Cardassianische Union

 

Gul Evek, ein einflussreicher Kommandant im cardassianischen Militär (2370). Cardassia City, Hauptstadt der cardassianischen Zentralwelt (2375).

 

Allgemeines

 

Die Cardassianische Union ist ein mächtiges Weltenbündnis im Alpha-Quadranten und hat bis ins späte 24. Jahrhundert den Status einer Defacto-Militärdiktatur inne, mit dem Planeten Cardassia Prime als Zentrum. Vor Jahrhunderten waren die Cardassianer ein spirituelles, künstlerisches Volk, das Frieden und Harmonie suchte. Diese antike Hochkultur, Hebetianer genannt, war dem Volk der Bajoraner nicht unähnlich. Doch nachdem die Ressourcen ihres Heimatplaneten erschöpft waren, übernahm das Militär mehr und mehr die Herrschaft und führte die Union in ein lang anhaltendes, dunkles Zeitalter: Die Cardassianer begannen, fremde Welten zu plündern und zu annektieren und dehnten ihr Territorium immer weiter aus.

 

Die militärische Regierung Cardassias war das Zentralkommando, das die Union über hunderte von Jahren mit harter Hand regierte. An ihrer Seite stand der Obsidianische Orden, ein weitgehend autark operierender Elitegeheimdienst, der die Militärherrschaft nach innen abstützte und nach außen mit perfiden Methoden Spionage betrieb, um neue Erschließungswege für die Union zu suchen. Obwohl Zentralkommando und Orden aufeinander angewiesen waren, bestand stets eine starke Rivalität zwischen regulärem Militär und Geheimdienst (ähnlich wie zwischen romulanischer Navy und Tal'Shiar). Daneben bestand zwar weiterhin eine zivile Administration (Detapa-Rat), der das Zentralkommando offiziell sogar unterstand. In der Regierungspraxis war die zivile Führung jedoch auf repräsentative Funktionen beschränkt und nur selten in wichtige politische Entscheidungen involviert.

 

Nachdem die Cardassianer die Besatzung des Planeten Bajor aufgegeben hatten, wurde das Zentralkommando Ende des Jahres 2371 gestürzt, und die zivile Regierung, gestellt durch den Detapa-Rat, erhielt zum ersten Mal seit Jahrhunderten die politische Kontrolle (2371/72). Bis auf eine sehr begrenzte Zeit im frühen 23. Jahrhundert, als eine Republik auf Cardassia entstand und dann wieder durch einen Staatsstreich abgeschafft wurde, gibt es keine vergleichbare historische Situation. Diese Phase währte gerade einmal ein Jahr, ehe sich Cardassia unter Verhandlung von Gul Dukat dem Dominion anschloss und die Militärdiktatur unter neuen Vorzeichen wiederherstellte. Das Ende des verheerenden Dominion-Kriegs versetzte dem tradierten, obrigkeitsstaatlichen Politiksystem der Union endgültig den Todesstoß. Besetzt von den Mächten der Anti-Dominion-Allianz, wurden Cardassia strenge Auflagen gemacht, zu denen der Aufbau einer zivilen Demokratie ebenso gehört wie eine weitreichende Entmilitarisierung.

 

 

Wertesystem

 

Von Außenstehenden wird den Cardassianern rasch ein natürlicher Hang zum Autoritarismus, Militarismus und sogar Faschismus bescheinigt. Auf den ersten Blick scheint einiges dafür zu sprechen: Anders als beispielsweise die Romulaner oder das Dominion, die ihre Reiche maßgeblich dadurch errichtet haben, indem sie andere Völker - oftmals unter Zubilligung gewisser begrenzter Rechte und Freiheiten - darin integriert haben, basierte die moderne cardassianische Kolonialpolitik fast immer auf rücksichtsloser Unterdrückung und Ausplünderung, ähnlich wie bei den Klingonen im mittleren 22. und frühen 23. Jahrhundert.

