2311-71: Algeron und seine Folgen

 

 

Der Vertrag von Algeron stellt den Friedensvertrag zwischen Föderation und Romulanischem Sternenimperium im frühen 24. Jahrhundert auf eine neue Grundlage. Zwar sichert er im Anschluss an die unmittelbar zurückliegenden Eskalationen zwischen beiden Großmächten sowie dem heiklen Tomed-Zwischenfall den Frieden im Quadrantengefüge und ermöglicht einige substanzielle Fortschritte. Allerdings ist und bleibt Algeron in der Föderation auch ein hochumstrittenes Vertragswerk, weil es einen empfindlichen taktischen Nachteil der Föderation in Beton gegossen hat.

 

 

Hintergrund

 

Infolge des Irdisch-Romulanischen Kriegs (2156-60) kam es im Jahr 2160 zur Aushandlung eines Friedensvertrags zwischen der Koalition der Planeten und dem Romulanischen Sternenimperium, der ein Jahr später auf die Vereinigte Föderation der Planeten (Rechtsnachfolgerin der Koalition) und das Romulanische Sternenimperium übertragen wurde. Dieser Friedensvertrag regelte – weitestgehend auf Kosten der Romulaner – die Einrichtung einer Neutralen Zone als entmilitarisierte und von beiden Mächten bewachte Pufferzone, in die Schiffe nicht eindringen dürfen, und hatte bis Ende 2311 (und somit 151 Jahre) Bestand.

 

Zu Beginn des 24. Jahrhunderts kam es aufgrund einer Expansion der Romulaner in verschiedene neutrale Sektoren, wo rund ein Dutzend bis dato blockfreier Welten (unter anderem mehrere dicht besiedelte Planeten im Boralis-Sektor, Tongrel und Koltaari) gewaltsam annektiert wurden, zu schwerwiegenden Konfrontationen zwischen Föderation und Sternenimperium. Im Zuge mehrerer Eskalationsetappen stieg die Kriegsgefahr im Quadrantengefüge sprunghaft an. Dass letztlich kein Krieg ausbrach, hängt mit dem Tomed-Zwischenfall (2311) zusammen. Dieser bewirkte, dass sich die Romulaner bereit erklärten, den größten Teil der eroberten Welten wieder freizugeben. Bis 2313 zogen sie sich hinter ihre Grenzen zurück und stellten jeglichen Kontakt zur Außenwelt ein. Das Sternenimperium hatte offenbar seine Optionen neu überdacht und vollzog (vielleicht auch aus Gründen, die bis heute im Dunklen liegen) einen harten Kurswechsel von einer Phase ungewohnt offener Aggression zur einer erneuten Isolationismusphase, die – zumindest gegenüber der Föderation und den meisten anderen größeren Mächten – über 50 Jahre Bestand haben sollte.

 

Vor der Einleitung dieser umfassenden Abschottung erklärte sich die romulanische Regierung im Winter 2311 bereit, mit der Föderation einen neuen Friedensvertrag auszuhandeln. Hierzu wurde an Bord der romulanischen Algeron-Station ein diplomatisches Treffen abgehalten, das binnen weniger Wochen erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Der nach dem Ort des Geschehens benannte Friedensvertrag von Algeron überschrieb rechtlich den bislang geltenden Friedensvertrag von 2160. Er war nicht nur nötig geworden, um nach der zurückliegenden Konflikt- und Eskalationsphase den Friedenswillen beider Seiten zu bekräftigen. Da die Planetenallianz (durch Beitritt neuer Mitgliedswelten) und das Sternenimperium sich in den vergangenen Jahrzehnten jeweils ausgedehnt hatten und nun Gebiete aneinanderstießen, die nicht im Erfassungsbereich der Neutralen Zone lagen, bestand der Bedarf, die Länge der Zone zu erweitern und in einigen Spezialfällen ihren Verlauf anzupassen. Auch wurde die Rückgabe der neutralen Gebiete durch das Sternenimperium sowie auf Drängen der Föderationsdiplomaten die Souveränität dieser Welten vertraglich festgeschrieben. Die Romulaner setzten dabei voraus, dass besagte Welten neutral bleiben müssen und nicht eines Tages z.B. in die VFP aufgenommen werden. Ferner ließ sich das Sternenimperium darauf ein, ein gemeinsames Verbot von Subraum- und Metawaffen als Bestandteil des Abkommens zu fixieren – ein echter Fortschritt.

