Enterprise Season 2:

 

Kein Wind mehr in den Segeln

 

Zur Ernüchterung der Produzenten gingen die Einschaltquoten von Enterprise zum Ende des ersten Jahres deutlich nach unten. Es war zwar an sich nichts Ungewöhnliches, dass Star Trek-Serien (abgesehen von TNG) im Zeitverlauf Zuschauer einbüßten, doch bei Enterprise war dieser Einbruch deutlicher als bei den Vorgängerserien. Als Reaktion darauf entschied man sich, moderate Veränderungen am Serienkonzept vorzunehmen. Anders als in der ersten Staffel, wo immerhin einige Episoden aufeinander aufbauen, kehrte man noch stärker zurück zum traditionellen Prinzip in sich geschlossener Einzelfolgen, in der Hoffnung, es dem Publikum so leichter zu machen, in die Serie einzusteigen bzw. sie zu verfolgen. Für die Zuschauer, die der Serie auch in der zweiten Season treu bleiben, gibt es einige zentrale Fragen, auf die man sich Antworten verspricht. Wie geht es mit dem Temporalen Kalten Krieg weiter? Welche Entwicklungen machen zentrale Figuren wie Archer und T’Pol noch durch, die ihr Band womöglich weiter festigen? Inwiefern werden wir im zweiten Jahr Schritte auf dem Weg hin zur Gründung der Föderation sehen? Und was ist mit den Romulanern, die ja im ersten Jahr auf sich warten ließen?

Tatsächlich lassen sich im Laufe der 26 Episoden auf all diese Fragen Antworten finden, doch sie fallen wenig zufriedenstellend aus. Anders als im ersten Jahr merkt man den Folgen der zweiten Staffel ein oftmals hohes Maß an Unruhe und Druck an, unter denen sie entstanden sind. So fallen inhaltliche und handwerkliche Fehler deutlich häufiger auf, vor allem aber eine streckenweise tumbe Einfalls- und Ideenlosigkeit, die um sich greift. Hier kommt die Erzählung von der sogenannten Star Trek-Müdigkeit der Fans ins Spiel, die häufig mit der zweiten Staffel von Enterprise in Zusammenhang gebracht wird, weil deren Quoten weiter stark rückläufig waren. Wenn man sich die Episoden ansieht, fragt man sich jedoch, ob es nicht in Wahrheit eine Produzenten- und Autorenmüdigkeit war.

 

Anders als der gute erste Teil kann der Abschluss von Die Schockwelle das Niveau nicht im Entferntesten halten. Das liegt daran, dass die weitere Entwicklung der Geschichte enorm konstruiert wirkt und dem Zuschauer weder nennenswerte Einblicke in den Temporalen Kalten Krieg noch ein besseres Verständnis der Thematik ermöglicht wird. Es gab eine weitere Begegnung mit den Suliban Cabal, sie haben sogar das Schiff übernommen, okay, aber wo ist am Ende des Zweiteilers der eigentliche Mehrwert für den Bogen des Zeitkriegs? Er kommt im wahrsten Sinne des Wortes nicht voran. Besser dagegen verhält es sich mit dem Zusammenhalt von Archer und T’Pol. Letztere ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Mission der Enterprise fortgesetzt werden kann und stellt sich sogar offen gegen ihren Vorgesetzten, Botschafter Soval.

Nach einem erzählerischen Intermezzo über den (vielleicht) wahren Ersten Kontakt zwischen Menschen und Vulkaniern Mitte des 20. Jahrhunderts in Carbon Creek folgen die Episoden Das Minenfeld und Todesstation, die gewissermaßen als lockerer Zweiteiler fungieren. Das Minenfeld gehört gewiss zu den größten Enttäuschungen der zweiten Season und der Serie insgesamt. Es handelt sich um die einzige Folge der ersten drei Staffeln, in der die Romulaner auftauchen, als die Enterprise unvermittelt in eines ihrer Minenfelder gerät und schwer beschädigt wird. Da die Folge eigentlich den Charakter Malcolm Reeds beleuchtet, ist von vorneherein nur wenig Platz für die Romulaner. Es fragt sich, warum sie hier in Erscheinung treten mussten, wenn im weiteren Verlauf der Staffel überhaupt nichts mehr aus ihnen gemacht wird. Hinzu kommt noch, dass die Art und Weise ihres Auftauchens im Konflikt mit der TOS-Episode Spock unter Verdacht steht. Dort wird Kirks Enterprise-1701 mit einem tarnfähigen Bird-of-Prey konfrontiert, über den es heißt, die Sternenflotte habe eine derartige Maskierungstechnologie noch nie zuvor gesehen. Doch in Das Minenfeld über hundert Jahre früher tarnen und enttarnen sich romulanische Schiffe bereits munter. Immerhin bekommen Archer und die anderen die Romulaner nicht zu Gesicht, denn auch das hätte sich mit der erwähnten TOS-Folge gewaltig gebissen. Das Minenfeld führt ein mustergültiges Dilemma von Enterprise vor, wie es auch in der Folge Regeneration festzustellen ist: Die Autoren wollen gerne mit den populären Völkern arbeiten, sind jedoch durch das Regelwerk, das frühere Serien vorgegeben haben, gebunden. Und so verpufft die Begegnung mit den Romulanern gewissermaßen im Nichts. Der klügere Ansatz wäre hier sicherlich gewesen, das zu tun, was in Season vier unter der Ägide Manny Cotos passiert: die Romulaner als Macht in den Schatten einzubinden, die im Verborgenen ihre Züge macht und Camouflagetaktiken einsetzt. So wäre es auch in Staffel zwei eher möglich gewesen, sie (immer wieder) auftauchen zu lassen und gleichzeitig den Canon gebührend zu beachten.

