2026-53: Dritter Weltkrieg

 

 

Der Dritte Weltkrieg in der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts ist der bislang schwerwiegendste Konflikt auf der Erde mit verheerenden Folgen für die gesamte Menschheit. Gleichzeitig markiert er das Ende einer durch Nationalstaaten und Staatenverbünde geprägten Machtpolitik. Es sind nicht nur die Lehren aus dem Krieg, die ein neues Mentalitätsparadigma der Menschheit anbrechen lassen, sondern im weiteren historischen Verlauf auch und vor allem der Warpflug Zefram Cochranes und der daraus resultierende Erstkontakt mit den Vulkaniern.

 

Ursachen

 

Als 2026 der Dritte Weltkrieg ausbrach, war dies eine längerfristige Konsequenz aus den Eugenischen Kriegen Ende der 1990er Jahre (1993-96). Letztere hatten das Staatensystem völlig verändert und zerrüttet, sodass die weltpolitische Lage zu Beginn des 21. Jahrhunderts extrem angespannt war. Die Globalisierung, wie sie sich noch zum Ende des vorangegangenen Jahrhunderts entwickelt hatte, war unter der machtpolitischen Konfrontation der großen politischen Blöcke Global Union (ökonomischer und militärischer Zusammenschluss der USA mit der Europäischen Union) und Östliche Koalition (neokommunistischer Staatenbund unter der Führung Chinas und Nordkoreas) nahezu zum Erliegen gekommen. Dies führte zu wirtschaftlicher Not und hoher Arbeitslosigkeit, verstärkt um Folgen, die die Erschöpfung fossiler Energieträger, insbesondere des Erdöls, mit sich brachte.

 

Zudem landete bereits im Jahr 1997 ein Meteor in Nordfrankreich und verbreitete dort die Sporen einer rätselhaften, außerirdischen Flora, die später als ‚Schwarze Magnolie‘ bekannt werden sollte. Binnen weniger Jahre breitete sich die Magnolie aus und zerstörte dabei menschliches, tierisches und pflanzliches Leben. Offenbar schmarotzte sie lebenswichtige Mineralien aus der Natur und rekristallisierte diese in extremer Geschwindigkeit. Binnen zweier Jahrzehnte verschlang sie beinahe ein Drittel der Erdoberfläche. Die Menschen waren auf der Flucht und gezwungen, die Welt in verschiedene (blaue, gelbe und rote) Zonen einzuteilen (vgl. Roman: Harbinger).

 

In diesem Klima entstand eine neue, pseudoreligiöse Terroristengruppe, die sich selbst als die Kinder des Lichts bezeichnete. Beseelt von dem Glauben, die Schwarze Magnolie sei der Schlüssel zur evolutionären Weiterentwicklung der Menschheit, begingen ihre Mitglieder unter Führung eines mysteriösen Mannes, den sie für eine Art Messias hielten, Anschläge auf der gesamten Welt. In den von der Magnolie befallenen Zonen rekrutierten sie neue Anhänger und provozierten schwerwiegende Konflikte, die auch die Global Union und die Östliche Koalition zusehends gegeneinander trieben (vgl. Roman: Road To Hell und Fire of the Black Rose).

 

Unter dem Einfluss der Kinder des Lichts breitete sich gerade in den 2020er Jahren eine fatale Ideologie auf der Erde aus, die Anleihen bei den Vorstellungen von Khan Noonien Singh machte: Der Imperativ einer von Unproduktivität, Behinderungen und Geburtskrankheiten befreiten Menschheit begann sich in Anbetracht der enormen Umweltkatastrophen und Rohstoffknappheit immer mehr durchzusetzen. In diesem Kontext ist beispielsweise auch der Bell-Aufstand von 2024 zu sehen; er war das Ergebnis einer Verbannung sozioökonomisch schlecht gestellter Personen in sogenannte Schutzzonen. Damit erhielt die biologisch-rassistische Utopie, wie sie die Augments einst vertreten hatten, in anderem Gewand neuen Auftrieb.

 

Unmittelbar im Zentrum der Vorgeschichte zum Dritten Weltkrieg stand auch der ehemalige Colonel Phillip Green. Ab 2025 trat er an die Spitze einer eigenen Untergrundgruppe und sicherte sich in vielen Staaten der Zweiten und Dritten Welt Unterstützung. Durch Intrige und List gelang es ihm, die latenten Konfliktherde im internationalen politischen System weiter anzufachen. Green träumte – abermals in Anlehnung an Khan – von einem schöpferischen Krieg, der die Menschheit einem reinigenden Ausleseprozess unterziehen sollte. Mit dieser Motivation zerstörte er auch den unfertigen Prototypen eines neuen Überlichtraumschiffs, an dem unter anderem Zephram Cochrane und Jackson Roykirk gearbeitet hatten, um der Menschheit das Überleben zu sichern, sollte die Erde einen ökologischen Kollaps erleiden. Schließlich gelang es Green und seinen Ökoterroristen sogar, Großbritannien zu infiltrieren. Mit dem Ausscheren der stabilsten Demokratie aus dem alliierten Bündnis erfuhr der Westen eine beträchtliche Schwächung.

