Brüchiges Gleichgewicht des Schreckens - Kalte Kriege in Star Trek (2)

 

Dieser Artikel ist erschienen in der deutschen Übersetzung des Romans Raise the Dawn (Schatten), Cross Cult 2014.

 

Im Anschluss an den letzten Typhon Pact-Band, Heimsuchung, haben wir einen eingehenderen Blick auf den kalten Krieg in der Star Trek-Originalserie geworfen. Wir haben anhand der latenten Konflikte mit dem Klingonischen Reich und dem Romulanischen Sternenimperium einiges über das Wesen jener kalten Kriege herausgearbeitet, die sich die Föderation im 23. Jahrhundert mit anderen großen Mächten geliefert hat. Wie versprochen, wollen wir nun den Fokus zum einen auf das 24. Jahrhundert richten und diese Zeitperiode ihrerseits nach kalten Kriegen im größeren Maßstab absuchen. Natürlich können wir auch hier nicht alles erschöpfend behandeln, sondern müssen uns auf die wichtigsten Beispiele beschränken. Zum anderen werden wir uns einen Überblick verschaffen über kalte Kriege als Thema der Star Trek-Literatur, um dann schließlich den Bogen zum Typhon-Pakt zu schlagen, der neuen großen Herausforderung für den interstellaren Völkerbund.

 

„Ich hasse nicht Sie, Cardassianer – ich hasse, was wegen Euch aus mir wurde“

 

Das 24. Jahrhundert ist insofern noch konfliktlastiger als das vorangegangene, als die Föderation es hier aufgrund ihrer deutlich fortgeschrittenen Ausdehnung und Kontakten zu neuen Spezies mit erheblich dichteren interstellaren Beziehungen und damit auch mehr politischen Auseinandersetzungen zu tun bekommt. Eine Großmacht, mit der sie am Beginn dieser neuen Epoche zunehmend aneinandergerät, ist die Cardassianische Union. Da es im Anhang des Romans Einzelschicksale bereits eine relativ ausführliche Zusammenschau der Beziehungen zwischen der Föderation und den Cardassianern gibt, möchte ich mich hier auf das Wesentliche beschränken – nämlich den grundsätzlichen Charakter des kalten Kriegs zwischen Föderation und Cardassianern.

 

Anders als die Klingonen und Romulaner, die bereits in den vorangegangenen Jahrhunderten als extrem einflussreiche Großmächte im Quadrantengefüge etabliert waren und ihre Reiche im Laufe dieser langen Zeit sukzessive erweiterten und fortlaufend konsolidierten, sind die Cardassianer in vielerlei Hinsicht das exakte Gegenteil dessen: Die Militärdiktatur, die auf ihrer Heimatwelt Cardassia Prime immer rigidere Formen annahm (vgl. dazu Anhangsartikel in Ein Stich zur rechten Zeit), setzt in kürzester Zeit alles daran, die Cardassianische Union zu einer aufstrebenden Großmacht im Alpha-Quadranten zu machen. Tatsächlich erreicht man dieses Ziel, denn schon wenige Dekaden nach dem Erstkontakt mit der Föderation um das Jahr 2320 herum (vgl. Comic TOS: Enter the Wolves), rückt die Cardassianische Union zum viertmächtigsten Block im Alpha- und Beta-Quadranten auf, zu einem beachtlichen Weltenbündnis mit zahlreichen Kolonien und Vasallenvölkern, das sogar die Schlagkraft der Breen und Tholianer übertrifft. Es ist es wohl noch keiner anderen raumfahrenden Nation gelungen, sich in derartigem Tempo als politische Kraft zu konstituieren und das bisherige interstellare Mächtegleichgewicht nachhaltig zu erschüttern.

 

Im Unterschied zur klingonischen und romulanischen Politik, die Konflikte mit der Föderation – von bestimmten historischen Phasen einmal abgesehen – wenigstens über längere Zeitphasen hinweg kontrolliert steuerte und dosierte, fällt auf, dass die Cardassianer in ihrem Rausch nach möglichst schnellen Gebietszugewinnen relativ kopflos in Auseinandersetzungen mit der Föderation hineingeraten. Das liegt zum einen an der aggressiven und ungeplanten Politik des Zentralkommandos, zum anderen an den oftmals undisziplinierten Kommandanten der Galor-Kreuzer, die im Bestreben, rasch die militärische Karriereleiter hinaufzusteigen, mutwillig Scharmützel und Gefechte mit der Föderation anzetteln und auf eigene Faust Außenpolitik betreiben, indem sie ganze Sektoren plötzlich zum Gebiet der Union erklären (vgl. Roman Voyager: Schicksalspfade – Chakotay). So sehr sich die Föderation zunächst bemüht, mit diesen Provokationen gelassen umzugehen und die Cardassianer – ähnlich, wie sie es schon in der ersten Hälfte des 23. Jahrhunderts bei den Klingonen getan hat – außenpolitisch unter Druck zu setzen und ihre Expansionssucht mit friedlichen Mitteln zu dämpfen, so offensichtlich zeigt sich spätestens Anfang der 2350er Jahre, dass sie mit dieser Strategie vor einem Scherbenhaufen steht.

