The Fall

Autoren: David R. George III, Una McCormack, David Mack, James Swallow, Dayton Ward
Erscheinungsjahr: 2013
Seitenzahl: 400, 350, 350, 380, 380
Band: TNG 19/20, DS9 Post-Season-9/Post-Destiny 5-7, Titan 10

Zeitraum: 8/-10/2385

 

Vorbemerkung

 

The Fall ist eine fünfteilige Crossover-Reihe aus dem Jahr 2013. Deren Handlung findet innerhalb eines 60-tägigen Zeitraums des Jahres 2385 statt. Verbindendes Thema ihrer Handlung ist ein Mordanschlag auf die Präsidentin der Vereinten Föderation der Planeten, Nanietta Bacco (siehe u.a. Articles of the Federation), und dessen anschließende Aufklärung, an der Besatzungsmitglieder der Raumschiffe Enterprise und Titan sowie der Raumstation Deep Space Nine an verschiedenen Schauplätzen beteiligt sind.

Auch, wenn es sich um eine Crossover-Reihe handelt und daher in allen Büchern ein gewisser Mix an unterschiedlichen Charakteren vorliegt, lassen sich die The Fall-Romane schwerpunktmäßig verschiedenen Serien zuordnen. So sind Revelation and Dust und A Ceremony of Losses im DS9-Relaunch angesiedelt, The Crimson Shadow und Peacable Kingdoms im TNG-Relaunch sowie The Poisoned Chalice im Rahmen der Titan-Serie angesiedelt.

 

 

Zusammenfassungen (Achtung: Spoiler!)

 

Revelation and Dust

 

2385, etwa zwei Jahre nach der Zerstörung der Raumstation Deep Space Nine und der Verschließung des Wurmlochs (siehe Plagues of Night/Raise the Dawn), hat die Sternenflotte in der Nähe von Bajor eine neue, größere Raumstation unter selbigem Namen errichtet. Seitdem Kira Nerys mit ihrem Shuttle im Wurmloch ein feindliches Raumschiff gerammt hat, ist die Anomalie kollabiert.

Bei der Einweihungszeremonie für die neue Station sind über dreitausend Personen anwesend, darunter auch Benjamin Sisko und andere frühere Besatzungsmitglieder. Als Nanietta Bacco, die VFP-Präsidentin, vor der Besatzung und den Gästen mit ihrer Einweihungsrede beginnen will, wird sie durch Schüsse aus einer Projektilwaffe tödlich verletzt.

Als dringend Tatverdächtige wird rasch die Bajoranerin Enkar Sirsy verhaftet, die die Stabschefin der bajoranischen Premierministerin Asarem Wadeen ist. Sie kann sich an die Tat nicht erinnern, ist aber dennoch von ihrer Schuld überzeugt.

Kira Nerys gilt offiziell als vermisst, inoffiziell als tot. Bei der Kollision ihres Shuttles im Wurmloch gelangt sie zu den Propheten und hat im Himmlischen Tempel eine Drehkörper-Erfahrung. Darin findet sie sich in der Rolle der Bajoranerin Keev Anora wieder. Sie schließt sich einer Widerstandsgruppe an, die bajoranische Sklaven durch ein geheimes Tunnelsystem bis zu der Stadt Joradell führt. Zu der Gruppe, die Gilde genannt wird, gehört auch der Bajoraner Altek Dans, in den sich Keev verliebt.

Unterdessen findet man auf DS9 heraus, dass Sirsy wahrscheinlich nicht selbst verantwortlich für das Mordattentat ist, sondern mit Hilfe eines ihr unter die Haut implantierten Chips lediglich dafür instrumentalisiert wurde. Als man ermittelt, dass der Chip Tzenkethi-DNS aufweist, öffnet sich plötzlich das Wurmloch, und ein kleines Raumschiff nähert sich der Station. Auf der Ops materialisiert Altek Dans und im Frachtraum – Taran’atar gegenüberstehend – Kira Nerys.

 


The Crimson Shadow

 

In der Cardassianischen Union steht die Wahl um das Amt des Kastellans, des Regierungschefs, bevor. Amtsinhaberin Rakena Garan, deren politische Reputation vom Einhalten der Allianz Cardassias mit der Föderation abhängt, stellt sich zur Wiederwahl. Die neue, nationalistische Partei Cardassias Front unter der Führung von Evek Temet ist gegen Garans föderationsfreundlichen Kurs und stellt in Garans Augen deshalb eine Gefahr für die Allianz dar.

