Fallen Gods

Autor: Michael A. Martin
Erscheinungsjahr: 2012
Seitenzahl: 360
Band: 9

Zeitraum: 11/-12/2382

 

Inhalt

 

Die Titan führt eine Investigation des Vela-Pulsars durch, Hinterlassenschaft einer gewaltigen Supernova, und stößt dabei auf einen Planeten, der offenbar eine Zivilisation beherbergt. Diese war einstmals so fortgeschritten, dass sie sogar Terraforming beherrschte. Untersuchungen fördern zutage, dass er scheinbar noch immer bewohnt ist, jedoch extrem durch den Pulsar gefährdet ist, der Strahlung auf tödlichem Niveau aussendet und die Raumzeit massiv stört. Nicht nur durch den Pulsar, sondern auch durch die Titan werden die Raumzeit und ein schützendes Magnetfeld um die Welt immer weiter destabilisiert. Der Planet ist dem Untergang geweiht.

 

Dem nicht genug: Eine fremde künstliche Intelligenz, die sich auf dem Planeten befindet, führt eine Gedankenverschmelzung mit Tuvok und ZweitGen Weiß-Blau durch und veranlasst dadurch, dass ein Team der Titan sich auf den Planeten begibt, um die notwendigen Reparaturen an den atmosphärischen Schutzeinrichtungen zu vollziehen, damit die Bewohner des Planeten überleben können.

 

Indes ordnet die Sternenflotte an, dass alle Andorianer von der Titan auf weniger sensible Posten versetzt werden sollen. Andoria ist im Zuge der Bildung des Typhon-Paktes aus der Föderation ausgetreten (siehe Ereignisse im Buch Paths of Disharmony) und neigt sich dem neuen antagonistischen Bündnis zu. Sowohl die Sternenflotte als auch Andoria schicken ein Schiff, um die Andorianer abzuholen…

 

 

Kritik

 

Fallen Gods spielt auf die Vorfahren der bedrohten Zivilisation in der Nachbarschaft des Pulsars an, deren Nachfahren nun darum streiten, ob das Wissen ihrer Altvorderen bewahrt werden oder doch eher einem neuen Denken weichen sollte. Zugleich ist es durchaus naheliegend, den Titel des Buches auch als Anspielung für die Verfassung der Föderation nach dem dramatischen Borg-Krieg anzusehen, der die bekannte Star Trek-Galaxis völlig umgewälzt und nachhaltig destabilisiert hat. Nicht nur, dass viele Welten mühsam wiederaufgebaut werden müssen, die im kybernetischen Fegefeuer große Verluste erlitten: Es formieren sich obendrein neue politische Bündnisse, seitdem die Föderation geschwächt darnieder liegt.

 

Da die Andorianer den mächtigen Planetenbund verlassen haben (vor allem wegen innerer Konflikte um ihre schwindende Fertilität), keimt in der Sternenflotte Misstrauen gegenüber allen Angehörigen dieses Volkes auf. Nun mag man das zwar für unbegründete Paranoia halten, aber letztlich signalisieren die neuen Befehle für Riker, dass die zahllosen kriegerischen Konflikte der zurückliegenden Star Trek-Jahre nicht spurlos an der einst so aufrechten Flotte vorüber gegangen sind – ein überdeutlicher Bezug auf die aktuelle Weltpolitik, die Jahr für Jahr mehr aus den Fugen wirkt. Doch Riker wäre nicht Riker, wie wir kennen, wenn ihm am Ende nicht der Spagat gelingen würde. So kann er letztlich seine Leute behalten, wiewohl die Grundfesten der Föderation so massiv erschüttert werden wie selten zuvor.

 

Brenzlig wird es, als die Titan von einem andorianischen Schiff herausgefordert wird, das die Volksangehörigen unbedingt zu ihrem Heimatplaneten zurückbringen möchte (by the way: Wieso unterhalten die Andorianer nach Jahrhunderten der VFP-Mitgliedschaft parallel zur Sternenflotte ein eigenständiges Militär, das viel zu sehr an Enterprise und Shrans Kumari denken lässt?). Dabei erzeugen sowohl die neuen Flottenbefehle als auch Andorias Wille, seine Bürger zurückzuholen, einen sehr persönlichen Zwiespalt bei den sechs Andorianern auf Rikers Schiff. Am Beispiel von Lieutenant Pava, die in Tuvoks Team arbeitet, spielt Autor Martin die Wahl zwischen Pest und Cholera durch: Pava kann zwischen der andorianischen Heimat mit all ihrem beschränkenden Konservatismus und ihren sozialen Problemen oder einer diskriminierenden Sternenflotte auswählen, die ihr keine Heimat mehr bieten will.

 

Diese Spannungsverhältnisse sind authentisch und sorgen zusammen mit den entworfenen Bildern von der zerstörerischen und beängstigenden Schönheit des Pulsars (vor allem beim Besuch des Planeten) für die besten – metaphorischen – Momente des Romans.

 

Schade ist, dass sich die Handlung immer weiter verästelt, besonders mit Blick auf die bedrohten und irgendwie hilflosen Planetenbewohner. Da sich deren Bevölkerung in zwei verfeindete Lager teilt, winkt ein hölzern durchexerzierter Plot um die Vorherrschaft auf dem Planeten vor dem Hintergrund der nahenden Vernichtung. Martin gelingt es hier nicht, Interesse für diese Leute zu erzeugen; alles ist unpersönlich, eindimensional und vorhersehbar. Ständig hat man das Gefühl, dass diese Handlung bloß ein Lückenbüßer ist, um die eigentliche Geschichte – der nahenden Konfrontation zwischen Titan und andorianischem Schiff – anzudicken.

 

Der Gipfel der Unglaubwürdigkeit ist letztlich, dass Riker als Geste des guten Willens seine andorianischen Offiziere auf das andorianische Schiff beamen lässt, noch dazu während sie sich im gefährlichen Einflussbereich des Pulsars befinden. Würde Riker wirklich allen Ernstes für solch riskante und mehr als fragwürdige Operationen seine Zustimmung geben? Unglücklicherweise ist das gleichzeitig eine zentrale Prämisse des Andorianer-Plots, was nur noch mehr verdeutlicht, wie konstruiert dieser Teil der Handlung ist.

 

 

Fazit

 

Resümierend kann man sagen, dass die Rahmenhandlung des Romans nicht wirklich überzeugt, aber die Verknüpfung mit der Typhon Pact-Reihe gibt dem ganzen eine drängende und unberechenbare Aktualität. Wie wird es mit der Föderation weiter gehen? Wir müssen abwarten. Zurück bleibt ein Buch, das für mich Stückwerk ist, aber schwerlich für ein vollwertiges neues Titan-Abenteuer taugt. Der Reihe ist ein wenig die Puste ausgegangen.

 

5/10 Punkten.

3-2019