Silent Weapons

Autor: David Mack
Erscheinungsjahr: 2012
Seitenzahl: 350
Band: 16

Zeitraum: 3/-6/2384

 

 

Inhalt

 

Eine radikale und einflussreiche Fraktion in der Breen-Konföderation strebt an, das Romulanische Sternenimperium als Führungsmacht innerhalb des Typhon-Paktes abzulösen und einen neuen Kurs für die zur Föderation antagonistische Allianz einzuschlagen. Die Breen wollen im Zuge dessen auch den Slipstream-Antrieb in ihren Besitz bringen, was ihnen bis dato nicht gelang (siehe Zero Sum Game). Sie stehen für einen offen konfrontativen Kurs.

 

Als Teil ihrer größenwahnsinnigen Bestrebungen starten die Breen eine Geheimoperation, bei der offenbar Androiden des Soong-Typs zum Einsatz kommen. Sie brechen in eine Bank auf dem blockfreien Planeten Orion ein. Indes befindet sich auch Data auf der Welt, wo er sich – in guter Tradition seines verstorbenen und doch in ihn eingegangenen Schöpfers – als Geschäftsmann verdingt. Die ganze Zeit über ist er parallel auf der Suche nach dem mysteriösen Emil Waslowick (auch bekannt als der Unsterbliche Flint bzw. Akharin), einem äußerst alten Androiden (TOS-Episode Planet der Unsterblichen), der einst Soongs Mentor gewesen sein soll und nun mit Datas ‚Mutter‘ Juliana an einem unbekannten Ort lebt (siehe The Persistance of Memory).

 

Um seine Suche nach Waslowicks Verbleib zu unterstützen, lässt sich Data durch die Sternenflotten-Geheimdienstoffizierin Thom auf Orion Informationen beschaffen. Doch wenige Stunden vor dem Einbruch der fremden Androiden in die Bank wird Thom ermordet aufgefunden. Infolgedessen wird Data von der Sternenflotte verhaftet. Ihm wird nicht nur das Verbrechen des Mordes an besagter Geheimdienstagentin zur Last gelegt, sondern auch der Bankeinbruch. In beiden Fällen gibt es starke Hinweise, die auf einen Androiden als Täter schließen lassen.

 

In seiner Not wendet sich Data mit einem Hilferuf an die Enterprise. Diese begibt sich auf direktem Weg nach Orion, wo sie im Orbit auf einen Sternenflotten-Raumer und ein Gorn-Schiff stößt, deren Kommandanten wenig angetan vom Eintreffen von Picard und seiner Besatzung sind, lenkt das Auftauchen der Enterprise doch unnötig Aufmerksamkeit auf die Szenerie. Denn exakt dort – in den tiefsten Gewölben der Bank von Orion – finden Gespräche zwischen der VFP-Präsidentin Bacco und dem Gorn-Imperator Sozzerozs statt. In den geheimen Verhandlungen soll erreicht werden, dass die Gorn dem Typhon-Pakt den Rücken kehren und mit etwas Glück in eine Allianz mit der Föderation einsteigen.

 

Als das Enterprise-Außenteam ermittelt, dass der Bankdirektor durch einen Soong-Androiden ersetzt wurde, ergreift dieser die Flucht. Zugleich stellt sich heraus, dass die Gorn lediglich ein falsches Spiel gespielt haben. Auf Anweisung der Breen hatten sie die Aufgabe, unter Legung einer falschen Fährte einen Vorwand zu schaffen, damit Bacco nach Orion kommt. Die Gorn haben sich allerdings etwas zu sehr auf die Aussagen ihrer Breen-Verbündeten verlassen, denn als diese ihre Pläne in die Tat umsetzen, erfolgt ein bewusster Anschlag nicht nur auf das VFP-Staatsoberhaupt, sondern auch auf den Gorn-Imperator.

 

Ein von den Breen abgerichteter Soong-Android, der das Aussehen von Baccos Stabschefin Esperanza Piñiero angenommen hat, eröffnet das Feuer im Konferenzraum, in dem sich Bacco und Sozzerozs aufhalten. Piñieros Leiche wird wenig später gefunden…

 

 

Kritik

 

Während The Persistance of Memory sich noch zum großen Teil mit Soongs und Datas Schicksal befasste, tritt die Story um Data nun deutlich in den Hintergrund. Seine Suche nach Waslowick wird gar unterbrochen, als er in eine erneute Intrigen- und Krisensituation zwischen Föderationsallianz und Typhon-Pakt hineingerät. Diesmal ist es die Breen-Konföderation, die nach Dominanz innerhalb des Paktes strebt, seit sich die Romulaner der Föderation zuwenden und die Tzenkethi nach dem Fiasko am Bajoranischen Wurmloch geschwächt sind (siehe Raise the Dawn).

 

David Mack nimmt sich Zeit, die unterschiedlichen Positionen und Konflikte von Föderation und Pakt darzustellen. Angesichts der zurückliegenden Krisen und Konfrontationen mit dem Pakt strebt die VFP nun nach Entspannung und ist bereit, sich auf Gespräche mit den Gorn einzulassen. Damit ist Silent Weapons durch und durch eine genuine Typhon-Pakt-Geschichte und müsste eigentlich auch in selbige Reihe eingeordnet werden. Doch das ist nicht der Fall.

 

Gut, mag man einwenden, Data spielt bei der Auflösung und Lösung der Krise eine Rolle und die Breen bedienen sich Soong-ähnlicher Androiden, doch dies ist letztlich keine Geschichte, die sich genuin um Datas Natur, seine neue Identität oder seine Suche dreht. Das alles ist höchstens ein Nebenkriegsschauplatz. Alleine deshalb enttäuscht das vorliegende Buch.