Die Enterprise-E hält sich bei Cardassia Prime auf, um ein dort geplantes Treffen von Föderationspräsidentin Bacco mit Garan vorzubereiten. In der Situation wird auf Cardassia Prime die Leiche eines bajoranischen Sternenflotten-Offiziers aufgefunden. Die Cardassianerin Arati Mhevet ist leitende Ermittlerin in dem Mordfall. Elim Garak, Botschafter Cardassias bei der Föderation, setzt in Kooperation mit Captain Picard das cardassianische Enterprise-Crewmitglied Glinn Dygan als Undercover-Ermittler Blok im cardassianischen Stadtbezirk Nord-Torr ein, einer Hochburg von Cardassias Front, die Garak von unabhängiger Seite beobachten lassen möchte.

Als Blok alias Dygan durch Mhevet verhaftet wird, erpresst Garak mit der Drohung, Informationen aus Mhevets Vergangenheit zu enthüllen, von Mhevet die Erlaubnis, Dygan weiter als Undercover-Ermittler einzusetzen. Garak äußert gegenüber Garan seine Überzeugung, dass ein Mitglied der cardassianischen Terrorgruppe Wahrer Weg für den inzwischen bekannt gewordenen Mord an Bacco verantwortlich ist und dass Cardassias Front vom Wahren Weg zur Unterwanderung der cardassianischen Regierung genutzt werden könnte.

Kurz, nachdem Garan Garaks dringenden Vorschlag abgelehnt hat, seine Erkenntnisse mit Picard zu teilen, explodiert in Garaks Fahrzeug eine Bombe. Indem er sich kurz vor der Explosion wegbeamt, entgeht er seinem Tod, den er allerdings mit Picards Hilfe vortäuscht, um Beweise für seine Theorie zu sammeln. Der zufolge ist Crell, der Leiter des cardassianischen Geheimdienstes, in den Mord an Bacco verwickelt.

Garan hat früher als bislang verlautbart von Crells Verstrickung erfahren. Mit dieser Information, deren Bekanntwerden Garans Wiederwahlchancen gefährden würde, erzwingt Garak, dass Garan ihre Kandidatur um das Amt des Kastellans abbricht. Garak kandidiert dann selbst um das Amt.

 


A Ceremony of Losses

 

Unter den Andorianern hat sich die Fortpflanzungskrise (siehe Paths of Disharmony) so weit verschärft, dass sie ohne wirksame Gegenmaßnahmen in einigen Jahrzehnten aussterben werden. Tirishar ch'Thane, der deshalb auf Andor mit Professorin zh’Thiin an einem Heilmittel auf Grundlage des hilfreichen Shedai-Meta-Genoms forscht, wendet sich an seinen früheren Kollegen Dr. Julian Bashir auf DS9 mit der Bitte, dass er forschungsrelevante, geheime Informationen von der Sternenflotte entwenden und zur Umsetzung eines wirksamen Gegenmittels verwenden soll. Derweil gibt es auf Andor politischen Streit um zh’Thiins Forschung.

Die Tholianer besitzen Informationen über das wahrscheinlich rettende Meta-Genom und hoffen, damit Andor als neues Mitglied des Typhon-Paktes zu gewinnen. Unterdessen hält Ishan Anjar, Interims-Präsident der Föderation, gegen föderationsinterne Widerstände ein Embargo gegen Andor aufrecht, auch mit Hilfe der von Ezri Dax kommandierten Aventine.

Sarina Douglas, stellvertretende Sicherheitschefin von DS9 und insgeheim Mitarbeiterin der Sektion 31, hilft Bashir dabei, mit Hilfe der Sektion die Geheiminformationen über das Meta-Genom zu erhalten. Über diese verfügend und seine Vorgesetzten belügend, setzt sich Bashir heimlich nach Bajor ab, wo er mit vier der anerkanntesten, auf Gentechnologie spezialisierten Forscher der Föderation, darunter auch Dr. Pulaski, nach einem Heilmittel für die andorianische Fortpflanzungskrise forscht. Bashirs Heimlichtuerei bleibt der Sternenflottenführung nicht lange verborgen, sodass Ro Laren auf Anjars Weisung hin die Forscher verhaften muss. Bei der Verhaftung teilt Bashir Ro mit, dass er in der Tat ein Heilmittel gefunden hat.

