2365: Jagd um Iconia

 

 

Im Jahr 2365 entdeckt Captain Donald Varley von der U.S.S. Yamato die Heimatwelt der Iconianer, einer technologisch sagenhaft fortschrittlichen Hochkultur mit einem riesigen Reich, die vor beinahe einer Viertelmillion Jahren ein Herrschaftsgebiet besaß, gegen das die Föderation klein anmutet. Weil Varley tödlich verunglückt, muss Captain Jean-Luc Picard vom Schwesterschiff Enterprise-D für ihn die Mission vervollständigen. Um zu verhindern, dass die iconianische Portaltechnologie in die Hände der Romulaner gelangt und als Waffe eingesetzt werden kann, entscheidet sich Picard schweren Herzens, das letzte intakte Kontrollzentrum auf Iconia zu zerstören und damit sämtliche Technologie auf dem Planeten unbrauchbar zu machen. Doch künftige Missionen der Sternenflotte zeigen, dass noch an anderen Orten der Galaxis mit den Hinterlassenschaften der Iconianer gerechnet werden muss – im Guten wie im Schlechten.

 

 

Das Mysterium der Iconianer

 

Seit man erstmals Spuren von ihnen fand, gehörten die Iconianer zu den großen Mysterien der galaktischen Archäologie und Xenoanthropologie. Neben einigen anderen gewaltigen Reichen, die vor Hunderttausenden von Jahren untergingen und unzählige Welten in weiten Teilen der Milchstraße beherrschten (zum Beispiel Tkon, Bewahrer, D‘Arsay), wird angenommen, dass die Iconianer vor mehr als 200.000 Jahren quer durch die Galaxis Herrschaft ausübten. Ihr Reich soll über Zigtausend Jahre Bestand gehabt haben. In verschiedenen und voneinander weit entfernten Sektoren wurden Planeten gefunden, deren Völker sich in ihrer kulturellen und technologischen Entwicklung ab einem bestimmten Punkt in der galaktischen Geschichte extrem ähnlich wurden. Diesen Umstand deutete man als starkes Indiz für die Beeinflussung oder gar Kolonisierung durch die Iconianer, die in den Aufzeichnungen besagter Spezies Erwähnung fanden.

 

Ihr weit verzweigtes und nicht aus einem zusammenhängenden Territorium bestehendes Reich, so vermutete man seit dem Fund erster Überlieferungen, wurde begründet und zusammengehalten durch eine Technologie, die es ihnen erlaubte, sich über unvorstellbare Entfernungen zu teleportieren, womöglich sogar vom einen Quadranten zum anderen. So war es den Iconianern möglich, ohne Ankündigung an einem Ort aufzutauchen und ihre Gegner zu überwältigen. Legenden behaupten, dass sie die Fähigkeit hatten, gänzlich ohne die Hilfe von Raumschiffen zu reisen. Die Iconianer erschienen demnach auf entfernten Planeten plötzlich buchstäblich aus dem Nichts.

 

Ihre ominöse Teleportationsfähigkeit – dies ist durch historische Texte Dutzendfach überliefert – brachte den Iconianern bei vielen anderen damaligen Völkern den Titel ‚Dämonen der Luft und der Dunkelheit‘ ein. Da in dieser Bezeichnung große Furcht zum Ausdruck kommt, nahmen die meisten Historiker – in Verbindung mit den Hinweisen auf eine kulturelle Domestizierung anderer Welten – lange Zeit an, dass es sich bei den Iconianern um ein Volk aggressiver Eroberer gehandelt haben musste; nur wenige Gelehrte hielten mit alternativen Standpunkten dagegen.

 

Überhaupt ist über die Iconianer und ihre Gesellschaft nur sehr wenig bekannt geworden. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass ihr riesiges Reich nahezu vollständig unterging und nur wenige explizite Zeugnisse ihrer Herrschaft verblieben. Was letztlich den totalen Untergang dieser einst so mächtigen Zivilisation bewirkte, bleibt ein Gegenstand von Spekulationen. Überlieferungen anderer, teils namentlich unbekannter Völker deuten jedoch darauf hin, dass sie eines Tages gemeinschaftlich das Herzstück des iconianischen Reichs vernichteten, angeblich um sich gegen den Imperialismus der Iconianer zur Wehr zu setzen.  

