Sacraments of Fire

Autor: David R. George III
Erscheinungsjahr: 2015
Seitenzahl: 400
Band: DS9 Post-Season-9/Post-Destiny 8

Zeitraum: 10/-12/2385

 

Vorbemerkung

 

Der Roman Sacraments of Fire knüpft an zwei große Handblungsbögen aus früheren Romanen an. Zum einen an das Buch Revelation of Dust im Jahr 2385, zum anderen an The Soul Key aus dem Jahr 2377. Die Geschehnisse des vorliegenden Buches werden in Ascendance fortgesetzt.

 

 

Inhalt

 

Der Roman setzt sich aus verschiedenen zeitlichen Abschnitten zusammen: a) kurz nach dem Attentat auf VFP-Präsidentin Baaco, b) nach der Enttarnung von Übergangspräsident Ishan, c) einige Zeit später. Es gibt drei Hauptstränge:

 

Plot 1: Nur Tage nach dem Mordanschlag an der Präsidentin taucht ein fremder Bajoraner auf der Station auf, der sofort Misstrauen erregt. Er führt eine Projektilwaffe mit sich, die zwar älter ist als jene, mit der Bacco ermordet wurde, aber dennoch ähnlich. Der Mann namens Altek Dans wirkt verstört und verwirrt und bietet nur unbefriedigende Antworten – die er zudem in einem altmodischen bajoranischen Dialekt gibt. Offenbar hat er keine Ahnung, wo er sich befindet und wie er hierher gelangt ist. Altek behauptet, aus einer bajoranischen Stadt zu kommen, die niemandem ein Begriff ist, und es gibt keinerlei Aufzeichnungen über ihn.

 

Schon bald keimt der Verdacht, dass er aus einer fernen Vergangenheit Bajors kommt und womöglich über einen Drehkörper nach DS9 teleportiert wurde. Steckten die Propheten dahinter? Falls ja, warum? Problematisch hinzu kommt, dass Altek sich aus Sicht der geistlichen Führer Bajors zu einer Gefahr entwickelt, denn die letzte Person, die ein Drehkörper aus der Vergangenheit brachte, hatte das politreligiöse Gefüge Bajors durchgeschüttelt.

 

Plot 2: Ein weiterer Drehkörpertransport setzt Iliana Ghemor bei den fanatischen Aszendenten ab. Iliana Ghemor plant, die Aszendenten zu manipulieren, damit sie einen Vernichtungsschlag gegen Bajor führen. Sie bezeichnet sich als das Feuer aus den Prophezeiungen und macht mit ihrem Vorhaben beständig Fortschritte.

 

Später lässt Ghemor die Aszendenten zunächst auf die Eav'oq-Kolonie auf Idran IV los.

 

Plot 3: Ein dritter Drehkörpertransport schickt Vedek Kira in die Vergangenheit, genauer gesagt auf die Even Odds (bekannt aus Rising Son). Sie wurde von den Propheten als „Hand“ bezeichnet. Ihre Aufgabe, so deutet sie die Propheten, besteht darin, Ghemors Angriff auf Bajor zu verhindern oder abzuschwächen. Auf der Even Odds trifft sie den Jem‘Hadar Taran‘atar wieder. Das ist in ihrer eigenen Vergangenheit schon passiert, deshalb muss sie sehr auf die Zeitachse aufpassen. Entsprechend weiß sie, dass das Schiff zerstört und Taran'atar während des Aszendenten-Angriffs auf Bajor getötet wird.

 

Kira überzeugt Taran’atar, ihr zu helfen, und bittet die Besatzung, sie nach Bajor zurückzubringen. Als die Aszendenten infolge von Kiras Intervention auf stärkeren Widerstand als erwartet stoßen, ändert Iliana ihre Pläne. Sie entführt das Kommandoschiff und die darin enthaltene Weltuntergangswaffe und begibt sich durch das Wurmloch. Taran’atar und Kira kämpfen darum, eine Katastrophe zu verhindern.

 

Weitere Nebenhandlungsstränge:

 

  • Eine Gruppe Ohalavaru (bajoranische Extremisten) startet einen Angriff auf den Mond Endalla und erzeugt eine Spaltung, die eine gerüstartige Maschine im Kern enthüllt. Sie glauben, dass die Maschine von den Wurmlochwesen benutzt wurde, um die Anomalie überhaupt erst zu erschaffen. Dies hat Konsequenzen für die bajoranische Glaubensgemeinschaft.
  • Mit Beweisen für die Beteiligung von Tzenkethi an dem Attentat an Bacco erhält Benjamin Sisko den Befehl, mit der U.S.S. Robinson an der Tzenkethi-Grenze auf Patrouille zu gehen.
  • Ein möglicher Formwandler wird im Newton-Außenposten gefunden und Odo um Rat gefragt.