Mit der insgeheimen Hilfe einiger Unterstützer gelingt Bashir der Ausbruch aus seiner Haft auf DS9 und die Flucht in einem Runabout und einem privaten Frachter bis nach Andor. Währenddessen gibt er seinen sofortigen Austritt aus der Sternenflotte bekannt, da er sich stärker dem Hippokratischen Eid als Anjars Befehlen verpflichtet fühlt. Anjar lässt Bashir durch die Aventine verfolgen, um zu verhindern, dass Bashir das Heilmittel, das er selbst im Körper trägt, an die Andorianer übergibt.

In Andors Orbit kommt es zu einem Scharmützel zwischen der Aventine, dem Frachter und zwei andorianischen Raumschiffen, wodurch die Aventine antriebslos im Orbit strandet. Mit der Hilfe des Frachterkapitäns und Shars gelangt Bashir zu Prof. zh’Thiin. Indem Shar eine Video-Ansage, in der er das Zurückhalten von die Fortpflanzungskrise lösenden Informationen und das Unterdrücken von Bashirs Hilfsverlangen durch die Regierung anprangert, durch alle Sender auf Andor ausstrahlen lässt, bereitet er den Weg für einen politischen Umsturz: Die bisherige Regierungskoalition wird durch ein Misstrauensvotum entmachtet und durch eine Koalition ersetzt, zu der die bisherigen Oppositionsparteien gehörten.

Bashir, zh’Thiin und Shar können das Heilmittel planetenweit verteilen. Dabei erhält Bashir schließlich auch Hilfe durch die Aventine-Kommandantin Dax, die sich damit gegen Anjar stellt. Dieser hat indes nichts unversucht gelassen, Bashir zu stoppen, dazu gehört auch, dass er Admiral Akaar, den Oberkommandierenden der Sternenflotte, in der Befehlskette übergeht. Wegen Befehlsmissachtung wird Dax ihres Kommandos enthoben. Sie und Bashir werden im Auftrag Anjars verhaftet und u. a. wegen Hochverrats angeklagt. Bashir findet sich in einem entlegenen Gefängnisasteroiden wieder.

Die neue andorianische Regierung kündigt den Wiedereintritt Andors in die Föderation an. Monate später werden dank des Heilmittels andorianische Kinder geboren.

 


The Poisoned Chalice

 

Die Titan wird zur Erde zurückbeordert, wo William T. Riker von Akaar zum Admiral befördert wird. Akaar informiert ihn darüber, dass Ishan Anjar, Interims-Präsident der Föderation, den Verdacht ignoriert, dass die cardassianische nationalistische Organisation Wahrer Weg hinter dem Mord an Präsidentin Bacco steckt. Anjar ist stattdessen darauf aus, gegen den Typhon-Pakt als verantwortliche Instanz zu ermitteln.

Parallel dazu wird Titan-Sicherheitschef Tuvok zu einer Geheimmission auf das Raumschiff Snipe berufen. Im Rahmen dieser Mission wird er Teil der Gruppe Active Four, zu der auch Nog von DS9, William T. Rikers Transporterzwilling Thomas Riker sowie zwei Binäre gehören. Sie werden von Velk, dem Stabschef Anjars damit beauftragt, die Mörder von Präsidentin Bacco lebend zu finden und zu ergreifen, von denen Velk und Anjar annehmen, dass es Tzenkethi sind.

Admiral Riker schickt seine Erste Offizierin Christine Vale vorübergehend mit dem medizinischen Raumschiff Lionheart auf eine geheime, als Überführungsflug getarnte Mission, um bezüglich der aktuellen Situation zu ermitteln. Sie besucht Ezri Dax im Gefängnis und wird anschließend von Sarina Douglas über den wahrscheinlichen Gefangenschaftsort von Julian Bashir informiert. Bashir wurde in Anjars Auftrag dort inhaftiert. Mit der Hilfe von Deanna Troi und föderationsfreundlichen Andorianern befreit Vale Bashir und bringt ihn nach Andor, wo er politisches Asyl genießt.

Der Active-Four-Gruppe an Bord des Raumschiffes Snipe, das der mit Velk kooperierende Jan Kincade kommandiert, merkt bald, dass das wahre Ziel der Snipe Cardassianer sind. Sie können vier Angehörige des Wahren Wegs ergreifen. Statt sie aber zur Erde zurückzubringen, müssen sie sie befehlsgemäß zu einer Verhöreinrichtung auf klingonischem Territorium bringen, die von klingonischen Söldnern geleitet wird.