 

Entlang des gesamten Grenzverlaufs kommt es zu bewaffneten Auseinandersetzungen, und zum ersten Mal besteht die ernsthafte Gefahr eines flächendeckenden bewaffneten Konflikts. Die zunehmende Paranoia der Cardassianer, die Föderation könnte Massenvernichtungswaffen auf ihren peripheren Kolonien stationieren, heizt dieses kritische Klima weiter an. Das Setlik-Massaker, bei dem cardassianische Truppen über hundert Föderationskolonisten niedermetzeln, bildet einen der blutigen Höhepunkte der Grenzkonflikte, gegen die die Föderation zunehmend erfolglos agiert (vgl. TNG 4x12: Der Rachefeldzug). Ähnlich, wie zur Zeit der bewaffneten Auseinandersetzungen mit den Klingonen im Vorfeld des Organia-Friedensvertrags scheint die Planetenallianz zunehmend bereit zu sein, Feuer mit Feuer zu bekämpfen und riskiert zum Schutz ihrer Grenzen größere Raumschlachten mit der Cardassianischen Union, was ein Ausufern der Brandherde zur Folge hat.

 

Dass dieser schon nicht mehr wirklich kalte Krieg nicht vollends in einen heißen umschlägt, liegt weniger am diplomatischen Agieren der Föderation als an den hausgemachten innenpolitischen Schwierigkeiten, denen sich die Cardassianer bereits zum Ende dieses Jahrzehnts ausgesetzt sehen. Ihr beispielloser, maßloser und extrem sprunghafter Aufstieg zu einer Großmacht hat dazu geführt, dass sie sich übernommen haben – die Union hat sich an ihrer eigenen Geltungssucht verschluckt. Lange Versorgungswege, eine verstreute Flotte und Aufstände auf unterworfenen Welten führen bald schon dazu, dass sich Cardassia die hitzigen Grenzkämpfe mit der Föderation nicht mehr länger leisten kann. Besonders der bewaffnete Widerstand auf Bajor entwickelt sich immer mehr zum Fiasko cardassianischer Kolonialpolitik und bindet massive militärische Kräfte, um die Welt unter Kontrolle zu halten (vgl. Roman DS9: Night of the Wolves; Dawn of the Eagles).

 

Als sich die inneren Probleme noch weiter verschärfen, ist das Zentralkommando erstmals bereit, aus der Not eine Tugend zu machen und leitet eine umfassende Entspannungspolitik ein. Auf diese Weise wird es möglich, dass es in der zweiten Hälfte der 2360er Jahre zu einem umfassenden Friedensvertrag mit der Föderation kommt und sich die Cardassianer schließlich von Bajor zurückziehen, um ihre eigene Position zu konsolidieren (vgl. TNG 7x20: Am Ende der Reise). Dieser Frieden entpuppt sich jedoch als äußerst brüchig und angesichts der Probleme mit dem Maquis für die Cardassianer enorm unvorteilhaft, sodass er nicht von Dauer sein wird (vgl. DS9 2x20/21: Der Maquis). Bereits 2373 schließt sich die Union dem Dominion an und bricht den größten Krieg im Quadrantengefüge vom Zaun.

 

„Am Ende wird es Ihre Angst sein, die Sie zerstört“

 

Damit ist das Stichwort gefallen: das Dominion. Es führt uns direkt zum nächsten großen kalten Krieg im 24. Jahrhundert. Auch das Dominion hat vor dem Ausbruch des gleichnamigen Dominion-Kriegs mehrere Jahre lang einen solchen Konflikt mit der Föderation. Doch anders als im Fall der bisher vorgestellten anderen Mächte ist er nicht als Aufschaukeln politischer Gegensätze, das Austesten einer Seite oder mehr oder minder unabsichtliches Eskalationsgeschehen zu beschreiben, sondern dient der systematischen Vorbereitung der Gründer für einen groß angelegten Krieg im Alpha-Quadranten. Dies ist die erste Besonderheit des kalten Kriegs mit dem Dominion, der von 2370 bis 2373 datiert werden kann: Er ist von langer Hand geplant.