 

Die grausame Besatzungsgeschichte des Planeten Bajor ist hierfür nur das prominenteste Beispiel. Die natürlichen Ressourcen Bajors wurden so stark ausgebeutet, dass am Ende der Besatzungszeit viele Gebiete vollkommen unfruchtbar und versehrt waren. Zudem wurde die bajoranische Bevölkerung gewaltsam dazu gezwungen, die Rohstoffe in planetaren Arbeitslagern oder auf der im Orbit errichteten Raumstation Terok Nor zu verarbeiten. Aus dieser Faktenlage heraus wird häufig argumentiert, anders als die drei anderen Großmächte im Quadrantengefüge hätten die Cardassianer niemals eine zivilisatorische Leitidee besessen, sondern nur den unbedingten Willen, den Reichtum und die Ressourcen anderer Welten an sich zu reißen. Außerdem wird immer wieder auf die Betonung von Pflicht und Gehorsam in der cardassianischen Gesellschaft verwiesen, die nicht zuletzt im Klassiker Das Ewige Opfer ihren Ausdruck findet. Das brutale Rechtssystem, das Jahrhunderte auf Cardassia Bestand hatte, fällte Urteile vor Beginn eines Prozesses und war nicht darauf ausgerichtet, die wahre Unschuld oder Schuld des Angeklagten herauszufinden, sondern die Folgsamkeit der Bürger und die Obrigkeit der Militärherrschaft aufrechtzuerhalten.  

 

Bei diesem Urteil wird allerdings schnell vergessen, dass die hebetianischen Wurzeln der Cardassianer eine vollkommen andere zivilisatorische Entwicklung nahe legten. Am Anfang der cardassianischen Expansionsgeschichte standen daher nicht Autoritarismus und Militarismus, sondern eine dramatische Rohstoffknappheit, Überbevölkerung sowie eine zerstörte Umwelt, die das cardassianische Volk an den Rand des ökonomischen und materiellen Zusammenbruchs brachten. Von dieser existenziellen Not befallen, war man plötzlich bereit, neue Wege zu gehen. Das Militär - eine einstmals kleine und randständige Bevölkerungsgruppe - lieferte die entscheidenden Argumente, um einen Untergang des cardassianischen Volkes abzuwenden, und in großer Verzweiflung stattete man es mit sämtlichen Vollmachten aus. Diese traumatische Erfahrung war es letztlich auch, die dem Militär über einen so langen Zeitraum hinweg das Vertrauen der Bevölkerung sicherte.

 

Schrittweise entfernten sich die Cardassianer von ihren friedlichen, kultivierten Vorfahren, und das Zentralkommando entwickelte eine verhängnisvolle Eigendynamik, die zum Aufbau eines durchgetakteten Propaganda- und Imperialstaates führte, der die militärische Annexion zum obersten Prinzip cardassianischer Politik machte. Überbordender Nationalismus und Chauvinismus waren die Folge, aber auch enormes Misstrauen innerhalb der cardassianischen Gesellschaft selbst. Im privaten Bereich haben sich die Cardassianer jedoch wichtige Tugenden ihrer hebetianischen Ahnen bewahrt: ein ausgeprägter Familiensinn sowie das genussorientierte Freizeitverhalten gehören ebenso dazu wie die detailverliebte Architektur oder die Liebe zu Kunst und Literatur. Es herrscht also ein eklatanter Widerspruch zwischen rücksichtslosem Eroberungsstreben in der gesellschaftlichen Öffentlichkeit und häufig anzutreffender Kultiviertheit im privaten Raum vor. Das cardassianische Volk ist innerlich tief zerrissen (vgl. Essay: Die Seele der Cardassianer).

 

 

Außenpolitik

 

Als revisionistische, sprungartig aufgestiegene Macht eckte die Cardassianische Union seit Beginn des 24. Jahrhunderts bei allen anderen Großmächten im Quadrantengefüge an. Während es mit dem Klingonischen Reich schon recht früh den Betreka-Nebel-Zwischenfall (2328-46) gab, geriet die Föderation erst später ins Visier der Union. Um ihr die Ausbreitung zu erschweren, versuchten die Cardassianer zunächst diplomatische Gipfeltreffen zu sabotieren oder im eigenen Sinne zu beeinflussen, indem man Informanten und Spione einschleuste. Ab Ende der 2340er Jahre suchte man dann zusehends die offene Konfrontation. Zu dieser Zeit isolierten sich die Cardassianer in den interstellaren Beziehungen immer mehr, weil bekannt wurde, wie brutal das Unionsmilitär gegen unterworfene Völker vorging und wie rücksichtslos besetzte Welten wie Bajor ausgeplündert wurden. Insbesondere die Föderation übte beträchtlichen politischen Druck auf Cardassia aus, mochte sie damit auch zunächst keinen Erfolg gehabt haben.

