DS9: Was taugen die Haupt- und wiederkehrenden Gastcharaktere?

 

 

Hauptcharaktere

 

 

Benjamin Sisko

Zu Beginn des Pilotfilms Der Abgesandte schien Benjamin Sisko seine besten Tage bereits hinter sich zu haben. Wir lernten ihn als gebrochenen Mann kennen, der seine Frau in der verheerenden Schlacht von Wolf 359 verlor. Als die Sternenflotte ihm neue Befehle gab (die Stellenbeschreibung las sich damals als Mischung aus Entwicklungshelfer und politischem Vermittler), ging der Witwer auf eine kaputte Station am Rande des bekannten Weltraums – und wurde sukzessive zum Protagonisten weitreichender Ereignisse, die DS9 zum gefühlten Mittelpunkt allen Geschehens machten. Im Angesicht all dieser Geschehnisse und Prüfungen entdeckte er seine Freude am Leben wieder; er fand einen engen Freundes- und Kollegenkreis, verliebte sich neu und zog Sinn und Erfüllung aus seiner umfassenden Aufgabe an Bord von DS9, das er als Zuhause verinnerlichte. Sisko begegnete uns als ein Mann mit vielen Rollen und Gesichtern: Kommandant, Forscher, Soldat, religiöse Figur, leidenschaftlicher Koch, Ehemann, liebevoller Vater, fürsorglicher und durchaus streitbarer Sohn.

 

Der Kommandant von DS9 unterschied sich damit massiv von seinen Vorgängern Picard und Kirk. Sisko war nicht einfach nur der erste schwarze Captain, sondern setzte sich auch charakterlich ab. Michael Piller beschrieb ihn einmal als einen „Builder“, der in einer nicht-perfekten Umgebung Dinge aufbaut und mit ihnen längerfristig umgeht; einen Mann mit einem „langen Atem“. Sisko gab seinen Gefühlen Raum (die ihn in Extremfällen auch in irrationale Richtungen treiben konnten; man denke an die Jagd nach Verräter Eddington oder seine bereitwillige Einmischung in die Belange des Spiegeluniversums, um das Gegenstück seiner Frau Jennifer zu retten), war mehr Teamplayer als der von Beginn an autoritätsgebietende Picard, und seine Begeisterungsfähigkeit sprach dank Brooks‘ ausdrucksvollem Schauspiel eine deutliche Sprache. Zugleich zeigte Sisko jenes Maß an kontrolliertem Machiavellismus, der gelegentlich notwendig war, um aus seinem schwierigen Posten auf DS9 eine Erfolgsgeschichte zu machen. Diese Eigenschaft war eine wichtige Voraussetzung für die schweren Entscheidungen, die ihn während des Dominion-Kriegs erwarteten. Das Überleben der Föderation und die Freiheit des Alpha-Quadranten im Blick, musste er manch harte Entscheidung mit sich selbst ausmachen – und sie vor sich rechtfertigen. Sisko wurde dadurch härter und gelegentlich desillusionierter, aber verlor zu keiner Zeit seine Menschlichkeit.

 

Woran sich einzig die Geister scheiden, ist die Rolle als Abgesandter, die in der Serie nicht immer konsequent und authentisch vermittelt wurde und zum Ende der Geschichte leicht zu überdrehen drohte (Sisko als ‚Kind‘ eines Propheten?!). Dennoch war es spannend und lehrreich zu verfolgen, wie Sisko im Laufe der Zeit eine Balance zwischen seinem weltlichen Auftrag als Sternenflotten-Offizier und seinem besonderen spirituellen Verhältnis zu Bajor bzw. dessen Göttern zustande bringen musste. In der Finalstaffel wurde Sisko als wichtige Figur im Kampf gegen Kosst Amojan in Stellung gebracht, sozusagen der bajoranische Teufel. Ohne Zweifel ein herausragender Captain, der in Erinnerung bleibt, auch wenn wahrscheinlich nicht jeder Zuschauer die Messias-Komponente gebraucht hätte.

 

Staffel: 1-7 (176 Episoden)

Schauspieler: Avery Brooks

 

 

 

Kira Nerys

Eine ehemalige Terroristin als Erster Offizier? In DS9 ist das Realität. Mit Major Kira Nerys holten die Erschaffer der Serie das Bajor-Setting unmittelbar in den Hauptcast hinein – und taten ausgesprochen gut daran. Fortan war Kira das charakterliche Brennglas für den schwierigen Bewältigungs- und Übergangsprozess des fünf Dekaden von den Cardassianern besetzten und ausgeplünderten Planeten. An Kira konnten wir verfolgen, wie eine von Hass, Vorurteilen und erlebten Gräueltaten zerfressene Frau zu einer verantwortungsvollen Offizierin reifte, die die Fähigkeit erlernte, das Volk ihrer Peiniger differenziert zu betrachten.