 

Die Episode Todesstation knüpft direkt an Das Minenfeld an. Wie es der Zufall will, stößt die schwer beschädigte Enterprise just in der Stunde ihrer Not auf eine vollautomatische, von einem intelligenten Computer gesteuerte Reparaturstation. Bald schon aber offenbart die zunächst hilfreiche Maschine ihre perfide Seite: Sie inszeniert Travis Mayweathers Tod und integriert ihn in ein Netzwerk von im Laufe der Zeit entführten Lebensformen, um den eigenen Speicher zu erweitern. Letztlich sieht sich Archer gezwungen, der Reparaturstation den Kampf anzusagen und nach Travis‘ Befreiung wieder das Weite zu suchen. Diese Folge ist zwar sicherlich keine gute, es ist aber immerhin schön, dass versucht wird, etwas mehr Realismus einkehren zu lassen. Gerade in Voyager kann man sich regelmäßig darüber ärgern, dass ein Sternenflotten-Schiff abseits jeder Versorgung nach einem schweren Gefecht bereits in der nächsten Folge wieder aussieht wie frisch aus dem Raumdock. Das ist hier erfrischend anders.    

Nach dem ‚Beschädigungszweiteiler‘ kann Staffel zwei häufig nicht einmal mehr ein durchschnittliches Niveau aufrechterhalten. Episoden wie Eine Nacht Krankenstation, Marodeure, Kostbare Fracht, Der Laufsteg und Morgengrauen gehören wohl zu den schlechtesten und belanglosesten der ganzen Serie. Erheblich überzeugender sind im Prinzip nur die Folgen, die T’Pols Charakter vertiefen, indem sie ihm dunkle Flecken hinzufügen, und nebenbei echte Spannung aufkommen lassen (Der Siebente, Stigma). Zudem wird die vulkanische Kultur dieser frühen Ära schön beleuchtet. In Der Siebente demonstriert T’Pol ihr inzwischen großes Vertrauen zu Archer, indem sie entscheidet, ihn auf eine vulkanische Geheimmission mitzunehmen und ihn in ihre (zuweilen verstörende) Vergangenheit als Mitarbeiterin des V’Shar einzuweihen.

 

Im Interview hat Scott Bakula einmal gesagt, er halte die zweite Hälfte der Staffel insgesamt für deutlich besser gelungen. Leider stimmt das nur sehr bedingt. Auch im hinteren Bereich ist die Season durchsetzt mit unterirdischen Episoden, die kaum die Erwähnung lohnen (u.a. Canamar, Übergang, Kopfgeld). Waffenstillstand ist ein positiver Ausreißer zur Halbzeit. Endlich einmal gibt es wieder eine Folge, die den Konflikt zwischen den Vulkaniern und den Andorianern fortsetzt. Nun ist es soweit: Die junge Menschheit findet ihren Platz zwischen den Sternen in der Rolle als Mittler zwischen zwei fortgeschrittenen, verfeindeten Mächten, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Hier sind wir wieder beim Kernthema von Enterprise angelangt, aber um dieses in gebührender Tiefe zu behandeln, ist Waffenstillstand als Einzelfolge schlicht viel zu kurz. Dementsprechend überschlagen sich die Ereignisse, und die Lösung, die am Ende gefunden wird, wirkt übereilt und zu einfach. Die zweite Season hätte ein völlig anderes Antlitz gehabt, hätte man sich entschlossen, die Konfliktthematik zwischen Vulkan und Andoria und die Vermittlung durch die Erde zu einem staffelübergreifenden Handlungsbogen zu machen (Weg zur Koalition der Planeten). So bleibt vieles auf der Strecke, was in Ansätzen absolut interessant ist, allem voran Shrans Vielschichtigkeit und seine Motivation, einen Frieden zu erwirken. Ebenfalls unterbeleuchtet bleiben die verschiedenen Fraktionen unter den Andorianern - es bleibt nur bei Andeutungen, die sich im Standpunkt von Shrans Stellvertreterin Tarah niederschlagen. Immerhin ist Waffenstillstand ein nächster Meilenstein auf dem Weg zu einer besonderen Loyalität, die Archer und der Imperialgardist füreinander empfinden und die in späteren Staffeln weiter ausgebaut wird.