 

Die zweite Besonderheit betrifft die Führung dieses Konflikts seitens des Dominion: Anders als die Klingonen und Cardassianer, die offene Auseinandersetzungen unterhalb einer offiziellen Kriegserklärung suchten, setzt das Dominion auf Einschüchterung bei maximaler Geheimhaltung seiner Identität. Der Konflikt verläuft in mehreren Etappen:

 

  •  Nach der Entdeckung des Bajoranischen Wurmlochs im Jahr 2369 beginnen die Föderation, die Bajoraner und andere raumfahrende Völker, den Gamma-Quadranten zu erforschen und mit dort ansässigen Spezies Handel zu treiben (vgl. DS9 1x01/02: Der Abgesandte; 1x11: Die Nachfolge; 1x18: Meuterei; 2x07: Profit oder Partner; 3x01/02: Die Suche; 4x08: Das Wagnis). Es werden sogar einige Niederlassungen auf der anderen Seite der Anomalie gegründet, beispielsweise die Kolonie New Bajor. Das Dominion empfindet diese Vorstöße als Verletzung seines Hoheitsgebiets und ahndet sie bis Ende des Jahres 2370, indem die Jem’Hadar alle Niederlassungen, Handelsknotenpunkte, Forschungsschiffe und Kommunikationsphalanxen im Gamma-Quadranten zerstören. Zudem vernichtet eine Jem’Hadar-Flotte zur selben Zeit zum ersten Mal einen Sternenflotten-Kreuzer, während Crews anderer Schiffe in Gefangenschaft geraten (vgl. DS9 2x26: Der Plan des Dominion; 3x08: Meridian; 3x15: Trekors Prophezeiung). Der Grundstein für eine feindliche Staatsraison ist damit gelegt.

 

  •  Infolge dieser Ereignisse beginnt das Dominion mit dem Spinnen eines ausgeklügelten Intrigennetzwerks gegen die Föderation und andere bedeutende Mächte des Alpha- und Beta-Quadranten, um seinen Krieg vorzubereiten. Einer der Höhepunkte dieser Ereignisse ist wohl die Unterwanderung des romulanischen Geheimdienstes Tal’Shiar durch einen Wechselbalg, der sich als Colonel Lovok ausgibt und die Bildung einer Allianz mit dem Obsidianischen Orden der Cardassianischen Union vorantreibt. Im Rahmen einer Top-Secret-Operation werden massive Flottenverbände von beiden Geheimorganisationen versammelt und in den Gamma-Quadranten geschickt, um die Heimatwelt der Gründer zu lokalisieren und in einem präventiven Schlag zu zerstören. Doch da diese Operation vom Dominion zu jeder Zeit beobachtet und gelenkt wurde, wird die romulanisch-cardassianische Flotte in einen Hinterhalt gelockt und von einer Jem’Hadar-Armada vernichtet. Eine Folge dieses Vorfalls ist nicht nur der Kollaps des Obsidianischen Ordens und eine militärische Schwächung beider Seiten, sondern auch eine Verschlechterung der Beziehungen zwischen Cardassia und Romulus (vgl. DS9 3x20/21: Der geheimnisvolle Garak).

 

  •  Weitere Versuche des Dominion, die interstellaren Beziehungen im Alpha-Quadranten zu unterwandern und das dortige Klima zu vergiften, folgen. Obwohl längst nicht alle dieser Operationen Erfolg haben und Wechselbälger rechtzeitig enttarnt werden können, verbucht das Dominion jedes Mal zumindest einen psychologischen Erfolg, da die Paranoia und die Unterwanderungsangst unter den Völkern des Quadrantengefüges zunimmt und diese zunehmend gegeneinander treibt (vgl. DS9 3x26: Der Widersacher; 4x11/12: Die Front/Das Verlorene Paradies).

 

  •  Wie stark dieser Effekt ist, zeigt sich Anfang 2372, als die Klingonen annehmen, hinter einem politischen Wechsel auf der cardassianischen Heimatwelt steckten Wechselbälger, die Cardassia infiltriert und heimlich die Macht übernommen hätten. Ein (erneuter) Krieg zwischen der Föderation und den Klingonen ist die Folge, der beide Seiten im Vorfeld des Dominion-Kriegs erheblich schwächt (vgl. DS9 4x01/02: Der Weg des Kriegers). Erst als die wahren Motive der Gründer offensichtlich werden und sich die Cardassianische Union dem Dominion anschließt, verbünden sich die Föderation und die Klingonen gegen den gemeinsamen Feind. Zu diesem Zeitpunkt hat dieser aber schon einen Fuß im Alpha-Quadranten und baut dort ein Netzwerk von Neutralitätsabkommen auf. Der Krieg steht nun unmittelbar bevor (vgl. DS9: 5x14/15: Im Schatten der Hölle/Im Lichte des Infernos).

 

Seitdem die Gründer im Zuge der Erschließung des Bajoranischen Wurmlochs erstmals auf die Föderation und den Alpha-Quadranten aufmerksam werden, steht für sie ein Krieg gegen diesen Teil der Galaxis fest. Dies hat vor allem ideologische Gründe: Die Gründer sehen sich als Ordnungsfaktor in einer aus ihrer Sicht chaotischen Galaxis und halten sich zudem als die gegenüber den ‚Solids‘, also nicht-formwandelnden Spezies, überlegene Rasse. Gleichzeitig führt die ihnen angeborene Paranoia dazu, dass sie jede potenzielle Bedrohung für ihr Volk eliminieren und maximale Kontrolle ausüben wollen (vgl. Roman Die Welten von Deep Space Nine: Fall der Götter). So erklärt sich in Grundzügen, weshalb sie es von vorneherein darauf anlegen, die Föderation und den Alpha-Quadranten zu unterwerfen und in ihr gewaltiges Imperium einzugliedern. Angesichts dieser unverrückbaren Wert- und Ordnungsvorstellungen scheitern sämtliche Versuche der Föderation, einen militärischen Konflikt abzuwenden. Frieden ist stets das exakte Gegenteil dessen, was das Dominion will.