 

Was die temperamentvolle und eigenständig denkende Kira rasch von anderen XOs in positiver Weise abhob, war, dass sie nie Hemmungen verspürte, ihrem Vorgesetzten Benjamin Sisko zu widersprechen und eine dezidiert andere Position einzunehmen. Kira ist wohl eines der besten Beispiele für eine emanzipierte, glaubwürdige Frauenrolle in Star Trek.

 

Es ist noch zu erwähnen, dass ursprünglich die aus TNG bekannte Ro Laren für die Position von Kira vorgesehen worden war, doch Schauspielerin Michelle Forbes lehnte dankend ab. Das war vielleicht auch besser so, denn dadurch konnte die Serie sich mit Blick auf diesen zentralen Charakter eigenständig entwickeln (es gab bereits genügend TNG-Anleihen). Man nutzte die Gelegenheit und gestaltete Kiras Figur bewusst anders als Ros. So war Kira fest mit ihrem Volk verbunden und in ihrem Glauben verwurzelt; sie hatte als Mitglied des Widerstands bis zum Schluss für die Freiheit Bajors gekämpft, wohingegen Ro ihr persönliches Heil noch während der Besatzung Bajors in der Sternenflotte suchte. Definitiv einer meiner Lieblingscharaktere.

 

Staffel: 1-7 (174 Episoden)

Schauspielerin: Nana Visitor

 

 

 

Odo

Der Formwandler Odo, seines Zeichens Sicherheitschef auf DS9, besetzt wohl am ehesten den Platz, der in anderen Serien von Figuren wie Spock, Data, Seven of Nine oder T‘Pol eingenommen wird. Er war der Exot, der (deutlichste) Außenseiter der Gemeinschaft auf der Raumstation.

 

Doch die Autoren wussten weit mehr mit Odo anzufangen als nur für exotisches Flair zu sorgen. Alles fing mit der großen Frage an, woher der Sonderling ohne bekannte Herkunft überhaupt stammen mag, verstärkt um die Auffälligkeit, dass Odo eine besondere Hingabe und Fähigkeit besitzt, Ordnung zu verfolgen und Ordnung durchzusetzen (ein Umstand, der auch moralische Probleme mit sich bringen kann). Die Entscheidung, in der dritten Staffel zu eröffnen, dass er dem im Gamma-Quadranten ansässigen Volk der Gründer angehört, die über das Dominion herrschen, katapultierte Odo schlagartig ins Zentrum des Geschehens. Von dieser Erweiterung seiner Figur zehrte er bis zum Ende der Serie und war somit prägend für den Ausgang der Geschichte.

 

Zugleich bot der Umstand, dass Odo bereits unter der cardassianischen Herrschaft seinen Posten auf DS9 antrat, die Möglichkeit, gezielte Rückblicke in die grausame Zeit der Besatzung zu wagen. Das besondere Vertrauensverhältnis und die sich anbahnende Liebesbeziehung zu Kira Nerys war der Weg für Odo, das Eigenbrötlerdasein zu beenden, auch wenn beide Figuren zum Ende der Serie wieder auseinander gehen. Odo war in vielerlei Hinsicht ein großer Gewinn für die Serie, die ohne seinen Charakter so nicht hätte umgesetzt werden können.

 

Staffel: 1-7 (173 Episoden)

Schauspieler: René Auberjonois

 

 

 

Worf

In der vierten Staffel holte DS9 in großem Stil die Klingonen in die Serie. Und was bot sich in diesem Zusammenhang besser an, als einen der beliebtesten TNG-Charaktere gleich mit an Bord zu bringen?

 

Anders als dereinst O‘Brien war Worf zur Zeit seines DS9-Einstiegs bereits eine reichhaltig ausgearbeitete Figur mit viel Screentime, und doch vollbrachte die Serie das Kunststück, seinen Charakter weiter zu vertiefen und zu entwickeln. Seinerseits ein Sonderling wie Odo oder Garak, wurde der ehrenvolle, zu sich selbst so strenge Worf zum Bindeglied zwischen verschiedensten einflussreichen klingonischen Figuren, und am Ende sogar im wahrsten Wortsinn zum Königsmacher. Seine besondere Chemie mit Jadzia Dax mündete darüber hinaus in eine der schönsten Liebesbeziehungen in Star Trek. Worf hat die Serie in vielerlei Hinsicht bereichert, und man fragt sich, wie sie drei Jahre ohne ihn ausgekommen ist.

