VOY: Was taugen die Haupt- und wiederkehrenden Gastcharaktere?

 

 

Hauptcharaktere

 

 

Kathryn Janeway

Eine Frau als Captain? Oh ja. Kathryn Janeway, gebürtig aus Indiana, ist eine würdige Kommandantin, der Schauspielerin Mulgrew eine prägnante Art verliehen hat. Als sie den Befehl der Voyager übernimmt, hat sie bereits reichhaltig Kommandoerfahrung. Ihre Sporen hat sie sich unter Owen Paris auf der U.S.S. Al-Batani verdient. Mit ihrem Sicherheitschef Tuvok ist sie kollegial und freundschaftlich seit vielen Jahren verbunden. Ihr zunächst arg militärischer Duktus weicht schnell einer mütterlicheren Rolle, was gut zur Situation der Voyager im Delta-Quadranten passt (später wird das Schiff mit Naomi Wildman und mehreren Borg-Jünglingen tatsächlich Kinder beherbergen).

 

Anders als bei Picard oder Sisko gelang es den Autoren jedoch nicht, den Janeway-Charakter in seinen Tiefen auszuleuchten und für Stringenz zu sorgen. In der Abfolge der Staffeln, insbesondere ab dem vierten Jahr, gibt es einige scharfe Brüche. Teflon-Janeway will des Öfteren mit dem Kopf durch die Wand und trifft nach Rambomethode einsame Entscheidungen. Manchmal etwas über das Ziel hinausgeschossen. Am problematischsten finde ich, dass Janeway sich mal prinzipientreu gibt, dann aber wieder der Aussicht, ihre Crew nachhause zu bringen, alles unterordnet. Mehr Durchgängigkeit hätte der Figur gut getan, und wenn Widersprüche auftauchen, sollten diese auch erklärt werden. Wahrscheinlich litt die Serie hier zu stark unter den Restriktionen in sich abgeschlossener Einzelfolgen.

 

Staffel: 1-7 (172 Episoden)

Schauspielerin: Kate Mulgrew

 

 

 

Chakotay

Janeways Erster Offizier ist der Maquis Chakotay. Er ist ein Nachkomme der indigenen Völker Nordamerikas (Arizona) und wuchs in einer Kolonie auf, in welcher sich der Stamm des Kautschukbaumvolkes einst niedergelassen hat. Auch wenn er mit einigen alten Traditionen seines Stammes gebrochen hat – etwa als er zur Sternenflotte ging – ist er der Spiritualität seines Volks grundsätzlich verhaftet geblieben. Im Pilotfilm noch als kantiger Rebell in Szene gesetzt, wird der Mann mit indianischen Wurzeln leider verblüffend schnell allzu handzahm und langweilig in der XO-Rolle. Wo man sich erhofft, dass die zwei Welten Janeway und Chakotay hart aufeinanderprallen, gibt sich letzterer meist kleinlaut und seltsam loyal.

 

Die Serie hält für ihn nur wenig Entwicklungspotenzial bereit. Das ist sehr bedauerlich. Immerhin kann man sagen, dass Chakotay ein hohes Maß an Prinzipienorientierung leitet, was ihn damals zum Maquis führte, aber in der Rolle des XO auch hilft, verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen. Somit lassen sich die Beweggründe seines Charakters jedenfalls authentisch nachvollziehen, auch wenn er eindeutig kein Liebling der Drehbuchautoren war.

 

Staffel: 1-7 (172 Episoden)

Schauspieler: Robert Beltran

 

 

 

Tuvok

Mit Tuvok hat man erneut einen Vulkanier auf die Brücke gestellt. Doch anders als Spock ist Tuvok ein vollblütiger Vertreter seines Volkes – und das merkt man ihm in jedem Winkel seines Selbst an. Sein Handeln folgt (fast) immer der Logik und Vernunft. Tuvok ist für seine langjährige Freundin Captain Janeway ein wichtiger Ratgeber und eine der rational-nüchternen Stimmen in der Crew, was nicht selten zu Konflikten mit aufbrausenden oder emotional reagierenden Besatzungsmitgliedern wie B’Elanna Torres, Tom Paris oder Neelix führt.