 

Kalte Kriege in den Star Trek-Romanen

 

Nachdem wir ein Schlaglicht auf die beiden wichtigsten kalten Kriege im 24. Jahrhundert geworfen haben, wollen wir an dieser Stelle zur Star Trek-Literatur übergehen. Wo geht sie prominent mit diesem Thema um? Welche Völker stehen sich da gegenüber, und worum dreht sich der kalte Krieg, in den sie verwickelt sind?

 

Temporaler Kalter Krieg

 

Ein Konflikt, der von den Star Trek-Romanen aufgegriffen und weiterentwickelt wird, ist der in Enterprise vorkommende Temporale Kalte Krieg. Von diesem Zeitkrieg bekamen wir im Laufe der fünften Star Trek-Serie bestenfalls Versatzstücke zu sehen. Obwohl der Agent Daniels das eine oder andere Wort darüber verlor und auch die ausführlich behandelte Xindi-Krise ein Teil dieser Handlung ist, blieben viele Fragen unbeantwortet. Im Großen und Ganzen stellt sich uns ein temporaler Konflikt zwischen verschiedenen Fraktionen und Spezies aus unterschiedlichen Zeitperioden dar, die die Fähigkeit besitzen, durch die Zeit zu reisen. Kristallisationspunkt dieser Auseinandersetzungen ist das mittlere 22. Jahrhundert, der Zeitraum unmittelbar vor der Gründung der Föderation. Das Besondere am Temporalen Kalten Krieg ist, dass es in der Regel keine direkten Kämpfe zwischen den beteiligten Parteien gibt. Stattdessen versucht jede Fraktion, die Zeitlinie über gezielte Eingriffe zu ihrem eigenen Vorteil zu verändern und so an Macht und Einfluss zu gewinnen. Als zentrale Kontrahenten treten die Föderation aus dem 31. Jahrhundert, der mysteriöse Befehlshaber der Suliban-Cabal (Future Guy) aus dem 29. Jahrhundert, die Sphärenbauer (22. Jahrhundert) und die Na’kuhl (ebenfalls 29. Jahrhundert) in Erscheinung. Fast alle dieser Gruppierungen suchen sich native Stellvertreter im 22. Jahrhundert, die sie für ihre Ziele arbeiten lassen (vgl. Enterprise 1x01/02: Aufbruch ins Unbekannte; 1x11: Der kalte Krieg; 1x26/2x01: Die Schockwelle; 2x16: Die Zukunft; 2x26: Die Ausdehnung; 3x11: Carpenter Street; 3x18: Azati Prime; 4x01/02: Sturmfront).

 

Wir erfuhren nie, welche Ursachen und Ursprünge der Temporale Kalte Krieg hat und wie genau er jenseits des 22. Jahrhunderts vonstatten geht. In der noch relativ jungen Romanreihe Department of Temporal Investigation, das sich mit der temporalen Ermittlungsbehörde der Föderation beschäftigt (wir bekamen die beiden Hauptfiguren Dulmur und Lucsly in der DS9-Episode Immer die Last mit den Tribbles zu sehen), wird deutlich tiefer gebohrt. Im 24. Jahrhundert wird eine neue Front im Temporalen Kalten Krieg entdeckt, die Aufschluss über das Wesen dieses Konflikts geben kann. Dies nimmt Autor Christopher L. Bennett zum Anlass, den Zeitkonflikt in eine sinnige Gesamterklärung einzubetten und auch die Identität und die Motive des Suliban-Cabal-Wohltäters zu klären. Wir erfahren nicht nur von den architektonischen Eigenheiten der Zeit, von temporalen Wundern, Arrhythmien und Verwerfungen, sondern auch von einer sogenannten ‚Achse der Zeit‘, einer gewaltigen Sphäre im Raum, die beim Vorwärtsfliegen in die Zukunft führt und beim Rückwärtsfliegen in die Vergangenheit. Von besagter Achse geht eine große Gefahr für den Temporalen Kalten Krieg aus, denn wer immer sie kontrolliert, hat große Vorteile, die Zeitlinie zu manipulieren (vgl. Roman Department of Temporal Investigation: Watching the Clock).

 

Betreka-Nebel-Zwischenfall

 

Ein weiterer kalter Krieg, über den wir in den Star Trek-Romanen viel erfahren, ist der sogenannte Betreka-Nebel-Zwischenfall, eine langjährige, überaus kalte Staatsraison zwischen dem Klingonischen Reich und der Cardassianischen Union. Hörten wir im ersten Teil der DS9-Doppelfolge Der Weg des Kriegers lediglich vage Andeutungen, nämlich dass sich diese beiden Nationen in der ersten Hälfte des 24. Jahrhunderts einen lang anhaltenden Konflikt leisteten, ist es die Romanreihe The Lost Era, die hier für eine konkrete Auflösung der Dinge sorgt.

