Acts of Contrition

Autorin: Kirsten Beyer
Erscheinungsjahr: 2014
Seitenzahl: 350
Band: 8.10

Zeitraum: 1/-2/2382

 

Inhalt

 

Der vorangegangene Voyager-Roman Protectors las sich bereits wie das Präludium zu künftigen Geschichten; exakt an dieser Stelle nimmt Acts of Contrition die Handlungsfäden auf. Wie schon in Protectors erzählt Autorin Kirsten Beyer erneut mehrere getrennt voneinander ablaufende Geschichten, die kaum Berührungspunkte aufweisen.

 

Kathryn Janeway ist endlich offiziell die kommandierende Offizierin der Full Circle-Flotte. Die Flotte hat jetzt eine neue, klare Aufgabe, der sie nachgehen kann. Und für Kathryn Janeway bedeutet dies auch gleichzeitig die erste Bewährungsprobe. Auf dem Papier klingt ihre Mission klingt gar nicht so schwer: Sie soll diplomatische Beziehungen zu der Konföderation der Welten des Ersten Quadranten aufbauen, auf die die Flotte zufällig getroffen ist. Die Crews der Sternenflotten-Schiffe werden daher eingeladen, die Raumschiffe und die Welten der Konföderation zu besuchen. Dort stoßen sie auf eine durch und durch ungewohnte Gesellschaft mit Türen und Seitengängen. Doch der Weg zu einer Annäherung zwischen beiden Mächten ist mit Hindernissen förmlich gepflastert. Zum einen birgt die Konföderation einige überaus dunkle Geheimnisse, zum anderen existieren aber ebenso ausgemachte Feinde einer Zusammenarbeit, die alles daran setzen, dieses Unterfangen scheitern zu lassen.

 

Auf der Erde versucht Seven zusammen mit ihrer früheren Borg-Affäre Axum (Episode Unimatrix Zero) der mysteriösen Seuche auf die Spur zu kommen, die einige Föderationswelten in Atem hält. Diese Seuche steht scheinbar mit den Catomen in Verbindung, die die Caeliar in ehemaligen Borg als Implantatersatz zurückgelassen haben. Als ihre Untersuchungen immer mehr Ungereimtheiten zu Tage fördern, beginnt Seven unbequeme Fragen zu stellen.

 

Ebenfalls auf der Erde muss sich Tom Paris einer ungewöhnlichen Sorgerechtsklage seiner Mutter stellen: Sie behauptet, dass Toms Tochter Miral und sein zukünftiger Sohn in Gefahr seien…

 

 

Kritik

 

Eine stringente Bewertung des Romans fällt schwer, weil vieles extrem parallel und unverbunden zueinander abläuft. Das finde ich per se schon mal etwas schade, weckt es doch den Eindruck, dass Teile des Buches eher Andickungsmasse sind denn eine genuine und spannende Geschichte, von der die Autorin eine längerfristige Vorstellung besaß.

 

Man kann von Glück reden, dass sich ein Großteil des Romans mit der weiteren Erforschung der Konföderation beschäftigt – ohne Zweifel der interessanteste Plot. Beyer gestaltet das Näherkommen erfrischend langsam. Sie nimmt sich Zeit, diverse Facetten des Planetenbundes zu zeigen, der sich so ganz anders organisiert darstellt als die Föderation. Beyer entwirft eine Gesellschaft ohne Mitgefühl und mit verheerenden Gesetzen, die unter anderem Sippenhaft erlauben. Diese extreme Schichtung wirkt in den meisten Fällen wie eine Zuspitzung heutiger Zustände und befindet sich damit bei Star Trek in guter Gesellschaft.

 

Die Grundidee des Buches mit der Einführung einer neuen Großmacht im Delta-Quadranten ist eine zu begrüßende Idee. Denn bisher war im Delta-Quadranten nur Chaos in Form von zersplitterten und verfeindeten Regionalmächten zu finden. Die Einführung einer mächtigeren der Föderation ebenbürtigen Macht war da schon länger überfällig, nachdem die Borg ja verschwunden sind und ein erhebliches Vakuum hinterließen. Die Richtung, in welche sich die Beziehungen zwischen der Besatzung der Full Circle-Flotte und der Konföderation entwickeln, kann ich nur als spannend bezeichnen. Es zeigt deutlich auf, in welchem Zwiespalt sich die Mitglieder der Föderation mit ihren eigenen, sich selbst auferlegten Richtlinien und Direktiven beziehungsweise mit ihren Grundwerten befinden. Auf der einen Seite möchten sie sich offen für die Lebensweise anderer Völker zeigen, aber auf der anderen Seite befinden sie sich nun mit einer Zivilisation konfrontiert, welche sich komplett diametral zu ihrer eigenen ausnimmt.

