24. Jahrhundert: Von der Goldenen Ära zu neuen Krisenherden

 

 

Im 24. Jahrhundert erreichte die Föderation ihre größte Ausdehnung. Bis auf über 8.000 Lichtjahre erstreckte sich ihr Gebiet nun; über 150 verschiedene Völker waren ihr seit ihrer Gründung beigetreten. Die Sternenflotte erlebte eine beispiellose Blüte und perfektionierte innerhalb ihrer Flottenstruktur jene Schiffsdesigns und -konzepte, die sie bereits im vorangegangenen Jahrhundert eingeführt hatte. Große Multizweck-Kreuzer waren das Gebot der Stunde; sie waren in der Lage, die ganze Breite unterschiedlichster Aufgaben zu erfüllen, die von einer interstellaren Institution mit so reichhaltigen Aufgaben erwartet wurden.

 

Die dramatische Begegnung mit den Borg in den 2360er Jahren erschütterte die Föderation nachhaltig und führte der Sternenflotte schlagartig vor Augen, dass sie militärisch große Veränderungen durchlaufen musste, um neuen, weit gefährlicheren Gegnern die Stirn bieten und den Schutz der VFP-Mitgliedswelten gewährleisten zu können. Eine fundamentale Wende in der Flottenpolitik wurde eingeleitet, die die Raumflotte auf Jahrzehnte prägen sollte. Ihre Notwendigkeit wurde in den 2370er Jahren untermauert durch den Ausbruch des Dominion-Kriegs.

 

 

Die Goldene Ära

 

Nach der Bewältigung der starken Spannungen mit dem Romulanischen Sternenimperium, die ab 2300 einsetzten und im Tomed-Zwischenfall (2311) kulminierten, gelang es der Föderation, eine auf Frieden und Ausgleich bedachte Politik im erforschten All systematisch fortzusetzen. In den kommenden Jahrzehnten gab es so gut wie keine militärischen Konflikte, in die die Sternenflotte involviert war, und die Planetenallianz konnte sich auf Grenzsicherung, Exploration, Wissenschaft sowie das Wachstum und die Konsolidierung ihrer weit gereiften Strukturen konzentrieren. Die erste Hälfte des 24. Jahrhunderts sollte ein Abschnitt werden, der vielen Zeitzeugen als ‚Goldene Ära‘ in Erinnerung bleiben sollte.

 

Gleichwohl gab es natürlich weiterhin außenpolitische Herausforderungen zu bewältigen, die die Sternenflotte mit der Notwendigkeit konfrontierten, jederzeit verteidigungsbereit sein zu müssen. Prominente Beispiele sind der Betreka-Nebel-Zwischenfall (2328-46), ein lang anhaltendes Konfliktszenario zwischen Klingonischem Reich und Cardassianischer Union, in dem sich die Föderation mehrfach um Vermittlung bemühte. Aber auch romulanische Überraschungsangriffe wie jener auf Narendra III (2344), im Zuge dessen die U.S.S. Enterprise, NCC-1701-C, die dortigen klingonischen Kolonisten heldenhaft verteidigte, führten der Sternenflotte vor Augen, dass der romulanische Feind trotz seines Isolationismus jederzeit eine Bedrohung darstellen mochte. Ab 2350 kamen zudem die Grenzkonflikte mit der Cardassianischen Union auf, die zwar nie in einen offenen Krieg ausarteten, aber eine klare Belastung für die Sternenflotte darstellten.

 

Trotz dieser Schwierigkeiten stand die erste Hälfte des 24. Jahrhunderts im Zeichen friedensschaffender und vertrauensbildender Maßnahmen, insbesondere einer sukzessiven Annäherung mit dem Klingonischen Reich, was vor allem begnadeten Föderationsdiplomaten wie Curzon Dax zu verdanken war. Spätestens nach dem ebenfalls von Romulanern verübten Khitomer-Massaker (2346) zwei Jahre nach der Schlacht von Narendra III bewegten sich Klingonenreich und Planetenallianz mit großen Schritten auf ein festes und dauerhaftes Bündnis zu, dessen Wurzeln dereinst mit dem ursprünglichen Khitomer-Friedensvertrag (2293) gelegt worden waren. Die Neutrale Zone blieb zwar als Puffergebiet erhalten, veränderte aber grundlegend ihr Gesicht. Einstmals eine sprichwörtliche Todeszone, auf beiden Seiten von hochgerüsteten Militärs bewacht, entstand ein neutrales Gebiet, in dem reger Grenzhandel auflebte. Auf diese Weise kam es zu einer allmählichen Verflechtung beider Wirtschaftsräume mit dem Ziel, künftige Konflikte unwahrscheinlicher zu machen. Der Ausbau der Khitomer-Verträge im 24. Jahrhundert sah auch gemeinsame Manöver und Patrouillen sowie den Austausch von Offizieren vor.

