The Body Electric

Autor: David Mack
Erscheinungsjahr: 2013
Seitenzahl: 350
Band: 17

Zeitraum: 7/2384

 

 

Inhalt

 

Seit Data wieder zum Leben erweckt wurde, hat er sich in den Kopf gesetzt, auch seine Tochter Lal von den Toten zurückzuholen. Doch dafür ist er auf die Fähigkeiten des unsterblichen Emil Waslowick (einstmals ein brillanter Kybernetiker) angewiesen, den er seither verzweifelt in der gesamten Galaxis suchte. Diese Suche stellte sich nicht als erfolgreich heraus. Zwar fand er seine ‚Mutter‘ Juliana Tainer, doch musste er von dieser erfahren, dass Akharin (wie Waslowick nun heißt) von Androiden entführt wurde, die zur Gemeinschaft der Künstlichen Intelligenzen gehören. Data hat sich daher in den Kopf gesetzt, einen direkten Kontakt mit besagter Gemeinschaft herzustellen.

 

Unterdessen versucht eine Untergruppe der Gemeinschaft den von ihr inhaftierten Akharin zur Preisgabe der Information zu zwingen, wie man tote künstliche Intelligenzen wiederbelebt. Der Androide Gatt, der jener Gruppierung vorsteht, die für Akharins Entführung verantwortlich ist, hat den Unsterblichen aus demselben Grund gesucht wie Data: Auch Gatt will das Geheimnis ergründen, wie sich Androiden reparieren lassen, die an einem Kaskadendefekt verstorben sind. Damit will die Gruppe dieselbe Freiheit von der Beendigung ihrer Existenz, die Akharin in ihren Augen genießt. Die Gemeinschaft versucht ihn zu erpressen, indem sie Gewalt gegen seine ebenfalls inhaftierte, holotronische Tochter Rhea McAdams androht (bekannt aus Immortal Coil).

 

Bald erscheint Data auf Gatts Raumschiff Altanexa, auf dem Rhea und Akharin gefangen sind. Als Data Akharin besucht, wird er von Gatt ebenfalls inhaftiert, um Akharin zur Preisgabe der von der Gruppe gewünschten Information zu zwingen.

 

Während sich diese Ereignisse vollziehen, erscheint Wesley Crusher auf der Enterprise und stellt sich als einer der letzten Reisenden vor. Er berichtet von einer riesigen Maschine im Zentrum der Galaxis (so groß wie ein Planet und umgeben von einem bläulichen, energiegeladenen Wolkenschleier), die zahlreiche Sternensysteme verschlingt.

 

Die anderen Reisenden haben Wesley im Stich gelassen. Die Maschine ist ihnen bekannt, und sie wissen, dass sie im Laufe von Jahrtausenden schon mehrere Galaxien vernichtet hat. Jeder Kampf und jede Verhandlung mit der Maschine sei zwecklos, sodass die meisten Reisenden beschließen, die aus ihrer Sicht zum Tode verurteilte Milchstraße zu verlassen.

 

Mithilfe seiner Fähigkeiten befördert Wesley die Enterprise zur Maschine, die sich selbst Elektrischer Körper nennt. Picard, Data und die Crew finden heraus, dass sie ein Wurmloch erzeugen möchte, um zu einer Nachbargalaxie reisen zu können. Hätte sie Erfolg, wäre die Konsequenz, dass Überlichtreisen unmöglich und alles Leben in der Galaxis in einigen zehntausend Jahren verschwunden sind.