 

Allerdings koppelten die Romulaner ihre Zustimmung zum Gesamtvertrag an eine Bedingung: Die Föderation habe ein Nutzungsverbot für Tarntechnologie im Alpha- und Beta-Quadranten zu akzeptieren. Explizit band Romulus auch die Rückgabe und künftige territoriale Unversehrtheit der zuvor eroberten Systeme und Planeten hieran. In Anbetracht der erzielten weitreichenden Verhandlungsergebnisse ließen sich die Unterhändler der VFP schließlich auf die Forderung ein. Argumentiert wurde vor allem damit, dass die Föderation als Schutzmacht der freien Völker eine Verantwortung für die während der zurückliegenden romulanischen Kampagne unterjochten Welten trage und alles daran setzen müsse, sie wieder in die Unabhängigkeit zu entlassen. Zudem lässt der Algeron-Vertrag offen, welche Form der Tarntechnologie er überhaupt zum Gegenstand hat.

 

Die Entscheidung der Diplomaten, sich auf ein so pauschal anmutendes Nutzungsverbot für Tarntechnologie eingelassen zu haben, wurde im Nachgang der Vertragsunterzeichnung auf den Mitgliedswelten der Föderation extrem kontrovers diskutiert. Während die einen Wortführer diese Entscheidung für das kleinere Übel hielten, monierten die anderen, die VFP habe sich moralisch erpressen lassen. Für die Befreiung einiger kleinerer Planeten habe man den Romulanern die eigene Sicherheit auf dem Silbertablett geopfert. Immerhin hatten die Romulaner in den vergangenen Dekaden eindrucksvoll demonstriert, wie hoch entwickelt ihre Tarnung war, wie schwer sie sich aufspüren ließ und wie schnell und konsequent sie weiterentwickelt wurde. In der Föderation gab es gerade zu dieser Zeit eine ausgeprägte Bedrohungsperzeption, eine getarnte Flotte romulanischer Kriegsschwalben könne unbemerkt am Überwachungsperimeter vorbei ins VFP-Hoheitsgebiet einfliegen.

 

Obwohl die Sternenflotte seit der Entwendung und dem Studium einer romulanischen Tarnvorrichtung im Jahr 2268 überzeugt war, die Sensorsysteme ihrer Außenposten entsprechend angepasst zu haben, damit ihnen kein getarnter Eindringling entging (die Duplikation der romulanischen Technologie sowie eine effektive Integration in die Schiffssysteme der Sternenflotte war hingegen nie wirklich gelungen), gab es auch aus ihren Reihen Kritik am Algeron-Abkommen. Einige Offiziere mutmaßten gar, die Romulaner hätten ein längerfristiges Kalkül, indem sie die Föderation faktisch zwangen, einen bereits existierenden taktischen Nachteil immer größer werden zu lassen, bis eines Tages daraus vielleicht für Romulus ein Anreiz erwachsen mochte, einen erneuten Krieg zu führen. Ungeachtet dieser kritischen Stimmen stellte sich das Gros der offiziellen Politik und der Sternenflotten-Befehlshaber hinter die Übereinkunft und versprach, vertragstreu zu bleiben. 