 

 

Captain Varleys Suche

 

Obwohl auf verschiedenen Welten im Alpha- und Beta-Quadranten Spuren der Iconianer gefunden werden konnten, blieb lange Zeit vollkommen offen, wo ihr Ursprung gelegen haben mochte. Es gab sogar Forscher, die die Existenz einer iconianischen Heimatwelt angesichts der weiten Reisen, die dieses Volk mithilfe seiner fremdartigen Technologie zurücklegte, grundsätzlich in Zweifel zogen.

 

Mitte des 24. Jahrhunderts äußerten einflussreiche Xenoarchäologen in der Föderation aufgrund neuer Quellenerkenntnisse die Vermutung, dass das einstige Zentrum der iconianischen Zivilisation möglicherweise gar nicht so weit vom Territorium der Planetenallianz entfernt gelegen haben mochte wie ursprünglich vermutet. Dies hatte damit zu tun, dass man erst um 2360 auf mehreren Welten Schriftzeichen entdeckte, die einige xenolinguistische Experten für Iconianisch hielten. Diese ähnelten sehr dem Dinasianischen, es gab auch Ähnlichkeiten mit Dewa und Iccobar – allesamt Planeten im vorderen Beta-Quadranten im Bereich der Neutralen Zone zwischen Föderation und Romulanischem Sternenimperium.

 

Captain Donald Varley, Kommandant der U.S.S. Yamato und selbst leidenschaftlicher Archäologe, reagierte auf diese Vermutungen und Gerüchte, indem er sich auf die Suche nach dem sagenumwobenen Iconia begab. Seine Bemühungen, Hinweise auf die Heimatwelt der Iconianer zu finden, dauerten mindestens ein Jahr lang an, begannen jedoch erst in den letzten Wochen seiner Suche Früchte zu tragen. Im Folgenden eine Zusammenfassung der entscheidenden Ereignisse, die sich im August 2365 abspielten:

  • Sternzeit 42592,7: Captain Varley nahm an archäologischen Ausgrabungen auf Denius III teil. Doktor Ramsey, der leitende Archäologe, stellte Varley einige der geborgenen Gegenstände zur weiteren Analyse zur Verfügung. Varley war aufgrund seines jahrelangen Interesses für das Thema überzeugt, dass es sich bei diesen Objekten unbekannten Ursprungs und unbekannter Funktion um Hinterlassenschaften der Iconianer handelte, doch stellte er sich die Frage, wie weit die Gegenstände hatten reisen müssen, bevor sie auf Denius III landeten.

 

  • Sternzeit 42605,5: Varley wurde im Zuge einer eingehenden Untersuchung auf merkwürdige Gravuren auf den einbehaltenen Gegenständen aufmerksam. In der Folge fand er heraus, dass es sich bei ihnen um Sternkonstellationen handelte. Die Sternenkonstellationen waren unbekannt, bis er mehrere Millionen Jahre galaktischer Veränderung in Betracht zog. Danach glaubte er, so etwas wie einen Wegweiser zur Heimatwelt Iconia gefunden zu haben. Es handelte sich um einen Planeten tief in der an die Romulaner angrenzenden Hälfte der Neutralen Zone.

 

  • Sternzeit 42607,3: Varley beschloss, auf eigene Faust mit der Yamato in die Neutrale Zone einzudringen, wo er den Standort Iconias vermutete. Ein heftiger Konflikt mit seinem Ersten Offizier schloss sich an, da dieser seinem Captain vor Augen hielt, dass ein Einflug in die Neutrale Zone von romulanischer Seite als Verletzung des Friedensvertrags und damit als Kriegshandlung zu werten ist. Varley jedoch befürchtete, dass sich auch die Romulaner aufgrund der in Gang gekommenen Gerüchte, die Heimat der Iconianer könnte irgendwo im vorderen Beta-Quadranten liegen, auf die Suche machten. In seinem Logbuch vermerkte Varley hierzu: „Sollten die Romulaner diesen hoch entwickelten Planeten zuerst finden, können wir uns in Zukunft ebenso gut mit Stöcken gegen sie verteidigen.“

 