 

Wie kann man damit umgehen und kann trotzdem eine Allianz aufgebaut werden, auch wenn die Grundüberzeugungen so unterschiedlich sind? Wie sehr kann fremdes Handeln und fremde Sichtweisen verurteilt werden, nur weil sie nicht den eigenen entsprechen. Wann sind es nur einfach andere Einstellungen und wann gehen sie darüber hinaus und werden zur Bedrohung der persönlichen Freiheit innerhalb einer Gesellschaft? Um solche Fragen ausreichend beantworten zu können, schafft es die Geschichte durch unterschiedliche Aspekte, einem die Bezüge zum eigenen persönlichen Handeln in der Gegenwart aufzuzeigen und auch gesellschaftskritisch zu werden, ohne den roten Faden zu verlieren.

 

Schon der Beginn der diplomatischen Beziehungen zur Konföderation verläuft eher disharmonisch, wie sich zeigen. Doch Beyer steigert den Einsatz zum Schluss hin nochmal deutlich, wenn die Karten auf den Tisch gelegt werden: Janeway wird durch eine trickreiche Wendung an feindliche Mächte ausgeliefert, die an den gut bewachten Grenzen der Konföderation lauern – unter ihnen einige wohl bekannte Übeltäter aus dem Delta-Quadranten.

 

Die beiden anderen Handlungsstränge haben es mir hingegen deutlich weniger angetan. Beim Seven-Plot hatte ich ausgemachtes Kaugummi-Gefühl. Diesen Handlungsstrang konnte ich bisher über die letzten Romane nicht wirklich klar nachvollziehen. Vieles blieb mir bisher zu sehr im Dunkeln und Ungefähren. Nun, endlich, beginnt sich einiges deutlicher abzuzeichnen. Doch wo der Janeway-Plot mit seinem langsamen Pacing noch wohltuend ist, ist das langsame Tempo beim Seven-Strang einfach nur störend. Beyer lässt Seven quälend lange die geheimnisvolle Seuche untersuchen. Nicht nur dass sich Axum ebenso wie die zuständige Mediziner-Gruppe der Sternenflotte höchst seltsam verhalten: So lange hat sich Seven bisher noch nicht um den Finger wickeln lassen, bis sie endlich Eigeninitiative ergreift, um die wahren Verursacher der Krankheit dingfest zu machen. Neben diesem erstaunlichen Phlegmatismus machen auch kleinere Details die Situation nur noch unglaubwürdiger, zum Beispiel Riley Frazier. Sie gehörte einer Gruppe ehemaliger Borg an (Episode Die Kooperative), die von der Voyager gerettet wurden (Protectors). Frazier ist jetzt wieder im Sternenflotten-Dienst – nur um passenderweise das nächste Opfer zu werden.

 

Noch eine Nebenbemerkung: Der arme Holodoc, inzwischen wieder auf der Voyager und ebenfalls auf der Suche nach einem Heilmittel, macht offenbar eine dramatische Transformation durch, die auf den ersten Blick nebulös bleibt und hoffentlich im nächsten Roman thematisiert wird.

 

Einen nicht unbeträchtlichen Teil hätte sich Beyer aber locker sparen können: Tom Paris' Sorgerechtsstreit. Das ist Seifenoper pur. Nicht nur ist der Ausgang dieses Handlungsstrangs von Anfang klar, es gibt auch keinerlei Überraschungen. Interessant sind lediglich die Kompromisslosigkeit und der Ehrgeiz seiner Mutter, die nach dem Tod von Toms Vater offenbar dringend einen neuen Sinn im Leben braucht.

 

 

Fazit

 

Insgesamt hat mich Acts of Contrition eher zufrieden gestimmt, denn der Plot um Janeway ist wirklich gelungen, da spannend, gut und nachdenklich entfaltet. Die beiden anderen Plots allerdings blähen den Roman wie Füllmaterial auf und können kaum zünden. Dennoch bin ich gespannt, wie Teil drei die Trilogie auflösen wird.

 

7/10 Punkten.

9-2018