 

Der Betreka-Nebel-Zwischenfall beginnt im Jahr 2328 und dauert beinahe zwanzig Jahre. Sein Ende wird mit dem Khitomer-Massaker datiert, einem Einschnitt für die interstellaren Beziehungen. Kurz zu den Ereignisabläufen (vgl. Roman The Lost Era: Serpents Among the Ruins):

 

  • Bei einer Expedition in den Betreka-Nebel stoßen die Cardassianer im Erdenjahr 2328 auf einen Planeten namens Raknal V, auf dessen Oberfläche sich die Überreste einer alten klingonischen Kolonie befinden, deren Leiter den Klingonen seit jeher heilig ist. Da Letztere die Cardassianer in einem getarnten Schiff beschatten, erfahren sie umgehend von der Existenz der verlorenen Kolonie und erheben Anspruch auf den betreffenden Planeten. Es ereignet sich ein Raumgefecht.

 

  • Als sich der Rauch verzieht, realisieren beide Seiten, dass sie gar nicht über ausreichend Ressourcen verfügen, um einen längerfristigen Krieg gegeneinander auszutragen, und so bleibt vorerst keine andere Option, als die Föderation als Vermittler zwischenzuschalten. Unter der Leitung des renommierten Diplomaten Curzon Dax gelingt es der Planetenallianz in einer wahren Sternstunde der Verhandlungskunst tatsächlich, einen Waffenstillstand zwischen den beiden Mächten auszuhandeln. Raknal V wird in zwei Machtsphären separiert, womit Klingonen und Cardassianer sich die Welt teilen sollen.

 

  • Der fragile Frieden zwischen beiden Mächten hält einige Jahre lang. Dann ereignet sich ein tragischer Unfall. Weil man es auf Raknal V angesichts der – trotz des Friedensvertrags – eisigen Beziehungen versäumt hat, gemeinsame Verwaltungsrichtlinien und Anflugprotokolle zu erarbeiten, ereignet sich, was schon früher hätte passieren können: Es kommt zu einer Schiffskollision im Orbit. In diesem Crash sterben zwei Dutzend Cardassianer und fünfmal so viele Klingonen, darunter auch Botschafter Worf (der Großvater von Commander Worf aus TNG/DS9). Ein erbitterter Streit bricht aus: Jede Seite versucht der jeweils anderen die Schuld für das Unglück zuzuschieben, und die fragilen diplomatischen Beziehungen werden unverzüglich eingefroren.

 

  • Dass es in den nächsten Jahren nicht zu bewaffneten Auseinandersetzungen kommt, ist abermals den Bemühungen der Föderation zuzurechnen, einen Krieg zwischen beiden Nationen um jeden Preis zu verhindern. Dann, etwa zehn Jahre nach dem Unfall im Orbit von Raknal V, kehrt das Romulanische Sternenimperium auf die intergalaktische Bühne zurück und beschließt 2344, die klingonische Kolonie auf Narendra III zu überfallen (vgl. TNG 3x15: Die alte Enterprise). Zwei Jahre später verüben die Romulaner das Massaker auf der klingonischen Welt Khitomer (vgl. TNG 3x17: Die Sünden des Vaters). Diese Rückkehr des alten romulanischen Feindes führt bei den Klingonen dazu, dass sie sich vom Konflikt mit den Cardassianern abwenden. Von nun an hat die Rivalität mit dem Sternenimperium wieder Priorität. Raknal V wird schließlich an Cardassia abgetreten.

 

Was kann man über das Wesen des Betreka-Nebel-Zwischenfalls festhalten? Der kalte Krieg zwischen den Klingonen und den Cardassianern in der ersten Hälfte des 24. Jahrhunderts bricht vornehmlich deshalb aus, weil die Klingonen sich in ihrem persönlichen Glauben verletzt fühlen. Andererseits ist der Streit um Raknal V für den Hohen Rat auch ein willkommener Anlass, dem rasant aufstrebenden cardassianischen Reich die Stirn zu bieten und es vor weiteren voreiligen Expansionen zu warnen. Später entgleitet die Auseinandersetzung um den strittigen Planeten beiden Parteien jedoch zunehmend, und ohne diplomatische Intervention der Föderation wäre vielleicht ein schrankenloser Krieg daraus geworden. In den 2340er Jahren dann sind die Klingonen gezwungen, den Kampf gegen die Romulaner, den gefährlicheren Gegner, wieder aufzunehmen und setzten alles daran, die Fehde mit Cardassia rasch zu beenden.