 

Was für Janeway positiv sein mag, wenn sie auf Tuvoks Rat zurückgreift, ist für den Zuschauer eine eher lauwarme Angelegenheit: Abgesehen von Harry Kim ist wohl keine andere Hauptfigur so entwicklungsresistent wie der Taktik- und Sicherheitschef der Voyager. Spitze Ohren, gewölbte Brauen und stoische Kommentare reichen eben nicht, um einen Charakter über sieben Jahre hinweg interessant und reizvoll zu machen, auch wenn Russ die Rolle mehr als passabel spielte. Das rettet, wenn man so will, am Ende die Bilanz.

 

Staffel: 1-7 (170 Episoden)

Schauspieler: Tim Russ

 

 

 

B'Elanna Torres

Neben Tuvok ist die halbklingonische Chefingenieurin Torres – Tochter einer klingonischen Frau und eines menschlichen Mannes – die zweite Reminiszenz an eine frühere Star Trek-Serie. Sie wird in die Serie eingeführt als allzu impulsive Frau, der oft mal die Hand locker sitzt. Ihr ausgeprägtes Temperament ist dafür verantwortlich, dass sie die Akademie der Sternenflotte trotz ihres enormen Ingenieurstalents verlassen musste.

 

Janeway nimmt sich ihrer an, gibt ihr Verantwortung, und mit der Zeit wird ein fähiger Offizier aus der einstigen Maquisadin. Leider wird Torres danach eher langweilig. Ihre Beziehung mit Tom Paris und das gemeinsame spätere Familienglück gibt ihr aber eine neue Rolle, die den Charakter ein Stück revitalisiert.

 

Staffel: 1-7 (166 Episoden)

Schauspielerin: Roxann Dawson

 

 

 

Tom Paris

Thomas Eugene Paris ist der Sohn des Sternenflotten-Admirals Owen Paris und wurde streng erzogen. Während einer Mission bei Caldik Prime begeht Paris einen schweren Pilotenfehler, was drei seiner Kollegen das Leben kostet. Aus Angst um seine Karriere vertuscht er den Fehler, wird jedoch von massiven Schuldgefühlen geplagt. Schlussendlich gesteht er seine Schuld ein und wird daraufhin unehrenhaft aus der Sternenflotte entlassen. Später schließt er sich dem Maquis an, wird jedoch nach kurzer Zeit gefasst und verhaftet. Es ist Captain Janeway, die in ihm großes Potenzial erkennt, und ihn nach der Strandung der Voyager im fernen All zu ihrem Navigator macht.

 

Erwartet man eigentlich von Chakotay, dass er die Fackel des Outlaws hochhält, tut dies am ehesten noch Tom Paris, im Pilotfilm zunächst an allen Fronten gescheitert. Leider ist sein Charakterbogen zu schnell abgeschlossen, und ähnlich wie Torres wird er nach kurzer Zeit stubenrein. Dennoch gehört seine Figur zu den besseren der Serie und findet zwischen Pilotendasein, Holodeck (Captain Proton!), Familienidylle und gelegentlicher Sprücheklopferei ihre angestammte Nische. Zu erwähnen wäre auch die Freundschaft mit Harry Kim.

 

Staffel: 1-7 (172 Episoden)

Schauspieler: Robert Duncan McNeill

 

 

 

Harry Kim

Fähnrich Harry Kim ist zu Beginn der Reise der Rookie auf der Voyager, ist es doch seine allererste Mission, und der junge Kim kommt frisch von der Akademie. Leider wird er – trotz der vielen Abenteuer, durch die er im Delta-Quadranten geht – sein Frischlingsimage nie wirklich loswerden. Der arme Harry Kim. Er ist in sieben Serienjahren an seiner Station verkümmert. Keine nennenswerten Entwicklungen, keine Beförderungen (warum eigentlich?), eine ewige Konstante wie vermutlich sonst nur Tuvok.

