geäußert, schließlich war Old Wounds keine aufregende Actionstory, sondern ein sich langsam aufbauendes Werk. Allerdings kann man es mit Exposition und Background auch übertreiben. Hat Christie Golden die Leser in dem Homecoming-Bogen mit dynamischen, inhaltreichen Handlungssträngen geradezu erschlagen, scheint sie den Adrenalinpegel wieder herunterdrosseln zu wollen, denn es geschieht im zweiten Teil nicht viel.

 

Es wird weder der interessante Konflikt zwischen den neuen und alten Voyager-Mitgliedern geschürt, noch kann Christie Golden den Leser mit der Sky-Spirit-Geschichte fesseln. Jedenfalls ging es mir so, als ich über Chakotays Volk gelesen habe. Und dass mit der DNS des Indianervolks dem Formwandler geholfen werden kann, ist mehr als weit hergeholt.

 

Was erwartet man von einer Story, in der ein Formwandler den Captain ersetzt? Konflikte, Konflikte und noch einmal Konflikte. Aber niemand außer Kaz und Kim scheint zu merken, dass Chakotay nicht er selbst ist. Alle anderen hören brav auf das Wort des Captains. Schön und gut, aber in einer tollen Geschichte möchte ich einen Zwei-Fronten-Konflikt haben, in der der Bösewicht die gute Gruppe spaltet und gegeneinander ausspielt. Nichts dergleichen. Kaz und Kim forschen auf eigene Faust und entdecken allzu schnell, dass Chakotay nicht er selbst ist, so als ob es das normalste der Welt wäre. Sie kontaktieren heimlich Janeway und die Denkfabrik, der Seven of Nine und der Doktor angehören, und bitten um eine Analyse des Dilemmas.

 

Und was macht Janeway? Sie schickt Tom Paris mit dem Delta Flyer nach Loran II, der dort die Augen aufhalten soll. Erst einmal frage ich mich, warum Janeway ihren ehemaligen Steuermann überhaupt zu einer diplomatischen Mission mitnimmt, die nicht großartig zur Story beiträgt. Dann sitzt Tom auf dem Bankett beinah gelangweilt herum und weiß nicht viel mit sich anzufangen. Mit der Idee der Kerovi hätte man lieber ein Janeway-Abenteuer schreiben und die wichtige Thematik nicht am Rande in die Handlung einstreuen sollen.

 

Der durchtriebene cardassianische Arzt Crell Moset kommt am Ende auch zur Erleuchtung und erkennt, dass der Formwandler, der ihn am Anfang des ersten Teils aus der Arrestzelle geholt hat, nicht sein Freund ist, sondern ihn nur ausgenutzt hat. Voyager-Doktor Jarem Kaz muss sich auf Loran II mit ihm arrangieren und akzeptiert: Der Feind meines Feindes ist mein Freund. Am Ende rächt sich Gradak Kaz (Jarems Symbiont), dessen Frau vor Jahren bei Mosets Experimenten zu Tode gefoltert worden ist, doch noch am Cardassianer, aber nicht so wie jeder denken würde. Der Handlungsbogen um Doktor Kaz ist mit das Beste an dem Buch.

 

Dem Trend der Story passt sich auch die Qualität der Gaststars an. Als Chakotay mithilfe des 'Spirit Walks' aus der Macht des Formwandlers entkommen will, läuft ihm ein alter Bekannter aus der The Next Generation-Zeit über den Weg. In meinen Augen eher ein unglücklicher Versuch, Charaktere der Prä-Nemesis-Era (die A Time to…-Reihe) ins Gespräch zu bringen. Man hätte auch auf ihn verzichten oder eine passende Person nutzen können: Q zum Beispiel, aber doch nicht den Lehrling des Reisenden! Aber das ist ja Geschmackssache.

 

B'Elanna hält sich mit ihrer Tochter auf dem klingonischen Planenten Boreth auf und will mehr über die Legende der Kuvah'Magh erfahren, für die ihre Tochter gehalten wird. Alten Schriften zufolge soll Miral Torres das Klingonische Reich zu einem neuen Imperium führen (TV-Episode Prophecy). Der Handlungsstrang wird nur am Rande abgefrühstückt und ist eigentlich recht langweilig, doch gerade dieser endet mit einem Cliffhanger. Libby Weber, Kims Freundin und Sternenflotten-Sicherheitsagentin, scheint in dem Formwandler auch gleichzeitig den Maulwurf gefunden zu haben, der in der Homecoming-Story für Unruhe sorgte.

 

Ein Gutes hat Enemy of my Enemy am Ende doch noch: Tom Paris wird Chakotays neuer Erster Offizier, mit dem Ausscheiden der Kerovi wird noch einmal schön die derzeitige politische Lage der Föderation gezeigt, und das Verschwinden des Formwandlers eröffnet vielleicht ein paar spannende Optionen für die Zukunft.

 

 

Fazit

 

Die angenehme, jedoch interessante Ruhe des ersten Teils wird hier durch eine träge Fortsetzung beendet, in der wirklich nicht viel passiert. Nur die letzten Seiten, auf denen die Geschichte endlich an Schwung gewinnt, und der Handlungsteil um Doktor Kaz retten dem Buch eine Durchschnittswertung. Ein Verlauf wie in einer echten Voyager-Episode eben…

 

5/10 Punkten.

12-2009