The Stuff of Dreams

Autor: James Swallow
Erscheinungsjahr: 2013
Seitenzahl: ~100 (eBook)
Band: 18

Zeitraum: 10/2384

 

 

Inhalt

 

Mehr als dreizehn Jahre liegt der letzte Kontakt von Captain Picard und seiner Crew mit dem Nexus zurück. Damals führte dieses Abenteuer zum Absturz der Enterprise-D auf Veridian III sowie zur Rückkehr und zum (erneuten) Tod James T. Kirks. Nun, anno 2384 und an Bord der Enterprise-E, ist es wieder soweit, dass Picard sich mit dem rätselhaften Raumphänomen auseinandersetzen muss.

 

Das Energieband aus Treffen der Generationen, dessen Kurs durch Tolian Soran nachhaltig beeinfluss wurde, bewegte sich lange Zeit in neutralem Raum, wo die Föderation sich bemühte, es genauer zu studieren. Doch nun steht der Nexus davor, den blockfreien Raum zu verlassen und ins Gebiet der Kinshaya einzudringen. Diese sind Mitglieder des antagonistischen Typhon-Pakts, einer Art Gegenorganisation zur Föderation, mit dem es in letzter Zeit bereits weniger angenehme Zusammenstöße gab.

 

Der Sternenflotte bereitet die Nexus-Frage ernsthaftes Kopfzerbrechen. Immerhin bietet der Nexus neben der Aussicht, in einer erfüllten Scheinrealität leben zu können, die Möglichkeit, an jedem beliebigen Punkt der Vergangenheit dem Energieband zu entsteigen und so möglicherweise die Geschichte zu verändern. Die Aussicht, dass diese Zeitreise-Eigenschaften des Raumphänomens durch die in der jüngeren Vergangenheit recht aggressiven Kinshaya eventuell manipulativ genutzt werden könnten, um der VFP Schaden zuzufügen, ist beunruhigend.

 

Deshalb wird die Enterprise zur Unterstützung des Wissenschaftsschiffes U.S.S. Newton abkommandiert; beide Schiffe erhalten den Befehl, den Nexus zu zerstören, ehe er das Territorium der Pakt-Macht erreicht.
Ein schwammiger und ziemlich extremer Befehl, und schon bald zeigt sich, dass der Versuch, den Nexus mal eben per Impulsbeschuss aus den Deflektorschüsseln auszulöschen, scheitert. Auf der Newton kommt es zu einem schwerwiegenden Feedback und zum Energieausfall, wodurch Captain Bryant und andere Crewmitglieder sterben.

 

Handelt es sich um einen bloßen Unfall als Folge eines fehlgeschlagenen Vorhabens oder steckt Sabotage dahinter? Letzteres scheint sich zu erhärten, als die Enterprise-Mannschaft den verdächtigen Arkarianer Een Norgadd, der zugibt, ein Spion der Kinshaya zu sein. Doch dann stiehlt zu allem Überfluss Picards alter Bekannter Kolb ein Shuttle und fliegt geradewegs in den Nexus...

 

 

Kritik

 

Auch wenn Picard der Dienstältere und Kommandant des Flaggschiffs der Föderation ist, hat man das Kommando der Mission dem Captain der Newton übertragen. Zwar kann man Picards Erfahrungen mit dem Nexus gut gebrauchen, aber wie bereits in Bezug auf die letzten Borg-Zwischenfälle scheint man sich im Oberkommando im Hinblick auf sein Urteilsvermögen, was den Nexus angeht, nicht so ganz sicher zu sein. Bezeichnend ist, dass der Captain der Newton eine ziemlich einfache wie radikale Maxime vertritt: Wenn wir den Nexus nicht besitzen können, so soll ihn niemand haben. Doch dieses Vorhaben erleidet allzu schnell Schiffbruch.

 

Wieder einmal entsteht eine vermeintlich ausweglose Situation, für die es keine guten Lösungen zu geben scheint. Hier kommt Picard ins Spiel, der aufgrund seiner Erfahrungen und dem Rückgriff auf seine Crew in der Lage ist, das Dilemma Stück für Stück zu meistern. Dabei wird Picard mit seinen Sehnsüchten und Träumen konfrontiert. Die Wiederbegegnung mit dem Nexus weckt sowohl Erinnerungen als auch altes Verlangen; das Energieband übt, nachdem er ja bereits Teil von ihm geworden war, nun eine Art Sogwirkung auf ihn aus. Das ist der im Titel beschriebene Stoff, aus dem die Träume sind. Wir erinnern uns: Auch Soran und Guinan verspürten diese Sehnsucht nach der Rückkehr in den Nexus im siebten Kinofilm, und für Kolb (der ebenfalls seine Familie an die Borg verlor) gilt dies im selben Maße.

 

Da es sich bei The Stuff of Dreams um eine eBook-Novelle handelt, muss man andere Maßstäbe ansetzen als bei einem vollwertigen Roman. Unter der Vorgabe, nicht mehr als 100 Seiten zu beanspruchen, hat James Swallow eine überraschend stringente, prägnante Geschichte abgeliefert, an deren Ende der Nexus tatsächlich unzugänglich gemacht werden kann (jedenfalls bis auf weiteres). Das Ganze zehrt natürlich von den Reminiszenzen des durchaus rührenden Kinofilms sowie den Erfahrungen Picards, die im Nexus gemacht wurden. Der Roman hat ein gutes Pacing, wirkt weder gehetzt noch künstlich in die Länge gezogen. Stilistisch ist er solide und flüssig verfasst. Die bekannten Charaktere sind gut getroffen, die neuen gekonnt etabliert, und ein kleiner Höhepunkt stellt der Auftritt eines Charakters dar, den man aus Treffen der Generationen kennt.

 

Die Handlung ist insgesamt nachvollziehbar und logisch aufgebaut, auch wenn man sich als Leser bereits gegen Mitte der Geschichte denken kann, was wirklich los ist. Insofern wird die Kompaktheit der Story am Ende doch wieder ein kleinwenig zum Verhängnis, denn in ausschweifenderer Form wäre es sicher möglich gewesen, die Durchschaubarkeit der Geschichte ein wenig mehr zu verschleiern und hinauszuzögern. So hat Swallow praktisch keine Chance, den Leser auf eine falsche Fährte zu locken; er kann nur ein wenig mit den Kinshaya spielen, die tatsächlich ein interessantes Volk sind und bislang nicht im Zentrum der Typhon Pact-Bücher standen. Ebenfalls der Kürze des Romans geschuldet ist sicher der Eindruck, dass die Auflösung des Problems viel zu überstürzt und leicht anmutet.

 

Dafür hat das Buch eine andere Stärke: Es ist ausgesprochen nah bei den Figuren, und das ist bei einem so kleinen eBook keine Selbstverständlichkeit. Auf Grundlage des bekannten Stoffs gelingt es Swallow, eine herzerweichende Geschichte um einen Charakter aufzuziehen, einen alten Widersacher mit anderen Wesenszügen als die uns bekannten näherzubringen und die Geschichte einem schlüssigen Ende zuzuführen.

 

 

Fazit

 

Alles in allem habe ich mich von dieser kurzen, eher ernsten und traurigen Geschichte gut unterhalten gefühlt. Auch wenn eine eBook-Story deutliche Limitationen hat, so hat Autor Swallow das Format sinnvoll genutzt. Andererseits hätte die latente Epik der Erzählung auch mehr Möglichkeiten hergegeben, The Stuff of Dreams als größeren Roman anzulegen.

 

6/10 Punkten.

9-2022