 

In Erinnerung bleibt der unoriginelle, streberhafte Charakter lediglich durch mehrere kurze Affären mit Alienfrauen, aus denen er zuweilen mit einer exotischen Form der Geschlechtskrankheit hervorging. Schade, denn Schauspieler Wang ist ein toller, unterhaltsamer Kerl und hätte gewiss mehr aus seiner Rolle machen können.

 

Staffel: 1-7 (170 Episoden)

Schauspieler: Garrett Wang

 

 

 

'Der Doktor'

Das Medizinisch-Holografische Notfallprogramm (MHN), erschaffen vom leicht narzisstischen Lewis Zimmerman, war ursprünglich als temporäre Unterstützung für das standardmäßige medizinische Personal gedacht. Als die Versetzung der Voyager durch die Energiewelle des Fürsorgers allerdings den gesamten medizinischen Stab in den Tod reißt, wird aus dem MHN urplötzlich eine Dauerlösung. Schon nach kurzer Zeit entpuppt sich der Holomann als wahrer Glücksfall der Serie, der sich im Kontrast zu einer Reihe uninspirierter Figuren zur Allzweckwaffe mausert.

 

Im Verlauf von sieben Jahren dürfen wir Zeuge sein, wie der Doktor weit über seine ursprüngliche Programmierung hinauswächst. Durch seinen konsequent fortentwickelten Charakter mit egomanischem, aber stets liebenswürdigem Einschlag bekommt die Serie doch noch ein Alleinstellungsmerkmal: Slapstick-Comedy im Weltraum. Es ist schade, dass der Doktor dahingehend erst relativ spät entdeckt wird, aber durch seine persönlichen Erfahrungen als werdendes Individuum sowie seine besondere Beziehung zu Seven of Nine blüht er schon zu einem früheren Zeitpunkt enorm auf. Eine großartige Figur, fantastisch gespielt!

 

Staffel: 1-7 (169 Episoden)

Schauspieler: Robert Picardo

 

 

 

Seven of Nine

Seven of Nine, tertiäres Attribut von Unimatrix 01, wird 2350 als Annika Hansen in der Tendara-Kolonie geboren. Ihre Eltern sind Exobiologen und jagen Gerüchten über eine kybernetische Lebensform namens Borg nach. Für diese Suche brechen sie letztlich alle Brücken hinter sich ab. Ende 2356 wird die komplette Hansen-Familie von den Borg assimiliert. Im Jahr 2373 wird Seven von der Voyager-Crew aus dem Kollektiv befreit und weitestgehend de-assimiliert, wenngleich viele ihrer Borg-Implantate dauerhaft in ihrem Körper verbleiben. Nach anfänglichen Schwierigkeiten wird Seven zu einem unverzichtbaren Mitglied der Voyager-Besatzung.

 

Viele Fans haben sich zu Recht über ihren Catsuit beschwert, aber auch er ändert nicht, was Seven für Voyager ist: ein echtes Lebenselixier. Ab Staffel vier bringt die ehemalige Borg viel frischen Wind und eine ganze Phalanx neuer Handlungsbögen in die Serie ein, was selbstredend Konsequenzen für die Tektonik der Charakterkonstellationen hat. Insbesondere mit Janeway und dem Doktor bildet sie zentrale Beziehungen heraus. Voyager verändert sich mit Seven, aber zum Besseren, auch wenn dies zu Lasten anderer Figuren geht.

 

Staffel: 4-7 (102 Episoden)

Schauspielerin: Jeri Ryan

 

 

 

Neelix

Als die Voyager im Delta-Quadranten strandet, hilft der als armer Schrotthändler vegetierende Talaxianer Neelix den Fremden aus dem Alpha-Quadranten zunächst nicht ganz uneigennützig, denn er möchte seine geliebte Kes aus den Klauen der Kazon befreien. Im Verlauf der Reise wird er dann zu einem geschätzten Mitglied der Crew mit vielen Begabungen.