Die Zukunft ist zwar als Folge recht gut gelungen und einigermaßen mysteriös, wäre aber eher etwas für die erste Season gewesen. An einem solchen Punkt erwartet man, endlich mehr Antworten über den Temporalen Kalten Krieg zu erhalten, stattdessen aber tappt man immer mehr im Dunkeln. So wirkt Die Zukunft wie ein reiner Lückenbüßer, das Auftauchen der Tholianer hin oder her. Langsam hat man das Gefühl, dass die Autoren keine richtige Vorstellung davon besaßen, was man überhaupt mit dem Thema des Zeitkriegs anfangen soll.

 

Das Urteil offenbart erneut den zwanghaften Versuch, Völker und Situationen aus früheren Star Trek-Shows in Enterprise einzufügen. Das ist entlarvend. Mangels eigener Ideen versucht man mit Elementen anderer Marken zu punkten, indem man das Ganze ungeduldig und undurchdacht aufkocht und schnell verrührt. In diesem Fall steht Archer wie Kirk im sechsten Kinofilm, Das Unentdeckte Land, vor einem klingonischen Gericht und wird schließlich sogar auf die Strafkolonie Rura Penthe verbannt. Das ist eine dreiste Wiederholung des Altbekannten, die davon ablenken soll, dass die Story flach und lächerlich ist. Dass, wie es der Zufall will, ein Mann namens Duras wieder der Schurke ist – ein Klingone mit scheinbar einer Gehirnzelle – ist eine Anspielung auf Worfs Widersacher und Mörder seiner Gefährtin K’Ehleyr (Tödliche Nachfolge). So schön der Gastauftritt von J. G. Hertzler als klingonischer Anwalt sein mag: Er kämpft auf verlorenem Posten.

Die qualitativ wohl beste Episode der zweiten Staffel – und derer gibt es wahrlich nicht viele – ist Cogenitor. Nach Lieber Doktor wird endlich einmal wieder ein glaubwürdiges Szenario geschildert, das den Umgang der unerfahrenen Menschen mit dem Thema 'Einmischung in fremde Kulturen' behandelt. Diesmal bleibt es nicht bei einer hypothetischen Diskussion zwischen Archer und Phlox. Hier legt Trip seine eigenen Moralvorstellungen an, wähnt sich im Recht, verursacht damit jedoch eine Katastrophe. Eine gelungene Episode mit einer starken Aussage, zudem der Ausgangspunkt für einen deutlich verantwortungsvolleren Offizier Charles Tucker.

 

Regeneration ist die wohl meistdiskutierte Episode der zweiten Staffel. Sie wurde mit viel Pomp angekündigt. Überreste der Borg-Sphäre aus Der Erste Kontakt werden in der Arktis gefunden, wo sie seit neunzig Jahren eingefroren sind. Natürlich werden von den nichtsahnenden Forschern auch ein paar Drohnen wieder aufgetaut, und das Unheil nimmt seinen Lauf: Die Borg assimilieren das Forscherteam und ihr Schiff und verlassen die Erde. Archer und die Enterprise werden abkommandiert, sie zu stoppen und machen dabei beinahe alle schlechten Erfahrungen, die man mit den kybernetischen Wesen machen kann.