 

Typhon-Pakt

 

Kommen wir jetzt zum Typhon-Pakt, der das zentrale Thema dieses Buches und der (nicht mehr ganz so kleinen) Reihe ist, in der es steht. Der Antagonismus mit dem Typhon-Pakt in den frühen 2380er Jahren ist die bislang größte machtpolitische Bewährungsprobe für die Föderation, gegen die der Pakt in direkter Weise gerichtet ist und das gesamte Quadrantengefüge polarisiert. Wir wollen jetzt noch einmal rekapitulieren, wie der Typhon-Pakt überhaupt entstehen beziehungsweise zum zentralen Kontrahenten der Planetenallianz aufsteigen konnte und was vor den Ereignissen von Heimsuchung/Schatten geschah.

 

Entstehung

 

Die Geburt des Typhon-Paktes liegt eingebettet in ein galaktisches Inferno bislang ungekanntes Ausmaßes, eine regelrechte Stunde Null an der Schwelle zum 25. Jahrhundert. Der Vernichtungsfeldzug des Borgkollektivs gegen den Alpha- und Beta-Quadranten bringt die Föderation und andere Mächte in der stellaren Region an den Rand der Auslöschung. Binnen weniger Wochen werden 63 Milliarden Lebewesen auf unzähligen Welten von den kybernetischen Invasoren aus dem fernen Delta-Quadranten niedergemäht (vgl. Roman Destiny: Götter der Nacht).

 

In einer letzten großen Aufwallung versammelt Föderationspräsidentin Nanietta Bacco die Botschafter aller mittleren und großen Machtblöcke auf der Erde, um sich den Borg gemeinsam in den Weg zu stellen. Obwohl sie hierbei weitestgehend Erfolg hat und nach schwierigen Verhandlungen Kampfflotten von nahezu allen Mächten zugesprochen bekommt, begeht Bacco den strategischen Fehler, das Misstrauen der ohnehin föderationsfeindlichen Tholianer zu erwecken, sodass diese sich frühzeitig von den Gesprächen zurückziehen. Um zu verhindern, dass die Tholianer die Gunst der Stunde ergreifen und der Föderation in ihrer dunkelsten Stunde durch ein sich abzeichnendes Bündnis mit den Breen in den Rücken fallen, bittet Bacco die Ferengiallianz darum, einem tholianischen Engagement zuvorzukommen und Breen-Söldner käuflich anzuwerben (vgl. Roman Destiny: Gewöhnliche Sterbliche). Dies hinterlässt die Tholianer allerdings auch mit Blick auf einen eventuellen Einfall der Borg in ihren Raum relativ schutzlos, was nicht zuletzt in der Konklave auf Tholia den Eindruck erweckt, die Föderation wolle einen Feind gegen den anderen geschickt ausspielen (vgl. Roman Einzelschicksale). 

 

Später, während der eigentlichen Schlacht gegen die Borg im Azur-Nebel, muss die Sternenflotte notgedrungen auf gekaperte Schiffe ihrer galaktischen Nachbarn zurückgreifen, um ihre Stellung zu behaupten. Dies wiederum nährt ohnehin vorhandene Zweifel und Ängste anderer Staaten, in der Ära nach der Borginvasion zum Spielball der Föderation werden zu können (vgl. Roman Destiny: Verlorene Seelen). Die Ära des Kooperationsgeistes währt dementsprechend nicht sonderlich lange.

 

Obwohl es reine Spekulation ist, inwieweit die Handlungen der Föderation im Angesicht der Borgbedrohung tatsächlich maßgeblich zur Formierung eines gegen sie gerichteten Bündnisses beitragen, fördert sie doch zumindest – mehr oder minder unfreiwillig – die Entstehung des Typhon-Paktes. Zweifellos verspielt sie in den hitzigen Tagen der Borginvasion viel moralisches und symbolisches Kapital. Als die Gründung des Paktes nach mehreren Monaten der politischen Intrigen durch den Historiker und politischen Berater Sonek Pran zutage gefördert wird, eröffnet die tholianische Botschafterin Bacco in einem letzten Gespräch, ihr eigenes Vorgehen habe den Anstoß zur Gründung der neuen Allianz geliefert, welche in der namensgebenden Typhon-Ausdehnung konstituiert wurde. Sie schließt sechs Mächte ein: das Romulanische Sternenimperium, die Breen-Konföderation, die Tholianische Versammlung, die Tzenkethi-Koalition, die Gorn-Hegemonie und den Heiligen Orden der Kinshaya ein (vgl. Roman Einzelschicksale).

 

Weitenteils unbeantwortet bleibt dagegen die Frage nach den Voraussetzungen für das Zustandekommen des Typhon-Paktes. Wie konnten die allemal sehr unterschiedlichen Interessengeflechte der genannten Mächte innerhalb so kurzer Zeit überhaupt ineinander konvergieren? Sicher ist, dass es in der Stunde Null nach der Auflösung des Borgkollektivs durch die so genannte Caeliar-Gestalt im Quadrantengefüge eine neue Ausgangslage gab, in der sich frühere Motive und Machtstellungen astropolitischer Nationen neu auswirken konnten. Isoliert werden können hierbei zwei Ebenen, die maßgeblich den Weg zum Pakt bahnen.