 

Anders als im Fall von Kes, mit der die Autoren nichts anzufangen wussten, hat Neelix viele Auftritte in der Serie. Trotzdem entwickelt er sich nicht so, wie es hätte möglich sein können. Auch bei Neelix schlug man frühzeitig alle Ecken und Kanten ab und machte ihn zur guten Seele der Voyager mit dem Look eines Paradiesvogels, manchmal sogar zum Clown. Das ist leider zu wenig für einen bleibenden Eindruck.

 

Staffel: 1-7 (163 Episoden)

Schauspieler: Ethan Phillips

 

 

 

Kes

Kes ist erst knapp ein Jahr alt, als sie an Bord der Voyager kommt. Ihre Spezies, die Ocampa, hat eine Lebenserwartung von nur neun Jahren. Kes und ihr Freund Neelix helfen der Voyager-Crew bei ihren ersten Schritten im Delta-Quadranten. Sie bleiben an Bord und werden ein Teil der Crew.

 

Es schmerzt, es sagen zu müssen: Kes ist der charakterliche Totalausfall von Voyager. Bereits im Pilotfilm an Bord geholt, hatten die Autoren offensichtlich keinen Schimmer, was sie Sinnvolles mit ihr anfangen sollten. Telepathie, eine sehr kurze Lebensspanne, die Beziehung mit Neelix – all das wurde nur oberflächlich angekratzt, ehe man zu Beginn von Season vier beschloss, sie aus der Serie zu schreiben – die Kapitulation!

 

Staffel: 1-3, 2 Auftritte in 4, 1 Auftritt in 6 (71 Episoden)

Schauspielerin: Jennifer Lien

 

 

 

Wiederkehrende Gastcharaktere

 

 

Naomi Wildman

Naomi Wildman ist die Tochter von Fähnrich Samantha Wildman und Greskrendtregk. Sie ist ein halb menschliches, halb ktarianisches Mischlingskind und darüber hinaus das erste Kind, das an Bord der Voyager im Delta-Quadranten geboren wird. Die Idee, mit Naomi eine Figur einzuführen, die die Föderation und ihre genuine Heimat überhaupt nicht kennt, verdichtete die Möglichkeit eines Generationenschiffes (es hätte ja auch sein können, dass die Rückreise tatsächlich Jahrzehnte in Anspruch nimmt). Naomi empfindet die Voyager als ihr Zuhause, und ihre Präsenz an Bord (später kommen noch andere Kinder und Jugendliche hinzu) verstärkte das Empfinden in der Besatzung, die Voyager als eine Art ‚Home Far Away From Home‘ zu sehen. Naomi war auch für Seven ein netter Sidekick, doch rückte man sie zu stark in den Vordergrund, erinnerte es schnell an Wesley Crusher-Zeiten.

 

Staffel: 2-7 (19 Episoden)

Schauspielerin: Scarlett Noel Pomers

 

 

 

Icheb

Icheb kommt 2376 mit vier weiteren Borg-Kindern an Bord der Voyager. Die Kinder werden de-assimiliert und nach und nach zu ihren Heimatwelten zurückgeführt. Als offensichtlich wird, dass Icheb von seinem Volk, den Brunali, zur Waffe gemacht wurde, um die Borg von seinem Heimatplaneten fernzuhalten, bleibt Icheb dauerhaft an Bord der Voyager. Seven of Nine nimmt sich seiner an und bildet ihn in der Astrometrie aus. Icheb war – ähnlich wie bereits Seven und Tuvok – als sehr emotionskarger, strebsamer Charakter nie mein Liebling, aber er hat das Figurenaufgebot nett ergänzt und bot die Möglichkeit, Seven in eine Fürsorgerrolle zu bringen.