 

Staffel: 4-7 (100 Episoden)

Schauspieler: Michael Dorn

 

 

 

Jadzia Dax

Jadzia Dax ist wie Julian Bashir eine der Figuren, die nicht von vorneherein Selbstläufer waren. Die Idee, mit den Trill eine symbiotische Lebensform (wie vieles andere durch TNG eingeführt) als Hauptfigur zu präsentieren, war interessant. Allerdings modifizierte man die Darstellung der Spezies gegenüber der TNG-Folge doch erheblich: Terry Farrell trug ursprünglich das Trill-Make-up aus Odan, der Sonderbotschafter, doch da dieses unattraktiv daherkam, veränderte man es, bis nur noch die charakteristischen Punkte blieben.

 

Producer Michael Piller sagte, anfangs sei es schwer gefallen, Jadzias Charakter zu definieren. Sie sei zunächst als „weise Eule“ geplant worden, dann entdeckten die Autoren in der zweiten Staffel eine verspieltere und temperamentvollere Seite an ihr („tough cookie“). Dies erschien den Machern folgerichtig, denn Jadzia fand ihre spezifische Identität als noch nicht lange vereinigte Trill mit so vielen gespeicherten Leben, die nun auch ein Teil ihres Selbst wurden. Jadzias Trill-Hintergrund verknüpfte man mit dem Umstand, dass ihren Vorgänger Curzon eine intensive Freundschaft mit Benjamin Sisko verbunden hatte (was Jadzia die ironische Bezeichnung „alter Mann“ einbrachte).

 

Trotzdem nahm ihre Figur erst so richtig mit Worfs Auftauchen Fahrt auf, der als baldiger Liebhaber die Chance eröffnete, Jadzias Charakterprofil kontrastreich zu schärfen. Jadzias Gefühle für Worf ergeben vor dem Hintergrund von Curzons Vorleben noch mehr Sinn. Mit dem ernsten Klingonen verbandelt, entwickelte sich die gefleckte Schönheit zu einer charmanten, gewitzten und starken Führungspersönlichkeit, die leider aufgrund überhöhter Gagenforderungen der Schauspielerin eine Staffel zu früh aus der Serie ausschied. Schade!

 

Staffel: 1-6 (148 Episoden)

Schauspielerin: Terry Farrell

 

 

 

Julian Bashir

Der Stationsarzt Bashir startete nicht gerade als Publikumsliebling. Eingeführt als jemand, der als Jahrgangsbester die Akademie verließ, um in der „Wildnis“ des bajoranischen Sektors Erfahrung zu sammeln, bediente er anfangs das Bild des leicht abgehobenen, besserwisserischen und naiven Strebers.
Einige Dinge änderten dies im Laufe der Zeit drastisch: seine beruflichen Erfahrungen auf DS9 bis hinein in den Krieg, die sich rasch knüpfende Beziehung zum mysteriösen Schneider Garak, das (meisterhaft entwickelte) Freundschaftsverhältnis zu Miles O‘Brien und natürlich der dramaturgische Griff, den die Autoren erst in der fünften Staffel anwandten, um Bashir einen komplett unerwarteten Hintergrund als gentechnisch optimierte Person zu verpassen.

 

In Summe reifte der Doktor in der zweiten Serienhälfte zu einer Figur von Tiefe und Komplexität, die sogar eigene Handlungsfäden bekam (z.B. Bashir als [Möchtegern- und realer] Agent, Mentor für andere Augments). Damit einhergehend, veränderte sich sein Gebaren: Weil es nicht länger nötig war, seine Potenziale hinter einer Fassade zu verstecken, offenbarte sich ein nachdenklicher und dennoch moralisch stets integerer Arzt. Der Kontakt mit Sektion 31 war nicht nur eine Gelegenheit, Bashirs Spionageleidenschaft real werden zu lassen, sondern ihn in einer Welt ethischer Fragwürdigkeit als rechtschaffenen Mann bestehen zu lassen. Bashir ist ein hervorragendes Beispiel für das, was in DS9 kreativ alles möglich war.