 

 

Pegasus-Zwischenfall

 

Als es im Laufe der kommenden Dekaden ruhig um die Romulaner wurde und neue Herausforderungen wie zum Beispiel die Bewältigung des Betreka-Nebel-Zwischenfalls (2328-2346), die Stabilisierung und Vertiefung der Allianz mit dem Klingonischen Reich (2344, 2346) oder die Grenzkonflikte mit Cardassia (2340-75) auf den Plan traten, waren die Konsequenzen des Algeron-Vertrags fürs Erste in der breiten Öffentlichkeit und den Büros der meisten Politiker und Sternenflotten-Repräsentanten kein aktuelles Thema. Es gab allerdings einen kleinen Zirkel von Sternenflotten-Offizieren, die mit dem Vertrag von Algeron stets unzufrieden gewesen waren und ihn so nicht hinnehmen wollten (verbrieft sind Zitate wie „Das ist der schlimmste Vertrag aller Zeiten!“ oder „Diesen Vertrag abzuschließen, war der größte Fehler, den wir je gemacht haben!“). Zu ihnen gehörte neben mehreren Admirälen und Commodores (unter anderem Vize-Admiral Raner, der stellvertretende Chef des Sicherheitsdienstes der Sternenflotte) der damalige Kommandant der U.S.S. Pegasus (eines Test- und Experimentalschiffes der Oberth-Klasse für neuartige Technologien), Captain Erik Pressmann. Pressman, selbst Mitglied des Sternenflotten-Geheimdienstes, verfügte aufgrund seines speziellen Aufgabenprofils über ein weitreichendes Netzwerk von Kontakten in die Sternenflotten-Hierarchie und kooperierte womöglich auch mit Sektion 31, deren Existenz zum damaligen Zeitpunkt noch nicht bekannt gewesen war. Er und sein Zirkel nahmen insbesondere die heftigen Überfälle der Romulaner auf die klingonischen Koloniewelten Narendra III und Khitomer Mitte der 2340er Jahre sowie die erschütternden Kriegsverbrechen der Romulaner in der sogenannten Norkan-Kampagne zum Anlass, auf eigene Faust eine Initiative zur Entwicklung einer eigenständigen Sternenflotten-Tarntechnologie zu beginnen.

 

Pressman und seine Verbündeten entwickelten zwischen 2349 und 2357 den Prototyp einer Interphasentarnung, einer hochexperimentellen Materieauflösungstechnologie, die sich in ihrem Funktionsprinzip grundlegend von den gängigen Tarnschirmen der Romulaner oder Klingonen unterschied. Ende 2357 wurde die Pegasus umgerüstet, um im Rahmen einer Top-Secret-Mission die neuartige Tarnung zu testen. Es ist inzwischen verbrieft, dass Pressman Druck und Erpressung bei seiner Crew einsetzte, um diese Experimente voranzutreiben und entsprechend verschwiegen zu halten. 2358 meuterte ein Teil seiner Besatzung aber gegen ihn, da man die illegalen Experimente, die den Frieden mit Romulus gefährdeten, nicht länger hinnehmen wollte. Zudem hatte die Mannschaft inzwischen erkannt, dass Pressmans Vorgehen nicht mit dem Oberkommando abgestimmt war, sondern er und seine Gruppe eigenständig und damit gegen die Befehlshierarchie agierten. Nach der Flucht Pressmans zusammen mit einigen wenigen loyalen Offizieren, darunter auch Commander William T. Riker (später Erster Offizier der U.S.S. Enterprise NCC-1701-D), führte ein System- und Bedienungsfehler zu einer Explosion, die die Besatzung der Pegasus tötete und ein Loch in die Schiffshülle nahe dem Maschinenraum riss. In entmaterialisiertem Zustand trieb das Schiff in das Devolin-System, einen neutralen Raumbereich zwischen Föderation und Romulanischem Imperium. Bei der Durchquerung eines der größeren Objekte in einem Asteroidenfeld versagte die Tarnung, und die Pegasus materialisierte zur Hälfte im Fels.