  • Sternzeit 42607,7: Die Yamato wurde während ihrer Suche von einem romulanischen Warbird (I.R.W. Haakona) lokalisiert. Dieser war allerdings bereits seinerseits in die Neutrale Zone eingedrungen. Daraufhin lieferte sich Varley ein Katz- und Mausspiel mit den romulanischen Verfolgern. Die Yamato schlug mehrere Haken durch verschiedene Sonnensysteme und schaffte es, den Warbird abzuhängen. Da der Warbird offensichtlich etwas in der Neutralen Zone im Schilde führte und sich die Romulaner trotz der Identifikation der Yamato im Puffergebiet nicht an die Föderation wandten, hegte Varley den Verdacht, dass das Sternenimperium von sich aus vorhatte, in der Neutralen Zone nach Iconia zu suchen.

 

  • Sternzeit 42607,9: Varley gelang es tatsächlich, den von ihm vermuteten Planeten zu finden. Erste Scans der Yamato zeigten, dass alle dortigen Städte so gut wie vollständig ausgelöscht worden waren. Trotzdem schien noch hier und da funktionierende Technologie zu existieren. Kurz darauf startete eine unbekannte Sonde von der Oberfläche und scannte die Yamato. Wenig später ereigneten sich schwere Fehlfunktionen auf dem Schiff, die schnell lebensbedrohlich wurden. Varley war weder imstande, ein Außenteam auf die Oberfläche zu schicken noch die Ursache für die ständig neuen Systemfehler finden. 

 

  • Sternzeit 42609,0: Varley sah sich schließlich gezwungen, seine heikle Mission abzubrechen und sich mit der Enterprise in der Neutralen Zone nahe dem Föderationsgebiet zu treffen, an die er ein Notsignal gesendet hatte. Er kontaktierte das Schiff seines alten Freundes, Jean-Luc Picard, gezielt, weil Picard seine Leidenschaft für die Erforschung der Iconianer teilte und die Bedeutung einer möglichen Entdeckung von Iconia einschätzen konnte. 

 

  • Sternzeit 42609,1: Das Treffen zwischen der Enterprise und der Yamato währte nur kurz. Varley konnte kaum von den Fehfunktionen berichten und seine wichtigsten Logbucheinträge an das Schwesterschiff überspielen, als bereits nach wenigen Minuten die Versiegelung in der Materie-Antimaterie-Kammer der Yamato versagte. Bei der Warpkernexplosion starben alle eintausend Besatzungsmitglieder.

 

 

Captain Picard setzt Varleys Mission fort

 

Picard begab sich unverzüglich daran, die von der Yamato transferierten Logbücher zu studieren. Der Umstand, dass Varley diese präventiv überspielte, war für Picard ein Zeichen, dass er mit dem möglichen Untergang seines Schiffes rechnete und den Captain der Enterprise auf jeden Fall in das einweihen wollte, was er in der Neutralen Zone getan hatte.

 

Obwohl die Enterprise durch den Erhalt der Logbücher mit einem Teil des iconianischen Computerprogramms, welches die Yamato über den Scan der fremden Sonde erhielt, ebenfalls infiziert worden war, gelang es Picard, sich bis nach Iconia durchzuschlagen und zusammen mit einem Außenteam ein altes, noch funktionierendes Kontrollzentrum auf der Oberfläche zu betreten. Dort fand er heraus, dass die Iconianer mittels einer Universalportaltechnologie reisten. Anstatt sich mit gewöhnlichen Raumschiffen durch die Galaxis zu bewegen, benutzten sie spezielle Portale, durch die sie innerhalb weniger Augenblicke Orte erreichen konnten, die Tausende von Lichtjahren von ihrem Heimatplaneten entfernt liegen.

 

Hierzu vermerkte Picard im Anschluss an die Mission in seinem Logbuch: „Sind die Iconianer auf diese Weise so leicht gereist? Haben Sie Lichtjahre überwunden so wie wir einen Raum durchqueren? Diese Plätze, die wir durch das offene Tor im Zuge unserer Mission gesehen haben, könnten auf Welten am anderen Ende der Galaxis existieren. Ich halte es für gut möglich, dass die Iconianer ihre Feinde überlistet haben. Vielleicht sind nicht alle bei der Zerstörung ihrer Welt gestorben; einige könnten durch diese Tore geflüchtet sein. Captain Varley muss so etwas vermutet haben.“

 

Zwar konnte die Frage, inwiefern es sich bei den Iconianern um eine humanoide Spezies gehandelt haben mag und ob sie das Inferno ihrer Heimatwelt überlebt haben, nicht geklärt werden. Dafür konnte Picard immerhin die Theorie belegen, dass es sich bei Iconianisch um die Ursprache einer Sprachfamilie handelt, dem die jüngeren Sprachen, wie sie auf Dewa, Dinasia und Iccobar gesprochen werden, angehören.