 

Zwar gab es niemals eine offizielle Kriegserklärung zwischen Föderation und Union, doch produzierte die Annäherung beider Territorien erheblichen Konfliktstoff, der einen schrankenlosen Krieg zeitweilig durchaus wahrscheinlich werden ließ. Sehr früh verwies die Planetenallianz auf bestimmte Hoheitsgebiete, die ihr für ihre Randkolonien zustanden, doch die Cardassianer missachteten diese und überfielen immer wieder abgelegene Zonen, teilweise aus Paranoia vor einem bevorstehenden Angriff, aber auch um sich an dortigen Rohstoffquellen zu bereichern. Es kam zu Scharmützeln und sogar größeren Schlachten entlang des Grenzverlaufs; auch Bodentruppen gingen gegeneinander vor. Erst in den 2360er Jahren konnte ein Friedensvertrag ausgehandelt werden (2340-75). Dieser war allerdings nur möglich geworden, weil sich das cardassianische Reich mit seiner raschen Expansion verhoben hatte und sich seine selbst verschuldete Isolation zunehmend als außenpolitisches Dilemma herausstellte.

 

Die im Friedensvertrag angelegte Gründung einer Entmilitarisierten Zone (EMZ) bewirkte eine partielle Neuordnung des Grenzverlaufs, wodurch eine nicht unbeträchtliche Zahl von Föderationswelten in cardassianisches Gebiet fielen und umgekehrt. Mehrere Zehntausend Föderationskolonisten weigerten sich jedoch, ihre Heimat aufzugeben. Ergebnis dieses von cardassianischer Repression angeheizten Widerstands war die Entstehung des Maquis, einer gegen die Cardassianer gerichteten separatistischen Fraktion von Freiheitskämpfern, deren Ziel es war, ihre Heimatkolonien vor dem Zugriff der Union zu beschützen oder zurückzuerobern. In der gesamten EMZ entstanden Brandherde, die das Potenzial hatten, zu einem neuen Konflikt zwischen Föderation und Union zu führen. Während die Cardassianer es sich angesichts ihrer eigenen Probleme aber nicht leisten konnten, die Föderation mit einem militärischen Feldzug gegen den Maquis zu verprellen, ging die Planetenallianz erst mit einiger Verspätung gegen ihre ehemaligen Bürger in der EMZ vor.

 

Wenige Jahre später schloss sich der Obsidianische Orden für eine hochriskante und illegale Operation mit dem romulanischen Tal'Shiar zusammen. Beide Geheimdienste führten eine im Verborgenen konstruierte Kampfflotte in den Gamma-Quadranten (2371). Ziel war es, die Heimatwelt der Gründer zu lokalisieren und in einem Präventivschlag gegen das Dominion zu vernichten. Nicht ein einziges der beteiligten Schiffe kehrte jemals wieder zurück, womit nicht nur die Kooperation mit Romulus ein jähes Ende fand, sondern auch der Obsidianische Orden in sich zusammenzustürzen begann. Anfang 2372 startete das Klingonische Reich eine Invasion Cardassias. Offiziell begründete der Hohe Rat diesen radikalen Schritt damit, dass der zivile Detapa-Rat, der in dieser Zeit die Regierungsmacht erlangte, durch Agenten des Dominion ausgetauscht worden sei. Der Angriff der Klingonen demütigte und erzürnte die cardassianische Führung und zog einen mehrjährigen Krieg zwischen beiden Mächten nach sich, der zunächst auch die Föderation gegen die Klingonen trieb (2372).

 

Für die Union versprach die Aussicht, Mitglied des Dominion zu werden, die Rettung aus ihrer prekären und weithin verzweifelten Lage. Das Klingonische Reich hatte ihr im Zuge der Invasion schwere Verluste beigebracht, ihr Militär dezimiert und beträchtliche Gebiete geraubt. Zudem hatte der Maquis einen Vorteil daraus geschlagen, indem er – heimlich durch den Hohen Rat aufgerüstet – die Cardassianer nahezu komplett aus dem Bereich der EMZ vertrieben hatte. Zwar war der militärische Fortschritt der Klingonen in cardassianischem Raum zum Erliegen gekommen, seitdem sich die Verteidigungsstreitmacht auf die Auseinandersetzungen mit der Föderation konzentrierte. Doch Cardassia befand sich dennoch an einem Abgrund. Die Wirtschaft war im freien Fall, und falls die Klingonen eines Tages zurückkehrten, bestanden gute Chancen, dass sie sogar Cardassia Prime erobern mochten.