 

Eine Kontaktaufnahme gelingt. Die Maschine verkündet allerdings, dass sie nur mit einer anderen künstlichen Lebensform verhandeln möchte. Man begibt sich auf die Suche nach Data. Zwar findet man Data, doch im Zuge der Verstrickungen mit Gatt und seiner Fraktion zeigt sich, dass Gatt die Pläne der Maschine gutheißt und unterstützen will. Damit gedenkt er zu erreichen, dass die Gemeinschaft Künstlicher Intelligenzen sich mit dem Elektrischen Körper vereinigt, von dem die Maschine gesteuert wird, dass sie dadurch auch unsterblich wird und die Galaxis von der „Seuche organischen Lebens“ gereinigt wird…

 

 

Kritik

 

Nach einem stark politisch zentrierten und thematisch eher verfehlten zweiten Roman knüpft der Abschluss der Cold Equations-Trilogie wieder stärker an die Prämissen des ersten Teils an. Datas Suche nach Waslowick führt zum Ziel, doch dies bringt neue, ungeahnte Probleme mit sich.

 

Ganz wie es sein Markenzeichen ist, wollte Mack offenbar im großen Finale ein abgedrehtes Fantasy- und vor allem Action-Spektakel mit ‚Sense of wonder‘-Feeling durchziehen. Heraus kam eine ziemlich bizarre Mixtur aus hohem Tempo, Effektfeuerwerk und überlebensgroßer Bedrohung, bei der es wirklich kein Stück kleiner gegangen wäre. Eine durchgeknallte Maschine, die die Galaxis auslöschen und sich des organischen Lebens entledigen möchte. Wirklich?

 

Dabei ist es voll und ganz beabsichtigt, Reminiszenzen mit V’Ger aus dem allerersten Kinofilm zu wecken. Tatsächlich wird im Laufe des Buches sogar angedeutet, dass es auffällige Ähnlichkeiten zwischen der planetengroßen Maschine und V’Ger gibt und beide von der selben Maschinenintelligenz geschaffen wurden. Und wie auch V’Ger geht der Elektrische Körper davon aus, dass organische Lebensformen kein echtes Leben darstellen und daher ohne Wert sind.

 

Mack ergießt sich in diesem Buch besonders stark in Stereotypen. Dies gilt nicht nur für die Actionsequenzen, sondern auch und gerade für die Darstellung von Gatts Splittergruppe. Dass es diese Gruppe überhaupt gibt, scheint nur daran zu liegen, dass Mack Datas Geschichte auf drei Romane strecken kann. Dass sich künstliche Lebensformen überlegen fühlen, gab es in ST bereits zu besichtigen und stellt keine Innovation dar.

 

Negativ flankiert wird das Ganze mit wiederum ermüdenden Ausführungen zur Gemeinschaft Künstlicher Lebensformen. Zwischendurch fragt man sich als Leser, wie denn bitte die Maschinen- und Data-Story zusammenfinden werden? Mack lässt sich natürlich schnell etwas einfallen: Es braucht die 'gute' Maschine, die der 'bösen' Maschine gut zuredet und mit ihr in Verhandlungen tritt. Und zack, schon kommt Data ins Spiel!

 

Datas Einbindung in das Geschehen kommt damit leider durch und durch erzwungen daher. Die Besatzung der Enterprise benötigt eine künstliche Intelligenz, die mit der Maschine gleichberechtigt in Kontakt treten kann. Dass dies unbedingt der Androide sein muss, ist jedenfalls alles andere als selbsterklärend. Obgleich Picard Data aus früheren Tagen kennt, ist seine neue Inkarnation längst nicht mehr der alte Androide, sodass Datas Eignung und Verlässlichkeit zumindest in Zweifel gezogen werden kann. Ein Mitglied der Sternenflotte ist er zumal ebenfalls nicht mehr. Und überhaupt: Wieso hätte man zur Kontaktherstellung nicht auch eine holographische Lebensform (z.B. das MHN der Voyager) nehmen können? Wieso musste es zwangsläufig ein Androide sein? Diese Frage wird vom Roman nicht zufriedenstellend beantwortet, denn wenn Mack ehrlich ist, gibt es keinen höheren Grund für Datas Erscheinen. Er musste einfach dabei sein, koste es, was es wolle.

 

Das Ende ist erwartbar und wenig befriedigend. Picard meistert das eigentümliche Rededuell mit der Maschine, nachdem Data und Wesley ihr mit ihren besonderen Fähigkeiten aushelfen und das Unglück verhindern. So what?

