DS9: Die Top-15 unter 176 Episoden

 

 

15 Das Tribunal, Deep Space Nine 2x25

Eine totalitäre Gesellschaft enthüllt ihr Gesicht:

O’Brien in den Fängen der Cardassianer – er wird verhaftet, gedemütigt und vor Gericht gebracht. Die Episode ist zum einen unheimlich spannend, da ihr Verlauf unberechenbar ist, zum anderen entpuppt sie sich als großartiges Lehrstück über die totalitäre cardassianische Gesellschaft, die ihren ganz eigenen Regeln gehorcht (Wahrheit ist zweitrangig, Inszenierung ist alles!). Gerade aufgrund von letzterem ist die Episode im Sinne einer Anspielung auf autoritäre Regime von bleibendem Wert.

 

14 Der Maquis, Deep Space Nine 2x20/21

Ein politisches Pulverfass geht hoch:

Die Doppelfolge, in der die Widerstandsbewegung in der EMZ zum ersten Mal offiziell ausgerufen wird, besticht aufgrund von kammerspielartigen, unheimlich dichten Dialogen und Konfrontationen. Dies gilt für Sisko und Dukat, aber auch für den Sternenflotten-Commander und seinen alten Freund Cal Hudson. Man denke zudem an das grandiose Aufeinanderprallen von Sisko und Kira angesichts der Frage, wie die Sternenflotte mit dem Maquis umgehen soll. Persönlich bin ich ein Fan dieser Geschichte, weil es ihr gelingt, ein sehr scharfes Bild der schwierigen, ja dilemmahaften politischen Großwetterlage im Grenzbereich zwischen Föderation und Cardassia zu zeichnen. Siskos berühmter Monolog über die Leichtigkeit, ein Heiliger im Paradies zu sein, spricht Bände!

 

13 Der Besuch, Deep Space Nine 4x03

Der große Bogen eines Lebens:

Ein alter Mann, der in einem kleinen Haus am Mississippi lebt, erhält Besuch von einer jungen Dame, die ihr Idol, den großen Schriftsteller Jake Sisko, kennenlernen will. Sisko erzählt ihr die Geschichte seines Lebens, angefangen von seiner Jugendzeit auf DS9 bis hin zu dem Tag, an dem sein Vater Benjamin Sisko starb. Der Besuch ist bestimmt eines der stärksten Charakterdramen, welches je im Rahmen von Star Trek produziert wurden. Eine bewegende Folge mit unheimlich starken Darstellerleistungen und einer herausragenden Regie.

 

12 Unser Mann Bashir, Deep Space Nine 4x10

Geschüttelt, nicht gerührt:

Julian Bashir spielt ein neues Holosuite-Programm, in dem er die Rolle eines britischen Geheimagenten im Jahr 1964 auf der Erde einnimmt. Da taucht Garak (selbst bekanntlich Ex-Agent) auf und begeistert sich, das Programm mit ihm zusammen zu bestreiten. Bei dieser Episode haben wir es mit einer herausragenden Komödie zu tun, gespickt mit Humorvollem und Kuriosem (das gilt auch und gerade für die Kulissen). Was die Darsteller aus ihren Holodeckrollen machen, ist teilweise bestechend. Unter dem Strich ist Unser Mann Bashir eine perfekte Parodie auf Spionage-Filme im Allgemeinen und die James Bond-Filme im Speziellen. DS9 beweist damit, was für eine große Palette an Genrepotenzialen in der Serie steckt.

 

11 Gefangen in der Vergangenheit, Deep Space Nine 3x11/12

Blick zurück, Blick in den Spiegel:

Sisko, Bashir und Dax verschlägt es bei einem Unfall in die irdische Vergangenheit des frühen 21. Jahrhunderts. Die Polizei findet Sisko und den Doktor morgens ohnmächtig auf dem Boden und sperrt sie ins Viertel der Obdachlosen und Geisteskranken. Dax geht es da schon besser. Doch die beiden Eingesperrten haben keine Verbindung zu ihr. Da braut sich ein Aufstand im Ghetto der Ausgestoßenen zusammen, und Sisko schlüpft unfreiwillig in die Rolle eines Mannes, den die Geschichtsbücher kennen. Die Doppelepisode hat, wie so vieles in DS9, heute weiter an Aktualität und Aussagekraft gewonnen. Vorgeführt wird eine US-amerikanische Gesellschaft, in der soziale Ungleichheit völlig aus dem Ruder läuft und zu einer politischen Klassifizierung von Menschen führt. Die Regierung sperrt alle in Ghettos, die nicht ins Bild einer intakten und produktiven Gesellschaft passen, und die Gleichgültigkeit der Bürger hat dazu geführt, dass dieses zum Himmel schreiende Unrecht einfach akzeptiert wird. Wegschauen und Empathielosigkeit sind groß in Mode. Die Episode hält unserer sozialen Realität den Spiegel vor und zeigt, wohin solche Missstände führen können; zugleich passt sie gut in die ST-Geschichte der irdischen Vergangenheit zwischen Eugenischen Kriegen und Drittem Weltkrieg. Prädikat: Besonders wertvoll.