 

Staffel: 6, 7 (11 Episoden)

Schauspieler: Manu Intiraymi

 

 

 

Lon Suder

Auch wenn sich mit Fortgang der Serie immer mehr das Gefühl verstärkt, dass Chakotay übermäßig viele Spione und mental instabile Mitglieder in seiner Crew hatte – bei Lon Suder war diese Eröffnung kein Fehler; er ist eine der wenigen spannenden Figuren in der Voyager-Crew abseits des Hauptcasts. Der betazoide Psychopath ist ein krankhafter Mörder, aufgrund seiner unkontrollierten Emotionen ein echter Triebtäter. Insoweit ist es immerhin glaubwürdig, dass sich so jemand im Maquis verirrte, welcher nicht nur nicht wählerisch bei der Rekrutierung seiner Truppen sein konnte. Auf der Voyager hat Suder dann rasch ein Problem, weil er sein dunkles Verlangen nicht dauerhaft unterdrücken kann. Die ‚Paarung‘ des ominös-bedrohlichen und doch bemitleidenswerten Suder mit dem Vulkanier Tuvok (der Suders gewalttätige Neigungen unter Kontrolle zu bringen versucht) birgt Potenzial und verrät etwas über Tuvoks eigenes Inneres. Es kommt einer traurigen Ironie gleich, dass Suder – der monatelang so hart an sich arbeitet – wieder zu seiner gewalttätigen Natur zurückkehren muss, um die Voyager aus den Fängen der Kazon zu befreien. Obwohl er dabei den Tod findet, darf er sich als Held verabschieden. Schade, dass wir nicht mehr Zeit mit ihm verbringen konnten. Der leicht irre und doch bestechend intelligente Mann mit den dunklen Augen mischte die zu glatte Voyager-Crew auf, aber wie auch Seska wurden solche Ausreißer nicht lange von den Machern geduldet.

 

Staffel: 2, 3 (3 Episoden)

Schauspieler: Brad Dourif

 

 

 

Samantha Wildman

Fähnrich Wildman ging als Wissenschaftsoffizierin an Bord der Voyager, in der festen Erwartung, nach ein paar Wochen des Einsatzes erst einmal in aller Ruhe ihr Kind zur Welt bringen zu dürfen. Dann wird die Voyager in den Delta-Quadranten verschleppt, Wildman von ihrem  ktarianischen Gatten getrennt, und sie muss auf der anderen Seite der Galaxis ihr Baby gebären (unter ausgesprochen dramatischen Umständen noch dazu, denkt man an die Ereignisse in Die Verdoppelung). Die kleine Naomi Wildman ist damit das erste Kind, welches an Bord des versprengten Sternenflotten-Schiffes aufwächst. Das stellt ihre Mutter durchaus auf die Probe, doch Wildman meistert diese Herausforderungen der Kindererziehung dank ihrer Besonnenheit und eines sozialen Umfelds, das Naomi wie eine Ersatzfamilie aufnimmt. Der Charakter der Wissenschaftsoffizierin war nie für Größeres vorgesehen; insofern erfüllt er seine Funktion. Mit Naomi sollte dann in kreativer Hinsicht noch sehr viel mehr angestellt werden.

 

Staffel: 2-6 (8 Episoden)

Schauspielerin: Nancy Hower

 

 

 

Joseph Carey

Joe Carey ist das nette, kompetente Gesicht aus dem Maschinenraum, das nicht nur optisch wie eine etwas schlankere Version von Miles O’Brien daherkommt. Allerdings bekommt der geradlinige Ingenieur (welcher zunächst Janeways Anwärter für den Chefingenieursposten war) längst nicht die Screentime wie der TNG-Transporterchief, der später nach DS9 ging. Anfangs hat Carey einige Probleme mit B’Elanna Torres, wird dann mit seiner neuen Vorgesetzten warm, ehe er fälschlicherweise der Technologieübergabe an die Kazon beschuldigt wird. Seine Spuren verlieren sich leider rasch in der Serie. Zum Ende hin taucht er wieder auf, nur um auf den letzten Metern vor der Heimkehr einen tragischen Tod zu sterben. Carey war als Figur nichts Ganzes und nichts Halbes. Wie auch bei so manchen anderen Gesichtern aus der Besatzung machte man sich nicht genug Mühe, ihn zu erforschen und auszuleuchten. Schade.