 

Staffel: 1-7 (172 Episoden)

Schauspieler: Alexander Siddig

 

 

 

Miles O'Brien

Miles O‘Brien bildete von Anfang an die wohl wichtigste Kontinuitätsnabelschnur zu TNG, wo er ein häufig anzutreffender Gastcharakter gewesen war. Tatsächlich war er der erste Charakter, der in direkter Weise aus einer anderen Star Trek-Serie übernommen wurde (er sollte in DS9 nicht der einzige bleiben).
Auf der Enterprise noch in die Statistenrolle des sympathischen Transporterchiefs gepresst, entfaltete „Kesselflicker“ O‘Brien auf seinem neuen Posten ein ausgeprägtes Eigenleben und bewies, was als Ingenieur alles in ihm steckte. Regelmäßig geriet er während seiner zahlreichen Missionen auf DS9 in reichlich unangenehme Situationen, was Fans schnell als eine Art Running Gag verstanden (‚Heute ist wieder O‘Brien-Quäl-Stunde‘).

 

Trotz der unglaublichen Herausforderungen, auf die er in seinen Jahren auf DS9 stieß, hatte der liebende Familienvater mit irischen Wurzeln sein Herz stets am rechten Fleck. Niemand verkörperte wohl besser den bodenständigen Jedermann, der sich mit Fleiß, Geschick, Fortune und Menschlichkeit seinen Weg durch die Ränge arbeitet. Umso schillernder war seine ungewöhnliche, aber durch und durch glaubwürdige Freundschaft mit dem charakterlichen Gegenentwurf Bashir, die zu beobachten viel Freude bereitete.

 

Staffel: 1-7 (166 Episoden)

Schauspieler: Colm Meaney

 

 

 

Quark

Man kann gar nicht genug unterstreichen, was für ein genialer Schachzug die Entwicklung der Figur des Quark war – in gleich mehrfacher Hinsicht. Mit ihm gab es endlich ein Element in DS9, das anderen ST-Serien fremd ist: Ein moralisch nicht immer lupenreiner und zudem nicht-menschlicher Geschäftsmann wurde zum Hauptcharakter. Und das war ein perfekter Weg, die Atmosphäre auf DS9 im scharfen Kontrast zu den sauberen und korrekten Sternenflotten-Schiffen zu prägen.

 

Quarks Bar mit angeschlossener Spielhölle wurde schnell zu einem der zentralen Orte auf der Station, an dem sich das intergalaktische Who-is-who die Klinke in die Hand gab. Nebenher war Quark eine geniale Gelegenheit, die in TNG eher misslungene Ferengi-Darstellung umzukrempeln (man denke auch an die Dynamik, die die mit Quark verwandten Nebenfiguren Nog und Rom erfahren). Nicht zuletzt dank Shimermans schauspielerischer Leistung kam eine Figur von schillernder Komplexität heraus, die unterhalten kann, ohne an Ernsthaftigkeit zu verlieren. Die Hassliebe zu Sicherheitschef Odo rundet Quarks einmaliges Format ab.

 

Am langen Ende stand auch Quark stets auf der Seite der Guten, auch wenn er sich ab und an einmal bitten ließ und sein Schlitzohrimage allzu gerne kultivierte. Dieser Barkeeper war das Salz in der DS9-Suppe.

 

Staffel: 1-7 (160 Episoden)

Schauspieler: Armin Shimerman

 

 

 

Jake Sisko

Mit Jake Sisko tappten die Autoren von DS9 nicht in die gleiche Falle wie dereinst bei Wesley Crusher. Jake war von vorneherein als Beiwerk für Ben Sisko entworfen worden, um dessen Figur besser von vorangegangenen Captains abzusetzen. Auch vermied man es, Jake in die Fußstapfen seines Vaters treten zu lassen, was eine positive Entscheidung war.

 

Besonders stach im Zusammenhang mit seinem Charakter vermutlich die Freundschaft zum jungen Ferengi Nog heraus. Als Zuschauer begleitete man beide buchstäblich beim Erwachsenwerden. Während Nog aber in der zweiten Hälfte der Serie immer mehr Eigendynamik gewann, blieb Jake stets etwas blass und im Schatten seines Vaters. Aus seiner Entscheidung, als Schriftsteller und Journalist tätig zu werden, wurde zu wenig gemacht. Definitiv eine der wenigen schwächeren Figuren in DS9, doch man mag einwenden, dass für ihn nie größere Pläne existiert hatten.