 

Auf der strukturellen Ebene ist das endgültige Auseinanderbrechen des nach dem Dominion-Krieg geltenden Staatengefüges zu nennen. Nachdem im Zeitraum 2375 bis 2381 mit der Cardassianischen Union bereits ein Akteur im Alpha-Quadranten aus der Riege der Großmächte herausgefallen war, schmolz nun auch die Macht des überbeanspruchten Klingonischen Reichs besorgniserregend ab, was dazu führte, dass Qo’noS sich immer stärker um den Ausgleich mit der Föderation bemühen und auf eine vollständig autonome Außenpolitik verzichten musste (vgl. DS9 7x16: Unter den Waffen schweigen die Gesetze).

 

Das nach dem Shinzon-Putsch angeschlagene Romulanische Reich zerfiel im Zuge einer innenpolitischen Zerreißprobe in zwei entgegengesetzte Separatnationen (vgl. Star Trek X: Nemesis; Roman TNG: Tod im Winter; Roman Titan: Eine neue Ära; Roman Die Gesetze der Föderation). Sowohl die Lage der Klingonen als auch der Romulaner steht für die Aufkündigung der bisherigen Balance im intergalaktischen Kräftekonzert. Das machtpolitische Vakuum, das beide kriselnden Blöcke hinterließen, führte zur Schaffung neuer Gewichte und Gegengewichte durch aufstrebende Mittelmächte wie z.B. die Kinshaya, die 2381 ihre Chance wittern, sich mehrere Systeme des ehemals überlegenen Klingonenreichs einzuverleiben (vgl. Roman Einzelschicksale).

 

Auf der bewussten, politstrategischen Ebene lassen sich die Gemeinsamkeiten der Staaten des Typhon-Paktes hinsichtlich eines Zusammenschlusses noch besser aufzeigen. Lässt man unbeachtet, dass das Romulanische Sternenimperium seine Revanchebestrebungen gegen die Föderation seit der Algeron-Niederlage niemals vollständig abgelegt hat (vgl. u.a. TOS 1x14: Spock unter Verdacht; Roman The Lost Era: Serpents Among the Ruins), kommt seit 2380 der neue Antagonismus zum Imperialen Romulanischen Staat hinzu, der sich unter Führung der Flottenkommandantin Donatra (vgl. u.a. Nemesis; Roman Titan: Der Rote König) vom Mutterterritorium abspaltete. Die starke machtpolitische Schwächung, die das Sternenimperium von Prätorin Tal’Aura erfuhr, ließ sich nicht mehr aus eigenen Kräften kompensieren, sondern nur noch durch eine Verbrüderung mit anderen Staaten beheben.

 

Zu der Zeit, in der das ursprüngliche romulanische Reich zusätzlich zur natürlichen Konkurrenz mit der Föderation sich eine erbitterte Rivalität mit dem eigen Fleisch und Blut zu leisten beginnt, werden die Akteurskonstellationen der anderen Mächte zum Schlüssel für die Gründung und das Selbstverständnis des Typhon-Paktes. Die spätestens seit den Vorfällen in der Taurus-Ausdehnung (s. Romanreihe Vanguard) gesetzte Feindseligkeit der Tholianer gegenüber der Planetenallianz erfuhr durch das Vorgehen von Präsidentin Bacco eine neuerliche Verschärfung. Die Kinshaya wiederum entwickelten sich seit dem 23. Jahrhundert zu dauerhaften Antagonisten des Klingonischen Reichs (vgl. Roman TOS: Der letzte Schachzug) und zeigten gerade im Laufe des zurückliegenden Jahrzehnts Ambitionen, Qo’noS herauszufordern (vgl. Roman Die Gesetze der Föderation).

 

Demgegenüber wurden die Breen als ehemalige Verbündete des Dominion und Kriegsverlierer lange Zeit von der Föderation und den Klingonen politmilitärisch isoliert, wohingegen mit der – ihrerseits vormals feindlich gesonnenen – Cardassianischen Union relativ schnell diplomatische Beziehungen eröffnet worden waren (vgl. u.a. Roman DS9: Ein Stich zur rechten Zeit). Die Absichten der Gorn-Hegemonie waren nach dem ursprünglichen Überfall auf die Cestus-Kolonie der Föderation (vgl. TOS 1x18: Ganz neue Dimensionen) lange Zeit schwer vorherzusehen, bis sie 2374 nach einem Staatsstreich und im Windschatten des Dominion-Kriegs erneut versuchte, Cestus III zurückzuerobern (vgl. Comic TNG: Die Gorn-Krise). Die Tzenkethi schließlich trugen in den frühen 2360er Jahren einen kurzen, aber heftigen Konflikt mit der Föderation aus, obwohl es in späteren Jahrzehnten auch leise Töne der Annäherung gab (vgl. DS9 3x26: Der Widersacher; 4x11/12: Die Front/Das verlorene Paradies).