 

Auch, wenn es der Wissenschaftler Cooper Banks 2026 in einem letzten Versuch erreichte, die Schwarze Magnolie zu zerstören, konnte der Ausbruch des Kriegs nicht mehr gestoppt werden. Das Pulverfass, in das sich die Welt unlängst verwandelt hatte, ging in die Luft.

 

 

Verlauf

 

Der Dritte Weltkrieg fand in einem durch diverse vorangegangene Krisen ökonomischer und ökologischer Art völlig anarchischen wie chaotischen internationalen System seinen Ausgangspunkt. Internationale Regulierungsinstanzen wie die UNO waren längst entwertet, als es zu ersten Kampfhandlungen kam. Anders, als noch im Ersten oder Zweiten Weltkrieg, wo sich die Kräfteachsen um einen Fünf- bzw. Dreiklang von Supermächten bewegten, herrschte in diesem Krieg von vorneherein eine beträchtliche Multipolarität vor, in der viele an den Rand der Existenz gedrängte Staaten kurzfristige Bündnisse eingingen, um sich ihr Überleben beziehungsweise strategische Vorteile zu sichern. Damit spielte von Anfang an neben einer ideologischen auch die realpolitische Komponente eine nach wie vor bedeutsame Rolle.

 

Geführt wurde der Krieg in seiner Hochphase mit nuklearen Vernichtungswaffen, die unangekündigt und mit perfiden Tarnsystemen ausgestattet über dem ganzen Globus abgeschossen und zum Einschlag gebracht wurden. Rekonstruktionen der radioaktiven Verseuchung legen nahe, dass zu Beginn der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts mindestens ein Viertel der Erde so gut wie unbewohnbar geworden sein muss. Noch intakte Regionen wie der Norden der USA litten verstärkt unter unberechenbaren Klimakatastrophen und saurem Regen.

 

Während des Kriegs, 2036, wurde ein Versuch unternommen, die zusammengebrochenen Vereinten Nationen neu zu beleben - mit der Gründung der so genannten Neuen Vereinten Nationen (NUNO). Sie sollte unter anderem den Wiederaufbau zerstörter Gesellschaften zur Aufgabe haben. Auch wurde beschlossen, dass kein Erdenbürger für die Verbrechen seiner Vorfahren verantwortlich gemacht werden könne. Anders als erhofft, vermochte der Versuch einer Wiederaufnahme des Völker- und Staatendialogs zu keinem Ende des Kriegs beizutragen - er wütete noch fast zwei Jahrzehnte. Die NUNO würde erst mit dem Beginn des 22. Jahrhunderts einen positiven Ansatz finden, gestützt durch die Hilfe der Vulkanier.

 

 

Ende und Nachkriegsphase

 

Die gewalttätigen Aktionen von Green und seinen Ökoterroristen, vor allem aus der Dritten Welt stammend und nicht selten mit Drogen bei Disziplin gehalten, führten noch vor dem offiziellen Ausbruch des Dritten Weltkriegs Mitte 2026 zu über dreißig Millionen Toten. Insgesamt kostete der Dritte Weltkrieg mehr als 600 Millionen Menschen das Leben. Er vernichtete internationale Strukturen nahezu vollständig und ließ nur wenige intakte Staaten übrig. Ebenso lagen die meisten Hauptstädte in Trümmern, die Atmosphäre war durch radioaktive Isotope verstrahlt. Der Krieg fand 2053 ein Ende, als in San Francisco ein wichtiger Teil der verfeindeten Nationen und Bündnisse einen Waffenstillstand ausriefen; allerdings wurde er aufgrund seiner Dezentralität und Asymmetrie fernab staatlicher Steuerung noch einige Jahre auf der Südhalbkugel weitergefochten.

 

Nach dem Krieg herrschten - trotz des Erstkontakts mit den Vulkanierin - noch lange Zeit Anarchie und Verheerung. Bis in die 2080er Jahre hinein sprach man von der postatomaren Schreckenszeit, in der unter anderem Richter grausame Schauprozesse für das Volk veranstalteten und Soldaten in Strahlenschutzanzügen für Ordnung im Richtersaal sorgten, oft auch barbarische Selbstjustiz übten. Da eine große Zahl von Menschen nicht daran glaubte, dass die Erde noch zu retten und die inneren Abgründe der Menschheit zu überwinden waren, kam es in der Zeit kurz nach dem Ersten Kontakt (2063) und dem frühen 22. Jahrhundert zu einem Exodus verschiedener Gruppen in den Weltraum. Diese Leute waren teilweise Anhänger des Neo-Transzendentalismus und hofften, auf einem neuen, erdähnlichen Planeten von vorne anfangen und dort im Einklang mit der Natur leben zu können.