 

Staffel: 1, 5-7 (7 Episoden)

Schauspieler: Josh Clark

 

 

 

Vorik

Das Besondere am Ingenieur Vorik ist nicht, dass er ein Vulkanier ist – damit ist man bei Voyager bereits bedient. Im Grunde ist er ein verkappter Import aus TNG, nur – so ähnlich wie Tom Paris (in TNG noch Nick Locarno) – unter anderem Namen (in der TNG-Episode spielte er den jungen vulkanischen Offizier Taurik). Im Großen und Ganzen besetzt Vorik die Lücke, die mit dem zeitweiligen ‚Abtauchen‘ von Joe Carey entstanden ist. Meistens ist er ein pflichtbewusster und kompetenter Techniker. Es kommt jedoch auch vor, dass seine vulkanischen Wurzeln durchbrechen. Indirekt hilft er bei einem Anflug von Pon Farr, dass Torres und Paris sich einander noch mehr annähern. Vorik ist so wie viele Nebencharaktere in Voyager: Leider nicht sonderlich interessant.

 

Staffel: 3-5, 7 (8 Episoden)

Schauspieler: Alexander Enberg

 

 

 

Reginald Barclay

Wo Voyager in seiner ersten Hälfte das ST-Universum eher in ein paar netten Details umarmte, wurde dies im letzten Drittel erheblich verstärkt, indem auch einige Sternenflotten-Figuren auf der Erde gezeigt werden, die sich im Pathfinder-Projekt unter dem Oberbefehl von Admiral Owen Paris (Tom Paris‘ Vater) formieren. Eine von ihnen ist Reginald Barclay. Stets unglücklich verliebt und nur eine Spur an der Manie vorbeischrammend – wer den ebenso genialen wie neurotischen Ingenieur seit TNG-Zeiten kennt, der weiß, dass er sich auch während seiner Gastauftritte in Voyager treu bleiben wird. Tatsächlich wird er an das entlegene Schiff, dessen Crew er nie kennengelernt hat, sein Herz verlieren…und Entscheidendes dazu beitragen, dass wieder mit der Voyager kommuniziert und Daten ausgetauscht werden können. Wie ironisch: Ausgerechnet der schier heimatlose Barclay wird für Janeway und ihre Mannschaft ein wichtiger Schlüssel in Richtung Heimkehr. Dabei steht ihm sein Lieblings-Counselor Deanna Troi immer wieder zur Seite, denn Barclay neigt leicht zu selbstschädigenden Verhalten. Ein richtig gelungener Import!

 

Staffel: 2, 6, 7 (6 Episoden)

Schauspieler: Dwight Schultz

 

 

 

Lewis Zimmerman

Doktor Lewis Zimmerman ist der Schöpfer zahlreicher entwickelter holografischer Programme und Gewinner des Daystrom-Preises für Holografie. Eines seiner im Holoprogramming Center auf der Jupiter-Station entwickelten Meisterwerke ist das Medizinisch-Holografische Notfallprogramm (MHN) Typ 1, das unter anderem an Bord der Voyager eingesetzt wird (später auch an Bord anderer Schiffe wie der U.S.S. Enterprise-E). Trotz seiner Genialität ist Zimmerman alles andere als ein einfacher Zeitgenosse, da er regelmäßig zerstreut, leicht reizbar und an der Schwelle zum Größenwahn daherkommt. Eine wunderbar von Picardo gespielte Rolle, die die Figur und die Hintergründe des Doktors sukzessive erweitert. Sogar einen Gastauftritt auf DS9 hatte Zimmerman.