 

Als sich die Cardassianer im Sommer 2373 dem Dominion anschlossen (eine Entwicklung, die die Gründer durch Auslösung des klingonischen Feldzugs gegen Cardassia von langer Hand geplant und aktiv gefördert hatten), verwickelten sie zusammen mit ihren neuen Verbündeten den Alpha-Quadranten in den größten Vernichtungskrieg aller Zeiten (2373-75). Unterstützt durch Hunderttausende Jem'Hadar-Krieger, konnte das cardassianische Militär gegen den Maquis zurückschlagen. Binnen Monaten löschte das Dominion die EMZ-Rebellion so gut wie vollständig aus und verleibte sich das Puffergebiet zwischen Föderation und Cardassia ein.

 

Nach einer Serie anfänglicher militärischer Erfolge entwickelte sich - spätestens mit dem Beitritt des Romulanischen Imperiums zur Anti-Dominion-Allianz - ein zermürbender Stellungskrieg zwischen beiden Seiten. Cardassianische Militärorden und Flotten wurden vom Dominion vermehrt als Kanonenfutter ohne Rücksicht auf Verluste eingesetzt. Mit dem Beitritt der Breen-Konföderation zum Dominion wurde endgültig sichtbar, dass Cardassia zu einem Marionettenstaat verkommen war, den die Gründer mit allen Mitteln für ihre Feldzüge instrumentalisierten. Innerhalb des cardassianischen Militärs erhob sich ein Widerstand, der auf die Loslösung vom Dominion hinarbeitete und sich mit der Föderation verbündete.

 

2375 gelang es der Föderation zusammen mit den Klingonen und Romulanern, das Dominion endgültig zu besiegen und in den Gamma-Quadranten zurückzudrängen. Die cardassianische Militärmaschinerie wurde dabei zu großen Teilen zerstört. Viele Territorien der Union wurden zu Besatzungszonen der Siegermächte erklärt, und ihre Wirtschaft erholt sich seitdem nur langsam von den gewaltigen Verwüstungen, die insbesondere in den letzten Tagen des Dominion-Kriegs angerichtet wurden (nicht zuletzt durch die drakonischen Strafaktionen der Gründer an der cardassianischen Zivilbevölkerung). Außen- wie innenpolitisch bedeutet das Ende des Jahres 2375 einen kompletten Neuanfang für die Cardassianer.

 

 

Stellarkartografie

 

Tempest-Miniserie, sieben Romane (2003-2005)

Die Cardassianische Union liegt im Zentrum des Alpha-Quadranten und kommt auf eine Ausdehnung von etwa 1.500 Lichtjahren. Während sie ihre größte und historisch konfliktträchtigste Grenze im 'Westbereich' mit der Föderation hat, stößt sie im 'Norden' an die Tzenkethi-Koalition, im 'Nordosten' an den unteren Ausläufer des Breen-Raums und im 'Süden' an die Talarianische Republik. Partielle Berührungspunkte gibt es auch mit dem Klingonischen Reich, da sich jenseits der galaktischen Hauptebene Arme beider Territorien über den Föderationsraum hinwegwölben und aneinanderstoßen.

 

Hinsichtlich der Beschaffenheit ihres Territoriums weist die Cardassianische Union Gemeinsamkeiten mit dem Romulanischen Sternenimperium auf: Es gibt kaum Bereiche ohne einen unmittelbaren wirtschaftlichen, politischen oder militärischen Wert - reine Prestigeannexionen sind nichts, das für die cardassianische Politik je eine wichtige Rolle spielte. Dementsprechend stützt sich die Union auf ein kompaktes Netzwerk an kolonialen Niederlassungen, annektierten Welten als Ressourcenlieferanten und Handelsstraßen. Der Kern der Union liegt in der 'westlichen' Hälfte des cardassianischen Raums, wo mehr als Zweidrittel der Bevölkerung leben.

 

 

Übersicht der Schiffsklassen: Cardassianisches Militär (~2375)

 

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Hideki-Klasse Galor-Klasse Keldon-Klasse