Atonement

Autorin: Kirsten Beyer
Erscheinungsjahr: 2015
Seitenzahl: 400
Band: 8.11

Zeitraum: 3/-5/2382

 

Inhalt

 

Atonement setzt die Handlung von Acts of Contrition in direkter Weise fort und ist damit Teil einer zusammenhängenden Geschichte. Wir erinnern uns: In den letzten zwei Voyager-Romanen stellte das titelgebende Raumschiff den ersten Kontakt mit der Konföderation des Ersten Quadranten her. Mag diese auf den ersten Hingucker der Vereinigten Föderation der Planeten in gewisser Weise ähneln, entpuppte sich, dass hinter dieser Fassade Ansichten, Handlungen und eine handfeste Staatsdoktrin stecken, die eine Partnerschaft mit der Föderation unterminieren.

 

Aus diesem Grund nimmt es kaum Wunder, dass das Finale von Acts of Contrition uns vorgeführt hat, wie die Konföderation ihre freundliche Haltung der Voyager gegenüber grundsätzlich revidiert, als eine Flotte der Devore, Voth, Turei und Vaadvaur auftaucht und der Konföderationsflotte eine schwere Niederlage zufügt. Um die Angreifer mild zu stimmen, drängt die Konföderation Admiral Janeway, sich den Invasoren auszuliefern und sich für ihre angeblichen Untaten den Prozess machen zu lassen. Im konkreten Fall läuft dies auf ein Schautribunal hinaus, bei dem die Schuldigsprechung bereits abgekartete Sache ist.

 

Überraschend gibt es jedoch Anlass zur Hoffnung über den Ausgang des Prozesses, als die Voyager-Mannschaft eruiert, wie und weshalb Devore, Voth, Turei und Vaadvaur einen Pakt formen konnten. So viel sei verraten: Das ganze Unterfangen wurde mit Nachdruck angeregt von dem durch ein fremde Intelligenz übernommenen Hologramm Meegan (behandelt im Roman Unworthy) und anderen mit ihr alliierten Lebensformen, die hochrangige Vertreter der vier Völker übernommen haben. Die Admiralin möchte nun im Rahmen ihres Tribunals Beweise für die Manipulation besagter Völker vorlegen.

 

Parallel zu dieser Geschehnissen im fernen Delta-Quadranten tut sich auch auf der Erde so einiges: Tom Paris hat den Streit um die elterliche Fürsorge gegen seine Mutter zwar gewonnen, aber die Möglichkeit, jetzt zu seinen Freunden auf die Voyager zurückzukehren, besteht nicht. Paris wird Doktor Sharak, Samatha Wildman und Seven of Nine in die Aktivitäten einer medizinsichen Wissenschaftsabteilung involviert, bei der es um nicht mehr und nicht weniger als die Bekämpfung einer tödlichen Seuche geht, deren Existenz – wieder einmal – mit illegalen Machenschaften innerhalb der Föderation zu tun hat…

 

 

Kritik

 

Es bestand die reale Gefahr, dass Atonement wieder eine dieser inzwischen allzu bekannten Gerichtsverfahren-Episoden würde, bei denen wahlweise ein Sternenflotten-Held mit ungerechtfertigten Vorwürfen überzogen wird und diese – mit tatkräftiger Unterstützung seiner Kameraden – widerlegen muss. Der Roman schafft es aber mit der Enttarnung von Meegan und ihren Mitverschwörern (die letzten unsterblichen Mitglieder des Volkes der Seriareen) rechtzeitig, die Biege zu nehmen und keine Aufarbeitung des Altbekannten zu machen.

 

Nachdem es der Voyager gelungen ist, diese Wesen zu stellen und auch in der Konföderation wieder Boden gut zu machen, geht Janeway der Verschwörungsthematik nach. Daraufhin entspinnt sich eine eher generische Star Trek-Story. In Atonement erfahren wir nun endlich, wohin die Geschichte rund um die Befreiung der körperlosen Wesen führen sollte, das ändert aber trotzdem nichts daran, dass deren ursprüngliche Freisetzung in Unworthy allzu konstruiert wirkt. Am Ende wird zwar versucht, die Seriareen mit der in der Konföderation vorherrschenden Religion in Verbindung zu setzen, doch echte Auswirkungen auf das Geschehen ergeben sich hierdurch nicht.