Die Ansichten zu dieser Folge gehen weit auseinander. Bestimmt ist die Herleitung aus dem achten Kinofilm durchaus gelungen. Aber von vorneherein wirkt die Einführung der Borg wie ein Verzweiflungsakt, um das sich fortsetzende Quotendrama von Enterprise irgendwie doch noch zu stoppen. Sie sind und bleiben ihrer Zeit entrissen. Was mich an der Episode am meisten stört, ist, dass sie am Ende unter mindestens zwei Gesichtspunkten doch fürchterlich unlogisch ist. Erstens: Die Borg werden als Bedrohung der Extraklasse schon in allen Einzelheiten vorgeführt, richten Schäden an, assimilieren, zeigen, wozu sie in der Lage sind. Und da das alles bereits in Enterprise bekannt wird, ist es unerklärbar, warum in TNG bei der ersten Begegnung mit den Borg niemand etwas über sie weiß (Zeitsprung mit Q). Zweitens: Die Borg senden vor ihrer Zerstörung durch die Enterprise ein Signal in Richtung Delta-Quadrant. Das lässt vermuten, dass sie sich selbst aus der Vergangenheit heraus erst auf die Menschheit aufmerksam machten, die sie jedoch in der Zeit, aus der sie eigentlich kommen (24. Jahrhundert), zu assimilieren versuchten. Ein temporales Paradoxon, mag man jetzt altklug einwenden, aber bei näherer Betrachtung würde sich da wohl selbst ein Vulkanier die Zähne ausbeißen.

 

Staffel zwei fällt unter dem Strich nicht nur durch seine oft mauen Storys negativ auf, sondern auch durch zahllose feindliche Begegnungen und gewaltsame Entführungen, die sich teilweise Folge für Folge aneinanderreihen wie eine temporale Kausalitätsschleife. Der absolute Tiefpunkt sind dabei sicherlich die klingonischen Piraten in Marodeure. Wie weggeblasen ist die einladende Atmosphäre, die das All in den ersten Episoden von Enterprise ausstrahlte. Die Ausdehnung setzt dann noch einmal einen oben drauf auf den rauen Ton der ganzen Staffel, indem mal eben sieben Millionen Menschen durch eine außerirdische Sonde liquidiert werden (die Vernichtung aller übrigen Menschen soll dann später folgen - was für eine dumme Strategie!). Die Mission der Enterprise ändert sich binnen Minuten fundamental. Die Dinge überschlagen sich geradezu. Archer bricht auf, um diejenigen zu suchen, die den Anschlag verübten und, wie er erfährt, die restlose Auslöschung der ganzen menschlichen Rasse planen: ein Volk namens Xindi. Laut Siliks Auftraggeber sind sie zudem verquickt mit einer weiteren Fraktion im Temporalen Kalten Krieg, über den wir ohnehin bis dato viel zu wenig wissen. In Die Ausdehnung wird ein wahres Actionfeuerwerk abgebrannt, Klingonen pulverisiert (endlich wird die unselige Jagd des strunzblöden Duras auf Archer beendet!) und auf sehr engem Raum Charakterhandlungen – insbesondere im Hinblick auf T’Pol – vorangetrieben. Für eine einzige Folge deutlich zu viel Stoff. Man reibt sich zudem verwundert die Augen, warum die Vulkanier angesichts der Zerstörungen auf der Erde überhaupt keine Anstalten machen, die Sternenflotte zu unterstützen – was die bisherigen Bremsereien und Nörgeleien an der Menschheit bei Weitem in den Schatten stellt. Zumindest aber gelingt es, Neugier auf das dritte Jahr zu wecken, das im Sinne einer letzten Chance die große Quotenwende für Enterprise bringen sollte (was jedoch, wie wir wissen, nicht eintrat).

Im Rückblick fällt die Bilanz für die zweite Staffel schlecht aus. Wenn man es überspitzt formuliert, ist das Einzige, was gut funktioniert, die Vertiefung des T’Pol-Charakters in Verbindung mit der vulkanischen Gesellschaft des 22. Jahrhunderts und die Vermittlungsleistung der Menschen zwischen Vulkaniern und Andorianern. Beides kommt entschieden zu kurz. Obwohl Archer, T’Pol und Trip ihre Szenen und Momente bekommen, bleiben die anderen Figuren trotz erkennbarer Bemühungen, sie stärker zu behandeln (Reed: Das Minenfeld, Sato: Vermisst, Mayweather: Horizon), blass. Das mag auch daran liegen, dass die Folgen, in denen sie prominentere Rollen spielen, weder Fisch noch Fleisch sind. Insbesondere der Versuch, Travis' Hintergrund auszuleuchten und die Welt der 'Weltraumnomaden' (Frachterfamilien) besser kennenzulernen, geht nach hinten los. Immerhin Phlox bekommt mit Böses Blut eine einigermaßen gute, da tiefergehende Episode spendiert, wenn diese auch Parallelen zu Neelix in Voyager (Dr. Jetrels Experiment) aufkommen lässt. Übrigens: Die Versuche, einen Mangel an inhaltlichen Ideen durch nackte Haut auszugleichen (man denke an Die Schockwelle oder Kopfgeld: Hoshi oben ohne, T'Pol beinahe vollständig entblößt und verschwitzt), fallen deutlicher denn je auf und sind der Würde der Figuren unangemessen.