Als die Active Four merken, dass Kincade die Gefangenen zu Tode foltert, versuchen Tuvok, Nog und Tom Riker, sie von Planeten fort und in Föderationsgebiet zu bringen. Die Cardassianer sterben in einem Feuergefecht mit den Söldnern, ehe die Titan und – unter Führung von Martok persönlich – zwei klingonische Kriegsschiffe die Verhörbasis angreifen. Nog tötet Kincade, die Titan kann ihn und die restlichen der Active Four rettend an Bord holen. Die klingonischen Kriegsschiffe zerstören die Einrichtung und töten alle dortigen klingonischen Söldner, um die dortige Rolle der Klingonen zu vertuschen.

Die Titan-Crew und Nog finden heraus, dass die Tzenkethi-DNA am Schauplatz von Baccos Ermordung absichtlich platziert wurde, um dem Typhon-Pakt die Schuld für den Mord anzuheften. Als wahrer Mörder erweist sich der Cardassianer Throk, Mitglied des Wahren Wegs. Ehe Riker oder Akaar Velk offiziell beschuldigen können, legt dieser gegenüber Anjar ein Geständnis ab, eine nichtsanktionierte Geheimoperation genehmigt zu haben, wodurch er in Haft kommt. Dadurch vereitelt er, dass eine Kooperation Anjars mit Velks Verhalten offenbar wird. Riker jedoch verdächtigt Anjar, mit Velk zu kooperieren, und möchte deshalb zusammen mit Picard die Intrige offenlegen.

 


Peacable Kingdoms

 

Admiral Riker und Captain Picard kooperieren, um die Verschwörung in der Föderationsregierung zu enthüllen, die in den Mord an Präsidentin Bacco verwickelt ist, und dabei auch Ishan Anjars Rolle offenzulegen. Dieser nutzt insgeheim einen korrupten Sternenflotten-Admiral, um die Enterprise-Crew von ihren diesbezüglichen Nachforschungen abzuhalten.

An den Ermittlungen der Enterprise nimmt auch ein Außenteam um Dr. Crusher teil, das auf dem bajoranischen Planeten Jevalan eine Spur verfolgt. Das Team findet heraus, dass ein kürzlich verstorbener bajoranischer Arzt vor längerer Zeit die Leiche eines Bajoraners namens Ishan Anjar entdeckt hat. Unter strenger Geheimhaltung macht sich das Team daran, zu den sterblichen Überreste des Bajoraners zu gelangen, um so Beweise für die offensichtlich gefälschte Identität des amtierenden Übergangspräsidenten sicherzustellen. Unterstützt durch Tom Riker kann sich das Team den Versuchen Anjar-treuer Kräfte erwehren, die es vom Beweise-Sammeln abhalten wollen.

Schließlich können Picard und Riker der Staatsanwaltschaft der Föderation Beweise für die gefälschte Identität Anjars übergeben. Die Generalstaatsanwältin Louvois konfrontiert Anjar, der in Wirklichkeit Baras Rodirya heißt, vor dem versammelten Föderationsrat mit der Identitätsfälschung, wodurch er in Haft kommt und als Präsident abberufen wird. Rodirya hatte einst während der Besatzung Bajors durch Cardassia seine Mitschuld an Folter und Mord an inhaftierten Bajoranern vertuscht und zur Vertuschung den falschen Namen angenommen. Außerdem wusste Rodirya frühzeitig von der Verschwörung, durch die Bacco starb.

Schließlich wird Andor erneut Mitglied der Föderation. Die andorianische Regierungschefin Kellessar zh’Tarash wird zudem neue Präsidentin der Föderation.

 

 

Meine Meinung zu The Fall

 

Zuerst dachte ich: Oh je, nach der kybernetischen Vorhölle in Destiny und so viel Säbelrasseln mit dem Typhon-Pakt in den letzten Jahren nun auch noch eine urgewaltige politische Verschwörungs- und Intrigengeschichte im Herzen der Föderation! Zudem ist es ja nicht so, als hätten wir im Laufe von Star Trek nicht schon so einige Kostproben hiervon bekommen (u.a. ST VI, DS9 Leyton-Putsch, Sektion 31, im ferneren Sinne auch die TNG-Episode Die Verschwörung). Jetzt wollte Pocket Books aber noch einen ordentlich oben drauf setzen und hat einen Coup konstruiert, der die Natur und Verfassung der VFP aushebelt! Für mich roch das Ganze von Anfang an zu sehr nach Babylon 5… Und im Großen und Ganzen habe ich mich beim Lesen dieser fünf Bände auch in diesem Gefühl bestätigt gefühlt.