 

Aufgrund der enormen Ausdehnung der Föderation und der vielfältigen Erfordernisse, die an die Sternenflotte gerichtet wurden, setzte letztere bis in die 2360er Jahre auf zunehmend größere und technologisch fortschrittlichere Explorer, also Multizweck-Kreuzer, die einer Vielzahl von Missionsprofilen gerecht werden konnten, unter anderem Tiefenraumerforschung, Verteidigungseinsätze, Versorgungs- und Kolonialisierungsmissionen oder auch wissenschaftliche und diplomatische Aufgaben. Verkörperten bis in die 2330er Jahre die bewährten Schiffe der Excelsior-Klasse die Speerspitze dieser Multimissionsausrichtung, traten in den darauf folgenden Dekaden die schwereren Kreuzer der Ambassador-Klasse ihre Nachfolge an. Anfang der 2360er Jahre erfolgte der Stapellauf der nochmals größeren Galaxy-Klasse, die in der Lage war, jahrelang nahezu vollständig autark zu operieren (in geringerem Maße galt dies für die ebenfalls höchst anpassungsfähige Nebula-Klasse). Die Galaxy-Klasse war die vorerst letzte Evolutionsetappe der massiven, beinahe schon legendären Allzweckkreuzer im Dienst der Sternenflotte, bevor ein neuer Zeitgeist die Entwicklungsabteilungen zum Umdenken zwang.

 

 

Dramatische Einschnitte, der Beginn einer neuen Phase

 

Aufgrund des Zusammenstoßes mit dem Borg-Kollektiv im Jahr 2365 und vor allem der Invasion eines Borg-Kubus Ende 2366/Anfang 2367 änderte sich die Flottenpolitik der Sternenflotte in kurzer Zeit fundamental - womöglich stärker denn je zuvor. Plötzlich war der Bedarf nach hochspezialisierten, eher kleineren Einheiten da, um ganz bestimmten Aufgaben bestmöglich Rechnung zu tragen. Dies betraf zunächst vor allem den Kampf. Bis in die frühen 2370er Jahre erblickte eine Reihe hochmoderner Schiffe das Licht der Fertigstellung, darunter beispielsweise die Flankenspringer der Sabre-Klasse, die leichten Kreuzer der Steamrunner-Klasse oder auch die taktischen Träger der Akira-Klasse. Diese und weitere Einheiten waren so konzipiert, dass sie insbesondere arbeitsteilig, das heißt im Verbund, defensiv und offensiv wirksam werden konnten.

 

Mit der neuen Ausrichtung einher ging eine Abkehr vom traditionellen Design mit einem deutlich abgegrenzten Diskus, einem Verbindungshals zum Sekundärrumpf und einer zigarrenförmigen Maschinensektion, die nach oben weisende, an Verbindungsstutzen angebrachte Warpgondeln enthielt. Die neuen, kleineren Einheiten waren oft in ihrem Erscheinungsbild stromlinienförmiger gehalten, was die Erfüllung vornehmlich taktischer Aufgaben besser unterstützen sollte.

 

Das neue Flottenaufgebot wurde einige Jahre später ergänzt durch die Zerstörer der Defiant-Klasse, deren Prototyp mehrere Jahre lang bei Deep Space Nine stationiert und erprobt wurde. Ab 2372 wurden auch die neuen Flaggschiffe der Sovereign-Klasse allmählich eingeführt, die zwar weiterhin ein großes Multimissionspotenzial besaßen, aber im Hinblick auf ihre Kampffähigkeiten gegenüber den Galaxy-Klasse deutlich gestärkt worden waren. Mit der Neuausrichtung der Armada ging die Entwicklung von Quanten-Torpedos und leistungsfähigeren Phaserphalanxen einher.

 

Die neuen Einheiten trugen viel dazu bei, dass ein zweiter Invasionsversuch der Borg im Jahr 2373 vereitelt werden konnte. Spätestens im Dominion-Krieg (2373-75) kam die volle Bandbreite der neuen Armada zum Einsatz und stellte angesichts eines nie da gewesenen Feindes wie dem Dominion seine schiere Notwendigkeit unter Beweis. Der Dominion-Krieg stellte die Sternenflotte ohne Zweifel vor ihre bisher härteste Bewährungsprobe. Schnell zeigte sich, dass die Föderation trotz ihrer militärischen Weiterentwicklungen nicht in der Lage gewesen wäre, den Invasoren aus dem Gamma-Quadranten alleine standzuhalten. Daher war der Schulterschluss mit dem Klingonischen Reich existenziell, später auch die Schmiedung eines Bündnisses mit dem Romulanischen Sternenimperium.         

 

 

Nachkriegsära, die große Ungewissheit

 

Aus dem Dominion-Krieg ging die Föderation machtpolitisch gestärkt hervor, weil das Klingonische Reich aufgrund seiner enormen Verluste an Einfluss verlor, weit mehr zudem die Cardassianische Union. Zusammen mit dem Romulanischen Sternenimperium bestimmt sie heute als eine von zwei maßgeblichen Supermächten die Nachkriegsordnung. Ein großer Schwerpunkt gilt hier naturgemäß dem Wiederaufbau, weshalb die Sternenflotte ihre Versorgungs- und Logistikschiene gestärkt hat. Doch angesichts des zerrütteten Quadrantengefüges und der Konfrontationsstellung mit den Romulanern und ehemaligen Dominion-Alliierten wie den Breen ist nicht davon auszugehen, dass die deutlich ausgebaute militärische Komponente der Sternenflotte in absehbarer Zeit wieder stärker einer auf Exploration bedachten weichen wird.