 

Staffel: 2, 3, 6 (3 Episoden)

Schauspieler: Robert Picardo

 

 

 

Owen Paris

Owen Paris ist nicht von irgendwoher der Sternenflotten-Schirmherr des Pathfinder-Projekts – immerhin befindet sich sein Sohn Tom an Bord der Voyager. Allerdings stehen nicht bloß 70.000 Lichtjahre zwischen ihnen, sondern auch eine Menge Vergangenheitsballast. Der pflichtbewusste Admiral, der auf eine lange Blutlinie hoch dekorierter Offiziere zurückblickt, liebt seinen Sohn nach wie vor, obgleich dieser in seinen Augen mit seinen Fehlern und Irrwegen der Familientradition nicht zur Ehre gereichte. Vielleicht besteht die Hoffnung auf Versöhnung zwischen beiden, doch das ist keine ausgemachte Sache.

 

Staffel: 2, 5-7 (6 Episoden)

Schauspieler: Warren Munson/Richard Herd

 

 

 

Deanna Troi

Deanna Trois Auftritte in Voyager sind gut eingefädelt, glaubwürdig und stets eng an Barclay gekoppelt. Dieser hatte sich noch in TNG (Der schüchterne Reginald) holografischen Tagträumen von ihr und anderen Damen an Bord der Enterprise hingegeben (Stichwort: „Göttin der sinnlichen Freuden“), doch inzwischen hat sich ein freundschaftliches Verhältnis zwischen beiden entwickelt. Tatsächlich liefert die Counselor während ihrer Cameo-Auftritte eine deutlich erwachsenere Darstellung einer psychotherapeutischen Begleitung als das „pedantische Psychogedusel“ (Q) der ersten TNG-Staffeln. Zudem merkt man den Schauspielern Sirtis und Schultz eine gewisse Chemie miteinander an. 

 

Staffel: 6, 7 (3 Episoden)

Schauspielerin: Marina Sirtis

 

 

 

Seska

Wenn es eine wiederkehrende Schurkin in Voyager gibt, dann ist es neben der Borg-Königin wohl nur noch die hintertriebene Seska. Die eigentliche cardassianische Obsidianagentin hat seinerzeit Chakotays Maquis-Crew unter falscher Identität unterwandert, um Informationen über die Rebellenbewegung in der EMZ zu sammeln und bei Gelegenheit zuzuschlagen. Sie hat jedoch eine gewisse Schwäche für Chakotay entwickelt. Kathryn Janeways Entscheidung, die Voyager im Delta-Quadranten stranden zu lassen, hat Seska nicht geteilt. Doch als Janeway obendrein noch beginnt, Sternenflotten-Prinzipien auf der langen Rückreise zu verfolgen und dem Schiff dadurch strategische Vorteile verwehrt, begehrt Seska endgültig auf: In Eigenregie verhandelt sie mit den Kazon und übergibt Technologie von der Voyager. Als sie auffliegt, kann sie nur noch zu ihren fragwürdigen Verbündeten fliehen. Unter den patriarchalen Kazon wird es kein Zuckerschlecken und ein ganz schönes Wechselbad der Gefühle für Seska. Trotzdem zeigt sie sich verschlagen und machtbewusst, wanzt sich an den Nistrim-Anführer Culluh heran und wickelt ihn um den Finger. Von einem Intermezzo mit den Hirogen einmal abgesehen, wird keinem anderen Widersacher in der Serie noch einmal gelingen, was Seska vollbringt: die Voyager zu erobern. Wäre die cardassianische Spionin als Figur länger gereift, konsequenter geschrieben worden und durch eine talentiertere Schauspielerin verkörpert worden, hätte der Seska-Charakter mehr Anziehungskraft besessen. So war sie zwar ein wiederkehrendes Gesicht, allerdings eines, das auch mal nerven konnte und oft genug geradezu unerklärlich genial herüberkam. Wieso Chakotay gerade für sie Gefühle entwickelte, erscheint trotz ihres falschen Spiels, sich als Bajoranerin ausgegeben zu haben, schwer nachvollziehbar. Aber ‚Chakotay und die Frauen‘ ist wohl ein Thema für sich…

 

Staffel: 1-3 (13 Episoden)

Schauspielerin: Martha Hackett

 