 

Wie bereits an früherer Stelle angesprochen, zeigt sich in Staffel zwei etwas, das schon im ersten Jahr erkennbar war, aber hier noch einmal deutlich zunimmt: Enterprise pendelt nervös zwischen allen Star Trek-Epochen. Einmal stellt man einen Bezug zu TOS her, dann wieder zu TNG bzw. zum 24. Jahrhundert. Das manifestiert sich allem voran bei den Spezies, die auftauchen. Klingonen, Ferengi, Romulaner, Borg... Man lässt sie alle in Erscheinung treten, um Aufmerksamkeit beim Publikum zu erzeugen. Da es aber an intelligenten Ideen und Erklärungen fehlt, muss man sie schnell wieder in der Mottenkiste verschwinden lassen, um sich nicht zu sehr in Widersprüche mit späteren Jahrhunderten zu verstricken. In meinen Augen ist es also nicht das Auftauchen der bekannten Völker an sich, sondern die Art und Weise ihres Umgangs mit ihnen, die in Enterprise problematisch ist.

Auf eine Totalpleite steuert das Thema Temporaler Kalter Krieg zu, neben dem Föderationsmotiv der zweite große Handlungsbogen der Serie. Wo man in der ersten Staffel noch geduldig wartete, dass der Zeitkrieg Form annimmt, enttäuscht das zweite Jahr auf ganzer Linie. Fast macht es den Eindruck, als versuchten die Autoren, sich in irgendwelche anderen Geschichten zu flüchten, um mit der leidigen Angelegenheit nichts mehr zu tun zu haben. Am Ende der Staffel sind wir im Grunde genauso schlau wie nach der Folge Der kalte Krieg. Einige ominöse Auftritte und Andeutungen, aber keine sinnvollen Erklärungen. Die Ausdehnung greift dann das Thema endlich wieder auf. Es bleibt abzuwarten, was im dritten Jahr daraus gemacht wird. Schon jetzt drängt sich aber der Schluss auf, dass es Enterprise sicher nicht geschadet hätte, ganz auf Zeitreisen und Zeitkonflikte zu verzichten.

 


Gesamtbeurteilung: Die zweite Staffel setzt die klar positive Bilanz von Season eins nicht fort. Sie ist die mit Abstand schwächste der ganzen Serie und vermutlich auch eine der enttäuschendsten Staffeln im Gesamtkontext von Star Trek. Oberflächliche, uninspirierte Geschichten mit handwerklichen Fehlern und viel platter Gewalt. Man wundert sich, warum die Prä-Föderationskarte nur so selten ausgespielt und stattdessen Begegnungen mit aggressiven Aliens der Woche der Vorzug gegeben wird. Auftritte von Klingonen, Romulanern und Borg wirken wie Fremdkörper. Der Temporale Kalte Krieg entpuppt sich als Luftnummer. Hoffen wir, dass das dritte Jahr besser wird...

 

 

Anmerkung: Die Gesamtbeurteilung ist keine bloße Addition aller Einzelbewertungen, sondern gewichtet prominente bzw. staffelbezeichnende Episoden stärker.

 

 

Einzelbewertung:

2.01

Die Schockwelle (2)

2.02

Carbon Creek

2.03

Das Minenfeld

2.04

Todesstation

2.05

Eine Nacht Krankenstation

2.06

Marodeure

2.07

Der Siebente

2.08

Der Kommunikator

2.09

Eigenarten

2.10

Vermisst

2.11

Kostbare Fracht

2.12

Der Laufsteg

2.13

Morgengrauen

2.14

Stigma

2.15

Waffenstillstand

2.16

Die Zukunft

2.17

Canamar

2.18

Übergang

2.19

Das Urteil

2.20

Horizon

2.21

Böses Blut

2.22

Cogenitor

2.23

Regeneration

2.24

Erstflug

2.25

Kopfgeld

2.26

Die Ausdehnung

 

Legende

Outstanding Episode (Prädikat: besonders wertvoll)
gute bis sehr gute Episode
durchschnittliche Episode
schlechte Episode
hundsmiserable Episode (Fremdschämen und/oder zu Tode langweilen garantiert)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hinweis: Sämtliches in diesem Artikel verwendetes Bildmaterial entstammt www.trekcore.com (öffentlich verfügbare Screencaps)

 

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