 

The Fall hat nicht den besten Auftakt, nein, dieser ist beinahe schon abschreckend, wenn man auf den Geschmack kommen möchte und keinen langen Atem beweist. Der erste Band ist in mehrfacher Hinsicht ein echtes Problem. Er nimmt nur sehr schleppend Fahrt auf, ertrinkt in Zusammenfassungen und Exposition. Im Grunde besteht er nur aus lose zusammengesetzten Fragmenten, die kaum zueinander passen wollen. Eine pathetisch-schmalzige Rede jagt die nächste, vor und während der Zeremonie, auf der Nanietta Bacco schließlich das Zeitliche segnen wird. Auch nach dem Attentat kann man sich des Gefühls nicht erwehren, das alles schon mal gelesen zu haben. Dieses Buch, das im Grunde die Basis legt, plätschert und dümpelt nur so vor sich hin. Erst zwanzig Seiten vor Schluss versucht David George die Geschichte überhaupt nennenswert voranzutreiben, doch dann wird man bereits mit dem Cliffhanger konfrontiert.

 

Was mich an Revelation and Dust aber am meisten aufregt, ist die Art und Weise, wie Dinge präsentiert werden. Zum einen haben wir den Mord an Bacco, der durch und durch erzwungen und bei genauerem Nachdenken vermeidbar erscheint. So, wie es dargestellt wird, ist es doch ziemlich simpel, den hochrangigsten VFP-Würdenträger umzubringen, ohne dabei Aufdeckung oder Vereitelung fürchten zu müssen. Da hat man all die fortschrittlichen Mittel des 24. Jahrhunderts und dazu noch eine brandneue State of the art-Raumstation, und doch frage ich mich, was das denn bitteschön für ein Sicherheitsteam ist?

 

Ein weiterer Tiefschlag ist die Story, in der die totgeglaubte Kira als Charakter Keev im Himmlischen Tempel ausschweifende Visionen durchmacht. Was sich zu Beginn noch nostalgisch liest, als Kira Siskos erste Kontaktaufnahme mit den Wurmlochwesen miterleben darf, wird leider zur echten Geduldsprobe. Ihre Erlebnisse aus der Vergangenheit von Bajor, wo es offenbar eine Zwei-Klassen-Gesellschaft und Sklaverei gab, sind nur mäßig spannend und hemmen den Lesefluss enorm. Noch schlimmer als die ziellosen und extrem detaillierten Visionen ist der Umstand, dass man sich am Ende der Reihe fragt, was zur Hölle diese Kapitel für einen Sinn verfolgt haben? Sie wirken wie ein Fremdkörper, dessen Notwendigkeit unerklärlich bleibt, denn die Anwandlungen im Himmlischen Tempel haben rein gar nichts mit der eigentlichen - politischen - Handlung zu tun.

 

Auffällig ist im ersten The Fall-Roman auch, dass die Figuren in einer Endlosschleife der Reflexion und des inneren Monologs gefangen zu sein scheinen. Im Grunde tun sie nichts anderes, als die Rückkehr auf die Raumstation und die jüngsten Ereignisse nach der Zerstörung der alten DS9 Revue passieren zu lassen. Immer und immer wieder zwingt der Autor den Leser in die Innensicht der Figuren, bei der aber nur wenig Neues zum Vorschein kommt. Sisko scheint sich nur noch um seine Familie zu drehen, Dax sinniert über die vergangene Beziehung zu Bashir (hatte sie sich nicht bewusst von ihm getrennt?), und Quark kommt ebenso wenig in Fahrt. Nicht einmal Ro, die als Captain der Station die Hauptfigur sein sollte, überzeugt, sondern ist eigentümlich passiv. David George hatte immer einen Hang zu großer charakterlicher Introspektion, aber in seinen guten Momenten hat dieser Autor es mit einer interessanten Handlung und dynamischer Entwicklung der Figuren verbunden. Nicht so hier.