 

 

Culluh

Maje Jal Culluh repräsentiert eine interessante Spiegelung der Sternenflotten-Anführerin Janeway (das ‚gute‘ Matriarchat sozusagen): Er ist wild, egoistisch, machtversessen, kleingeistig. Die wohl eindringlichste Szene ihrer gemeinsamen Begegnungen ist jene, in der er Janeway nach der Einnahme der Voyager voller Verachtung ins Gesicht schlägt. In der Gesamtbetrachtung war Culluh – wie viele Kazon – eher ein Problemfall. Er erinnerte an eine Art Frühform der Klingonen, ohne sonderliches Charisma oder andere Alleinstellungsmerkmale zu besitzen. Tatsächlich wirkt der Nistrim-Führer hinter seiner großspurigen Fassade häufig verloren und unselbstständig. Denn auch wenn er sich in einer Mischung aus Minderwertigkeitskomplex und Größenwahn aufschwingt, der große Gebieter und Herrscher über ein vereintes Kazon-Imperium sein zu wollen, ist er hinter den Kulissen auf die Überläuferin Seska angewiesen und geradezu von ihr abhängig. Bei genauerer Betrachtung wird Culluh also selbst von einer Frau geführt, selbst wenn er sich das niemals eingestehen würde.

 

Staffel: 1-3 (5 Episoden)

Schauspieler: Anthony De Longis

 

 

 

Borg-Königin

In Der Erste Kontakt war die Borg-Königin sorgsam eingeführt worden, sodass trotz ihres überraschenden Erscheinens ein Interpretationsspielraum verblieb, ob sie das Kollektiv nur repräsentiert bzw. koordiniert oder tatsächlich Herrschaft kraft ihres Willens ausübt. Bei Voyager rutscht diese Ambivalenz der Figur der medusenhaften Königin leider immer mehr zugunsten einer Darstellung als kybernetische Diktatorin weg, was ich teils auf Schwächen im Storywriting zurückführe, teils auf den Versuch, unbedingt eine weibliche Antagonistin der weiblichen Protagonistin Janeway gegenüberstellen zu wollen. Unter dieser personalisierten Polarisierung leidet zunehmend die Darstellung des Kollektivs als ein Haufen fremdgesteuerter Drohnen, der nicht mehr viel mit der ursprünglichen Präsentation aus Zeitsprung mit Q (TNG) zu tun hat. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Auftritte der Königin ebenso wie jene des Kollektivs in der Serie überstrapaziert wurden. Nichtsdestotrotz wurde die Königin stets unheilvoll-cool in Szene gesetzt, und das allein hat bereits Spuren hinterlassen.

 

Staffel: 5-7 (6 Episoden)

Schauspielerin: Susanna Thompson/Alice Krige

 

 

 

Q

In TNG mauserten sich Qs Auftritte zum roten Faden und zum Salz in der Suppe, in DS9 entpuppte er sich als Rohrkrepierer. Voyager liegt irgendwo in der Mitte. Sein Auftauchen auf Janeways Schiff mag zunächst ein wenig erzwungen wirken. Zugute halten muss man den Drehbuchautoren jedoch, dass sie den Bogen mit den Gastauftritten des eigenwilligen Omnipotenten nicht überspannten. Zudem drehen sich die wohl dosierten Q-Episoden um Aspekte, die uns die eigentümliche Gesellschaft des Q-Kontinuums näher bringen. Auch kann man Q und Janeway eine gewisse Chemie miteinander nicht abstreiten. Es wurde zwar nie so urkomisch-lehrreich wie mit „mon capitaine“ Jean-Luc, dennoch wird man nicht behaupten können, dass Qs Erscheinen auf der Voyager am Ende ein Fehler war.

 

Staffel: 2, 3, 7 (3 Episoden)

Schauspieler: John de Lancie

 

 

Hinweis: Sämtliches in diesem Artikel verwendetes Bildmaterial entstammt www.trekcore.com (öffentlich verfügbare Screencaps)

 

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