 

Während Picards Aufenthalt auf der Oberfläche kam es im Orbit des Planeten zu einer Konfrontation zwischen dem romulanischen Warbird, der bereits auf die Yamato aufmerksam geworden und nun der Enterprise gefolgt war. Doch sowohl die Enterprise als auch der Warbird waren nicht kampffähig, weil beide durch das iconianische Computerprogramm beeinträchtigt worden waren.

 

Aufgrund der akuten Gefahr, die Romulaner könnten die Portaltechnologie bergen und als Waffe einsetzen, entschied Picard, das verbliebene Kontrollzentrum per Selbstzerstörung zu vernichten. Daraufhin löste sich die Situation auf, und beide Schiffe verließen die Neutrale Zone.  

 

Picard verfasste für das archäologische Konzil der Föderation einen Bericht, in dem er seine Zweifel formulierte, ob das gängige Bild von den Iconianern als brutale Eroberer wirklich zutreffend ist. „Nichts in dieser Kommandozentrale deutete darauf hin, dass es sich um eine militärische Basis handelte. Wahrscheinlich war es nichts anderes als was wir einen Transporterraum nennen. Und selbst die Sonde mag nur zur Abwehr gedient haben, nicht zum Angriff. Vielleicht waren es nur unsere Computersysteme, die so empfindlich auf die iconianische Technologie reagierten. Möglicherweise waren diese Sonden dazu gedacht, um Grußbotschaften auszusenden.

 

Meine Empfindung ist vielleicht unwissenschaftlich, aber während ich dort stand und diese Luft atmete, beschlich mich der Eindruck, dass wir die Iconianer falsch verstanden haben. Waren Sie wirklich die dunklen Invasoren, für die wir sie lange Zeit halten wollten? Haben nicht vielleicht diejenigen, die Iconia vernichteten, die Geschichte in ihrem Sinne umgeschrieben, um ein falsches Bild dieses Volkes zu nähren und um ihre eigene brutale Handlungsweise zu rechtfertigen? Hatten Sie die Iconianer womöglich nur aufgrund ihrer Furcht angegriffen? Ich fürchte, all diese Fragen werden nicht so schnell geklärt werden können.“

 

 

Weitere Begegnungen mit iconianischer Technologie

 

Im Jahr 2372 zeigte sich, wie weit die Portaltechnologie - und damit die territorialen Enklaven des iconianischen Imperiums - tatsächlich gereicht hatte. Die Besatzung der U.S.S. Defiant unter Captain Benjamin Sisko war gezwungen, mit dem Dominion zu kooperieren, um ein Regiment abtrünniger Jem’Hadar zu stoppen. Die Abtrünnigen hatten auf Vandros IV, einem entlegenen Planeten im Gamma-Quadranten, ein altes iconianisches Portal gefunden und wieder zum Leben erweckt. Mit seiner Hilfe wollten sie vermutlich einen Aufstand gegen das Dominion anzetteln sowie verschiedene Ziele im Alpha- und Gamma-Quadranten angreifen. Letztlich gelang die Mission jedoch, und das Portal konnte zerstört werden.

 

Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass in Zukunft weitere Portale der Iconianer entdeckt werden. Je nachdem wird die Sternenflotte, wie auch schon in der Vergangenheit, außerordentliche Maßnahmen ergreifen müssen, um zu verhindern, dass diese hoch entwickelten Artefakte in die Hände aggressiver Rassen fallen. Das Gleichgewicht der Kräfte und die Wahrung des Friedens im Quadrantengefüge sind aufs Engste damit verbunden. 

 

 

Referenz

TOS TNG DS9 VOY ENT ST-Romane/Comics
  2x11 4x23