 

Ein bisschen schade finde ich, dass es einen großen Zeitsprung zwischen der Typhon Pact-Reihe und The Fall gab und es nach all dem Drama, das sich zwischen den beiden Blöcken abspielte, plötzlich eine Art gegenseitige Duldung oder Status quo zu geben scheint. Zwar wurde etabliert, dass das Romulanische Imperium und die Gorn der Föderation gegenüber eher zugewandt sind, aber die anderen Mächte des Pakts haben da andere Ansichten gehabt. Insofern störte mich dieser Zeitsprung, da nichts passiert zu sein scheint. Zum Ende des ersten Bandes sieht es schlagartig so aus, als würden die Tzenkethi zurückkehren und wieder Einfluss nehmen. Dennoch habe ich aber das Gefühl, dass die Wahrscheinlichkeit, dass der Pakt tatsächlich für den Mord verantwortlich ist, von vorneherein in The Fall gemindert wird, jedenfalls wenn man ein bisschen zwischen den Zeilen liest.

 

Was der eigentliche Klimax des Romans sein soll, verpufft unter dem Gewicht dieses staubigen, langatmigen und uninspirierten Wälzers sang- und klanglos. Wenn man bei Buch zwei angelangt ist, wird es ab da glücklicherweise deutlich besser. Eigentlich, würde ich sagen, beginnt erst hier The Fall von seiner Prämisse her richtig.

 

So schwimmt sich die Reihe dann immer mehr frei. Wie wir ab The Crimson Shadow feststellen dürfen, ist die Serie als Krimi und Politthriller dramaturgisch-handwerklich gut und clever aufgebaut; die Puzzlestücke rund um den Mord an Bacco setzen sich erst stückweise an ganz verschiedenen Orten zusammen. Man hat es mit einer rasanten Schnitzeljagd zu tun. Dabei wird der Leser stets so weit im Unklaren gelassen, dass er selber mitdenken und miträtseln kann, was los ist oder geschehen ist. All das wird dann noch verwoben mit anderen übergeordneten Relaunch-Handlungsbögen wie der andorianischen Fertilitätskrise, was gelegentlich zu Überfrachtung führt - es wird einfach ein bisschen viel miteinander verrührt -, aber auch für eine Dichte bei Atmosphäre und Setting sorgt. Das alles sind klare Stärken der vorliegenden Reihe.

 

Besonders interessant fand ich persönlich die Darstellung auf Cardassia, die - ebenfalls aus der Feder von Una McCormack - gewissermaßen die Erzählung aus The Lotus Flower fortsetzt. Ein Jahrzehnt nach dem totalen Zusammenbruch der cardassianischen Gesellschaft in Folge des Endes des Dominion-Kriegs ist es zwar gelungen, eine fragile Demokratie auf der Zentralwelt zu etablieren, jedoch ist diese von vielen Seiten Gefährdungen ausgesetzt, und der Bevölkerung geht es noch lange nicht gut genug, damit sie sich unvoreingenommen und dauerhaft der demokratischen Sache verschreibt. Hier rückt gerade Garak mit seiner zerrütteten Lebensgeschichte in eine Art Scharnierrolle, um den Übergang zu gewährleisten. Ich muss sagen, dass Garaks Werdegang im gesamten Relaunch interessant und authentisch bleibt.

 

Wie die Verschwörung und deren Hintergründe Stück für Stück in dieser Crossover-Serie aufgeklärt werden, ist über weite Strecken spannend zu verfolgen. Während der Interimspräsident und seine Handlanger darauf schwören, dass es eine Nation des Typhon-Paktes sein muss, die Bacco auf dem Gewissen hat, sind unsere Sternenflotten-Helden davon alles andere als überzeugt. Letztlich propagiert der bajoranische Föderationspräsident eine starke, wehrhafte Föderation und einen Erstschlag, falls erforderlich. Erinnerungen an heutige politische Katastrophen werden wach.

 

Was mir an The Fall gefällt ist, dass es in den letzten beiden Bänden nicht bei einer reinen Aufspürung der Verschwörung stehen bleibt, sondern gerade die Perspektive Ishan Anjars genauer beleuchtet wird. Augenscheinlich ist er hier der Bösewicht, und das ist sicher zutreffend. Der Mann ist ein Betrüger, er ist gierig, hinterhältig und egoistisch. Um die kommende Wahl für sich zu entscheiden, ist er nicht nur bereit, das Schicksal der Andorianer zu besiegeln und ihnen die Daten des Meta-Genoms vorzuenthalten, sondern auch die wahren Täter hinter dem Attentat auf Präsidentin Bacco verschwinden zu lassen, um den Typhon-Pakt als Urheber hinzustellen. Das alles ist wohl bewusstes Kalkül, das die Ruchlosigkeit Ishans zeigt.