 

10 Jenseits der Sterne, Deep Space Nine 6x13

Zwischen grauer Realität und hoffnungsvoller Fantasie:

Benjamin Sisko wird von Visionen heimgesucht, die ihn in das New York der 1950er Jahre versetzen. Dort arbeitet er als erfolgloser Science-Fiction-Autor, der mit der herrschenden Rassendiskriminierung schwer zu kämpfen hat. Als er eine Geschichte veröffentlichen möchte, die von ihm und seinem (tatsächlichen?) Leben auf Deep Space Nine erzählt, bekommt er die geballte Ladung Rassismus der damaligen Zeit zu spüren. Die Geschichte wirft spannende und berührende Fragen auf. Sind wir nicht alle nur Figuren eines Traumes? Wie viele Rückschläge kann jemand ertragen, bis Träume zur letzten Verteidigungslinie einer gepeinigten Seele werden? Eine einzigartige Episode, zu Recht mehrfach ausgezeichnet, die die Besonderheit der ganzen Serie unterstreicht. Und ihr Vermächtnis als wahre ST-Inkarnation, Diversität und Humanismus verpflichtet.

 

9 Kleine, grüne Männchen, Deep Space Nine 4x07

Roswell gab es wirklich:

Nog, Quark und Rom werden auf ihrer Reise zur Erde zurück in das Jahr 1947 geschleudert und finden sich in einer Militärbasis im berühmt-berüchtigten Roswell wieder. Wer sich ein wenig mit den Ufo-Sichtungen unserer Zeit auskennt, weiß, für wen die Amerikaner die drei Ferengi halten: Für kleine, grüne Männchen vom Mars, an deren damaligen Absturz in New Mexico ja tatsächlich viele Menschen glauben. Urkomisch und dennoch geistreich! Die Ferengi werden übrigens noch in anderen Zusammenhängen für viel Humor sorgen. Nicht zuletzt erleben wir hier Roms ‚Geburt‘ als verkapptes Genie.

 

8 Der Abgesandte, Deep Space Nine 1x01/02

Der Beginn einer Saga:

Der Auftakt von DS9 ist so vieles, was andere ST-Serien nicht sind: Düster, tragisch, angefüllt mit gesellschaftlichen und persönlichen Dramen, umhüllt von viel Mystik und offenen Fragen. Man merkt deutlich, dass hier eine ganz neue ST-Erzählung beginnt, und es ist faszinierend zu sehen, wie viel von den später zur Blüte reifenden Figuren hier bereits angelegt ist. Noch beeindruckender ist, wie viele Handlungsfäden Der Abgesandte eröffnet, die dann im Laufe der Serie bearbeitet und beantwortet werden. Zweifelsohne einer der besten Pilotfilme, wenn auch ein wenig verkopft. 

 

7 Der geheimnisvolle Garak, Deep Space Nine 3x20/21

Schulterschluss der Geheimdienste:

Zuerst macht es den Anschein, als planten die Romulaner eine Invasion der Cardassianer, doch weit gefehlt. Womit wir es zu tun haben, ist nicht mehr und nicht weniger als eine handfeste Verschwörung der beiden gefürchtetsten Geheimdienste. Das Antipaar Odo und Garak deckt die Konspiration des Obsidianischen Ordens und des romulanischen Tal Shiar auf, die in einem Anflug aus Furcht und Größenwahn die Gründer angreifen wollen. Die Doppelfolge ist nicht nur ungemein spannend (auch wenn es darum geht, Odo bei seinen kongenialen Ermittlungen über die Schulter zu schauen), sondern taucht tief ab in die Figur des im Exil lebenden cardassianischen Schneiders. Die allmähliche Enthüllung seiner tragischen und dunklen Vergangenheit wird gekonnt verknüpft mit einer übergreifenden politischen Handlung (erstmals angedeutet in Defiant), die zwei etablierte Großmächte stärker beleuchtet und zugleich das Dominion als große, heraufziehende Bedrohung zeichnet. Wow!