 

Die Hintergründe des Vorfalls wurden von Pressman und den wenigen Überlebenden (die ihm allesamt loyal gewesen waren und sich während der Meuterei auf seine Seite geschlagen hatten) verschwiegen – nicht zuletzt um eine Konfrontation mit den Romulanern zu vermeiden. Es wurde eine falsche Geschichte über die Katastrophe an Bord erfunden. Trotzdem regte sich auf Seiten des obersten Gerichtshofs der Föderation, welcher den Vorfall untersuchte, der Verdacht, dass es eventuell zu einer Meuterei gekommen sein könnte. Da es jedoch an Beweisen fehlte und Pressman von hoher Stelle protegiert wurde, kam das entsprechende Gutachten schnell im Geheimdienst unter Verschluss.

 

Zwölf Jahre lang ging nicht nur die Öffentlichkeit, sondern auch Pressman und seine Verbündeten selbst davon aus, dass die Pegasus zerstört worden war – und damit zwangsläufig auch der Interphasenvorrichtungsprototyp. Mitte 2370 lokalisierten die Romulaner Trümmerreste eines Sternenflotten-Schiffes im Devolin-System und entsandten einen Warbird, um nach einem Schiff zu suchen. Über Spionageaktivitäten erfuhren Pressmans Partner im Geheimdienst davon und konnten die übermittelten Trümmerspuren als der Pegasus zugehörig identifizieren. Bei ihm keimten neue Hoffnungen, dass das Schiff doch nicht zerstört worden war wie jahrelang angenommen. Inzwischen in den Rang eines Rear-Admirals und eine wichtige Position im Geheimdienst aufgestiegen, kam Pressman mit einem Auftrag an Bord der Enterprise-D, im Devolin-System nach der Pegasus zu suchen und diese wenn möglich zu bergen. Gegenüber Captain Jean-Luc Picard verwendete er jene offizielle Alibigeschichte, die er sich im Laufe der Zeit zurechtgelegt hatte und welche die wahren Hintergründe und Motive des Pegasus-Projekts verschleierte. Die Wichtigkeit, die Pegasus vor den Romulanern zu finden, begründete Pressman mit ihrem Status als Experimental- und Testschiff, wodurch die Romulaner in den Besitz wertvoller Technologie gelangen könnten.  

 

Tatsächlich konnte die Enterprise die Pegasus im Innern eines großen Asteroiden aufspüren. Pressman beamte an Bord seines alten Schiffes und barg den Prototypen, um ihn anschließend weiter zu testen und zu perfektionieren, da er offenbar das Potenzial besaß, zu funktionieren. Nachdem sich Commander Riker aber dazu entschloss, seinem befehlshabenden Offizier, Captain Picard, die Wahrheit über den Vorfall mit der Pegasus offenzulegen, entschied sich Picard dafür, das Experiment öffentlich zu machen, um es als Verstoß gegen den Vertrag von Algeron zu brandmarken.

 

Infolge des Pegasus-Zwischenfalls protestierte die romulanische Regierung wie erwartet aufs Schärfste. Ausgesprochene Drohungen blieben aber ohne Folgen. Die Föderation argumentierte, was im Grunde der Wahrheit entsprach: Eine kleine Gruppe habe illegale Aktionen durchgeführt und auf eigene Faust gehandelt. Gleichwohl war die Föderation öffentlich blamiert, da solche Aktivitäten in ihren Reihen überhaupt möglich gewesen waren. Pressman und einige seiner Mitverschwörer (soweit diese identifiziert werden konnten) wurden angeklagt und vor Gericht gestellt. Bei seiner Verhandlung räumte Pressman ein, der Befehlshierarchie zuwider gehandelt zu haben. Doch stellte er in Frage, ob sein Projekt ein direkter Verstoß gegen den Wortlaut des Algeron-Vertrags gewesen sei, da dieser die konkrete Art der Tarntechnologie, die die Föderation nicht nutzen dürfe, nicht benenne. Da diese Aussage im Widerspruch zu früheren Aussagen Pressmans steht, handelte es sich vermutlich um einen Versuch, die Strafe zu mildern, der er entgegenblickte. Letztlich verlor er seinen Rang und sämtliche Privilegien musste er eine mehrjährige Einzelhaft verbüßen. Lediglich Commander Riker erhielt einen Eintrag in seine Dienstakte und durfte seine Tätigkeit an Bord der Enterprise-D fortführen.