 

 

Kritik

 

Die Geschichte ist so komplex, verworren und eigentümlich, dass man kaum noch den Überblick behält. Leider begeht der Autor den Fehler, den Leser nicht im Vorfeld durch eine kompakte, gelenkte Zusammenfassung an all die Begebenheiten zu erinnern, auf die er massenhaft Bezug nimmt. Immerhin liegen die Ereignisse von The Soul Key schon eine ganze Weile zurück. Sehr rasch wirbelt David George mit so viel Einzelinformationen aus verschiedensten Vorgängerromanen herum, dass man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht und nicht immer klar wird, worauf er sich eigentlich bezieht.

 

Zugleich passiert in diesem 500-Seiten-Schinken erschreckend wenig. Es spielen zwar alle markanten Figuren mit, aber die scheinen (ähnlich wie schon in Revelation and Dust) in einer Art Retroschleife gefangen. Ständig werden ausladend Rückblicke präsentiert, ohne dass diese die Gegenwartshandlung vorantreiben. Nehmen wir nur den Mord an Bacco, der in The Fall zentraler Aufhänger war. Dieser wird hier bei jeder sich bietenden Gelegenheit breit getreten, beschrieben, seziert. Wer ist der neue Präsident, was hat Bashir getan usw. Aber das wissen wir doch nun genau, wir konnten es in der entsprechenden Reihe lesen. David George erliegt seiner alten Schwäche, seine Romane in ausufernden Rekapitulationen ertrinken zu lassen, ohne dass übergeordnete Fragestellungen hinreichend beantwortet werden. Das ganze Buch ist ein mustergültiges Beispiel für notorische Verzettelung.

 

Nach einem enorm zähen Prolog, der an die Geschichte um Iliana Gehmor und die Aszendenten anknüpft (also die ersten drei Bände der neunten Staffel, die bereits eine schwere Storyschieflage hatte!), geht es im Anschluss mit Altek Dans weiter, immer wieder unterbrochen von ebenso langwierigen wie unnötigen Exkursen zu Charakteren, die zur eigentlichen Handlung nichts beizutragen haben. Der Eindruck, dass es sich um eine schiere Aneinanderreihung von Cameo-Auftritten handelt, lässt sich nur schwer entkräften.

 

Die Begegnung zwischen Odo und Rebecca, Siskos Tochter, ist in Ordnung, mehr aber auch nicht. Immerhin dient diese Szene als Aufmacher für Odos Reise in den Gamma-Quadranten, wo er einem weiteren Angehörigen seines Volkes begegnet. Warum aber kurz vor Schluss noch eine Szene mit Prynn Tenmei eingefügt werden musste, in der ihr von Captain Ro Laren der Kopf gewaschen wird, ist mir persönlich schleierhaft. All diese Beispiele von Nebenplots durchsetzen das Buch; sie wären jedoch nicht nötig gewesen und bringen die Hauptstory nicht voran.

 

Kiras Wiedersehen mit Taran’atar und das Kennenlernen der Besatzung der Even Odds ist als Vorbereitung für den Folgeband Ascendance erheblich bedeutsamer, aber äußerst ermüdend geschrieben. Es gibt kaum Höhepunkte und kaum Charakterentwicklung (abgesehen davon, dass Taran’atar seinen Lebenssinn in der Freundschaft zu Kira findet; nice, aber auch keine riesige Überraschung). Sein Kampf mit dem Aszendenten hätte man in einem Nebensatz abhandeln können.

 

Wirklich interessant sind eigentlich nur die Kapitel mit Captain Ro und den Konflikt darüber, ob es sich bei den Propheten nun um Götter oder nicht handelt. Doch am Ende bleibt die Erkenntnis, dass dieser Roman mit weniger als der Hälfte des Umfangs spannender und temporeicher gewesen wäre. Das hätte aber auch eine andere Art des Aufbaus erfordert...und das Grundproblem dieser konstruierten Story wäre damit immer noch nicht gelöst.

 

 

Fazit

 

Eine ohnehin schon ziemlich verworrene bis verwirrene Geschichte, die seit Warpath langsam etabliert wurde und nie richtig gezündet hat. Warum musste an diesen Ghemor-Irrsinn unbedingt angeknüpft werden?! Dann aber auch noch kein gutes Schreibhandwerk, keine gute Dramaturgie. Das Buch lahmt permanent und kommt nicht voran. Es steckt voller Schnipsel und Rekapitulationen dessen, was uns längst bekannt ist. Alles plätschert vor sich hin.

 

3/10 Punkten.

11-2022