 

Man könnte also fast die Behauptung wagen, dass in die Entstehung des Typhon-Paktes alle latenten Konflikte und offenen Rechnungen der Föderation mit anderen Mächten einfließen. Die Gründung des Paktes führt schließlich dazu, dass die Föderation zum ersten Mal in ihrer Geschichte nahezu ‚eingekreist‘ ist.

 

Der Pakt auf den ersten Metern

 

Im ersten Jahr seiner Existenz beweist der Typhon-Pakt, dass er nicht am gegenseitigen Argwohn seiner Mitglieder scheitert. So startet er als primär wirtschaftliche und militärische Union und beginnt sich zunächst v.a. auf technologische Gemeinschaftsprojekte zu fokussieren, die dazu dienen, Synergieeffekte für das Militär jedes verbündeten Staates zu entfalten. Den Anfang machen die Romulaner: Sie teilen das lange gehütete Geheimnis ihrer Tarnvorrichtung zuerst mit den Kinshaya, später mit dem ganzen Pakt (wobei das Sternenimperium sich selbst die neue Generation noch leistungsfähigerer Tarnvorrichtungen vorbehält). Diese Offenlegung markiert den ersten Schritt in einem komplexen Prozess der Vertrauensbildung, in dem die Bündnispartner innerhalb kurzer Zeit Expertise und Material zu teilen anfangen. Ergebnisse dessen sind nach kurzer Zeit nachhaltige Verbesserungen von Waffen- und Verteidigungssystemen sowie die Revolutionierung der Tarntechnologie.

 

Um ihre gemeinsamen Projekte schnellstmöglich realisieren zu können, scheuen die Mitglieder des Typhon-Paktes nicht davor zurück, die Mittel der Spionage anzuwenden. Bereits im April 2382 werden wichtige Konstruktionsunterlagen der Sternenflotte zur Entwicklung eines neuen Antriebssystems aus den Utopia-Planitia-Werften gestohlen (vgl. Roman Typhon Pact: Nullsummenspiel). Später bewirkt die Einmischung des Paktes in die inneren Angelegenheiten der Föderation, dass Andoria – historisches Gründungsmitglied – die Planetenallianz sogar verlässt (vgl. Roman Typhon Pact: Zwietracht). Dieses aggressive Vorgehen wirft die Frage auf, welche Absichten der Typhon-Pakt eigentlich verfolgt. Wo er offensichtlich zuerst als Schutz- und Trutzunion gegen Föderation und Klingonen ins Leben gerufen wurde, scheinen die inneren Kräfte des Paktes in hohem Tempo nach vorn zu drängen. Das Drehen an der Rüstungsspirale kann – ebenso wie feststellbare Tendenzen territorialer Ausdehnung – sicherlich als Absicht verstanden werden, die Föderation zunehmend in der direkten Auseinandersetzung herauszufordern.

 

Doch wie sehen dies die einzelnen Mitglieder? Herrscht unter ihnen ein Konsens über das außenpolitische Vorgehen? Ist die Forcierung technologischer und militärischer Innovationen in ihrem Verständnis ein Beitrag zur (defensiven) Befestigung des Paktes oder die erste Etappe eines kalten Kriegs, der in absehbarer Zeit ein heißer werden könnte? An dieser Stelle mag der Typhon-Pakt seine zuweilen größte Schwachstelle offenbaren: Seine Mitglieder ziehen mit Blick auf die Einstellung zur Föderation nicht ständig an einem Strang, laufen einander gar zuwider (vgl. u.a. Roman Typhon Pact: Bestien).

 

Nachdem die Kinshaya die Klingonen provozierten, indem sie eine Reihe von der Invasion geschwächte klingonische Kolonie angriffen, mussten die anderen Paktierer die Handlungen derselben notgedrungen verurteilen und Druck auf die Kinshaya-Administration ausüben, um den Ausbruch eines umfassenden Kriegs zu verhindern (vgl. Roman Einzelschicksale). Dabei scheinen die Tholianer – trotz ihrer Aversion gegen die Föderation – zusammen mit den Gorn und den machtpolitisch besonnen agierenden Romulanern eher die mäßigenden Kräfte des Paktes zu sein, wohingegen Kinshaya, Tzenkethi und Breen eher aggressive Mittel favorisieren. Es ist diese unterschiedliche Zielperspektive auf den Umgang mit der Föderation, die den Pakt innenpolitisch auf den Prüfstand stellen könnte – ausgerechnet jener Grund also, der für sein Zustandekommen überhaupt maßgeblich war.

 

In Heimsuchung und Schatten dürfen wir nun erleben, wie ein kalter Krieg zweien Supermächten entgleiten kann, welche Automatismen des Misstrauens und der Paranoia er bewirken kann, die schließlich an den Rand eines realen Kriegs führen können. Wir erinnern uns an die dramatischen Tage der Kubakrise im Jahr 1962. Mit dem Typhon-Pakt kehrt Star Trek daher an die Wurzeln seiner eigenen Entstehungsgeschichte zurück.