 

 

Erneute Diskussion und veränderte Rahmenbedingungen

 

Trotz der öffentlichen Verurteilung von Pressmans Aktivitäten warf der Pegasus-Zwischenfall über ein halbes Jahrhundert nach Abschluss des Algeron-Abkommens erneut die Frage auf, inwiefern es sich im Grundsatz um eine für beide Seiten faire Übereinkunft handelt und inwiefern er der Föderation tatsächlich jede Art von Tarnung verbietet. Es gab nicht Wenige in der Planetenallianz, die das Vorgehen des ehemaligen Pegasus-Captains zwar für fragwürdig und durchtrieben hielten, aber sein Motiv im Grunde für legitim erachteten, um taktisch gegenüber den Romulanern nicht ein gefährliches Hintertreffen zu geraten. Dies galt umso mehr, da die Beendigung der zweiten Isolationismusphase der Romulaner zum Ende des Jahres 2364 gezeigt hatte, dass ihre Schiffe und auch Tarnvorrichtungen enorme Fortschritte gemacht hatten und die Föderation real bedrohen konnten. In den vergangenen sechs Jahren war es mehrfach zum Eindringen romulanischer Warbirds in den Föderationsraum gekommen, und die neue, revisionistisch denkende Regierung (später einmal gelenkt von Prätor Neral) hatte bei zahlreichen Gelegenheiten demonstriert, wie wenig sie die bestehende Friedensordnung respektierte. So wurde in den Monaten nach Pressmans Verfahren intensiv über die Thematik debattiert. Doch weder die Föderationspolitik noch die romulanische Regierung waren zu diesem Zeitpunkt bereit, den Friedensvertrag beinahe sechs Jahrzehnte nach seinem Inkrafttreten erneut aufzuschnüren – zu groß war die Sorge vor einer Gefährdung des Status quo.

 

Als es Ende 2370 zu ersten Kampfhandlungen gegen das Dominion kam, zeigte sich das Romulanische Sternenimperium schwer besorgt über die neue Bedrohung aus dem Gamma-Quadranten, die aufgrund technologischer Überlegenheit in der Lage war, selbst mit schweren Kreuzern der Sternenflotte kurzen Prozess zu machen (so etwa geschehen im Fall der U.S.S. Odyssey). Die diplomatischen Kanäle mit der Föderation wurden wieder hochgefahren; die mehrjährige Episode, in der Romulus die Planetenallianz ausgetestet, bedroht und herausgefordert hatte (2364-74), neigte sich dem Ende zu. Als die U.S.S. Defiant, ein neuer Zerstörer-Prototyp, von der Sternenflotte als Verteidigungsmaßnahme gegen das Dominion ans Bajoranische Wurmloch verlegt wurde, erklärten sich die Romulaner überraschend bereit, das Schiff mit einer Tarnvorrichtung auszustatten, damit es in der Lage war, ungesehen im Gamma-Quadranten zu agieren und Daten über die andere Seite der Milchstraße zu sammeln. Offiziell begründete Romulus seine Unterstützung damit, dass in der Mission der Defiant ein gemeinsames vitales Sicherheitsinteresse begründet liege. Es wurde ein separater Vertrag geschlossen und dieser in Form eines separaten Defiant-Paragrafen, der die Ausnahmegenehmigung dokumentierte, in den Algeron-Vertrag integriert. Allerdings wurde die Nutzung der Tarnung durch die Sternenflotte an mehrere Bedingungen geknüpft. Erstens durfte die Föderation die Vorrichtung nicht im Alpha- und Beta-Quadranten einsetzen; zweitens musste sie exklusiv von einem romulanischen Offizier bedient werden; drittes erwartete Romulus von der Föderation, alle über das Dominion gesammelten Informationen in regelmäßigen Abständen zu teilen. Schon nach dem ersten Einsatz der Defiant im Gamma-Quadranten nahmen die Romulaner Abstand von der Bedienung der Tarnung durch einen imperialen Offizier (es wurde ein Sicherheitsmechanismus integriert, der Technologiespionage verhindern sollte). Auch für den Umstand, dass die Tarnung gelegentlich diesseits des Wurmlochs Verwendung fand, entwickelten die Romulaner Verständnis, insbesondere nach Ausbruch des Dominion-Kriegs (2373-75).