 

Und doch begeht The Fall nicht den Fehler, ihn als Abziehfolien-Schurken darzustellen. Ishan ist am Ende getrieben von echten Sorgen und Ängsten. Aus seiner Sicht meint er es sogar gut mit der Föderation, doch dies führt in den Abgrund. Gerade Dayton Ward hat sich alle Mühe gemacht, Ishans Intentionen und Beweggründe nachvollziehbar zu schildern, so dass man zuletzt beinahe Mitleid mit ihm haben kann.

 

Hoch kritisch bleibt, wie auch in vorherigen Romanen, wie leicht sich Sternenflotten-Offiziere und VFP-Politiker gegen ihre Prinzipien wenden. Nicht nur der Umgang mit der Andoria-Frage (bei der Bashir Gutes tun möchte und dafür wie ein Tier gejagt wird!) schildert die Vehemenz, mit der Raumflotte und Föderationsrat sich der Humanität verschließen und Andersdenkenden mit Verhaftung drohen. Mit Hilfe der Andeutungen und ein wenig Mitdenken kann man sich erschließen, dass die vorherigen Konflikte seit dem Dominion-Krieg zu einer teilweisen Radikalisierung innerhalb der Föderation geführt haben, so richtig überzeugend kommt das aber nicht herüber, da die Nebenfiguren zu schnell ihre Ansichten ändern und bereit sind, notfalls über Leichen zu gehen. Das alles erinnert an die bereits erwähnte DS9-Doppelfolge, in der ein Mann namens Leyton aus Angst vor dem Dominion mit Hilfe der Sternenflotte die Kontrolle der Föderation an sich reißen möchte.

 

Die Föderation war für mich immer der Kern der utopischen Erzählung von Star Trek. Doch hier findet - man muss es so hart sagen - endgültig ein Ausverkauf dieser eigentlich stets so bewundernswerten, weiser und moralischer gewordenen Gesellschaft statt. Keine Spur mehr von großen Idealen. Es dominieren Angst, Paranoia, Militarismus, reine Zwecknützigkeit.

 

Wie lautet das Fazit? Lassen wir einmal den vergeigten Auftakt beiseite. So spannend und handwerklich gut die Romane zwei bis fünf streckenweise sein mögen, so sehr frage ich mich einmal mehr, ob der Bogen in den Relaunch-Romanen nicht inzwischen deutlich zu sehr überspannt wurde. Nein, eigentlich ist dies keine Frage mehr. Passt diese ganze Darstellung noch zu Star Trek? Die unglaubliche Intrige aus dem Herzen der Föderation schießt übers Ziel hinaus und diskreditiert die Planetenallianz in meinen Augen endgültig. Alles ist nur noch Verschwörung; hinter der strahlenden Fassade lauert überall die Fäulnis.

 

Es ist im Grunde ein ähnliches Problem, wie ich es seit Destiny habe: Die Welt von Star Trek ist unglaublich düster geworden, deprimierend und überall zieht das Böse seine Fäden. Hätte man dieses Präsentationsmuster seit Destiny dosierter eingesetzt und immer wieder bewusst kontrastiert, wäre der Eindruck ein anderer. Nichts gegen eine ab und an dunkle Grundstimmung, aber das einstmals optimistische ST-Universum, wo es „courage under fire“ zu besichtigen gab, hat sich nun endgültig in ein Biotop des Unheils verwandelt, in dem die Untergangsstimmung beinahe physisch spürbar ist.

 

Das und der Umstand, dass wir die Grundgeschichte im Grunde seit dem besagten DS9-Zweiteiler kennen, macht es mir schwer, in The Fall eine übermäßig begeisternde Geschichte zu sehen. Denn immerhin sind wir doch hier im ST-Franchise und nicht bei Star Wars oder Battlestar Galactica. Wo sind die großartigen Geschichten, in denen die Protagonisten mit humanistisch-moralischen oder wissenschaftlich-technologischen Problemen konfrontiert werden, während sie neues Leben und neue Zivilisationen entdecken? Wo ist die 'bessere', die geläuterte Menschheit? Das alles scheint verschwunden hinter dem Zeitgeist, der auch vor den ST-Romanen, die ich einst so schätzte, nicht Halt gemacht hat...

 

6/10 Punkten.

 

11-2022