 

Leider schiebt Atonement viele interessante Elemente des Vorgängerromans zur Seite schiebt. Wo das letzte Buch eine Menge Eigenheiten und gefährliche Missstände in der Konföderation behandelte, spielt das Gesellschaftssystem dieser Macht nun kaum noch eine Rolle. Angesichts des Verlaufs von Atonement hat man eher das Gefühl, dass es Autorin Beyer nervte, all diese Probleme noch einmal aufzugreifen; stattdessen deutete sie die rasche Lösbarkeit derselben an, was ich einfach nur als Widerspruch zum letzten Teil auffasse. Apropos Widerspruch: Ganz und gar unglaubwürdig kommt es herüber, wenn ein General der Konföderationsflotte von einem abtrünnigen Planeten der Konföderation zurückkehrt und Informationen über die wahrscheinliche Position der Seriareen-Heimatwelt bringt. (Das sind diese Arten von Wendungen, die mich auch regelmäßig bei den neuen Streaming-ST-Serien verzweifeln lassen.)

 

Die Handlung auf der Erde krankt gleich an mehreren Stellen. Der Konflikt zwischen Tom Paris und seiner Mutter wird in Acts of Contrition als so extrem dargestellt, dass ihre Zusammenarbeit ohne erkennbaren Moment der Versöhnung in Atonement unrealistisch wirkt. Die Seuchen-Handlung hat das Problem, dass neuerliche illegale Aktivitäten innerhalb der Sternenflotte inzwischen echt ausgelutscht sind. Hinzu kommt, dass die Auflösung dieses Plots allzu oberflächlich gerät.

 

Von dem angesprochenen „Personenkult“, der die verwerflichen Machenschaften der medizinsichen Abteilung der Sternenflotte erst ermöglicht haben sollte, bekommt man gar nichts mit und er war auch in vorherigen Roman nicht erkennbar. Die Etablierung dieses Schurken muss man leider als misslungen erachten, scheute Beyer in Acts of Contrition mindestens ein halbes Buch lang davor zurück, dem geheimnisvollen „Commander“ auch nur einen Namen zu geben. Und nun wird diese ach so charismatische Person plötzlich aus dem Hut gezaubert und als Erklärung allen Übels angeboten. Es immer eine ziemlich platte und billige Lösung, alles Schlechte einer manipulativen Einzelfigur zuzuschieben und Probleme im System nicht zu hinterfragen. Gerade nach all den Eskapaden rund um sich verselbständigende Sternenflotten-Admiräle (TNG, DS9) und vor allem Sektion 31 müsste es doch allmählich bei ein paar Leuten in der Föderation ordentlich klingeln!

 

 

Fazit

 

Gemessen am Vorgängerroman und den Erwartungen, die aufgebaut wurden, bin ich durchaus etwas enttäuscht über den Abschluss dieser eigentlich ausladenden Voyager-Trilogie. Die Geschichte ist weder originell noch spektakulär. Auch wird sie dem geweckten Anspruch, die rätselhafte Konföderation genauer zu beleuchten, nicht mehr gerecht und kratzt vielfach an der Oberfläche. Ganz und gar altbacken war in meinen Augen die Auflösung der Seuchen-Verschwörungshandlung.

 

Schade, man hat beinahe das Gefühl, dass der Voyager-Relaunch inzwischen (wieder) vor sich hindümpelt, weil die entscheidenden Ideen fehlen. Auf diese Weise kommt eine Geschichte wie Atonement dabei heraus, der ich höchstens die übliche Verbundenheit der Figuren untereinander und das Aufgreifen aus der Serie bekannter Elemente (hier besonders Völker) zugute halten kann.

 

5/10 Punkten.

11-2020