 

Die fingierten Gespräche der Gorn, um Bacco anzulocken und sie möglichst zu liquidieren, werfen (Logik-)Fragen auf. Wieso sind die Gorn derart naiv, sich so einspannen und benutzen zu lassen? Außerdem können sie doch unmöglich wissen, was für Konsequenzen der Mord an Bacco mit sich bringen wird. Vielleicht schweißt diese Art von Attentat die Allianz der Föderation umso mehr zusammen und bringt gefährliche Folgen für die Gorn und den ganzen Pakt mit sich. Wieso überhaupt Bacco umbringen? Der Roman wirbelt mit teils immer abgehobeneren Erklärungsversuchen.

 

Immerhin beginnen die Gorn ihren Bund mit den hinterhältigen Breen zu überdenken, nachdem ihr Imperator selbst ins Fadenkreuz gerät, aber sie stehen am Ende der Geschichte trotzdem wie dumme, begossene Pudel da. Und auch die Breen sollten sich die Frage stellen, ob ihr durchtriebener Plan wirklich so klug ist, denn sie könnten sich schnell ganz ohne Bündnispartner wiederfinden. Wie kommt ihr Umgang mit den Gorn eigentlich bei den anderen Pakt-Mitgliedern an? Damit erfüllt das ganze Szenario eigentlich nur die Funktion, eine gewisse Fährte mit Blick auf die The Fall-Reihe zu legen, wo Bacco selbst einem Mordanschlag zum Opfer fallen wird.

 

Die Breen setzen bei ihrem Anschlag auf die Androiden aus The Persistance of Memory, die Lore und die abtrünnigen Borg (TNG-Episode Angriff der Borg) entwickelt hatten und von denen sie sich offenbar einige Exemplare auf unbekannte Art sichern konnten. Spannenderweise haben die Kampfmaschinen eine Art Chamäleon-Funktion, die wir bisher nur vom neuen Data kannten, mit der sie jedes gewünschte Aussehen perfekt annehmen können. Es ist verwunderlich, dass Lore zwar perfekte Androidenkörper produzieren konnte, aber keine funktionierenden Positronengehirne. Am Ende erreicht der Roman immerhin das Ziel, den Breen ihre Soong-Technologie wieder zu entreißen. Der Weg, wie dies geschieht, ist aber weniger überzeugend.

 

Silent Weapons kommt für einen Mack-Roman nicht ganz so flott in Bewegung, weil es gerade mit Blick auf die wahren Motive der Breen zu lange Nebelkerzen zündet und auf eine unbefriedigende Weise in der Schwebe bleibt. Auch werden zu viele unwichtige Personen eingeführt und Storyübergänge sind zu langatmig beschrieben. Entschädigt wird der Leser später mit den Verfolgungsjagden über die Dächer von Orions Hauptstadt oder den Angriff der Killer-Androiden. Dennoch fällt man immer wieder aus der Geschichte heraus, weil diese Androiden eher aus Terminator zu stammen scheinen denn aus Star Trek.

 

Mit Blick auf die Charakterzeichnung weiß zu gefallen, dass Data als Amalgam aus seinen und Soongs Erinnerungen dargestellt wird, sodass es glaubwürdig ist, dass er als erfolgreicher Geschäftsmann auf Orion tätig ist. Viel Raum wird der Föderationspräsidentin Bacco und ihrer Stabschefin gewährt, die seit Articles of the Federation hinlänglich bekannt sind. Piñiero wird im Laufe des Anschlags ermordet, was die 80-jährige Bacco in einen Schockzustand versetzt. Ihre Trauerrede bei der Beisetzung von Piñiero auf Cestus III ist bewegend geschrieben.

 

Macks Umgang mit Worf ist einmal mehr ziemlich sträflich. Hatte er Jasminder Choudhury in The Persistance of Memory durch die Breen ermorden lassen, wird Worfs dramatischer persönlicher Verlust seiner Freundin im vorliegenden Roman nicht mal thematisiert. Ist es nicht wert, darüber zu schreiben, oder hat sich der Klingone vielleicht schon so daran gewöhnt, dass seine Frauen das Zeitliche segnet? So oder so: Unverständlich!

 

Insgesamt hätte ich auf dieses Buch gut und gerne verzichten können, zumal wir des Typhon-Pakets bereits genug erlebt haben. Diese Sau wurde entschieden zu oft durchs Dorf getrieben. Immerhin verspricht das Ende des Romans, dass im letzten Teil der Trilogie wieder Datas Suche nach Waslowick im Zentrum stehen wird. Auf einem Planeten findet er schließlich seine Mutter Juliana Tainer, von der er zu seiner Überraschung erfährt, dass Waslowick von der Gemeinschaft Künstlicher Intelligenzen entführt worden ist. Das vertröstet den Leser, trotzdem bleibt der Eindruck zurück, einem künstlichen Lückenbüßer-Roman aufgesessen zu sein.

 

 

Fazit

 

David Mack liefert eine teils unterhaltsam-rasante Action-Geschichte ab, die sich aber weit weniger mit der Data/Soong/Androiden-Handlung beschäftigt als - einmal mehr - mit den Beziehungen zwischen Föderation und Typhon-Pakt. Daher weiß man nicht recht, wieso dieses Buch Teil der Cold Equations-Reihe wurde. Die Intrige der Breen krankt an innerer Logik und ist begrenzt mitreißend, sodass das ganze Szenario aufgesetzt wirkt. Hinzu kommen verschiedene Längen und Ungereimtheiten. Mack hat gewiss schon bessere Werke abgeliefert.   

 

5/10 Punkten.

11-2022