 

Staffel: 1-7 (85 Episoden)

Schauspieler: Cirroc Lofton

 

 

 

Ezri Dax

Besieht man sich das prächtige Aufgebot an unterschiedlichen Hauptfiguren in DS9, gab es nur wenige Entscheidungen der Autoren, die sich als negativ entpuppten. Im Fall der Einführung von Ezri Dax war das leider so. Nach dem verfrühten Abgang von Terry Farrell aus der Serie suchten die Macher rasch einen Ersatz für Jadzia.

 

Ezri war leider nur ein blasser Schatten ihrer Figur; die überzogen wirkenden Versuche, Ezri abzugrenzen, fruchteten nicht (dazu zählt für mich auch die kitschige Liebesbeziehung mit Bashir, die allzu aufgezwungen daherkommt). In nur 26 Episoden blieb – zumal noch in der finalen Staffel – viel zu wenig Zeit, um ihren Charakter angemessen zu entwickeln und ihr einen relevanten Platz einzuräumen. Nichts gegen Schauspielerin de Boer, aber besser wäre es gewesen, man hätte Ezri ganz weggelassen und sich auf den übrigen Cast konzentriert. Immerhin weiß der DS9-Relaunch eine Menge mehr mit Ezri anzufangen.

 

Staffel: 7 (26 Episoden)

Schauspielerin: Nicole de Boer

 

 

 

Wiederkehrende Gastcharaktere (Auswahl: nur Gastauftritte von mindestens 25 Episoden)

 

 

Skrain Dukat

Bajors ehemaliger Präfekt wurde vom Pilotfilm an als der Antagonist in DS9 eingeführt. Und tatsächlich war er nie einer von den Guten. Doch war es die besondere Leistung der Serienmacher und des Schauspielers, gerade seiner Figur so viel Komplexität und Grauschattierungen zu verleihen, dass aus dem Gegner Dukat ein faszinierendes Kaleidoskop wurde – und somit viel mehr als einfach nur ein 08/15-Ganove, wie man ihn leider viel zu oft in Sci-Fi-Filmen oder -Serien vorgesetzt bekommt.

 

Entsprechend war das Verhältnis zwischen Sisko und Dukat über lange Strecken der Serie sehr wechselvoll; mal agierten sie gegeneinander, mal machten die Umstände sie zu Verbündeten. Am Ende ließ Dukat aber keinen Zweifel mehr daran, auf welcher Seite er stand. Das Bündnis mit dem Dominion war sein großer Coup und bewies, wie wenig Dukat von jener eigenartigen Mischung aus Minderwertigkeitskomplexen und Größenwahn wegkam, die ihn stets definierte.
Die Finalstaffel tat der reichhaltig ausgearbeiteten Figur leider nicht gut – Dukat endete nach seinen eigenen Maßstäben eher unwürdig. Dennoch bleibt ein über weite Strecken der Serie großartiger Gegenspieler Siskos in Erinnerung (siehe hierzu mein ausführlicher Essay zu Gul Dukat).

 

Staffel: 1-7 (40 Episoden)

Schauspieler: Marc Alaimo

 

 

 

Elim Garak

Ähnlich wie Dukat war Garak nie als Hauptcharakter angelegt und tauchte nur in einem kleinen Teil aller Folgen auf. Und doch war der Eindruck, den er hinterließ, einschneidend. Wenn es darum geht, DS9 in der Nussschale zu fassen, ist Garak erste Wahl.

 

Der im Exil lebende cardassianische Schneider auf der Station steckt voller dunkler Geheimnisse und entzieht sich klassischen Gut-Böse-Kategorien. Garak war gleichermaßen geprägt und zerrissen durch seine eigene – erbarmungslose – Sozialisation als Sohn von Enabran Tain (um dessen Anerkennung er zeitweilig immer noch buhlte wie ein ewiger Sohn, ehe er sich emanzipierte) und ehemaliger Agent des Obsidianischen Ordens. Er ist ein so meisterhafter Lügner, dass er in der Lage ist, einem jede erdenkliche Geschichte glaubhaft aufzutischen. Aufgrund seines brutalen Geheimdienstlebens, seines Exils und seiner inneren Einsamkeit hat er sich so daran gewöhnt, zu lügen, dass auch die Erfindungen zu einem Teil seiner inneren Wahrheit geworden sind (hierzu gibt es sogar ein Bonmot von ihm). In der Serie sahen wir Momente, in denen Garak sich danach sehnte, die Zeit zurückzudrehen und wieder seinen Platz im alten Cardassia einzunehmen. Und doch bewies er immer wieder, dass er sehr wohl in der Lage ist, sich kritisch mit seinen Wurzeln und seiner Gesellschaft auseinanderzusetzen, die eine ebenso fatalistische wie tragische Richtung eingeschlagen hatte.