 

6 Für die Uniform, Deep Space Nine 5x13

Valjean und Javert:

Sisko, der sich zutiefst verraten fühlt, macht Jagd auf seinen ehemaligen Sicherheitsoffizier Michael Eddington, welcher sich als hochrangiger Maquis entpuppte. Die Folge ist deshalb so toll, weil sie das (ambivalente) Seelenleben Siskos ebenso beleuchtet wie die (verklärten) Motive, die den selbsternannten Maquis-Anführer Eddington antreiben. Beide Männer sind einander durch und durch ebenbürtig. Man hätte sich gewünscht, dass diese Geschichte über mehr als nur eine Folge erzählt worden wäre.

 

5 Die Front/Das verlorene Paradies, Deep Space Nine 4x11/12

Wechselbalgparanoia greift um sich:

Im Glauben, die Erde nur so vor den Gründern schützen zu können, ist ein hoher Admiral zum Militärputsch bereit – und riskiert das ganze demokratische Wesen der Föderation. Nur sein einstiger Zögling Sisko kann ihn stoppen. Die Doppelfolge war in gleich mehrfacher Hinsicht prophetisch in Bezug auf unsere eigene Gegenwart. Wenn der Wechselbalg zu Sisko sagt „Am Ende wird es Ihre Angst sein, die Sie zerstört“, schaudert es einen als Zuschauer vielleicht sogar noch mehr als vor zwanzig Jahren, denn nach etlichen dicht aufeinander folgenden Krisen haben wir gelernt, was Angst mit einer freien, offenen Gesellschaft machen kann.

 

4 Sieg oder Niederlage?, Deep Space Nine 6x06

Großes Wagnis:

Um das Dominion daran zu hindern, das Minenfeld abzutragen, setzt Sisko alles auf eine Karte – und zieht in die Schlacht um die Rückeroberung von DS9. Eine actiongeballte und dramatische Folge mit epischen Raumkämpfen, die in vielerlei Hinsicht Maßstäbe gesetzt hat. Zugleich ist es der Abschluss der großartigen Figurenentwicklung von Gul Dukat, der hier eine totale militärische und moralische Niederlage erleiden muss.

 

3 Zu den Waffen!, Deep Space Nine 5x26

„Mord rufen und des Krieges Hund‘ entfesseln“:

Das Dominion bläst zum Angriff. Nachdem die Sternenflotte in einer verzweifelten Aktion den Eingang zum Wurmloch vermint hat, ist Dukats und Weyouns erstes Ziel DS9. Ein fesselndes Finale der fünften Staffel und zugleich der Beginn eines mehrteiligen Storybogens rund um die Rückeroberung der Station. 

 

2 In fahlem Mondlicht, Deep Space Nine 6x19

Gegen das eigene Gewissen:

Um die Romulaner gegen den Feind in den Krieg zu ziehen, wendet sich ein mit dem Rücken zur Wand stehender Sisko an Garak – und erkennt bald, wie hoch der Preis ist, den er zahlen muss. Diese Folge zeigt, dass es sehr wohl möglich ist, moralisch fragwürdige Taten in Star Trek zum Handlungsgegenstand zu machen, wenn sie denn nur klug und selbstkritisch reflektiert werden. Exakt das tut diese herausragende Episode, und ich würde behaupten, dass aufgrund dessen der humanistische Kern von Star Trek gewahrt bleibt. Dies ist ‚courage under fire‘!

 

1 Der Weg des Kriegers, Deep Space Nine 4x01/02

Die Klingonen kommen:

Überzeugt, die Gründer hätten Cardassia übernommen, startet das Kriegervolk eine Invasion. Captain Sisko, nun ‚oben ohne‘, muss darauf reagieren – und holt Worf nach DS9. Der Zweiteiler hievt DS9 nicht nur auf eine neue visuelle Qualitätsstufe, nein, er packt einen auch ungemein: Die Story sorgt regelrecht für Gänsehaut, und das ist insofern umso beeindruckender, als es – entgegen der Erwartung – nicht das Dominion ist, das hier angreift, sondern eigentlich die alliierten Klingonen, die völlig durchzudrehen scheinen. Die Folge ist politisch klug, episch, dramatisch und actiongeballt, sie ist aber auch wendungsreich und gespickt mit Dilemmata, die Sisko und Co. anzunehmen haben. Der frisch gebackene Captain von DS9 balanciert buchstäblich auf einer Rasierklinge und muss strategisch weitreichende Entscheidungen treffen. Der Alpha-Quadrant brennt, ehe die Gründer auch nur einen Schuss abgefeuert haben. Mit dieser Doppelfolge beginnt endgültig der große Siegeszug der Serie.

 

Hinweis: Sämtliches in diesem Artikel verwendetes Bildmaterial entstammt www.trekcore.com (öffentlich verfügbare Screencaps)

 

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