 

Colonel Green und seine dezimierte Gruppierung überlebten den Krieg ebenfalls. Im besessenen Glauben an eine neue, rassisch gereinigte Menschheit begann er, Strahlenopfer des Kriegs zu euthanasieren, um spätere Generationen „vor dem Unreinen zu bewahren“. Bevor er weitere Verbrechen begehen konnte, wurde er schließlich von einem Einsatzkommando der US-Armee erschossen.

 

Als Folge der fürchterlichen Erfahrungen im Dritten Weltkrieg nahmen mit dem Ende der postatomaren Schreckenszeit um 2080 die Bemühungen Fahrt auf, nationalstaatliche Strukturen in größere, supranationale Gemeinwesen zu überführen. Auf diese Weise entstand zunächst die Europäische Hegemonie, die als Vorbild für die spätere Weltregierung diente, welche zwischen 2135 und 2147 entstehen und zum Ende dieses Zeitraums alle kontinentalen Allianzen und Länder umfassen sollte. Es sollte bis zum Jahr 2113 dauern, dass sich die Erde mit Unterstützung der neuen vulkanischen Partner von den schlimmsten Verheerungen des letzten Weltkriegs erholt haben und die ökonomische Situation der Bevölkerung erheblich besser würde. Armut, Krankheit und Krieg begannen nachhaltig zu verschwinden.

 

 

Einordnung

 

Der Dritte Weltkrieg, bei weitem verheerendster aller Weltkriege auf der Erde, kann als eine Mischung aus Verteilungs- und ideologisch motiviertem Konflikt gesehen werden. Ein Verteilungskrieg war er deshalb, weil lange vor seinem Ausbruch die Lage im internationalen System in eine verhängnisvolle Abwärtsspirale eingetreten war: Überbevölkerung und Rohstoffmangel, in erster Linie auf der Südhalbkugel, erreichten, symptomatisch belegt durch neue Ölkrisen, einen virulentes Moment. Ökologische Katastrophen nie vorher erlebten Ausmaßes erzeugten ein ganzes Milieu von Umweltflüchtlingen, welche die Küsten Europas überschwemmten. Auch trug die Monopolisierung und Rationalisierung der Weltwirtschaft zu einer unverhältnismäßigen Massenarbeitslosigkeit bei und schuf zudem eine regelrecht deregulierte, unzufriedene Arbeitnehmerschicht. Die Westmächte wurden von den wirtschaftlichen Verwerfungen – auch Börseneinbrüche, bedingt durch terroristische Anschläge – schwer angeschlagen und waren nicht imstande, sie auf schnellem Wege zu beseitigen.

 

Die politstrategische Vorgehensweise Phillip Greens bei der Heraufbeschwörung internationaler Krisen war gewieft. Im Gedächtnis der Geschichte soll es später einmal heißen, er habe seine Partner permanent „übers Ohr gehauen“. Ihm gelang es, durch Vermittlung und Vorgeben falscher Motive, viele Staaten der Zweiten und Dritten Welt zusammenzuschmieden und sie in politische Frontstellung gegen das Westbündnis unter Führung der USA zu bringen. Ideologisch ist der Dritte Weltkrieg deshalb in gleich zweifachem Sinne: in jenem nämlich, den Green den Staaten des Westens und der Östlichen Koalition suggerierte, und in dem vertuschten Primärziel, eine biologische Flurreinigung der Menschheit vorzunehmen.

 

An dieser Stelle bleibt anzumerken, dass, obwohl Green der Hauptakteur zur Auslösung des Dritten Weltkriegs war, sein Einfluss niemals hätte derart zum Tragen kommen können, wären nicht andere Fraktionen (auf die hier nicht weiter eingegangen wird) gewesen, welche taktische Fehler begingen oder sich von ihm gewinnen ließen, so auch Gruppierungen wie Al-Qaida. Im 22. Jahrhundert sollte Greens fragwürdiges Vermächtnis ein Vorbild für John Frederick Paxton, Führer der nach der Xindi-Krise (2153/54) erstarkten Terra-Prime-Bewegung, werden.

 

 

Referenz

TOS TNG DS9 VOY ENT ST-Romane/Comics
2x25 1x01 3x11   4x04 Abyss (STC)
3x22 1x02 3x12   4x05 Federation
  2x18     4x06  
  7x26     4x19  
  ST VIII     4x20