 

Auf Seiten der Charaktere gibt es Licht und Schatten. Wesleys Rückkehr zur Enterprise ist einerseits interessant, und Mack hat sich sichtliche Mühe gegeben, ihn als stark veränderte, gealterte Person zu zeichnen, die einen Hang zum Zynismus entwickelt hat. Andererseits wirkt er umso mehr wie ein Fremdkörper und Storyvehikel, weil es die Crew kaum zu interessieren scheint, was Wesley auf seinen Reisen jenseits von Raum und Zeit erlebt hat. Er ist einfach irgendwie dabei und tut, was er kann, mehr aber auch nicht.

 

Data wiederum wirkt in diesem Buch mehr denn je enorm verändert. Natürlich lieferte Mack bereits im ersten Roman die Begründung, dass es sich nicht mehr um den guten, alten Androiden handelte, der sich in Nemesis opferte. Und doch scheint Data auch seine Originalität eingebüßt zu haben. In meinen Augen ähnelt er mehr der Figur seines Vaters, wie ihn Mack in The Persistance of Memory charakterisierte. Es bleibt ein Gefühl von Befremden zurück, weil man nicht genau weiß, inwiefern der alte Data denn überhaupt noch existiert. Ist es dann sinnvoll, in diesen neuen Data zu investieren?

 

Immerhin bekommt Data am langen Ende, was er sich so sehnlichst wünschte: Akharin belebt seine Tochter Lal wieder, ehe ihr positronisches Gehirn endgültig stirbt. Data verlässt die Enterprise und seine Freunde erneut, um zusammen mit Lal ein neues Leben zu beginnen. Diese Entscheidung unterstreicht, wie sehr sich der reinkarnierte Data von dem früheren TNG-Data unterscheidet. Bereits der Roman The Light Fantastic wird die Geschichte dieser alten-neuen Figur fortführen.

 

Wie schon im zweiten Teil ist Macks Umgang mit Worf zutiefst unbefriedigend. Im letzten Teil der Reihe lehnt er wegen seiner Trauer das Kommando über ein Schiff ab, welches ihm angeboten wird. Seine Kollegen scheinen das aber eher als privates Problem zu erachten, denn es gibt kaum Anteilnahme an seinem Verlust. Ganz im Gegensatz zu DS9, wo wir sehr detailliert Worfs Trauerphase nach Jadzia Dax‘ Tod sowie den Einsatz seiner Freunde für seine Sache erleben konnten.

 

Ein Pluspunkt ist eine Nebenhandlung mit T’Ryssa Chen und Taurik. Diese beiden Figuren kommen sympathisch daher und bilden ein gewisses Gegengewicht zur Haupthandlung. Doch in Anbetracht des allgemeinen Schlamassels ist das nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein.

 

 

Fazit

 

The Body Electric scheitert mit dem Anspruch, ein ordentliches Finale zu sein. Im Gegenteil, im Lichte dieses Endes wirkt die ganze Cold Equations-Trilogie wie ein verzweifelter Versuch, eine Handlung maximal auszudehnen. Tatsächlich wurde die eigentliche Geschichte rund um Soongs Werdegang und Datas Wiedererweckung bereits im ersten Roman erzählt. Auch wenn der dritte Teil Data an das Ziel seiner Wünsche führt, ist der Weg dorthin teilweise hanebüchen. Seine Einbindung ins Geschehen ist wie schon in Silent Weapons komplett erzwungen und wirkt willkürlich. Die ganze Story rund um die Maschine, die alles Leben auslöschen will (Anspielungen an den ersten Kinofilm hin oder her), wirkt wie eine Fan-Fiction-Geschichte oder erinnert an die platten Handlungen, die in Star Trek: Picard aufgegossen werden. Nein, dieser Roman hat nicht viel zu bieten. Wenn Data schon zurückkehren musste, so hätte Mack sich auf ein Buch konzentrieren sollen.

 

4/10 Punkten.

11-2022