 

Es kann zu Recht darüber spekuliert werden, weshalb die Romulaner nach Entstehen der ersten Konflikte mit dem Dominion plötzlich bereit waren, ihre Tarntechnologie – eines ihrer größten taktischen Pfunde, das sie über ein Jahrhundert lang ehern gehütet hatten – mit der Föderation zu teilen. So sehr die Argumentation mit einem gemeinsamen Sicherheitsinteresse auf den ersten Blick einleuchten mag, so sehr stellt sich jedoch die Frage, weshalb Romulus nicht einfach selbst tarnfähige Schiffe in den Gamma-Quadranten entsandte, um taktische Daten zu sammeln, anstatt sich von der Föderation abhängig zu machen. Offensichtlich gab es für das Sternenimperium also auch noch andere Gründe, die ein solches Vorgehen rechtfertigten. Nicht unterschätzt werden darf, dass die Sternenflotte trotz der Ausrüstung der Defiant mit einer Tarnvorrichtung selbst das Risiko von Begegnungen mit dem Dominion zu tragen hatte, während das Sternenimperium die Entwicklung in aller Ruhe aus der Ferne beobachten, aus den Fehlern anderer lernen und abwarten konnte, was geschah. Sollte die Föderation sich im Dominion einen dauerhaften Feind machen, war Romulus hiervon nicht betroffen und befand sich in der Position des lachenden Dritten.

 

Der Umstand, dass es für die Romulaner vertretbar schien, der Sternenflotte eine Tarnvorrichtung zur Verfügung zu stellen, mag nicht zuletzt damit zusammenhängen, dass – bedingt durch die Perfektionierung von mobilen Tachyon-Sensorgittern und anderen gravierenden technologischen Fortschritten – Tarnvorrichtungen an taktischem Wert verloren, zumal viele Nachteile (hoher Energieverbrauch, kein Einsatz von Waffen möglich, Emittierung von Strahlungswerten) bislang nicht behoben werden konnten. Es ist zumindest denkbar, dass im Anschluss an den Shinzon-Staatsstreich (2379-81) über einen neuen Friedensvertrag verhandelt werden könnte, in dem dieser Themenkomplex noch einmal aufgeschnürt wird. Angesichts der Tatsache, dass nach dem Dominion-Krieg die Föderation und das Sternenimperium die letzten verbliebenen Großmächte auf gleicher Augenhöhe sind, sind stabile Beziehungen zwischen der Erde und Romulus für die weitere Entwicklung des Quadrantengefüges von herausgehobener Bedeutung. 

 

 

Referenz

TOS TNG DS9 VOY ENT ST-Romane/Comics
3x02 1x26 3x01   4x22 Escalation (STC)
  3x07 3x02     Strategic Decision (STC)
  3x10 3x17     Lasting Peace? (STC)
  4x11 7x16     Serpents Among The Ruins (Lost Era)
  4x24        
  4x26        
  5x01        
  5x07        
  5x08        
  7x12        
  ST X