 

Obwohl sich im Laufe der Zeit mehr und mehr der ‚gute‘ Garak durchsetzte (er erhielt sogar einen Platz auf der Brücke der Defiant), der seine Vergangenheit Stück für Stück hinter sich ließ, bekamen wir in teilweise raschen Wechseln vor allem in der ersten Hälfte der Serie einen ominös-bedrohlichen Mann zu sehen, der von den Dämonen seiner Kindheit und Jugend sowie Geheimdienstzeit verfolgt wurde. Er war Täter, und er war Opfer. Sein Abschlussmonolog, in der er sein Volk zugleich verdammte wie sehnsüchtig ob seiner früheren Größe bedauerte, spricht Bände.

 

Garak ist voller Brüche, und genau diese verliehen ihm eine ungeheure Eigendynamik und Authentizität. Ein wesentlicher Unterschied zu Gul Dukat wurde in Das Implantat übersichtbar: Garak, so viele Nebelkerzen er auch zünden mochte, suchte nach seinem alten Leben jemanden, der ihm vergeben konnte; Dukat hingegen war immer nur bereit gewesen, anderen zu vergeben. Bezeichnend für Garak war ebenso die spezielle Freundschaft mit dem jungen, idealistischen Julian Bashir wie auch die Intimfeindschaft mit dem erwähnten Dukat, die sich durch die gesamte Show zogen. Formal ein Nebencharakter, von seiner Bedeutung für die DS9-Epik her definitiv eine Primärfigur.

 

Staffel: 1-7 (39 Episoden)

Schauspieler: Andrew Robinson

 

 

 

Nog

Am Anfang war der junge Nog zusammen mit seinem Vater bloß die Ferengi-Entourage des Barkeepers Quark und besaß keine nennenswerte Persönlichkeit. Angefangen mit seiner Freundschaft zu Jake Sisko, entwickelte sich der einstige Lausebengel des Promenadendecks sukzessive.

 

Die Entscheidung, nicht Siskos Sohn Jake, sondern ausgerechnet Nog zu einem angehenden Sternenflotten-Offizier zu machen, eröffnete einen eigenen Entwicklungspfad, der während des Dominion-Kriegs nicht nur zu traumatischen Erfahrungen auf AR-558 führte, sondern Nog auch als natürlichen Nachfolger für Chief O‘Brien in Stellung brachte. Nog war liebenswürdig, überraschend, heldenhaft.

 

Staffel: 1-7 (48 Episoden)

Schauspieler: Aron Eisenberg

 

 

 

Rom

Ähnlich wie sein Sohn Nog machte Rom im Laufe der Serie eine erstaunliche Wandlung mit. Anfangs als geistig unterbelichteter Bruder Quarks eingeführt („Rom, Du Idiot!“), stellte sich schließlich heraus, dass Rom eher das ist, was man einen Idiot savant nennen kann. So war es ironischerweise ausgerechnet Rom, der an kritischen Wendepunkten der Serie Entscheidendes zur Rettung des Quadranten leistete (man denke beispielsweise an die Blockade des Wurmlochs mithilfe spezieller Minen – ein Gedanke, der Rom quasi zwischen Kriegsausbruch und Hochzeitsstress kam).

 

Wie auch im Fall von Quark und Nog, hat die Ausarbeitung von Roms Charakter maßgeblich dazu beigetragen, die Ferengi als eigenständige Kultur mit Leben zu erfüllen und darüber hinaus deutlich zu machen, dass nicht jeder Ferengi ein halsabschneidender Kapitalist ist (wie dies noch in der ursprünglichen Serienbibel fixiert worden war). Im Gegenteil, Rom ist ein herzensguter, bescheidender und manchmal regelrecht genialer Kerl, der an eine außerirdische Version von Forrest Gump erinnert und bestimmt noch so einiges im Leben vorhat.

 

Staffel: 1-7 (37 Episoden)

Schauspieler: Max Grodénchik

 

 

Hinweis: Sämtliches in diesem Artikel verwendetes Bildmaterial entstammt www.trekcore.com (öffentlich verfügbare Screencaps)

 

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